MUMMY MAG Shooting
Team Carina

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 Vielleicht habt Ihr es schon bemerkt, unsere 2. Ausgabe vom MUMMY MAG Paper steht in den Startlöchern. Für unsere große Modestrecke im Heft haben wir die Dachmarke BESTSELLER mit ihren vielen tollen Labels als Partner gefunden. Natürlich waren unsere Models auch in dieser Ausgabe wieder echte Familien und da haben wir es uns nicht nehmen lassen, ein paar Fragen zu stellen. Los geht’s mit Carina und den vier Kindern Emma (10), Theodor (8), Rosa (5) und Carla (1). Eine so erfahrene Profi-Mummy trifft man selten und deswegen hat Carina auch viel zu erzählen: Über geplante und ungeplante Hausgeburten, den “perfekten” Altersabstand usw. …

 

Liebe Carina, Du hast 4 Kinder im Alter zwischen einem und zehn Jahren und bist selbstständige Gebärdensprachdolmetscherin. Wie schaffst Du das beides zu verbinden? Du wirkst so unglaublich ausgeglichen!
Da hättest Du mich mal heute Morgen erleben müssen! Ich bin ausgeflippt, weil ich Carlas Schneeanzug nicht gefunden hab! Zu Hause bin ich leider ziemlich aufbrausend und tobe wie Rumpelstilzchen herum, wenn ich gestresst bin. So viel zum Thema ausgeglichen…
Ansonsten lässt sich das Selbstständig-sein sehr gut mit dem Familienleben verbinden, ich empfinde es als großen Vorteil und als großes Glück selbständig zu sein. Es gibt mir viel Freiheit.

War bei Deiner Berufswahl schon der Wunsch nach einer so großen Familie vorhanden und wenn ja, hatte das einen Einfluss?
Ich wusste schon immer, dass ich mehrere Kinder haben möchte. Und ich wollte unbedingt Gebärdensprachdolmetscherin werden. An mein Studium bin ich aber ziemlich naiv gegangen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob sich der Beruf und Familie vereinbaren lassen oder nicht. So vorrausschauend war ich nicht.

Hast Du die Schwangerschaften & Geburten als sehr unterschiedlich erlebt oder gab es Dinge die komplett gleich abliefen?
Ich fand alle Schwangerschaften schön und aufregend. Bis auf ein paar kleinere Wehwehchen ging es mir immer sehr gut. Am meisten genießen konnte ich die erste und klar, bei der letzten habe ich schon gemerkt, dass ich 10 Jahre älter bin. Bei den ersten drei Schwangerschaften war ich noch Studentin und bin bis zum Geburtstermin in die Uni gegangen.
Die Geburten liefen alle mit der Unterstützung von den großartigen Hebammen des Geburtshauses Charlottenburg. Aber sie waren schon unterschiedlich. Die erste Geburt hat am längsten gedauert und ich habe mich am hilflosesten gefühlt. Die zweite Geburt ging rasend schnell, so dass es eine ungeplante Hausgeburt wurde. Da war alles etwas chaotisch. Bei der dritten Geburt, die wieder im Geburtshaus stattfand, habe ich mich am sichersten gefühlt. Ich hatte das Gefühl, ich weiß genau, was gerade passiert und was als nächstes kommt. Die vierte Geburt war dann eine geplante Hausgeburt. Das war wirklich schön. Keinen Ortswechsel zu haben, die vertraute Umgebung. Ich dachte, da ich mich bei der dritten Geburt so sicher gefühlt habe, wird die vierte ein Spaziergang. *lach* Das war dann leider nicht so, weil Carla als Sternenguckerkind zu Welt kam. Dadurch war die Geburt ziemlich anstrengend und schmerzhaft. Ich habe die ganze Zeit gedacht. „Warum dauert das so lange??“ Hinterher wusste ich es dann.
Insgesamt waren alle Geburten aber wunderschön- ich hatte keinerlei Komplikationen und fand es immer schön die Babies in einer schönen, ruhigen Umgebung zu begrüßen. Dass mein Mann Martin immer dabei war, hat mir auch sehr geholfen.

Du bist schon mit 24 Jahren das erste Mal Mutter geworden, weißt Du noch wie sich dein Alltag durch das erste Kind / die Kinder verändert hat?
Mein Alltag hat sich damals nicht so wahnsinnig verändert. Ich hab Emma überall mit hin genommen und hab vieles, was mit Kind geht, weiter gemacht. Sie hat auch mit studiert. Was sich verändert hat, war die Beziehung zu Martin. Ich war damals oft frustriert, weil ich das Gefühl hatte, alles bleibt an mir hängen. Das ist jetzt zum Glück nicht mehr so! Wir mussten uns als Eltern erst mal finden. Das war ein langer Prozess.

Und hast Du dich durch Deine Kinder verändert?
Ich mache mir viel mehr Sorgen als früher.

Steigt die Herausforderung für dich proportional zur Kinderzahl?
Definitiv nicht. Wir finden, es wird von Kind zu Kind leichter. Martin und ich witzeln immer: Man sollte überhaupt nur vierte Kinder kriegen! ; ) Klar, der Wäscheberg wird größer, es werden noch ein paar Elternabende mehr, aber alles andere wird leichter.

