5 Kinder in 6 Jahren – “Die Nerven behalten und gelassen bleiben,
das ist die größte Herausforderung, jeden Tag”
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Stephanie H. ist nicht auf den Mund gefallen. Das nutzt ihr bei doofen Kommentaren ebenso wie um die Rechte ihrer Kinder durchzusetzen. Aber auch bei selbigen kann das sicher nicht schaden. Fünf gegen einen ist ja nicht immer leicht. Stephanie hat alles im Griff und arbeitet täglich an sich, um es noch besser zu machen. Dabei ist sie schon nahezu perfekt und hat genau die richtige Einstellung für eine solche Großfamilie: Das gemeinsame Leben einfach genießen.
Ich habe die schöne Brünette und ihre kleine Großfamilie zusammen mit meinen Jungs Zuhause besucht. War das ein Spaß! Und worüber haben wir so gesprochen! – Über dies und das und natürlich über das Mama-Sein…
Liebe Stephanie, Dein ältester Sohn ist sieben Jahre, Deine Jüngste bald eins. Du hast fünf Kinder, fast im Jahresabstand bekommen. War das so geplant?
Nein, vom ersten bis zum letzten Kind war keines geplant, manchmal nicht ganz unerwartet und immer sehr willkommen.
Wir haben alle Varianten durch: schwanger trotz 3-Monats-Spritze, schwanger wegen der Susi-Sorglos-Variante, schwanger trotz Pille, unbemerkte Schwangerschaft auf Grund fortlaufenden Zyklus usw. Selbst jetzt scherze ich bereits, dass ich wohl das eine Prozent bin, das trotz Spirale wieder schwanger wird. Nun, allen die uns wegen unserer Grossfamilie Unverständnis bis Vorwürfe entgegen gebracht haben, könnte ich damit sagen: Ich habe meistens alles getan was von mir erwartet wurde, die Natur lässt sich nix vorschreiben.
Wie geht es Euch?
Es geht uns sehr gut! Wir leben Familie und wir lieben es. Wir machen keine Abstriche, setzen aber Prioritäten. Zeit, die wir haben, verbringen wir bis auf wenige Ausnahmen immer gemeinsam. Wir sind sehr positiv eingestellte Menschen, hier und da liegen mal die Nerven blank und wir sind auch oft sehr erschöpft, weil Kindererziehung und Familien-Management und alle nebensächlichen Alltagsdinge oder ausserplanmässigen Ereignisse sowohl psychisch als auch physisch sehr anstrengend sind. Aber wir sind alle gesund, insbesondere unsere Kinder. Sie entwickeln sich prächtig zu eigenständigen Persönlichkeiten und wir genießen es sehr das zu erleben.
Ist die Familienplanung jetzt abgeschlossen?
Diese Frage kann ich so klar nicht beantworten. Die letzte Entbindung war ziemlich dramatisch und mein Körper hat mir ein deutliches Signal gegeben. Ich würde es derzeit nicht darauf anlegen erneut schwanger zu werden. Laut Arzt soll ich mir wenigstens 2 Jahre Ruhe gönnen.
Ich war gezwungen meinen Körper und meine Familie zu schützen und bin deshalb mindestens zeitweise ‘ausser Gefecht gesetzt”. Aber ich würde es noch nicht ganz ausschließen, denn ich werde dieses Jahr erst 35 und bin gesund und auch nicht ganz ohne Verstand.
Andererseits wissen wir nun, dass wir gesunde Kinder machen können. Es spricht aus unserer Sicht nichts dagegen, einem der vielen ungeliebten Kinder in Deutschland ein liebevolles zu Hause zu ermöglichen. Oder ich bekomme Gefallen an der neu gewonnen Freiheit und rufe doch das Ende herbei? who knows, et küt wie et küt
Wolltest Du immer so viele Kinder haben?
Nun, ich hatte mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich wusste nur schon immer, dass ich gerne Mutter werden würde. Und als es so weit war, war ich im – aus meiner Sicht – perfekten Alter von 28 Jahren. Es war sehr unerwartet, was bei einer jungen Erstlingsmutter viel Verunsicherung bewirkte, zumal ich meinen heutigen Ehemann verhältnismaessig kurz kannte und meine gesamte Lebenssituation damals sehr unsicher war. Eigentlich war ich damals auf Jobsuche, quasi Mittellos, erst kurz bevor ich meinen Man of Life kennen lernte, aus einer heftigen Lebenssituation entflohen und alles andere als eine junge Frau die mit Familienplanung beginnen wollte. Aber es war die beste Entscheidung meines Lebens! Für diesen Mann und für dieses erste Kind, dem wir auch den bedeutungsvollen Namen Maximus gaben.
