An alle Helden-Mummys (und Daddys)!
Unser letztes Wochenende war blanker Horror: Samstag Abend haben wir mit einem vor Schmerzen schreienden Kind in der Notaufnahme verbracht, mit dem Ergebnis, dass ein Ameisenbiss ganz schön weh tun kann. Insbesondere in Kombination mit seeeehr viel “Temperament”. Und der Sonntag endete leider auch mit der viel Blut und dem ersten Loch im Kopf…
Es ist also eines von den (zum Glück) sehr seltenen Wochenenden, bei denen man einfach nur glücklich ist, dass es vorüber ist. Denn es kam mit einer geballter Ladung Unglück. Gut, man muss fairer Weise sagen, dass wir am Samstag Abend einfach direkt in die Notaufnahme sind, weil wir abklären wollten, dass Helene nicht doch eine Blasenentzündung hat. Das Geschrei war groß und so entschieden wir ab Abend, dass wir es lieber vor der Nacht klären wollten. So konfrontierten wir also Helene mit ihrer PANISCHEN Angst vor Ärzten und Krankenhäusern um am Ende einen Becher voller Urin abzugeben und mit einem lachenden Kind das Krankenhaus wieder zu verlassen. Und dann der Sonntag, nach einem wirklich gemütlichen Regentag im Garten fällt Helene so unglücklich mit der Stirn auf einen spitzen Stein, dass sie ein ordentliches Loch im Kopf hat. Was folgt? Geschrei, Blut, endlose Tränen, das Kind wehrt sich, schlägt um sich, zu zweit können wir sie fixieren, damit Oma ihr die Wunde mit einem nassen Lappen kühlen und anschließend säubern und verarzten kann. Die Oma kann das glücklicher Weise. Die Oma ist Krankenschwester und behält IMMER einen kühlen Kopf. Ohne die Oma, wären wir Nichtsahnenden wahrscheinlich noch mal ins Krankenhaus gefahren. Also, Wunde versorgt, gut desinfiziert, Blutung gestillt. “Das nähen die im Krankenhaus eh nicht!” lautet das Urteil der Oma. Ok, also Kuscheln, Süßigkeiten und Bibi Blocksberg.
Und dann schläft das Kind – mit einem riesigen Pflaster auf der Stirn – neben einem. Am Ende tut ihr nix mehr weh, aber mir schon. Mir steckt es tief in den Knochen, weil es das erste Mal war. Weil ich es nicht kenne, mich aber vor dieser blutigen Kopfwunde immer gegruselt habe. Und man fängt an nachzudenken, den Schock zu verarbeiten und sich zu erinnern. An die Freunde, dessen einjähriger Sohn mit knapp einem Jahr und dem Gesicht zuerst den Wickeltisch runtergesaust ist. Dass die Freundin noch lange erzählt hat, dass sie jedes Mal, wenn sie die Augen schließt, das Bild vom fallenden Kind vor Augen hat. Man denkt an andere Freunde, deren Kind gerade erst zwei Wochen mit allen erdenklichen Untersuchungen im Krankenhaus über sich ergehen lassen mussten, weil die Ärzte einen Tumor vermuteten. Am Ende stellte sich alles als harmlos heraus und der kleine vierjährige war die ganze Zeit so tapfer, hat nicht geweint – erst als ihm die Kanüle aus der Hand gezogen wurde. Die Bekannten, deren Sohn an Leukämie erkrankte und der nach langem Kampf wieder gesund nach Hause durfte. Ich denke an Saskia, die mit ihren drei Rabauken bereits so einiges durchgestanden hat. Ich denke an die Kinder und ihre Eltern, die wir in der Notaufnahme gesehen haben, mit gebrochenem Arm, sturem hohen Fieber, Platzwunden oder unerklärlichem Bauchweh. Ich leide mit jedem dieser kleinen Wesen und weiß, dass es Eltern schier zerreißt. Nichts tun zu können, machtlos zu sein und die kleinen Wesen, die einem das wichtigste auf der Welt sind, leiden zu sehen…
Ich sage immer, diese kleinen Wesen sind oft unglaublich stark und bewundere sie so sehr dafür. Aber ich bewundere auch die vielen Mummys und Daddys da draußen, die sich on so schwierigen Situationen wiederfinden, sie nicht verändern können und sich dem stellen. Die innerlich so sehr leiden und doch stark für ihre Kinder bleiben. Ich will nicht anmaßend sein, denn ich kann mir bei Vielen nicht einmal vorstellen, was sie durchmachen. Ich wünschte aber, ich könnte Euch Super-Helden da draußen ganz viel Kraft schicken. Ihr seid das BESTE, was euren Kindern passieren konnte. Ihr seid alles für die Wesen, die euch das Leben bedeutet. Ihr seid die wahren Helden und ich wünschte, die ganze Welt würde das sehen! Danke, dass ihr so toll seid!
Ich verarbeite meinen Schock langsam. Zum Glück war es auch keine schlimme Verletzung. Aber ich mache mir gerade ständig Gedanken “Was wäre wenn…”. Ich weiß das ist unsinnig. Aber es nimmt einem eine gewisse Leichtigkeit. Ich sehe Helene bis ganz nach oben auf der Kletterspinne kraxeln und mein Magen dreht sich um. Ich sehe sie vor meinem inneren Augen Fallen, im Krankenhaus liegen mit schweren Verletzungen. Diese lebhafte Phantasie hatte ich schon als Kind, vielleicht bin ich deshalb immer eher vorsichtig gewesen und hatte nie einen größeren Unfall. Und trotzdem zwinge ich mich dazu, sie einfach machen zu lassen. Manchmal stelle ich mich hinter andere Eltern, weil ich einfach nicht hinschauen kann. Ich kann gar nicht sagen, wie oft mein Puls in die Höhe schießt und ich innerlich Panik bekomme. Und zur selben Zeit ärgere ich mich, dass ich so bin wie ich bin. Denn wenn ich so unsicher bin, auch wenn ich es zu verbergen versuche, spürt Helene das sicherlich. Es ist so eine klassische Situation: Ich sage “Helene, fall da nicht runter!” und natürlich fällt sie. Aber nur, weil ich es gesagt habe und sie damit verunsichert habe, aus ihrer Konzentration geholt habe. Ich weiß das, aber es fällt mir wahnsinnig schwer, anders zu sein.
Ich hoffe, ich kann, sollte wirklich mal etwas passieren, cool bleiben. Reagieren, funktionieren und meine angeborene Hysterie (Mein Papa sagt, das hat Helene ganz klar von mir geerbt) unter Kontrolle halten. Bisher habe ich das ganz gut hingekriegt, aber der Blutschwall am letzten Wochenende, lässt mich ein wenig daran zweifeln…
…To be continued…
kiddo the kid
Hach, ja. Ich versteh Dich. Derzeit habe ich immer Kopfkino, wenn das Kind sich auf seinem Laufrad einer Hauptstraße nähert. Es bleibt relativ zuverlässig stehen am Bordstein – relativ. Und allermeistens bin ich ja direkt nebendran. Außer, wenn es wieder abhaut und schneller als ich an der Bordsteinkante ist. Uahhh, diese Bilder im Kopf.