Cosy Rebels
„Mutig sein und etwas wagen“

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Tanja Grünig ist alleinerziehende Mutter sowie Gründerin und Designerin des Kindermodelabels Cosy Rebels. Die fairproduzierten Kleidungsstücke haben neben dem reinen Hintergrund eine so coole Optik, dass sie Eltern wie Kids gleichermaßen ansprechen. Im Interview spricht Tanja mit mir über die Entscheidung zum Gründen, über Tücken und Stolpersteine der Selbstständigkeit, was bei Teamplayern wichtig ist und was es bedeutet alleinerziehend zu sein – in München sowie in New York!

Liebe Tanja, wie kam es 2012 eigentlich zur Gründung des Labels?

Die Idee kam mir ganz spontan, als ich durch einen Zufall mit einem Agenten in Kontakt kam der für die Produktion einiger Labels in Istanbul verantwortlich ist.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich schon so oft geärgert, dass es in Deutschland so wenig coole Kinderklamotten gibt und man kaum Alternativen zu H&M oder Zara hat, die qualitativ hochwertiger und vor allem auch etwas ausgefallener sind. Mich störten ganz oft die billigen Materialien die verwendet wurden und auch die Designs waren meistens nicht nach meinem Geschmack. Ich hatte 2010 für ein Jahr mit meiner Familie in New York gelebt. Dort gab es wirklich viele coole kleine Labels. Ich dachte mir, dass das doch in Deutschland auch möglich sein müsste. Ich beschloss also, selbst ein paar Designs zu produzieren und holte mir meine Freundin Miriam als Partnerin an Bord. Für unsere ersten Entwürfe flogen wir auch gleich nach Istanbul, um uns selbst ein Bild von der Produktion und den Gegebenheiten vor Ort machen zu können.

Was macht die Mode von Cosy Rebels aus? Was unterscheidet sie von anderen Labels?

Die Styles werden in kleiner Stückzahl angefertigt, was sie individuell und besonders macht. Wir hatten nie in Betracht gezogen Massenware in Asien herstellen zu lassen, obwohl einige Produzenten mit sehr günstigen Produktionsangeboten auf uns zugekommen sind. Die Philosophie von Cosy Rebels ist, bewusst und menschenwürdig herstellen zu lassen, um so einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten und um ein Bewusstsein für Menschlichkeit und Rücksicht zu fördern. Ich habe den Anspruch, außergewöhnliche, coole, kuschelige und gemütliche Kidswear zu entwerfen um somit die Persönlichkeit der Kinder und Teenager zu unterstreichen. Ganz wichtig ist dabei aber auch, dass die Sachen pflegeleicht und somit alltagstauglich sind. Unsere Styles sind schon allein deshalb nicht Mainstream, weil die Sachen besonders und rockig sind, aber gleichzeitig zeitlos und nicht jede Modewelle mitsurfen. Viele Styles entstehen einfach aus einer plötzlichen Idee, die im Alltag entsteht.  Wir stehen in engem persönlichem Kontakt mit unserem Agenten in Istanbul und wissen deshalb auch genau, wie und wo unsere Sachen hergestellt werden. Einige unserer Styles haben Schmuckösen, in  die wir kleine gestrickte Maskottchen oder Schmuckperlen gehängt haben. Die Maskottchen  wurden von Omas in der Türkei gestrickt. Unsere Strickwaren wie Mützen und Schals werden alle von einer Freundin meiner Mutter gestrickt. Einige wenige Styles werden hier in München handgefertigt.

Ich stehe zu 100% hinter Cosy Rebels und denke die persönliche Note unterscheidet unseres von anderen Labels.

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Warst Du, bevor Du Kinder hattest, auch schon selbständig und kannst Du das als Mutter empfehlen?