Hast Du oder Dein Mann selber viele Geschwister?
Mein Mann hat nur eine Schwester und ich habe insgesamt 4 Geschwister, bin aber nur mit 2 von Ihnen gross geworden. Die Kinder meines Vaters lerne ich aktuell erst kennen. Großfamilie wurde uns also nie vorgelebt.
Wie hast Du Dir als kleines Mädchen Dein Leben vorgestellt?
Garnicht. Ich habe wohl schon immer im jetzt gelebt und keine konkreten Wünsche oder Vorstellungen gehabt, eventuell war ich zu sehr mit der damaligen Gegenwart beschäftigt, um mir über die Zukunft Gedanken machen zu können. Ich weiss aber noch, dass ich immer zufrieden sein wollte, Ziel erreicht .
Interessanterweise hatte mir einmal ein ehemaliger Mitschüler bei einem Treffen erzählt, dass unsere Klassenkameraden immer davon ausgegangen seien, ich würde eine Mehrfach-Mutter werden und zu Hause arbeiten. Da Fremd- und Eigenwahrnehmung bei mir wirklich zu mindestens 90 Prozent gegensätzlich sind, kann ich selbst aus heutiger Sicht nicht erklären, wie die damals darauf gekommen sind.
Hast Du das Gefühl, Du kannst allen gerecht werden?
Nein. Nie. Denn da ist neben den Kindern noch ein Mann und man ist ja selbst auch noch da und wir sind sowohl Familie, als auch Partner und zudem jeder eine eigenartige Persönlichkeit. Ob es mir damit anders geht als anderen Eltern, glaub ich nicht mal.
Das Wesentliche dabei ist, dass ich vor allem mir nie gerecht werde und meinen eigenen Ansprüchen nie genüge. Ich musste fünf Kinder bekommen, um das zu verstehen und befinde mich noch im Lernprozess, denn wissen und verstehen wie es funktioniert ist trotzdem nicht gleich umsetzungsfähig. Es ist schwer das schleichende schlechte Gewissen nicht zu zu lassen, weil man den ganzen Tag nur das Geschirr gesammelt statt es endlich eingeräumt hat und statt die Zeit zu nutzen noch etwas Schönes für den Mann herzurichten, auf dem Sofa herum gelegen und vergeblichen versucht hat etwas Schlaf nachzuholen. Klingt bald so, als würde ich ständig nur auf dem Sofa liegen hahahaha…nee, so ist das ganz sicher nicht.
Die eigenen Ansprüche an einen selbst herunter schrauben und zulassen, dass die Dinge einfach nicht immer nach Plan laufen können, entspannt einen selbst und somit auch alle mit und um einen herum. Mit dieser Einstellung lässt es sich super leben. Aber, wie ich bereits sagte, leichter gesagt als getan.
Wer kennt es nicht, wenn an manchen Tagen einfach der Wurm drin ist. Man kriegt garnichts runter und ärgert sich über eine schief gelaufene Sache, das zieht sich dann durch den ganzen Tag. Anstatt sich an seine eigenen klugen Ratschläge zu erinnern, fragt man sich nur ständig welcher Film da grad abgeht und wann dieser Tag nur endlich zu Ende ist. Man begreift in diesem Geschehen einfach nicht, dass es unnötig ist, sich weiter anzustrengen alles in seine Gewohnheitsabläufe zu lenken. Denn manchmal können alle nicht anders als so wie sie sich bemühen, es mir recht zu machen. Wenn ich nach so einem Tag mit den Kindern beim Sandmann schauen sitze bin ich traurig, dass ich nicht in der Lage war, ihnen mit Verständnis zu begegnen, weil ich so gefangen in meiner geraden Linie war, obwohl ich es hätte besser wissen müssen.
