The day that…
Lola was born!
Meine erste Geburt habe ich als tolle Erfahrung in Erinnerung. Ich konnte Izzy spontan zur Welt bringen, in der Wunschklinik die wir uns ausgesucht hatten und unsere Hebamme strahlte die freundliche Ruhe aus, die ich für die 6 Stunden im Kreißsaal brauchte, bis ich meine erste Tochter gebar. Entsprechend beschwingt und selbstbewusst tönte ich dann in meinem ersten Geburtsbericht, dass ich mein nächstes Kind wieder so zur Welt bringen würde und eine Beleghebamme dabei nicht bräuchte. Jetzt sehe ich das anders!
Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung
Nachdem erst Janine ihren Baby-Boy Quinn und dann Camilla ihren Baby-Boy Oskar mit Beleghebamme Sissi zur Welt gebracht haben, wollte ich keine Spielverderberin sein und schickte Sissi eine Nachricht, als ich mir meiner zweiten Schwangerschaft sicher war. Wir verstanden uns auf Anhieb und meine Schwangerschaft verlief im Gegensatz zu der mit Izzy, wie am Schnürchen. Keinerlei Rückenweh, keine Vergesslichkeit oder Müdigkeit. Eher Super-Energie für zwei, die auch zum Ende hin einfach nicht abebbte. Ich stellte mich zwar auf Bewegungsstarre ab 2 Wochen vor errechneten Termin ein, aber nix passierte. Ich war immer noch fit wie ein Turnschuh. Das CTG schrieb immerzu Null-Linien am Wehenschreiber und ich saß täglich vor dem Rechner und arbeitete so viel weg, wie ich schaffte. Sissi fing schon an mich zu fragen, was ich eigentlich noch zu erledigen hatte, damit sich der Minimensch in meinem Bauch auf den Weg machen würde. Und so verstrichen ganze 5 Tage und Nächte nach ET (errechnetem Termin) bis es endlich (wieder) losging.
Diesmal hatte ich etwas nachgeholfen, denn der letzte Ultraschall am Morgen schätzte meine Tochter auf 4,1 kg +/- 500 gr. Nachdem Izzy mit 4,3 kg zur Welt kam, waren wir uns uns alle sicher, auch Baby-Girl Nummer zwei kommt mit mehr als 4 kg zur Welt. 4,5 kg befand die Ärztin allerdings als „zu groß für spontan“, sodass sie mir auch gleich versicherte, dass sie mich nicht 10 Tage übertragen lassen, sondern am nächsten Morgen mit Interventionen starten wollen. Sissi und ich fanden das nicht besonders prickelnd und wir versuchten daher mit alternativen Geburtseinleitungs-Methoden (Ihr wisst, ohne Absprache mit Arzt oder Hebamme bitte nicht eigenständig nachmachen) den Wehen nachzuhelfen. Tagsüber verwendete ich mit Nelkenöl getränkte Tampons und vor dem Schlafen gab es noch einen (ekeligen) Teelöffel Rizinusöl. 02:30 Uhr erwachte ich und siehe da, WEHEN!
Ich wartete erstmal die nächsten 30 Minuten ab, ob die Wehen beständig waren und blieben oder ob sie sich irgendwann wieder einstellten. Aber bis 03:00 Uhr blieben sie und ich rief Sissi an, um sie zu informieren. Wir stimmten uns ab, dass ich nochmal eine Stunde wartete, ob Wehen blieben und deren Intervalle anstiegen oder ob ich mich wieder hinlegen und schlafen könne. So stand ich hellwach im Badezimmer und überlegte, was ich jetzt tun könnte.
Bei Izzy hatte die Badewanne wahre Wunder bei mir bewirkt und ich dachte mir, das könnte ich jetzt auch probieren um zu entspannen. Entspannend war allerdings alles andere, nur die Wanne nicht. Die fand ich dieses Mal so scheußlich, dass ich nach 10 Minuten wieder rausgestieg. Ich konnte weder liegen, noch sitzen, noch hocken, alles war unangenehm. Meinem Mann sagte ich zwar vorher noch, dass ich Wehen hatte, aber er sollte auch erstmal weiterschlafen, denn wer weiß wie lange die Geburt dauern würde, wenn es denn jetzt doch richtig losgehen würde. Ab halb vier gesellte er sich zu mir, denn wirklich schlafen konnte er ob der Aufregung der Wehen dann irgendwie doch nicht mehr. Ich atmete also immer mehr Wehen weg und er schaute mir mitleidig dabei zu.
Um vier riefen wir erneut Sissi an: „die Wehen – A T M E N – sind immer noch da – A T M E N – du musst kommen“
Sissi bat uns, mich anzuziehen, damit wir ggfs. direkt zum Krankenhaus fahren konnten. Gesagt, getan. Ich schälte mich zurück in Leggings und Oversize Pulli, dann in Socken und Boots. Das dauerte gefühlt ewig und als Sissi 30 Minuten später in der Tür stand hörte ich sie nur noch zu meinem Mann sagen „Das ist das erste Mal dass ich sie nicht lachen sehe, ab ins Auto, es geht los.“ Mein Vater war inzwischen auch unterwegs um Izzy zu sitten, die tief und fest schlief. Er würde meinen Mann ablösen, während Sissi und ich schon ins Krankenhaus aufbrachen.
