Frau Märchenprinzessin grüßt die Feministen
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Ich bin genervt. Extrem. In den letzten Jahren häufen sich in meiner Filterblase Texte rund um das Thema: Was Frauen eigentlich alles machen sollten. Und das kriegen wir natürlich vorgeschrieben von: Frauen. Ist natürlich alles für die Emanzipation. Aber da habe ich zugegeben irgendwie andere Vorstellungen.
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Erst letzte Woche erschien in der Zeit eine Kolumne zum Thema Heiratsantrag in der die Autorin uns Frauen als rückständige Märchenprinzessinnen betitelte, weil tatsächlich die meisten Frauen auch heute noch finden: Heiratsantrag? Männersache! Laut Statistik. Und laut nicht repräsentativer Umfrage im Freundeskreis der Autorin. Is klar.
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Heiratsantrag ist Männersache
Und wisst ihr was: Ich finde, das ist auch voll ok. Oder wahlweise: Ist mir wurscht. Wir sollen aber ja auch unseren Nachnamen behalten wenn wir heiraten, außerdem für dies, jenes und alles andere eintreten und ich darf ja auch nicht mehr „Mädels“ zu erwachsenen Frauen sagen, weil sich das nicht gehört, Mädels sind schließlich Teenager, alles also viel zu niedlich und metoo und sexistisch. Äh? Hä?
Und überhaupt: Heiraten ist doch viel zu romantisch, eine altbackene Prinzessinnen-Vorstellung und nicht zu vergessen, die hohen Scheidungsraten.
Es ist generell offenbar nicht mehr chic (womöglich ist es jetzt #metoo oder ein sexistischer Übergriff), wenn der Mann mir irgendeine Tür aufhält, mir den Arm reicht oder sich mal vor mich stellt um mich vor etwas zu schützen – und ey, ich finde das aber total gut, wenn der Mann sich auch mal kümmert (auf der anderen Seite regen wir uns dann ja wieder auf, wenn er es nicht tut).
Ja, ich will die klassische starke Schulter – für alle Fälle. Weil: zwei (wahlweise vier) starke Schultern sind mehr als (m)eine (zwei). Ich möchte Schultern, bei denen ich mich auch mal auskotzen kann. Ich will keine verweichlichte Socke, die das tut, was ich sage und die das eigene Leben schon irgendwie jammerig verbringt, schlicht: Kenn ich schon von früher, aus Erfahrung kann ich sagen, das wird unglaublich ermüdend und extrem langweilig. So sehr, dass man irgendwann mitten in Gesprächen einfach den Raum verlässt, weil man sonst wegnickt.
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Autotür, über die Schwelle tragen, Heiratsantrag, Blumen (auch wenn das Wasser bei Schnittblumen dann recht schnell anfängt zu stinken – wie die wunderbare Hazel Brugger schon festgestellt hat), starke Schulter zum heulen, Autoreifen wechseln, Rechnerprobleme lösen, Kräfte messen. All das. Möchte ich.
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Allein, dass ich mir anhören muss, wenn ich einen Mann mit starker Schulter als idealen Partner sehe, sei ich nicht wirklich gleichberechtigt weil Beziehungsprogramme in uns hineingeschrieben sind. WTF! Ich weiß ja nicht, aber ich führe durchaus eine Beziehung auf Augenhöhe – und nicht auf starker Schulterhöhe. Mit Arbeitsteilung – und die heißt nicht, ich Küche, du Arbeit oder du Vollzeit, ich Teilzeit – uga uga.
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Jemand, der in seinem Text schreibt, dass Respekt vertraglich festgehalten werden muss (und Sorgerecht, und Kindererziehung, und Hausarbeit) – der hat in meinen Augen das Leben noch nicht ganz verstanden. Respekt sollte immer da sein, ganz vertragslos – und auch hier gilt ja wohl: von beiden Seiten! Wenn mich was stört, dann mache ich den Mund auf und poste keine blöden Fotos auf Instagram, auf denen ich meinen Mann diskreditiere.
Und offenbar hat sich die gute Autorin sowieso noch nie Gedanken übers Heiraten gemacht, steht in ihrem Text doch, dass man nach dem Antrag nüchtern drüber reden müsste. Nichts für ungut: Was soll man denn sonst tun, ausser nüchtern drüber reden, wenn man eine Hochzeit plant?! Blumen werfen oder was?
