
Unser Gastautor Björn Ecklundt zerbricht sich von Berufs wegen den Kopf über den Zustand unseres Planeten.
Er ist Vater von zwei Töchtern, arbeitet in der Klimapolitik und drückt sich jeden Spätherbst auf den großen Klimakonferenzen herum. Diese steuert er, sofern möglich, mit der Bahn an und nimmt dafür auch gerne Umwege oder lange Reisezeiten in Kauf. Warum? Das erklärt er uns hier!
Als ich die Grundschule besuchte, war Zukunft für mich das Jahr 2000: unendlich weit weg, voll von Science Fiction und kaum vorstellbar. Konkret war es das Jahr, in dem ich 26 werden würde. Ich dachte als Kind, dass man dann einen Schnauzbart trägt und Opel Manta fährt, weil das bei den Männern, die ich für Mitte Zwanzig hielt, so war. Ziemlich wenig Science Fiction. Die „Zukunft 2000“ habe ich glücklicherweise ohne Schnauzer und Manta überstanden. Über die Zukunft mache ich mir weiterhin Gedanken. Jetzt stehen meine beiden Kinder Mila (4¼) und Lena (21) darin im Mittelpunkt. In was für einer Welt werden sie wohl in 50 oder 70 Jahren leben (müssen)?
Vieles deutet darauf hin, dass meine Lütten schon in der Mitte ihrer Leben eine stark reduzierte Tier- und Pflanzenvielfalt um sich haben, heftigere Stürme und Überschwemmungen, Winter ganz ohne Schnee und unbeständige Sommer erleben werden. Wirklich sauberes Trinkwasser könnte selbst in Deutschland knapp und teuer werden. Die Weltkarte könnte sich verändern, einige Inselstaaten könnten einfach verschwinden. Die größten Probleme werden sich aus dem Klimawandel ergeben.
Wie kommt es überhaupt zum Klimawandel?
Seit Beginn der Industrialisierung vor 250 Jahren ist die Durchschnittstemperatur auf der Erde um fast 1° C gestiegen. Schuld daran sind die Treibhausgase, die die Menschen seitdem übermäßig freigesetzt haben. Allen voran das Kohlendioxid, das entsteht, wenn Kohle, Öl und Gas verbrannt werden. Auch wenn Moore für die Landwirtschaft trockengelegt oder Wälder abgeholzt werden, gelangt Kohlendioxid zusammen mit anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre. Aus den Gedärmen von Kühen und Schafen, die wir massenhaft halten, kommt Methan gerülpst und gepupst. Das Düngen von Feldern erzeugt Lachgas. Diese Gase sorgen dafür, dass Sonnenwärme auf der Erde bleibt. Das ist natürlich auch wichtig, damit wir auf der Erde nicht erfrieren. Jetzt bleibt zunehmend mehr Energie hier als nötig wäre und der ganze Planet erwärmt sich. Klimaveränderungen hat es in der Erdgeschichte immer wieder gegeben und das Leben hat sich immer wieder daran angepasst. Durch den menschlichen Eingriff finden diese Veränderungen jetzt aber so schnell statt wie seit Millionen Jahren nicht mehr und die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch der Mensch kann sich nicht in der gleichen Geschwindigkeit daran anpassen. Wenn wir weiter wie bisher Treibhausgase in die Atmosphäre blasen, hält die Mehrheit der Klimawissenschaftler eine Erwärmung der Erde um 3 bis 5 Grad bis Ende dieses Jahrhunderts für wahrscheinlich, um bis zu 7 Grad für möglich.
Was kommt da auf uns zu?
Vor zwei Jahren wurde zwar in Paris ein internationales Klimaabkommen beschlossen, mit dem die Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf unter 2 Grad und möglichst nur 1,5 Grad begrenzt werden soll, damit es nicht zu einem chaotischen Klimawandel kommt. Aber das was die einzelnen Staaten bisher versprochen haben zu tun, reicht nicht, um dieses Ziel zu erreichen. Selbst wenn alle Versprechen umgesetzt würden, würde das die Erderwärmung wahrscheinlich nur auf 2,7 Grad begrenzen können. Und dafür müssten wir ab sofort jedes Jahr weniger Treibhausgase produzieren. In der Realität passiert aber gerade genau das Gegenteil.
Erderwärmung bedeutet nicht nur, dass es einfach ein bisschen wärmer wird und wir für die Ostsee nur das Mittelmeergefühl dazubekämen. Ganz so einfach ist es nicht: wenn man sich überlegt, dass man statt mit 30 mit 33 oder 35 Grad klarkommen muss, sieht die Sache schon ein bisschen anders aus. Zusätzliche Hitzetage im Sommer, an denen es auch nachts heiß bleibt, können für alte und schwache Menschen bedrohlich werden. Und alt werden meine Kinder gegen Ende des Jahrhunderts auch sein.