Unsere Kinder müssen schon eine Menge aushalten und damit umgehen, dass wir Erwachsenen gestresst sind. Und das betone ich auch immer gerne, unsere Kinder ertragen mich gut. Ich bin ihnen dankbar im Jetzt und hoffe für die Zukunft, dass sie mir das vergeben und vielleicht sogar ein bisschen Verständnis dafür aufbringen, dass ich manchmal einfach nicht schaffe aus dem Rad zu springen.
Die Kunst ist, sich den Tag so einzuteilen, dass jeder mal dran kommt, inklusive einem selbst. Das geht, wenn man klare Strukturen erarbeitet hat und sich als Erwachsener auch zeitweise zurück nehmen kann. Und an manchen Tagen geht es halt nicht so gut, aber hey! Morgen ist auch noch ein Tag… Und so geht eben die Zeit rum.
Was ist die größte Herausforderung im Alltag mit fünf Kindern?
Die größte Herausforderung ist es tatsächlich, Dinge die aus dem Ruder laufen, als nicht änderbar zu akzeptieren und das beste aus der Situation zu machen anstatt auszuflippen. Die Nerven behalten und gelassen bleiben, das ist wirklich die größte Herausforderung für mich, jeden Tag. Es gelingt mir auch manchmal. Meistens morgens besser als nach einem anstrengenden Tag. Dann muss man sich das für den nächsten Tag wieder vornehmen.
Jeder gibt sein Bestes. die Kinder ziehen sich an so wie sie können und ich mache eben auch so gut ich kann und wenn wir dann zu spät sind, ist es halt Pech. Zumindest erklärt mir das mein Mann immer so. Ja, grundsätzlich stimmt es, die Ankunft steht in direktem Zusammenhang mit dem Start, aber wem nützt es denn, wenn alle genervt und gestresst den Tag starten nur weil wir die Uhrzeit nicht einhalten können. Ist doch nicht schön, wenn alle unter ständigem Gezeter mit ihren kurzen Beinen rennen müssen, anstatt in Ruhe quatschend zu spazieren oder auf dem Phantasiepferd los zu galoppieren.
Kann Dein Mann Dich bei der Erziehung unterstützen? Du bist ja wahrscheinlich in Dauerelternzeit oder Mutterschutz…?
Ohne meinen Tino geht nichts! Nur mit ihm kann ich funktionieren. Wenn wir alle zusammen sein können, teilen wir uns die “Arbeit” intuitiv, jeder packt an wo es geht. (Hm ok, kochen und Haushalt ist grundsätzlich meins). Ich liebe ihn mehr als alles auf der Welt und sage es ihm viel zu selten. Ich brauche ihn, damit ich bei Sinnen bleibe. Er reflektiert mich und wir nehmen uns viel Zeit, um uns über die weitere Arbeit an den Kindern auszutauschen. Mitunter mehrere Tage, um ausführlich zu besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen. Das einzuteilen bzw. in unseren Tag einzubauen ist auch immer abhängig davon wie und wo Tino arbeiten muss. Wenn unsere Kleinste in der Kita integriert ist, werde ich mich auch wieder um eine andere Aufgabe kümmern. In welche Richtung ich arbeiten kann, darüber bin ich noch nicht ganz schlüssig. Das wird sich ergeben. Einen Bankjob jedenfalls will ich nicht mehr annehmen. (Anmerkung der Redaktion: Stephanie ist Bankkauffrau).
In den wesentlichen Dingen sind wir uns einig. Das ist ganz gut gegenüber den Kindern denn sie können uns nicht gegeneinander ausspielen. Und schaffen sie es doch mal aus Versehen, sind wir uns schnell einig darüber wie wir damit umgehen, also konsequent durchsetzen oder konsequent durchgehen lassen.
Mein Ehemann ist der perfekte Gegenpart zu mir. Entsetzlich gelassen und geduldig. Er kann die Dinge schnell fassen und vorausschauend planen. Ich hab mir viel bei ihm abgeschaut und lerne immer von ihm. Er ist mein Idol und mein Mentor, mein engster Vertrauter.
In Punkto Kinder habe ich sehr grosse Erwartungen an ihn. Tino ist sehr intelligent und gebildet und ich will, dass er das an unsere Kinder weiter gibt. Ich bin die Aktivity-Managerin. Mit mir läuft der schöngeistige Part. Da ich ohnehin immer mit den Kindern zusammen bin und es sich bei mir automatisch um nichts anderes mehr dreht, ergibt sich das sowieso.