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Und ich weiß nicht, ob es an einer ebenfalls nicht repräsentativen Umfrage in meinem eigenen Freundeskreis liegt oder am gesunden Menschenverstand: Hier wird meist nüchtern übers Heiraten gesprochen. Ganz unromantisch. Weil letztendlich der TAG der Hochzeit das (hoffentlich?) einzig romantische Dings ist, aber der ganze Rest, der Kram der vorher organisiert werden muss und der andere Kram, auf den sich beide Seiten nach der Hochzeit einlassen – das sind durchaus alles eher nüchterne, trockene und wenig romantische Dinge (“Ja Schatz, ich vögle dich bis zum Ende meines Lebens – wenn du willst auch mit Blumen im Haar und ausgezogenen Socken. Wegen der Romantikprinzessinnensache.)
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Okay. wir sind allerdings nicht mehr 30, sondern fast 10 Jahre älter als der Freundeskreis der Autorin. Vielleicht ist es bei Bibi aus dem Beautypalaceuniversum anders – aber dazu müsste ich meine elfjährige Tochter befragen.
Die meisten meiner Freunde haben inzwischen Kinder und leben schon seit 10 und mehr Jahren mit ihrem Partner zusammen. Da sitzt man irgendwann einfach auf dem Sofa und spricht übers Heiraten (oder auch nicht). Könnte man jetzt ja (oder auch nicht).
Und Kinder sind mehr Kitt als jede Hochzeit – da wirst du den Partner sowieso nie mehr los. Vertragsverhandlungen durch die Autorin hin oder her.
Ich mag das mit dem Frau sein
Ich möchte mich schminken. Und ja, nicht nur für mich, auch mal für meinen Kerl, weil: Zu einer Beziehung gehört nämlich, dass sich beide Parteien anstrengen und nicht nur der Mann, der irgendwie mit seiner neu gebackenen, unrasierten und ungeschminkten Feministin klarkommen muss, die nur noch in Männerklamotten herumläuft und den Bestimmer raushängen lässt, herumposaunt, welche Rechte sie alle haben will und zwar weil sie es sagt, nicht weil sie es kann. Trotzdem aber erwartet, dass der Mann natürlich checkt, was so los ist, in ihrem Frauengehirn, wenn mal eben irgendwas nicht passt (Er so: Was ist los. Sie stampfend: NICHTS).
Ich möchte meinen Rechner nicht mehr selber reparieren. Wozu denn auch, wenn jemand da ist, der das viel schneller kann als ich. Ich möchte auch keine Reifen wechseln. Aber ein Auto, das fährt.
Ich möchte mir die Tür aufhalten lassen. Und einen Heiratsantrag bekommen. Und streiten. Und romantische Filme gucken, die auf irgendwelchen Listen wie „Die schönsten Filme für Frauen“ stehen (das wird ja jetzt auch verpönt). Und ja, mein Baby hat sogar einen rosa Body gekriegt. Ist ja auch ein Mädchen.
Wieso zum Teufel sollte ich all das weibliche aufgeben? Ich finde, es gibt da auch irgendwas dazwischen. Und damit komme ich ganz gut klar. Schön wäre es für mich also: Lernt untereinander netzwerken und hört auf euch untereinander selbst zu bekämpfen.
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Ach, und nur fürs Protokoll: Ich habe meinen Kerl übrigens gefragt, ob er mich heiraten will (und er hatte die gleiche Idee). Und ich bin froh, wenn ich meinen Nachnamen endlich los bin – aus einem ganz einfachen Grund: seiner hat weniger Interpretationsspielraum als meiner.
Jetzt kann ich also nur noch sagen: Lest lieber noch mal diesen Text über Wut, die Frauen zeigen dürfen müssen. Da bin ich voll dafür.
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MissHappy
” Ich bin ja auch eine Frau und kein Mann und ich möchte auch gar kein Mann sein – und auch keine Kopie davon.”
GANZ GENAU!!!! Wie schön, eine Hommage an die Frau, die so emanzipiert ist, dass sie ist wie sie ist!