Immer mehr Familien zerbrechen in der heutigen Zeit. Der Spagat zwischen, Kindern, Job und Alltag ist groß und die Zweisamkeit bleibt oft auf der Strecke. Es gibt natürlich viele, andere Gründe, die zu einer Trennung führen, denn manchmal gibt es einfach keinen Ausweg mehr. Doch die richtige Arbeit beginnt erst danach, um es allen Beteiligten, vor allem den Kindern so leicht wie möglich zu machen.

Trenne ich mich oder nicht. Diese Frage schwirrt bestimmt in vielen, elterlichen Köpfen herum. Doch die Konsequenzen sind hart, für alle. Daher zögern viele und verbleiben im gemachten Nest und harren oftmals aus, bis die Kinder erwachsen sind. Doch Kinder in einem unglücklichen Elternhaushalt auswachsen zu lassen ist auch nicht optimal. Ich möchte an dieser Stelle niemandem auf den Schlips treten und mich für eine schnelle Trennung aussprechen. Viel mehr aufzeigen, dass es auch „danach“ gut werden kann. Ich habe mich vom Kindesvater getrennt als unser gemeinsamer Sohn ein Jahr alt war. Wir waren beide unglücklich in der Beziehung, auch, wenn es zu dem Zeitpunkt nicht für alle deutlich erkennbar war. Ich liebe den Vater meines Kindes noch heute, doch auf eine ganz andere Art und Weise. Als Mensch. Und ich möchte behaupten, dass das die Basis unserer heutigen, guten Beziehung zueinander ist. Denn das erste Jahr nach der Trennung war hart. Um ehrlich zu sein, es war das schlimmste Jahr meines Lebens. Ganz davon abgesehen, dass ich mit einem einjährigen Kind, gefühlt, alleine war, standen beiderseits verletzte Gefühle und, in meinem Fall, vor allem der Fakt des Scheiterns im Raum. Ich selbst bin in einer intakten Familie aufgewachsen.

Meine Eltern sind seit gut 40 Jahren verheiratet und heute noch glücklich miteinander. Was mir vorgelebt wurde, wollte ich ebenso. Die Chance darauf habe ich mir aber selbst genommen, dachte ich. Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass ich, aufgrund der Trennung, die Möglichkeit hatte, auf die Liebe meines Lebens zu treffen, mit der ich heute gut drei Jahre verheiratet bin. Und so kämpften wir, mein Ex-Partner, unser Sohn und ich, uns durch. Man darf an dieser Stelle erwähnen, dass wir viel stritten und nicht immer einer Meinung waren, aber, und das ist das A und O, immer im Sinne unseres Sohnes entschieden und wir so, nach gut 7 Jahren, an dem Punkt stehen an dem alles sehr gut funktioniert.
In der Zwischenzeit haben wir nun beide neue Partner an unserer Seite und in meinem Fall ist die Familie sogar um ein Mitglied gewachsen. Wir haben die Zeiten, an denen unser Sohn bei seinem Vater ist, fest geregelt. Diese Sicherheit brauchen Kinder, denn das ständige Wechseln zerrt ganz schön an den Kleinen. Das ist auch der einzige Punkt, der mich an unserer Konstellation stört. Dass unser Sohn so hin- und hergerissen ist.

Er ist nun in einem Alter, in dem er versteht, dass seine Eltern getrennt leben und die Fragen aufkommen, warum Papa und Mama sich nicht mehr lieb haben, und warum wir nicht alle, Papa und seine Frau, sowie Mama mit ihrem Mann und der kleinen Schwester in einem Haus zusammen leben können. Wenn er dann noch nachts weint, weil er seinen Papa so vermisst, dann zerbricht mein Herz und ich fühle mich schuldig. Schuldig, dass ich meinem Sohn seine „intakte“ Familie genommen habe. Doch dann besinne ich mich wieder auf das, was wir haben und denke mir, dass er es, mit einer unglücklichen Mutter an seiner Seite, wohl nicht viel besser hätte. Und so erzähle ich ihm, dass er zwei zu Hause hat, zwei Familien und eine Vielzahl an Großeltern. Eine Armada an Menschen, die ihn über alles lieben! Und auch wenn ich Patchwork nicht als das Wahre bezeichnen würde, man hört und liest so einiges darüber – wie bereichernd und toll es für die Kinder nicht wäre. In meinen Augen ist es nicht immer einfach und oftmals herzzerreißend. So ist es für unsere Gesamtsituation doch die beste Lösung, die wir zusammen im besten Sinne führen. Patchwork at its best eben.