Wenn mein Göttergatte zu Hause ist, was Projektabhängig wie gesagt mal öfter oder weniger sein kann, packt Tino immer mit an und lässt mich nicht hängen…nachdem er sich ausreichend Zeit für sich selbst genommen hat. Ich muss akzeptieren, dass er beispielsweise Morgens einen gute Stunde braucht, um wach zu werden, genüsslich Kaffee trinkt und sich in der Zeit nicht von seinem Thron erhebt. Aber beispielsweise bringt er grundsätzlich unsere Kinder zu Bett. In der Zeit räume ich den Tisch nach dem Abendessen ab und habe anschließend meine 30 Min. Zeit für BlödTV.
Nun, unser Gepäck haben wir vom Hermes Versand (buchbar über die Deutsche Bahn) 4 Tage vor Abreise zu Hause abholen und zu unserem Feriendomizil liefern lassen. 30€ investieren, um sich eine stressfreies Reise zu gönnen, ist mit das Beste, was ich je für uns entschieden habe.
Wir haben diesmal alles separat gebucht um zu testen inwieweit es umsetzbar und vor allem günstiger ist. Ein Selbstversorger- Ferienappartment haben wir sehr günstig in einem Hotel gebucht. Dadurch hielten wir uns die Option offen, Service und Küche nutzen zu können. Beides war dort grottenschlecht, so dass wir bei der Selbstversorger-Variante blieben.
Die Reise gestaltete sich als Luxus-Variante; per Flieger nach Wien, wo uns Tino empfing und von dort mit dem Schnellzug 7 Std weiter. Günstiger wäre die Reise per Nachtzug im Schlafabteil gewesen, wogegen wir uns nur entschieden haben, weil ich alleine mit den Kindern reisen musste. Die günstigste Möglichkeit in Zeit und Geld wäre gewesen: nach München fliegen und von privat über ebay ein Mietauto nehmen um drei Stunden weiter in die Berge zu reisen. Aber dazu bräuchte ich noch einen Führerschein.
Am 1. Ferientag haben wir also erst einmal einen Sonnensparziergang in den Ort gemacht und unseren Wocheneinkauf erledigt. Mit dem öffentlichen Bus kamen wir bis direkt an die Tür, so dass uns schweres tragen ziemlich erspart blieb.
Die Kinder waren in der Zeit in der Hotel-Kinderbetreuung. Es gab ein recht schönes Kinderzimmer dort.
Dann haben wir uns die günstigsten Angebote von umliegenden Skischule zusammen gesucht und den Kindern einen urigen Ureinwohner als Privatlehrer engagiert, Optionen wie Frühstück oder Abendessen im Restaurant geplant.
Somit ging ein Tag um, an dem die Kinder in Ruhe ankommen konnten während wir die wesentlichen Dinge für die Woche organisierten.
Ehrlich gesagt würde ich in Zukunft nach Möglichkeit lieber Urlaub all inkl. im Hotel buchen, denn für mich war es nur Arbeitsverlagerung. Ich konnte weder Skifahren lernen, noch ausgedehnte Erholungssparziergänge unternehmen oder gar den halben Tag im Spa verbringen, weil ich unentwegt damit beschäftigt war, die Kinder zu organisieren und im Wechsel zu beschäftigen, Wäsche zu waschen, Essen zu kochen usw. Aber die Entscheidung basiert natürlich auf der entscheidenden Kostenfrage. Ein Urlaub im sog. FamilienHotel soll uns ohne Reisekosten durchaus 6000,- € und mehr kosten. Für mein Verständnis völlig unberechtigt und auch alles andere als akzeptabel. Mir ist nicht klar, was sich diese Leute bei sowas denken. Ich meine, was für Kosten verursachen denn Babys und Kleinkinder? Und denken sie nicht darüber nach, dass man vor Ort auch noch die Wirtschaft ankurbeln wollen würde? Ich habe tatsächlich erschrockene Antwortemails verfasst und mitunter die Frage gestellt, ob sie nicht lesen könnten das wir nur Meier und nicht Rockefeller heissen…nun…einen anständigen Vorschlag hat man uns vielleicht deswegen dann erst recht nicht mehr unterbreitet.
