„Warum die nicht mehr Elektroautos bauen, frage ich mich?“ so einer meiner Jüngsten gestern und klappt dabei frustriert das Rennautobuch zu. Ich reagiere etwas perplex, denn hat er doch damit so ziemlich den Nagel auf den Kopf getroffen, zumindest was eines der größten Umweltprobleme in Deutschland angeht. Meine Antwort fällt deswegen auch etwas verstottert aus: „Weil sie es nicht geübt haben und immer nur Benzinmotoren gebaut haben, sind sie da leider nicht so gut drin. Sie haben das verpasst zu lernen.“ Dass die deutsche Autoindustrie wahnsinnig stark ist und einen riesigen Wirtschaftszweig darstellt und warum sie so behäbig auf Elektromobiltät umschwenkt, lasse ich jetzt erstmal weg. Verteidigen möchte ich in dem Zusammenhang nämlich niemanden. Und mein Sohn ist auch erstmal zufrieden mit meiner Antwort.
Fakt ist aber doch, dass Ziele wie die Dänen sie haben, nämlich ihre Metropole Kopenhagen bis 2025 zur weltweit ersten klimaneutralen Hauptstadt zu entwickeln, in Deutschland in weiter Ferne liegen. Das ist traurig, finde ich, auch wenn das Ziel wirklich ein ehrgeiziges ist, hat es mich bei unserem Kopenhagentrip letzte Woche nachhaltig beeindruckt und ich habe mir die Dänen ganz genau angeschaut. Ein entscheidender Faktor ist nämlich das Fahrrad – mein alter Freund! Die Dänen haben nicht nur Schnellradwege zwischen Gehsteig und Straße, sondern nutzen sie auch! Das bedeutet, dass diese Radwege so frequentiert sind wie bei uns die Straßen, und dass weniger Autos als Räder unterwegs sind, würde ich so spontan schätzen. Und die Dänen sind dabei natürlich auch tough, denn Anfang Februar liegen hier die Höchsttemperaturen um 0 Grad, aber auch ich konnte mir nichts Schöneres dort vorstellen, als mit Rad durch die Stadt zu gondeln. Es ist ja wirklich immer nur eine Frage der richtigen Kleidung. Einige Däninnen sind dabei tatsächlich im Skianzug unterwegs – und das finde ich, sieht auch noch wahnsinnig cool aus. Vielleicht ist diese Begeisterung fürs Radfahren aber auch einfach eine Frage der Gewohnheit oder sogar Erziehungssache, wie auch eine bewusste Haltung zur Umwelt! Denn vielleicht kommen die und meine Zweiradbegeisterung auch daher…
So sah meine Kindheit und Jugend aus: Badewanne war verboten: Wasser- und Energieverschwendung und Umweltverschmutzung. Alle Wege mit dem Rad bestreiten, ausser es ist wirklich nicht möglich. Müll vermeiden und keinesfalls die Umwelt verschmutzen durch sorgloses Wegwerfen, es sei denn es handelt sich um einen Apfelgripsch (denn den essen die Vögel), Müll trennen, sehr geringer Fleischkonsum (das Welternährungsproblem) etc pp. Es hat mich geprägt! Und ich bin froh sagen zu können, dass nun auch meine Jungs schon lange wissen, dass Autofahren, die Luft verpestet und das wir auf jede uns mögliche Form unsere Umwelt schützen müssen. Für uns heisst das natürlich auch nicht, das wir eine ausgeglichene CO2-Bilanz haben, aber wir tun alles was wir einfach umsetzen können.
Dazu gehört natürlich vor allem den CO2-Ausstoß gering halten. Als meine Zwillinge als zweites und drittes Kind zur Welt kamen, war ihr Bruder grad drei Jahre geworden. Ich wollte mich aber nicht durch die wirklich nicht ganz einfache Fortbewegung mit drei Stöpseln ans Auto binden lassen, sondern habe mir einen gebrauchten Fahrradanhänger gekauft! Da waren die Zwillinge keine 3 Monate alt. Sie lagen in ihren schönen und vor allem sicheren Hängematten in einem super gefederten Anhänger (ich habe mich natürlich intensiv mit der Wirkung dessen auf die Kleinen auseinandergesetzt und das bestgefederte Modell anvisiert) und sie haben jede Fahrt genossen. Sicher war jeder Start und jedes Ankommen nicht easypeasy, aber das ist es am Anfang mit Zwillingen und einem weiteren Kleinkind auch per Auto nicht. Den Großen habe ich übrigens auch noch hinten drauf gehabt und mich manchmal gefragt, ob meine CO2-Bilanz nun wirklich besser wird, da es so anstrengend war, dass ich (währenddessen nämlich auch noch 8-9 Monate die Zwillinge vollstillend) wirklich ordentlich reinhauen musste. Aber da sind wir wieder bei dem Thema Ernährung: wenn es denn Haferflocken sind, stimmt die Bilanz 😉 Und natürlich nehmen wir auch ab und zu das Auto. Das eine, alte Ding das wir haben und mit regelmäßigen Reparaturen vor seinem Tod bewahren. Und wenn wir fahren, sind wir ja mindestens immer vier Insassen und da ist die Bilanz schon wieder gar nicht so schlimm. Ab und zu ist natürlich auch mein Mann dabei. Der fährt aber ansonsten ausschließlich Rennrad. Mindestens 20 km Arbeitsweg bei JEDEM Wetter. Ich bin wirklich stolz auf ihn. Denn bei Regen gebe ich immer klein bei!