Mein Muttermund, ein Jackpot
Dort angekommen, und die Autofahrt war besser zu ertragen, als die Fahrt ins Krankenhaus bei Izzys Geburt, bewegte ich mich mit einer Mischung aus Minischritten und Stehpausen zum Atmen Richtung Kreißsaal. Im Kreißsaal konnte ich mich nur noch seitlich auf die Liege fallen lassen und wollte mich am besten überhaupt nicht mehr bewegen. Es war jetzt kurz vor 05:00 Uhr und Sissi ging sich rasch umziehen. Ich atmete und litt abwechselnd schockgefrostet auf der Liege. Als Sissi dann kurz nach 5 zurück im Zimmer stand und den Muttermund zum ersten Mal kontrollierte, wähnte ich mich als Gewinnerin des Jackpots mit Zusatzzahl! Denn während ich bei Izzy mit 2 cm im Krankenhaus startete, hörte ich Sissi laut sagen: Muttermund hat 9 cm. N E U N. Das waren nur noch 1 cm zum Kind. Trotz permanenter Kontraktionsschmerzen war ich glücklich.
Mein Mann auch, der klopfte nämlich viertel nach 5 an die Tür und setze sich mir gegenüber, sodass wir jetzt Händchenhaltend in unser zweites Geburtsabenteuer starten konnten. Sissi schob mich weiter auf die Mitte der Liege und massierte mir das Steißbein. Wenn die Wehen kamen, ruckelte sie sanft an meiner Hüfte, sodass es das Baby leichter durch den Geburtskanal hatte. Das tat, auch wenn man es mir nicht ansah, richtig gut. Ihre sanfte Stimme erklärte die ganze Zeit, was sie tat und was in mir dabei passierte und so bildete ich mir ein, genau zu spüren, wo sich mein Baby gerade befand. Anders als bei Izzy durfte ich hier auch so lange pressen und drücken wie ich konnte. So schob ich mein Kind Stück für Stück und Wehe um Wehe, laut Nein Nein Nein Nein Nein schreiend auf die Welt. Ungefähr eine Stunde später nämlich war es schon soweit. Mit viel Kraft und meiner vorletzten Wehe schob ich den Kopf nach draußen, ohne dass die Fruchtblase dabei zerplatzte. Diese Besonderheit, dass die intakte Fruchtblase noch vollständig den Kopf des Kindes umhüllt, kommt sehr selten vor – ca. eines von 80.000 Babys wird so geboren. Hebammen nennen es „Glückshaube“ und Sissi konnte meine einen Moment lang bestaunen, denn die allerletzte Wehe ließ einige Minuten auf sich warten, bevor ich dann wirklich mit dem letzten Mal pressen meine Tochter gebar.
Der Moment war so besonders und ich erinnere wie sie schrie und mir direkt auf die Brust gelegt wurde. Dass mein Mann ihre Nabelschnur durchschneiden durfte (und das ziemlich eklig fand) und er unser Baby dann selber auf die Brust gelegt bekam. Und wie kalt mir plötzlich durch den Adrenalinabfall war, dass meine Zähne so laut klapperten, als würden Pferde auf dem Flur galoppieren. Es war wirklich perfekt. Alles. Es war schmerzhaft, keine Frage. Aber es war perfekt. Um 06:22 Uhr wurde meine zweite Tochter Carlotta Lola Alexandra geboren. Mein kleines Wunder.
Wie am Schnürchen
Lolas Geburt war ambulant geplant und so konnten wir schon wenige Stunden nach Geburt und Untersuchung durch den Kinderarzt, der U1, das Krankenhaus verlassen. Zu Hause erwartete uns eine aufgeregte kleine, jetzt große Schwester und ein überglücklicher Opa. Zusammen mit Lola haben wir uns ins Familienbett zurückgezogen und dort die letzten Tage im Wochenbett verbracht. Jetzt bin ich Mom of two!
Mein Fazit:
- Das alles verdanke ich in jedem Fall meiner tollen Beziehung zu meiner Beleghebamme und ihrer fürsorglichen Betreuung vor, während und auch jetzt noch, nach meiner Geburt.
- Die Möglichkeit nach der Geburt direkt nach Hause zu gehen ist großartig und kann ich nur empfehlen, wenn man denn die Zeit zu Hause im Wochenbett auch wirklich zur Schonung und Entspannung nutzt.
- Alternative Mittel zur Förderung der Wehen bringen vermutlich nur soviel, wie man selber daran glaubt. Nehmt auf keinen Fall etwas ein, ohne Rücksprache mit euerer Hebamme oder einem Arzt zu halten.
- Nicht ohne meinen Mann!!
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