Während die Grossen also Skiunterricht hatten, hat Tino mit den Kleineren geübt, wollte selbst als erfahrener Skifahrer selbstverständlich auch auf seine Kosten kommen und ist Nachmittags mit den Grossen dann wieder unterwegs gewesen; und ich bin mit Baby im Arm Hügel hoch, Hügel runter, Schlitten ziehen, Privatlift-spielen, nebenbei Schneemann bauen. ..ich war am Ende des Tages fix und fertig. Muss aber trotzdem betonen, dass ich auch glücklich war, denn wir konnten den Kindern dieses tolle Erlebnis ermöglichen und allen ging es gut. Wir waren nie zuvor im Urlaub und es war toll auch mal dieses Tapetenwechsel zu erleben.
Und wie sehen sonst Urlaube bei Euch aus?
Wie gesagt, das war unser erster Urlaub.
Wir haben mit unserem zu Hause geographisch gesehen, einen Luxusstandort, von dem aus Ausflüge aller Art in kurzer Zeit mit vielen Kindern und Öffis gut machbar sind. Ich erzähle z B immer gerne, wie easy man von hier aus binnen 3 Std. mit dem Zug direkt an der Ostsee ankommt. Mit einem Wochenend-ticket für 40€ können 2 Erwachsene mit endlos vielen Kindern bis 14 Jahre ohne weitere Kosten morgens hin und Abends zurück. Theoretisch kann man überall spontan günstig in Jugendherbergen unterkommen. Ja ok, das ist nicht der Standartluxus den sich viele vorstellen, aber wir betrachten die gemeinsame Zeit und das Abenteuer als weitaus größeren Luxus anstelle einer Suite mit freistehender Badewanne. Ich würde so ein Geschenk natürlich auch nicht ausschlagen – lach – aber ich bin zufrieden so wie es ist und dankbar ohnehin.
Ich unternehme viele Ausflüge mit den Kindern, Hauptsache raus, Sinne schärfen, Bewegung und frische Luft. Wir machen Erdbeerfelder und Skateparks unsicher. Im Sommer ist die Plantsche Plänterwald ein muss, GermenDorf in Oranienburg ein absoluter Geheimtipp einer Freundin, oder der Spargelhof Kleistow. Und im Winter nutzen wir Angebote von Theater oder Rodelbergen.
Gibt es überhaupt Momente, in denen Du mal Zeit für Dich hast?
Ich erwähnte weiter oben bereits BlödTV. Abends schaue ich 30 Minuten Soap.
30 Minuten abschalten, runter kommen. Und mittlerweile räume ich mir ( meistens) morgens 6 Minuten zum schminken ein. Das sind Momente für mich- Ich gebe mir Mühe mich am Tag auf mich zu besinnen, wenigstens einige Minuten. Aber es ist schwer denn meistens ist jemand in der Nähe der Aufmerksamkeit braucht oder ich muss schnell noch etwas vorbereiten / erledigen.
Seit nun einer Woche besinne ich mich konsequent während des Tagesablaufes auf mich und es macht mich glücklich! Ich nehme täglich Vitamine und Mineralstoffe, um meine absolut ausgeschöpften Speicher zu füllen und achte darauf, regelmässig über den Tag gesund zu essen, mehrmals täglich inne zu halten und in Ruhe ein Glas Wasser zu trinken, kurz den Augenblick wahrnehmen, ist sehr beruhigend und das wirkt sich auch sehr auf meine Familie aus.
Was wünscht Du Dir am häufigsten?
Dass unsere Kinder die gemeinsamen Erlebnisse ebenso schön erleben wie ich und sich daran erinnern und mir verzeihen dass ich manchmal ungehalten und ungerecht bin. Ich hoffe sie verstehen, dass ich nur alles richtig machen will und über diesen selbst aufgelegten Druck leider oft an meine Grenzen komme. Und ich wünsche mir immer wieder, dass unsere Kinder (wenn sie dann gross sind) regelmässig gerne nach Hause kommen und wir regelmässig Familienzusammenkünfte haben serden und alle ihre Kinder gerne zu Oma bringen…das ist mein Lebenstraum.
Ihr lebt auch jetzt in einer Großstadt , seid bereits in englisches und arabisches Ausland gewandert und habt dort länger gelebt. Was war dort leichter oder schwieriger als Großfamilie?
