DER TRAUM VOM BROTE SCHMIEREN

herzlich willkommen zu einer Ausgabe meiner Kolumne, in der wir uns heute einem alltäglichen Helden widmen: der Brotdose. Dieses unscheinbare Gefäß, das täglich der treue Begleiter in Schul- oder Kitarucksäcken ist, ist viel mehr als nur ein metallener oder plastischer Container. Es ist der Schauplatz eines epischen Abenteuers, bei dem Fantasie, Kreativität und sehr oft Verzweiflung aufeinandertreffen.

Beginnen wir mit dem morgendlichen Ritual – mich begleitet es seit nunmehr 11 Jahren. Die Brotdose ist wie ein leeres Blatt Papier – eine unbeschriebene Geschichte, die darauf wartet, geschrieben zu werden. Doch schon beim Öffnen des Kühlschranks wird klar: Die Hauptfiguren dieser Geschichte, sprich Wurst, Käse und Gemüse, haben ihre ganz eigenen Pläne. Da liegt der Schinken rebellisch auf dem Joghurt, der Käse versteckt sich hinter dem Blumenkohl, und die Tomaten (ok, unsere sind gar nicht im Kühlschrank) haben sich in den hintersten Winkel verzogen, als ob sie vor einem Gemüsemassaker flüchten würden.

Nun beginnt die eigentliche Herausforderung: das kunstvolle Arrangieren der Beute in der Brotdose. Hier kommt Kreativität ins Spiel. Ein Sandwich wird nicht einfach nur gestapelt; nein, es wird zu einem meisterhaften Kunstwerk, einer kulinarischen Skulptur – ganz besonders jedes Jahr aufs Neue in diversen Zeitschriften und Blogs, wenn das neue Schuljahr droht – so auch hier in diesem Magazin ;). Die Gurkenscheiben werden in Sternchen geschnitten, sorgfältig aufgereiht, der Schinken wird mit der Präzision eines Chirurgen platziert, und der Käse wird, wie ein wertvolles Juwel darauf platziert. Die Brotdose verwandelt sich in ein kleines Museum der kulinarischen Genüsse. Is klar.

Liebe geht durch die Nie geöffnete Brotdose

Unsere Liebe wandert also jeden Tag in die Brotdose. Was darauf folgt? Ein weiteres großes Mysterium, denn es gibt kaum etwas Rätselhafteres als die ungeöffneten Brotdosen unserer Kinder. Jeden Tag, wenn die Schulklingel ertönt und der Rucksack auf die Schultern geworfen wird, beginnt das geheimnisvolle Schauspiel der unberührten Pausenbrote. Was verbirgt sich hinter diesen sorgfältig verschlossenen Dosen?

Zunächst einmal muss ich mir vor Augen führen, dass die unangetasteten Brotdosen ein Phänomen für sich sind – seit mehr als 12 Jahren. Nicht immer, aber viele davon sind ungeöffnet wieder nach Hause gewandert. Kleine Schatztruhen, vollgepackt mit kulinarischen Schätzen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Vom Müll.

Warum bleiben sie so oft verschlossen? Hier kommen meine Theorien ins Spiel.

Ein möglicher Grund könnte sein, dass Zwergnase während der Pause zu beschäftigt ist, um sich um die mühsame Öffnung der Brotdose zu kümmern. Schließlich gibt es auf dem Schulhof so viele aufregende Dinge zu tun: Schaukeln, Verstecken spielen, Fußball – wer hat da schon Zeit für einen Snack aus der Dose.

Eine andere Theorie besagt, dass die ungeöffneten Brotdosen ein Akt des Protests sind. Vielleicht sind es stille Rebellionen gegen die tyrannische Macht der Gemüsestücke oder gegen die alltägliche Monotonie von Käsebrot und Apfel. Die Brotdose bleibt verschlossen, als stumme Anklage gegen die kulinarische Eintönigkeit.

Nicht zu vergessen sind natürlich die sozialen Aspekte der ungeöffneten Brotdosen. In der Welt der Schulhof-Diplomatie sind Pausenbrote manchmal mehr als nur Nahrungsmittel – sie sind Währung, Tauschobjekte und Grundlage für kurze Allianzen. Ein ungeöffnetes Pausenbrot kann als geheimes Verhandlungsmittel dienen, um Freundschaften zu schmieden oder vielleicht den Tausch gegen ein begehrtes Spielzeug zu ermöglichen.

In jedem Fall bleibt die Welt der ungeöffneten Brotdosen ein faszinierendes Rätsel. Ob aus Zeitmangel, Protest oder taktischer Überlegung – die Gründe sind so vielfältig wie die Kinder, die sie mit sich tragen. Also, liebe Eltern, lasst euch nicht entmutigen, wenn die Brotdosen unangetastet zurückkehren. Hinter jedem verschlossenen Deckel verbirgt sich eine Geschichte, die darauf wartet, entdeckt zu werden. Und bei mir stehen nochmal weitere 12 Jahre an.

Dani schreibt seit 2007 ihr Familienreiseblogbutterflyfish und lebt mit ihrer Familie als ehemalige Fränkin in Berlin. Sie arbeitet zudem als freie Redakteurin, Grafikerin und Fotografin und war mal Informatikerin – weil eine Sache ist ja viel zu langweilig. Am liebsten fährt sie mit dem Auto und ihrer Familie durch und über die Berge oder wandert rauf und schläft auf ner Hütte. Mit im Gepäck: jede Menge Reise- und Technikideen - und immer und immer: Kinderkram! Inzwischen auch nen eigenen Kindermodeladen in Köpenick, den halben meter

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