Was verlieren wir durch den Klimawandel?
Eine höhere Temperatur bedeutet auch, dass das Grönland- und Antarktiseis, aber auch die Gebirgsgletscher wegtauen. Das Tauwasser fließt dann ins Meer, lässt den Meeresspiegel steigen und bedroht Inseln und die Städte und Siedlungen an den Küsten, wo etwa 10% der Menschheit leben. Gleichzeitig sorgt der Verlust der Gletscher vielerorts für Wassermangel.
Als Climate Change Loser Role Model wird immer wieder gerne der aussterbende Eisbär bemüht, der keine Robben mehr fangen kann, weil es keine Eisschollen mehr gibt, auf denen er sich auf die Lauer legen kann. Aber auch dem Rest des Meeres macht der Klimawandel zu schaffen. Denn erstens wird ein großer Teil der zusätzlichen Wärme im Meer gespeichert und zweitens geht das zusätzlich Kohlendioxid ins Wasser der Ozeane über und bildet Kohlensäure. Die Wärme und die Säure machen vielen Meeresbewohnern zu schaffen. Besonders Korallenriffe kommen gar nicht darauf klar: sie sind extrem empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen und ihre Kalkskelette werden durch die Säure angelöst. Gleiches passiert mit Muscheln und anderen Schalentieren. Am Great Barrier Reef vor Australien kann man bereits jetzt ein nie dagewesenes Korallensterben beobachten.
Außerdem ist durch die zusätzliche Wärme mehr Energie in der Atmosphäre, was zu stärkeren Wetterschwankungen und heftigerem Extremwetter, also Stürmen, Starkregenfällen oder Gewittern führt. So wie bei einem Kochtopf, dessen Deckel umso lauter klappert, je stärker das Wasser brodelt.
Waldbrände in Kalifornien, Wassermangel in Südafrika,
Ernteverluste in Deutschland
Natürlich ist es nicht wissenschaftlich korrekt zu sagen, dass der letzte verregnete Sommer oder dieser viel zu milde Winter – Mila wartet immer noch darauf, dass bald der Winter kommt und es dann schneit und sie ihren Schlitten mit dem Regenbogenseil aus dem Keller holen kann – wegen des Klimawandels so war wie er war. Aber: Von den global gesehen 17 wärmsten Jahren seit 1881 liegen 16 in diesem Jahrtausend. Die zunehmende Heftigkeit der Wirbelstürme, die jedes Jahr über der Karibik wüten oder die pazifischen Inseln verwüsten, wird der Erderwärmung zugeschrieben. Weltweit hat die Zahl der wetterbedingten Katastrophen zugenommen: Zwischen 1970 und 2012 sind hierdurch fast zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. Auch verschieben sich die Jahreszeiten in denen üblicherweise ein bestimmtes Wetter herrscht. Der Monsun in Indien kommt oft zu anderen Zeiten und lässt die Ernte absaufen. Kalifornien erklärt Waldbrände im Winter zum neuen Normal. In Südafrika ist im vergangenen Jahr die Regenzeit ausgefallen und Kapstadt rationiert das Wasser. In Deutschland ist 2017 ein großer Teil der Apfelernte verloren gegangen, weil es nach Beginn der Apfelblüte plötzlich wieder starken Frost gab, was die Bäume nicht gewohnt waren. Gegenüber 2016 hat sich der Ertrag mehr als halbiert. Im reichen Deutschland kommen wir mit den Ernteverlusten und etwas höheren Lebensmittelpreisen noch einigermaßen klar. Für Menschen in armen Ländern, die oft direkt von dem leben, was sie auf dem Feld ernten, ist ein Ernteausfall lebensbedrohlich.
Sind wir nicht zu klein? Was kann der Einzelne schon bewirken?
Das und noch vieles mehr sind die Aussichten für die Zukunft unserer Kinder, wenn wir jetzt nichts oder zu wenig tun. Denn wir in den reichen Industrieländern, in Europa, Nordamerika, Australien können und müssen etwas tun. Sind wir nicht zu klein? Was kann der Einzelne schon bewirken? Richtig, wir sind klein. Und wenn nur eine Einzelne oder ein Einzelner etwas macht, dann passiert nichts. Aber erstens ist es keine Option, die Hände in den Schoß zu legen: Mila, mit ihrem Temperament wird mich ganz sicher deutlich zur Rede stellen, was ich denn getan habe um den Klimawandel zu verhindern. Zweitens können sich Dinge ändern, wenn viele Einzelne in die gleiche Richtung arbeiten. Und drittens können wir Vorbild sein. Für unsere Kinder, aber auch, als Land, für Entwicklungsländer, die berechtigterweise nach dem Wohlstand streben, den wir z.B. in Europa haben und die unserem Lebensstil nacheifern.