Wir haben schon immer mitten in den Städten gelebt, aber Städte sind extrem unterschiedlich. In England / London kommt man um vor Sorge. So viele Menschen! Da ist die Sorge darum die Kinder nicht zu verlieren so unbeschreiblich gross. Es gibt auch nicht viele Angebote für Familien/Kinder. Das Leben dort ist für Erwachsene ausgerichtet. Erwachsene die arbeiten und konsumieren. Kinder haben da wenig Platz. Auf den Spielplätzen treffen sich überwiegend Nannys. Ich würde nicht mehr dort leben wollen .
Wir lebten in den UAE ((United Arab Emirates) als Familie äußerst komfortabel. Denn Familien sind angesehen. Nirgends liegen Hundehaufen, Glasscherben oder Zigarettenkippen herum. Es wird dort von den Menschen die da leben reinlich gehalten und es wird Personal angestellt um den ganzen Tag für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Das ist ein Wahnsinn und macht es sehr schön, denn die Kinder können unbesorgt frei spielen. Wir haben ein einfaches Leben geführt, weil wir mit einfachen Dingen sehr zufrieden sind. Geld und Material hat in unserem Leben nicht so einen hohen Stellenwert wie intensive Erlebnisse. Kinder stören in arabischen Ländern nie. Jeder hat Verständnis, wenn ein Baby weint oder Kinder herum laufen und spielen. Das ist wunderbar!
Deutschland ist einfacher zu handlen wegen der nicht vorhandenen Sprachbarriere, aber hier haben wir unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Wir sind sowohl auf totale Ablehnung als auch Bewunderung gestossen.
Mittlerweile interessieren mich dumme Bemerkungen nicht mehr. Wem es nicht gefällt, dass ich mit meiner Truppe auftrete, der soll doch weggucken. Meistens sind meine Kinder auch solche Vorzeigeprodukte – lach. Durch ihre sehr aufgeschlossene Art wickeln sie die meisten Menschen recht schnell um den Finger.
Das Leben mit Familien bzw. vielen recht kleinen Kindern in Großstädten hat eines gemeinsam. Es schärft die Sinne und schult das Gehirn. Man ist wachsam und aufmerksamer als viele andere Menschen. Für die Kinder sehe ich das unbehütete Stadtleben und die frühe Lebensschule nur positiv, denn die Kinder werden sehr früh an die Verkehrsregeln herangeführt und lernen eben aufmerksam zu sein. Ein Stadtleben erweitert das Bewusstsein und die Reaktionsfähigkeit. Den Ausgleich mit Ruhe und Weitblick erhalten sie bei Ausflügen.
Sind weitere Stationen geplant?
Alles kann, nichts muss.
Wenn uns etwas attraktiv erscheint kann es schon sein, dass wir weiterziehen. Es kommt immer auf die Gesamtkonstellation an. In Zeiten von politischen Unruhen und merkwürdigen Anpassungen des Bildungsprogramms in Deutschland ist es nicht mehr so einfach ein Fleckchen Erde aufzuspüren, das nicht gleich bedeutet ein Aussteigerleben mit allen Konsequenzen abseits von sog. Zivilisation zu führen lach.
Ihr macht alles zu Fuss und habt kein Auto? Schaffst Du Euer Leben so gut fussläufig zu organisieren oder wie macht man das? (Ich stelle mir Monster-Einkäufe im Kinderwagen vor)..
Es ist super alles in Eigenregie und zu Fuss zu erledigen. Wir sind in Bewegung und an der frischen Luft. Die Kinder profitieren sehr, da sie immer mit meiner Verkehrsschule geführt werden. Sie sind aufmerksam und entdecken unterwegs alles mögliche. Es ist toll wenn wir positiv auffallen, weil wir in der S-Bahn reimen, oder die Kinder den Weg mit dem Bus beschreiben. Ja, es ist mitunter auch schwer und ich wüsste nicht, was ich ohne meinen Kinderwagen täte. Ich muss in der Regel alle drei Tage Lebensmittel einkaufen gehen. Ich habe mich daran gewöhnt, aber einfacher wäre es natürlich, alle 10 Tage mit dem Auto oder so. Ich probiere neuerdings online einzukaufen. Das ist nur bedingt möglich, da frische Lebensmittel nicht zu liefern sind und wir wenig fertige Produkte einkaufen. Aber für schwere Dinge wie Windeln, Waschmittel, Reinigungsmittel zum Beispiel, ist das ganz nett. Oft gibt es im Netz auch Gutscheine um die Versandkosten einzusparen, das ist schon ein sehr hilfreicher Service der heutigen Zeit.