Was findest Du am schönsten an einer großen Familie?
Das Laute, Bunte, Chaotische, dass immer was los ist und mir liebe Menschen um mich rum sind. Ich fühle mich in Gemeinschaft mit anderen am wohlsten und brauche wenig Zeit und Rückzugsraum für mich.

Fallen Dir auch Nachteile ein?
Na klar! Viele! *lach* Die Dinge, die ich eben genannt  habe, sind auch Nachteile. Das Laute, Bunte und Chaotische kann auch ganz schön nerven! *lach* Und – das kennen wahrscheinlich alle Eltern-  ich bin nicht mehr so frei und unabhängig und flexibel und spontan wie ohne Kinder. Kinderhaben, hat auch mit Verzicht zu tun. Und: manchmal ist alles schwer und anstrengend. Ich komme nicht zum inne halten, ich hab so viel zu tun, bin immer am rotieren, aber so richtig kraftvoll und wach fühle ich mich ehrlich gesagt nie. Ich plumpse jeden Abend wie ein Stein ins Bett. Der Tag hat einfach nie genug Stunden für all das, was noch erledigt werden müsste.
Trotzdem: Ich liebe dieses verrückte und auch anspruchsvolle, fordernde Leben! Ich freue mich jeden Tag darüber. Also, kurz gesagt- ich bin megamäßig ausgelastet, aber glücklich dabei. Wie Erasmus von Rotterdam sagte: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“

Hast Du dir den Altersabstand für deine Kinder so gewünscht? Du als Profi kannst sicher auch beurteilen, was der ideale Altersabstand ist?
Ha! Wäre das schön, wenn ich mich wie ein Profi fühlen würde! Leider ist das nicht so, ich hinterfrage ständig alles und zweifle an meinem Tun…
Was den Altersabstand betrifft: ich hab irgendwo mal gelesen, dass 3 Jahre der perfekte Altersabstand sein sollen. Ich finde 3 Jahre (zwischen Theodor und Rosa) und 4 Jahre (zwischen Rosa und Carla) sind schon zu weit auseinander. Den Altersabstand von 1,5 Jahren zwischen Emma und Theodor haben wir uns damals eigentlich nicht gewünscht. Jetzt finde ich den Abstand zwischen den beiden großartig, weil sie viele Erlebnisse miteinander teilen können. Aus meiner Sicht sind 2 bis 2,5 Jahre optimal. Aber wahrscheinlich kann man gar nicht sagen, was „ideal“ ist. Das empfindet sicher jeder anders.

Was hast Du mit zunehmender Erfahrung bei deinen Babys und Kids anders gemacht oder verändert?
Mit zunehmender Erfahrung kam viel mehr Struktur in bestimmte Abläufe, zum Beispiel dem Ins-Bett-Bringen. Alles läuft organisierter ab und es gibt ganz klare Absprachen, an die sich gehalten wird. Zum Beispiel haben wir einen Süßigkeiten-Tag. Das haben wir uns aus Schweden abgeguckt. Samstags kriegen die Kinder eine kleine Box mit Gummibärchen, Schokolade u.ä. An den anderen Tagen gibt es so etwas nicht.

Was sind die größten Herausforderungen mit mehreren Kindern?
-Allen gerecht zu werden.

-Nach einem langen Tag noch liebevoll, geduldig und aufmerksam zu sein.

-Nicht immerzu ein schlechtes Gewissen zu haben.

-Sich nicht permanent Sorgen zu machen.

-Über diese riesige Verantwortung, die man hat, nicht zu verzweifeln.

 Wie schaffst Du Dir Auszeiten für Dich? Für deine Partnerschaft?
Ich gehe sehr gern arbeiten. Das ist für mich so eine Art Auszeit. Klingt ein bisschen seltsam, wa? Ansonsten versuche ich mir den Alltag so schön wie möglich zu machen und sei es mit einem leckeren Kaffee oder einem Glas Portwein. Während Martin kocht, unterhalten wir uns meistens über den Tag. Am Wochenende wechseln wir uns ab mit dem Ausschlafen.
Darüber hinaus fahre ich 1x im Jahr mit meinen ältesten Freundinnen weg und wir haben außerdem ganz tolle Großeltern, die 1x im Jahr eine Woche mit unseren Kindern verreisen und die die Kinder auch mal ein Wochenende oder ein paar Tage in den Ferien nehmen. Martin und ich waren jetzt erst zwei Nächte in Poznán in Polen. Wir waren bei einem Konzert von unserer Lieblingsband. Wir haben auch oft Freunde zu Besuch, wir trinken, genießen gutes Essen, quatschen und spielen. Wir haben eine riesige Brettspielsammlung.

 Welche Unterstützung würdest Du Dir wünschen?
Einen Menschen, der spontan einspringt, wenn mal jemand krank ist oder Martin und ich parallel berufliche Termine haben. Das können unsere Großeltern leider nicht- sie sind noch jung und berufstätig und wohnen nicht in Berlin.

