Diejenigen unter euch, die uns schon eine Weile verfolgen, erinnern sich eventuell an den Beitrag „Was tun, wenn Eltern sich trennen“ und bestimmt auch an unser #mummymag Paper 8  – ist ja auch erst ein halbes Jahr her, dass der Titel erschienen ist. Der Themenschwerpunkt der Ausgabe 8 lautete „Familie, abseits des klassischen Modells“ und hätten wir Toni vor ein paar Monaten schon gekannt, sie wäre sicherlich bereits in unserer letzten Ausgabe aufgetaucht. Jetzt tut sie es, zusammen mit einigen anderen besonderen Freunde-Konstellationen in unserem Mummy Mag Paper 9. Und weil es die Paperinhalte in anderer Form auch auf dem Blog verlängert werden, hier Teil II der Mini-Serie: Freundschaften auf den zweiten Blick!

Antonia Jahn ist als freiberufliche Fotografin spezialisiert auf Familien-& Kinder-Portraits und lebt mit ihrer Tochter in dem Bezirk Prenzlauer Berg. Dort wohnt auch ihr Ex, um die Ecke quasi, Philip Ostendorf, Photo-Producer, 35 Jahre, Vater ihrer Tochter und, jetzt kommt’s: Tonis bester Freund!
Ein Ex-Paar, welches sich gegenseitig als „beste Freunde“ bezeichnet, das ist so besonders (schön), dass wir nicht anders konnten, als den beiden die gleichen Fragen zu stellen –  und siehe da, wir haben teils gemeinsame, teils völlig unterschiedliche Antworten erhalten…

Wie lange kanntet ihr euch, als Toni schwanger wurde?

Toni: Wir kannten uns 9 Monate. Die Schwangerschaft war so geplant, weil wir dachten, komme was wolle, die Liebe zum Kind hält auf jeden Fall hält für immer.

Die erste Grübelei nach dem positiven SSW Test?

Beide: OMG! ok.. und jetzt?
In welche Stadt sollen wir ziehen? Berlin (Philip) oder Bonn (Toni)?

Der Moment, als du wusstest, ok, es geht nicht mehr

Toni: Ohje. Chaos. Was nun?! Wir zerbrechen das klassische Familienkonstrukt und unsere Tochter muss darunter leiden.
Philip: Ich war zum Teil eher überrumpelt und musste mich erst sortieren. Hat auch recht lange gedauert. Aber der Entschluss, das ganze freundschaftlich zu lösen stand von Beginn an für mich fest. Auch wenn das eher ein Prozess war.

Wie verlief euer Trennungsgespräch? Was habt ihr besprochen?

Toni: Haben wir alles versucht? Was lief falsch? Was waren die Gründe?
Philip: Gibt es nicht eventuell doch noch ein Chance? / Wollen wir nicht doch jetzt noch zu einer Beratung (dafür war es aber natürlich viel zu spät)

Und was war der konkrete Grund für die Trennung?

Unterschiedlich gewachsene Lebens- Vorstellungen durch viele Veränderungen. Ohne es bewusst wahr zu nehmen, waren wir irgendwann kein Liebespaar mehr.

Welche Schritte habt ihr unternommen, als klar war, dass ihr euch trennt?

Beide: Die erste Zeit war geprägt von häufiger Funkstille. Man braucht ja auch erstmal Zeit, sich zu sortieren. Besprochen wurde in erster Linie, wie wir es schaffen, dass unsere Tochter darunter nicht zu sehr leiden muss. Dazu zählte u.a. die Wohnsituation und zeitliche Aufteilung. So dass wir es erst einmal als WG versucht haben und uns erst später getrennte Wohnungen nahmen und unsere Tochter zuerst 3-4 , mittlerweile 2-2-3 im Wechsel haben. Sehr wichtig war uns, dass unsere Tochter sich weiterhin sicher und geliebt fühlt.

Was schätzt ihr aneinander? Was mögt ihr am anderen besonders?

Beide: Wir sind stolz auf unsere Tochter und darauf, dass wir es trotz allem schaffen, für einander da zu sein und eine neue Form der Familie darstellen, in der sie sich sicher und geliebt fühlt. Diese Vertrautheit und Sicherheit wissen wir aneinander zu schätzen.

3 Gründe, warum ihr heute befreundet seid…

Beide: Es gibt keine 3 Gründe im eigentlichen Sinne. Es war eher ein Prozess über die vergangenen Jahre, zu dem wir beide aktiv beigetragen haben. Es gibt auch immer noch Momente, in denen der andere einen zur Weißglut bringt. Aber wir können inzwischen besser damit umgehen und uns auch wieder vertragen. Der wohl wichtigste Grund ist, dass wir nicht unsere Probleme miteinander auf den Schultern unserer Tochter austragen wollten. Sie sollte weiterhin das Gefühl haben, uns beide zu gleichen Teilen und auch gemeinsam zu haben, wann immer sie es sich wünscht.

Vielen Dank, liebe Toni, lieber Philip, für diese intimen Antworten und dass ihr eure besondere Geschichte mit uns teilt. Ich musste beim Tippen jede Sekunde an dieses Interview mit einer Kinder-Psychologin denken, auf das wir super viel Ressonanz erhalten haben. Ihr seid in meinen Augen Vorbild-Eltern in Sachen Trennung und macht allen Hoffnung, dass getrennte Wege auch ganz ohne Rosenkrieg bestreitbar sind… Danke euch!

Der Artikel, den wir bereits zu dem Thema Trennung veröffentlicht haben:

Dipl. Psychologin Anja Tamima Braun, arbeitet seit 2013 als niedergelassene Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche in Berlin-Wedding. Sie lebt selbst in einer Patchworkfamilie. Und weil sie damit quasi prädestiniert ist, hat sie uns einige Fragen beantwortet… HIER geht’s zum Artikel!