Ich war vor meinen Kindern nicht selbständig, hatte aber auch nur ein einziges Mal einen 9-5 Job. Ansonsten habe ich immer Jobs gehabt die mir ein abwechslungsreiches und flexibles Leben ermöglicht haben.  Die 2 Jahre die ich nach meinem Studium (Kommunikationswissenschaft/ Markt- und Werbepsychologie/ Theaterwissenschaft) in einer Onlineagentur gearbeitet habe, sind mir sehr schwer gefallen. Die Selbständigkeit hat ihre Vor- und Nachteile. Gerade für mich, als alleinerziehende Mutter ist es wesentlich besser, dass ich mir meine Zeit selbst einteilen kann und somit auch dann für meine Kinder da sein kann, wenn sie mich brauchen. Als ich anfangs noch einen eigenen Kinderstore geführt habe, war das Ganze schon wesentlich schwieriger zu managen. Das war auch einer der Gründe für den Onlineshop. Ich möchte zwar arbeiten und 100% für das Label geben, meine Kinder kommen aber immer an erster Stelle. Die Selbständigkeit gibt mir zwar viel Freiheit, fordert gleichzeitig aber auch viel Selbstdisziplin. Ich denke das ist nicht für jede Mutter etwas, denn man hat immer seine Arbeit bei sich und letztendlich nie wirklich Feierabend und immer ein bisschen schlechtes Gewissen. Das setzt einen teilweise ganz schön unter Druck. Damit kann nicht jeder umgehen.

Was ist bisher die wichtigste Erkenntnis in Bezug auf die Umsetzung einer eigenen Idee?

Es erfordert viel Mut eine eigene Idee durchzusetzen. Ich denke am Wichtigsten ist es sich treu zu bleiben und sich auf sein Gefühl und sich selbst zu verlassen. So wie in allen anderen Bereichen des Lebens eigentlich auch. Leider habe ich festgestellt, dass man sich heute zutage nur noch selten auf das Wort anderer verlassen kann.  Da ich zu den Menschen gehöre die immer gerne geben und auch immer zu dem stehen was sie versprechen, war ich in den letzten 2 Jahren sehr erstaunt festzustellen, dass für mich selbstverständliche Werte wie Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit nur noch sehr selten zu finden sind. 

Wie wichtig ist ein Team oder was muss bei einer gemeinsamen Unternehmensgründung Deiner Meinung nach im Vorfeld beachtet werden/ Was im täglichen Umgang und Handeln als Unternehmer Team?

Im Team zu arbeiten ist für mich persönlich wesentlich schöner als alleine. Man kann sich austauschen, gegenseitig entlasten und vor allem auch ermutigen.

Sehr wichtig bei der Teamgründung ist es im Vorfeld darauf zu achten das alle Teammitglieder gleich stark hinter dem Projekt stehen oder stehen können, da sonst ein Ungleichgewicht entstehen kann, dass eher bremst statt zu fördern. Im täglichen Umgang ist unbedingt darauf zu achten dass das Team Privates außen vor lässt. Außerdem ist es unbedingt notwenig sich ständig auszutauschen und sich auf einander verlassen zu können.

Was sind die Tipps für alle die den Schritt in die Selbständigkeit noch nicht wagen, sich aber eigentlich wünschen…

Mutig sein und etwas wagen! Aber aufpassen dass man sich nicht übernimmt und sich dadurch selbst den Schwung stiehlt. Wichtig ist auf jeden Fall sich treu zu bleiben und eine Durststrecke durchstehen zu können….

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Du bezeichnest Dich selbst seit 4 Jahren als alleinerziehend. Was bedeutet das für Dich? Was ist das schwierigste am Alltag und gibt es vielleicht auch Vorteile?