Gegen To Go Becher habe ich eine echte Aversion. Ich verstehe ja grundsätzlich den Gedanken, aber der ist doch wirklich überholt, oder? So eine unnötige Müllproduktion. Ich bin aber auch ein Schnelltrinker und finde Einwegbecher komplett überflüssig. Könnten meinetwegen (und der Umwelt zuliebe) wieder ganz abgeschafft werden. Einmal habe ich mich fast mit einer Cafeverkäuferin in einem Selbstbedienungscafe (auf mindestens einen Kaffee täglich würde ich nämlich trotz der schlechten CO2-Bilanz von Kaffee – wegen des weiten Weges der Bohnen – nicht verzichten) angelegt, die mir die Mehrweg-Tasse schlichtweg verweigert hat und uns gezwungen hat Einwegbecher zunehmen. Ich unterstelle ihr Spülunwilligkeit, denn so richtig erklären konnte sie mir das nicht. Vielleicht war ja der Ladenschluss in Sicht oder was weiß ich. In meinem Sichtfeld standen jedenfalls diverse saubere Tassen! Absolut verantwortungslos sowas. Auf Nachfrage lüfte ich das Sünder-Geheimnis gerne 😉
Ich habe immer ein schlechtes Gewissen (ich weiß das bringt noch nichts), wenn eine Onlinebestellung kommt und denke, dass was heutzutage viele machen (weiß ich aus dem Onlinehandel), nämlich einfach bestellen und zurückschicken ist eine wahre Umwelt-Sünde! Und das kommt bei uns wirklich so gut wie nie vor! Denn erstens, bestellen wir fast gar nichts online, ausser es macht wirklich grad mehr Sinn und zweitens, überdenke und begutachten wir das dann so genau, dass es es in der Regel nicht umgetauscht werden muss. Aber den CO2-Vergleich von Eurem Weg und dem Postwagen plus der zusätzlichen (unnötig großen) Verpackung kann man auch mit so einem CO2 Footprint Kalkulator nicht so leicht ausrechnen. Unsere Lösung ist dann zumindest diese Verpackung als Spielmaterial zu nutzen. Denn aus Kartons kann man ja alles mögliche Tolle basteln (hier ein Beispiel von uns). So hat man zumindest den Recycling Gedanken angewandt, mit dem mir alles immer schon etwas sinnvoller erscheint.
Was wir sonst noch täglich tun:
- Ich habe immer Baumwollbeutel in der Tasche, um auf Tütenmomente vorbereitet zu sein.
- Wir trennen seit Jahren unseren Müll.
- Wir benutzen für alles Tupper und vermeiden so unnötigen Verpackungsabfall.
- Durch unseren kleinen Vegetarier (tatsächlich seitdem er 3,5 Jahre alt ist) ernähren wir uns nahezu fleischfrei, wenn doch Fleisch dann 100% Bio und somit nachhaltig produziert.
- Wir wohnen seit fast fünf Jahren in einem KfW Effizenzhaus – es ist unglaublich was Altbauten an Wärmeverlusten aufweisen. Alles verpulverte Energie. Und wir haben es warm, obwohl wir nicht viel heizen müssen, das wiederum tun wir mit Ökostrom.
- Aus dem Zimmer raus, Licht aus!
- Wir drehen den Wasserhahn aus, beim Einschäumen und Zähne putzen und wenn wir mal baden dann mindestens zu dritt 😉
- Ich merke, dass wir den Jungs das Umweltbewusstsein schon sehr stark verankert haben, denn bei vielen Dingen erziehen sie sich gegenseitig oder kommentieren falsches Verhalten entsprechend. Ich versuche ihnen einfach mit auf den Weg zu geben, dass es um ihre Zukunft geht.
Jeder hat sicherlich seine Prioritäten, in dem was leichter und schwerer in der Umsetzung zum Umweltschutz fällt. Wichtig ist, dass wir ALLE etwas tun. Wenn jeder alles das macht, was ihm nicht so sehr weh tut, kommen wir schon einen Schritt weiter. Auch bei den Sünden (Flugreisen etc.), sollten wir uns darüber bewusst sein und zum Ausgleich vielleicht etwas extra für den Schutz der Umwelt tun. Und auch die Sünden unseren Kinder erklären, finde ich. Meine Kinder wissen, dass der Klimawandel zur Erderwärmung und Schmelzung der Polkappen führt. Das damit Lebensraum von so tollen Tierarten wie Eisbären und Pinguinen, die auf diesem Eis leben, verloren geht, haben sie auch verstanden. Alles weitere, auch wo es komplizierter wird, sind wir ihnen ebenso schuldig. Denn ohne das wir sie da heranführen verstehen Kinder noch nicht, was das alles – vor allem für sie – bedeutet. Es ist ihr Recht das zu erfahren, denn es ist die Welt, die wir ihnen hinterlassen und in die sie ihre Kinder setzen werden!
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