 Inwiefern unterstützt Dich der Daddy / die Familie?
Ich würde sagen, wir unterstützen uns gegenseitig. Martin ist auf jeden Fall ein ganz toller Mann, der ganz viel macht. Ohne ihn würden wir jämmerlich verhungern oder uns nur von Spiegeleiern, Nudeln mit Ketchup und Milchreis ernähren. Das sind die 3 Gerichte, die ich machen kann. *lach* Er geht einkaufen und steht jeden Abend in der Küche und zaubert uns was Feines zu essen. Ich HASSE einkaufen gehen. Ich mach dafür andere Sachen, z.B. die Wäsche. Trotzdem gibt‘s natürlich manchmal Stress wegen der Hausarbeit. Wir haben dann mal so eine Liste geführt (das ist aber schon ein paar Jahre her), wo wir eingetragen haben, wer was macht, weil ich immer rum gemeckert hab. Dabei ist rausgekommen, dass die Hausarbeit ziemlich gerecht verteilt ist. Das gleicht sich immer alles wieder aus. Beim Putzen und Aufräumen müssen aber alle mit ran. Emma und Theo haben auch ihre wöchentlich wechselnden Haushaltspflichten: den Spüler ausräumen und den Müll wegbringen. Das klappt super und ist eine echte Hilfe und Erleichterung. Rosa hilft gern beim Kochen und Tischdecken und sogar Carla macht bei allem mit. Einmal hat sie den Müllsack, den Theo wegbringen sollte bis zur Tür gezogen und hat gesagt „schwer!“ Dann hat sie sich die Schuhe angezogen und ist mit Theo mitgegangen. Das saubere Besteck kann sie auch schon in die Besteckschublade werfen und wenn sie ihr Trinken verschüttet, holt sie einen Lappen und wischt es weg. Das ist so niedlich! Jeder trägt seinen kleinen oder größeren Teil bei. Wir ärgern uns trotzdem oft und kriegen uns in die Haare, weil wir es einfach nicht hinkriegen Ordnung zu halten. Wir sind ganz schön unordentlich und es sieht immer aus wie bei Hempels unterm Sofa. Aber wir haben neulich den Satz gelesen: „Lieber glückliches Chaos als freudlose Ordnung“. Ist das nicht schön?!

Was ist für dich das Schönste am Mummy-sein?
Diese unendliche bedingungslose Liebe. Die, die ich empfinde und gebe, aber auch die, die ich empfange.

 Und ganz ehrlich, was treibt dich in den Wahnsinn?
Jeden Tag tausend verschiedene Dinge. Einige Beispiele:
-Streit
-mich um die Kinder kümmern müssen, wenn ich selber krank bin
-Zeitdruck
-das Gefühl, dass die Hausarbeit nie endet

Wie wichtig ist Dir beruflicher Erfolg? Bist Du eine klassische Working-Mummy?
Oje! Ich weiß gar nicht, was das ist „eine klassische Working-Mummy“? Wenn damit eine Frau gemeint ist, die nur an ihren Job denkt, dann nein, so eine bin ich nicht. Aber ich definiere mich schon stark über meinen Beruf. Mir ist da aber eher Erfüllung und Begeisterung wichtig und der Ehrgeiz gut zu sein in dem, was ich mache.

Hat die Anzahl deiner Kinder mit Deiner Selbstständigkeit zu tun?
Nein. Das Kinderkriegen war für Martin und  mich nie so eine rationale und wohl durchdachte und lang überlegte Sache. Das war eher aus einem Bauchgefühl und dem Gefühl „wir sind noch nicht komplett“ heraus. Wir haben es einfach gemacht. Aber ich bin sehr froh darüber, dass meine Selbständigkeit so familienkompatibel ist.

Vervollständige den Satz: Mein erster Tag zurück im Job war…
…lang herbei gesehnt und dann doch irgendwie zu schnell da.

Wie würdest Du die Beziehung oder Rollenverteilung deiner Kinder untereinander beschreiben?
Eine ganz normale Geschwisterbeziehung. Sie lieben sich und streiten sich ständig. Ich wünsche mir sehr, dass sie sich als Erwachsene gut verstehen und mögen.

Vier Kinder sind genug oder gerne noch mehr?
Eine/r geht noch! : )

Vielen Dank für das tolle und offene Interview liebe Carina!

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Die genialen Fotos haben übrigens Fanny und Juliette von eyecndy.com geschossen. 

Und hier kommen Bilder und Links der getragenen Kleidungsstücke oder ähnlicher Produkte aus den Onlineshops der Bestseller-Marken:

Name It: gestreifte Hose und Oberteil, Espandrilles, Little Pieces: Kleid und Leggings, Leder-Sandalen, LP Boys: T-Shirt und graue Jeans, Cap und Vero Moda:  Sunglases, Minimize: Kleid und Höschen, Vero Moda: schwarze Leggings, Kleid und Lederstiefel von Selected Femme

 

Saskia Hilgenberg hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, auch mal an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Si­sy­phus­ar­beit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet seit vielen Jahren frei als persönliche Stylistin, Fashionberaterin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.

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