Wie wir den von uns verursachten Treibhausgasausstoß senken können!
Wir müssen dafür zu sorgen, dass unseretwegen weniger Kohle, Öl und Gas verbrannt wird, dass unseretwegen die Landwirtschaft weniger Treibhausgase freisetzt. Dafür ist eine massive Änderung unseres Lebensstils nötig. Die Rahmenbedingungen muss die Politik setzten. Aber wir als Bürgerinnen und Bürger müssen mithelfen.
1. Ökostrom beziehen – Stromverbrauch senken
Zu den größten Klimatreibern gehört natürlich die Energieerzeugung aus Kohle, Öl und Gas. Hier haben wir es in der Hand unseren Verbrauch zu senken und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Als erstes kann jeder seinen Stromanbieter wechseln und Ökostrom beziehen. Das kostet etwa fünf Prozent mehr und macht im Monat vielleicht ein bis zwei Kugeln Eis aus. Wenn man dazu noch einen Anbieter nimmt, der nicht nebenher Kohle- oder Atomkraftwerke betreibt, bekommt man auch echten Ökostrom geliefert. Mehr zum Ökostrom findet man hier. Es ist aber auch wichtig, nicht nur den richtigen Strom zu beziehen, sondern auch generell weniger zu verbrauchen.
Ein paar der üblichen Stromspartipps helfen schon: Ladekabel von Smartphone und Tablet bei Nichtbenutzung rausziehen, Licht aus, wenn nicht benötigt (Peter Lustig lässt grüßen!); überall, wo möglich, LED-Birnen reinschrauben – die halten ewig, verbrauchen weniger Strom als Energiesparlampen und können schöneres Licht; Hausgeräte mit einem geringeren Energieverbrauch anschaffen; Teewasser mit dem Wasserkocher statt auf dem E-Herd heißmachen und vieles mehr. Greenpeace gibt noch weitere Tipps.
2. Intelligenter heizen!
Ein großer Teil des Energieverbrauchs geht in die Heizung von Häusern und Wohnungen. Deutlich weniger Heizbedarf lässt sich erreichen, wenn das Haus gut gedämmt ist, die Fenster richtig isolieren und der Heizkessel dem neusten Stand der Technik entspricht. Das alles ist erstmal teuer und bei Mietwohnungen nur wenig beeinflussbar. Den eigenen Heizbedarf senken und dabei Geld sparen, kann man aber, wenn man die Heizung genauer reguliert und die Raumtemperatur optimal einstellt, sagt auch der BUND.
Senkt man die Raumtemperatur um nur 1 Grad, kann man ca. 6% der Energie einsparen. Manchmal vergesse ich die Heizung runter zu drehen, wenn ich mit Mila morgens zum Kindergarten losrenne. Wenn mir das bei der Arbeit einfällt, kann ich für ein paar Stunden nichts dagegen tun. Seit ein paar Wochen kann ich aber jetzt unsere Heizkörper über das Smartphone runterfahren. Die Heizungsthermostate aus dem Homematic IP System von eQ-3 lassen sich über eine App steuern. Wir können schon vorab Heizprofile einstellen, die die Heizung anmachen, wenn wir normalerweise zu Hause sind – morgens und dann wieder nach der Kita. Wenn’s dann doch mal länger auf dem Spielplatz wird, kann die Heizung auch nochmal per App vertröstet werden. Das Ganze war in 20 Minuten super easy anzubauen. Nicht einmal Werkzeug habe ich gebraucht (und mir nur leicht die Finger am heißen Heizungsrohr verbrannt). Piece of cake!

3. Fortbewegung überdenken!
Ein weiterer wichtiger Punkt, der zum Klimawandel beiträgt, ist die Art, wie wir uns fortbewegen. Mal ehrlich: Müssen wir, vor allem wenn wir in der Stadt leben, unsere Wege mit dem Auto zurücklegen? Auch mit Kind können wir für kleine Besorgungen zum Supermarkt in der Nähe laufen. Oder zur Arbeit fahren, wenn die locker mit der S-Bahn oder dem Fahrrad zu erreichen ist? Sicher, es ist bequemer. Aber nötig? Come on! Gerade die kurzen Strecken sind besonders energieintensiv und produzieren viel Kohlendioxid. Gesünder ist es zudem, nicht alle Wege im Sitzen zurück zu legen. Und außer Förstern, Landwirten und Bergbewohnern braucht in Deutschland auch fast niemand einen SUV, schon gar nicht die Stadtmenschen. Die Dinger verbrauchen zu viel Sprit und Platz. Ihre Stoßstangen sind zielgenau auf der Höhe von Kleinkinderköpfen. Überlebenschance gleich null. Das ist das zweifelhafte Fahrvergnügen nicht wert. Weg damit! Kinderwagen und Bierkästen passen auch in ein kleineres Auto, das weniger verbraucht. Wenn es denn überhaupt eins sein muss.