Alleinerziehend ist auf jeden Fall sehr anstrengend. Den Alltag und die Erziehung zweier Kinder zu meistern ohne eine Stütze an der Seite kostet viel Kraft und Energie. Alle Entscheidungen und Verantwortung trage ich meist alleine. Auch wenn mein Exmann und ich ein sehr freundschaftliches Verhältnis haben und er mir immer hilft wenn ich ihn darum bitte, liegt der Löwenanteil der Erziehung doch bei mir und oft bin ich wirklich mit meiner Kraft vollkommen am Ende.  Als Ausgleich habe ich dafür meine kinderfreien Wochenenden und die halben Ferien, wo ich Zeit für mich habe und Sachen machen kann, die ich normalerweise wohl so nicht könnte. Das gibt mir viel Freiheit und ich genieße das sehr.  Manchmal ist es allerdings schwierig dies mit dem normalen Familienalltag in Einklang zu bringen und macht es dadurch doppelt anstrengend. Ich lebe vielleicht dadurch manchmal in Extremen und so aufregend und abwechslungsreich das sein kann, so anstrengend kann das natürlich auch gleichzeitig sein. Dennoch würde ich diesen Schritt immer wieder machen, denn nur so kann ich authentisch und ehrlich zu mir selbst sein. Das ist für mich sehr wichtig und die Basis für alles.

Du lebst mit Deinen Kindern in München, hast aber auch schon mit beiden für ein Jahr in New York gelebt. Wie empfindest Du die Kinderfreundlichkeit in den USA und in Deutschland zum Vergleich?

 New York ist eine großartige Stadt. Sie trägt nicht umsonst den Beinamen `Die Stadt die niemals schläft`. Wir lebten dort mitten in Soho und meine beste Freundin Diana, die ich seit Jugendjahren kenne, war meine Nachbarin. (Ihre Tochter Malina Weissman ist übrigens eines meiner Models. Sie ist sehr erfolgreich als Model und Schauspielerin. Im April kommt Ihr erster Hollywood Streifen mit Kevin Spacey und Jennifer Garner `Nine Lives`in die Kinos.) Die Kinder waren in der Preschool gut betreut und an jeder Ecke gibt es Kinderspielplätze. Die meisten Familien die ich dort kennengelernt habe, werden durch Nannys unterstützt. Am Wochenende hat man sich dann auf die Familie konzentriert und Ausflüge in Museen, Theater oder aufs Land gemacht. Die Kinder haben meiner Meinung nach dort viel früher Playdates und Sleepovers und sind früher in irgendwelchen Kursen und dadurch etwas aufgeschlossener. Von der Kinderfreundlichkeit  habe ich ehrlich gesagt keinen großen Unterschied gespürt. In New York gibt es eben für alles und jedes Bedürfnis eine entsprechende Einrichtung, aber das hat eher mit Geschäftssinn als mit ehrlicher Freundlichkeit zu tun.

Was sind die Vorteile der ein oder der anderen Stadt in Bezug auf Lebensqualität als Familie?

Von der Lebensqualität als Familie sehe ich ganz klar den Vorteil bei München, denn man hat einfach mehr Natur und Ruhe die man gemeinsam genießen kann. In New York ist man einfach immer unterwegs und unter Strom. Man ist eigentlich immer irgendwie abgelenkt.  Natürlich kann man aber nach 1 Jahr in einer Stadt nicht wirklich einen Vergleich stellen zu einer Stadt in der man seit 15 Jahren lebt.

Was ist für Dich das Schönste am Mutter sein und was das Nervigste.

Das Schönste ist diese unendliche Liebe die ich für meine Kinder empfinde. Am extremsten habe ich das am Morgen wenn ich sehe wie sie aufwachen und sie noch ganz warm und verschlafen sind. Dann ist da einfach nur Liebe die mich von ganzem Herzen erfüllt.

Am Nervigsten ist für mich,dass Kinder alles so unberechenbar machen. Ihre Laune und Sturheit kann einem alle Pläne in Null Komma Nichts vermiesen.

 Vielen Dank für das offene Interview, liebe Tanja. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Deinem Label und alles Gute für Dich und Deine Familie. Hier kommt eine Auswahl unserer Lieblingsprodukte von Cosy Rebels: 

 

Cosy Rebels Collage

Saskia Hilgenberg hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, auch mal an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Si­sy­phus­ar­beit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet seit vielen Jahren frei als persönliche Stylistin, Fashionberaterin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.

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