Was würdest Du Dir wünschen, was sich in Deutschland familienpolitisch ändern sollte?
Ehrlich gesagt wünsche ich mir, dass diese ständigen Veränderungen endlich aufhören. Es muss immer noch mehr in das Bildungsprogramm gesteckt werden, die Kinder müssen immer noch mehr leisten und dürfen sich zeitgleich aber gar nicht mehr eigenständig entwickeln. Bäume sind gefährlich, Rutschen sind gefährlich, Sitz still, halt die Gabel “richtig” , alles noch eher und noch schneller und am besten noch mehr in weniger Zeit unter schlechten Voraussetzungen wie grosse Kitagruppen mit kleinem Erzieheranteil… Nervig das alles. Bildung bleibt da auf der Strecke, denn im besten Fall lernen die Kinder heutzutage auswendig, ohne zu verstehen was sie lernen. Das ist bestimmt auch altersabhängig und Charakterzüge spielen eine Rolle, aber am Ende kommt es doch auf das Selbe hinaus. Unsere völlig unterbezahlten Erzieher, die eine gute Schulungsarbeit an unseren Kindern leisten sollen, sind völlig ausgebrannt, weil sie oft nur noch aufpassen können, dass die Kinder nicht von Bänken und Tischen fallen auf Grund der Verteilung Erzieher-zu-Kind. Es ist traurig, dass hier kein Geld investiert wird, um unsere Nachkommen anständig auf die Welt vorzubereiten. Immerhin wissen wir wohl in Deutschland seit 2016 sehr genau, dass genug Geld vorhanden ist um etwas zu bewegen. Wir Deutschen hatten u. a. einmal einen Bildungsanspruch, der unter den Bedingungen einfach nicht erfüllt werden kann. Das ist sehr traurig!
Ausserdem bin ich der Meinung, dass es wirtschaftlich benachteiligten Kindern bzw. den Familien noch viel zu schwer gemacht wird an Bildung tatsächlich teilnehmen zu können. Das sollte sich unbedingt ändern.
Sind Kinder in Großfamilien automatisch selbstständiger?
Vielleicht kann man das so sagen, aber eigentlich glaube ich eher, dass das eine Einstellungssache der Eltern ist. Da greife ich immer auf meinen geliebten Ehemann zurück, der mir z.B. auch gezeigt hat, dass ich nicht unter Druck in der Kita auftauchen sollte. Lieber alle Erledigungen vor Abholung geschafft haben bzw. auf den nächsten Tag verschieben, um dann die Zeit einräumen zu können, dass die Kinder sich in ihrem Tempo eigenständig anziehen dürfen.
Erwartest Du mehr von Deinen Kindern (gezwungenermaßen) als Ein-Kind-Mütter?
Nein, ich glaube nicht. Ich habe mittlerweile erfahren, dass ich weder den Kindern noch mir einen Gefallen tue, wenn ich ihnen alles abnehme. Ich bin gestresst, wenn ich das Frühstück zubereite und den Tisch decken muss, warum kann also nicht jeder eine Kleinigkeit mit erledigen. Dadurch vermeide ich auch – wie ich es erlebt habe – dass ich mich im Stich gelassen/ als Diener der Familie / als selbstverständlich fühle. Ich denke, das erleben viele Mütter so, obwohl sie sich gar nicht so fühlen wollen, sondern ihre Liebsten auch gerne verwöhnen. Am Ende aber kommt doch der Moment, wo eine Äusserung auf Grund des Verwöhnprogramms als undankbar empfunden wird.
Das einfachste ist, die Kinder mit einzubeziehen. Damit schützt man sich und hilft den Kindern zur Selbstständigkeit.
Ich möchte gerne, dass unsere Kinder in gewisser Weise eigenständig sind, beispielsweise beim Tasche packen oder anziehen. Kopf anmachen mitdenken, vor allem bei täglichen Wiederholungen. Aber wenn es nicht gelingt ist das eben so. Man kann halt nicht ständig hochkonzentriert sein.
Verändert man sich als Mutter in seinem handeln, wenn die Kinderzahl steigt (ich habe so ein bisschen diese Erfahrung gemacht)?