4. Weniger fliegen – oder wenigstens kompensieren
Einer der größten Knackpunkte aus Klimasicht ist das Fliegen. Es ist das mit Abstand klimaschädlichste Fortbewegungsmittel. Durch die Flughöhe entstehen neben dem Kohlendioxid auch noch Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf, die die Treibhauswirkung verdoppeln bis verfünffachen können. „Grünes Fliegen“ gibt es leider nicht, weil Flugzeuge nicht mit Ökostrom fliegen. Das einzige, was hilft ist: weniger fliegen! Eine einzige Reise von Berlin nach Mallorca ist für gut 650 kg CO2 verantwortlich. Das sind etwa 40% dessen, was ein Inder durchschnittlich in einem Jahr verursacht. Auch hier sind es wieder kurzen Strecken, die überdurchschnittlich viel Treibhausgas ausstoßen, weil Starts und Landungen besonders viel Energie verbrauchen. Warum also nicht den nächsten Urlaub irgendwo verbringen, wo man mit der Bahn hinkommt oder wenigstens mit dem Auto? Der Weg kann auch ein Ziel sein und man bekommt wieder ein Gefühl für Entfernungen. Und käme ich unerwartet zu Reichtum, würde ich mir neben einem neuen Fahrrad, noch eine Bahncard 100 gönnen.
Wenn es nun aber ohne Fliegen gar nicht geht, dann lässt sich das Problem ein wenig lindern, indem man mit Kompensationszahlungen Projekte in Entwicklungsländern unterstützt, mit denen zwar die Emissionen nicht rückgängig gemacht werden können, die aber für die Zukunft Treibhausgase vermeiden, etwa Solarzellen in Indien oder energieeffiziente Kocher in Kenia. Mit den Kompensationszahlungen wird leider viel Schindluder getrieben und es ist wirklich nur ein Notbehelf. Deswegen sollte man sich für einen seriösen Anbieter wie Atmosfair oder die Klima-Kollekte der kirchlichen Hilfswerke entscheiden.
Wir können auch zum Klimaschutz beitragen, wenn wir unsere Ernährung umstellen. Weg von zu viel Fleisch und anderen tierischen Produkten. Aber dazu mehr in einem anderen Beitrag.
„We’re the first generation to feel the effect of climate change
and the last generation who can do something about it“
Meine Klimabilanz ist leider schon versaut, weil ich beruflich und wegen der Familie von Milas Mama hin und wieder weit fliegen muss. Es ist jedes Mal ein innerer Konflikt für mich: einmal im Jahr die Familie am anderen Ende der Welt sehen oder das Klima schützen…
Unsere Lütten leben meistens im Hier und Jetzt. „Übermorgen“ oder gar „nächstes Jahr“ sind noch vollkommen abstrakte Konzepte. Mila spricht immer von Dingen, die sie morgen gemacht hat. Wir Eltern haben die Verantwortung, uns um ihr morgen, ihr übermorgen, um ihre Zukunft zu kümmern. Wir müssen Vorbild sein, dafür wie wir mit der Welt umgehen. Es ist selbstverständlich, dass wir unseren Müll nicht einfach auf die Straße werfen. Das bringen wir den Kleinen auch bei. Genauso selbstverständlich sollten wir uns und unseren Kindern ein klimafreundliches Handeln bewusst machen und beibringen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit dafür. Um noch Barack Obama zu zitieren: „We’re the first generation to feel the effect of climate change and the last generation who can do something about it“. Hey-ho! Let’s go!

Bildcredits: Aufmacher by @littlecoal for @visit1000islands, restliche Fotos von privat
Dieses Foto hat Björn in Marokko aufgenommen. In seiner Funktion als Projektmanager für internationale Umweltpolitik bei einer politischen Stiftung hat er dort die UN-Klimakonferenz besucht. Die Krux an der Sache mit den weltweiten Konferenzen: Die Klimabilanz der Teilnehmer ist bereits durchs Fliegen zu den internationalen Veranstaltungsorten versaut! Welche Mittel und Wege es gibt, dennoch Gutes für die Umwelt zu tun, lest ihr oben im Text.
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