Man wird sicher etwas gelassener durch Routine. Manchmal beschleicht einen mehr Sorge, aber das kann man im Zaum halten.
Mit welcher Einstellung steht man jeden Morgen auf (nachdem man in der Nacht höchstwahrscheinlich in Etappen geschlafen hat) und was ist Dein tägliches Highlight?
Neuer Tag, neue Herausforderung. Heute will ich es besser machen. Ich freue mich auf schöne Dinge und Erlebnisse.
Was ist Euch bei der Erziehung besonders wichtig und muss man Prioritäten setzen?
Prioritäten setzt man glaube ich immer auf die Dinge, die einem wichtig erscheinen. Wir bemühen uns, unseren Kindern Achtung und Respekt vor dem Leben beizubringen. Das bedeutet freundlich mit allem Leben umzugehen. Wir lehren sie aber auch, sich für ihre Wünsche und Bedürfnisse einzusetzen. Wir geben uns Mühe sie in konsequenter Beständigkeit zu lehren, Dinge zu beginnen und zu beenden. Und wir bringen ihnen bei, das Familie oberste Priorität hat und ein Team sich immer aufeinander verlassen muss. Das sind so die wesentlichen Dinge die mir jetzt einfallen.
Du bist ja in den letzten Jahren ständig schwanger oder stillend gewesen. Wie verkraftet das Dein Körper?
Bis zum 5. Kind war es gut, aber die letzte Schwangerschaft war schwieriger für mich. Die Entbindung musste per Notkaiserschnitt wegen Plazentalösung erfolgen. Ich war intuitiv noch rechtzeitig in der Klinik. Aurelia ist grad im letzten Moment geholt worden und ich bin sehr dankbar, dass alles noch einmal gut gegangen ist. Aber dieses Erlebnis hat viel nach sich gezogen. Psychisch und Physisch habe ich das letzte Jahr sehr gelitten und war tatsächlich ein Wrack. Lange Zeit hatte ich mit der schmerzenden Narbe zu tun, die Muskeln sind zurück gegangen, die Gelenke und mein Rücken taten so höllisch weh. Ich war ausgebrannt, gereizt, überhaupt nicht mehr belastbar. Mein Körper und mein Geist sind schwach geworden und brauchten dringend Erholung. Ich war das letzte Jahr eine schreckliche Mama und Ehefrau, weil ich unentwegt gereizt war und ständig ausgerastet bin. Alles war mir zu viel, zu laut, zu unordentlich. Ich war so sehr unter Druck. Druck den ich mir selbst auferlegt habe, weil ich für mich nicht verstehen konnte, weshalb ich einfach nichts mehr so schaffe, wie ich es sonst mit links gewuppt habe und unter dem Druck ständiger Schmerzen und Schlaflosigkeit. Es ging mir nicht gut und deshalb ging es auch meinen Kindern und meinem Mann leider nicht so gut, wie sie es alle verdient hätten.
Aber ich kümmere mich jetzt um mich und erkenne schon besondere Erfolge! Ich arbeite weiter an mir, damit ich wieder die Alte werde und ein langes und glückliches Leben mit meiner Familie führen kann.
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Saskia hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Sisyphusarbeit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet inzwischen frei als Stylistin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.
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2 Comments
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Lizzy
Megaschön das zu lesen!!! Mir geht es ähnlich, habe vier Jungs innerhalb von sechs Jahren und soeben hat sich ein fünftes angekündigt…bei uns war auch nur der zweite wirklich geplant und bei dem hat es komischerweise gedauert, bis ich endlich schwanger war. Die anderen haben sich alle schlau eingeschlichen aber sind sehr willkommen!!! Bin auch noch recht jung (28) und eigentlich auch noch mitten im Studium (das muss gerade pausieren).
Danke für den schönen Artikel!!!! Da fühlt man sich gleich verstanden 😀
Caro
Wow, was für ein wundervoll ehrliches & offenes Interview. Danke dafür! Besonders inspirierend finde ich die Aspekte, die euren Erziehungsstil ausmachen. Wir sind mit unserer 3-monatigen Tochter da erst am Anfang, sind aber auch ganz gespannt welchen Stil wir dann letztlich durchsetzen werden – wirklich vorhersehbar ist das ja (zum Glück)nicht