Das Hirn ist ein wunderbares Gerät
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Das Internet machts möglich
Nachrichten prasseln heute so schnell und von überall auf uns ein, eigentlich hat man kaum eine Chance dem zu entkommen (vor allem nicht mit einem Nachrichtenjournalisten als Ehemann). Schlimmer noch sind aber nur die Reaktionen auf Nachrichten. Kommentare. Reaktionen von Menschen auf andere Menschen. Oder aktuell auch Hamsterkäufe und andere seltsame Auswüchse. Des öfteren erwische ich mich selbst dabei, wie ich etwas vermeintlich schlaues sagen möchte. Aber im Gegensatz zu vielen anderen lasse ich es dann lieber. Ist mir dann halt doch egal. Und: da steht ja auch mein Klarname. Schön wäre es eigentlich, wenn es anderen auch öfter so ginge. Lass es doch einfach. Hab drüber nachgedacht, ist gar nicht so klug, was ich da gerade sagen wollte. Wovon ich rede?
Zum Beispiel: Da beweint oder verarbeitet jemand bei uns sein totes Kind und thematisch geht es eigentlich um etwas ganz anderes. Aber alles, was scheinbar wichtig ist, ist die Art und Weise, wie die Trauer auf ihrer Haut (als Tattoo in einer Zahlenreihe) festgehalten wird und wen sie vermeintlich treffen könnte (gab es auch so böses Blut über den Künstler, der sich “in Erinnerung an” die letzte Nummer hat tätowieren lassen wo es ja wirklich um dieses Thema geht, aber hier: ganz anderes). Einfach nur traurig, wie einem eigene Trauer kaputt gemacht werden soll. Ich finde: Jeder sollte seinen eigenen Weg gehen dürfen, so etwas zu verarbeiten – es ist schon schlimm genug. Und nur weil “Nummer auf Arm” für einige Gutmenschen eine seltsame Verbindung hat…die ich übrigens auf dem Beitrag nicht ansatzweise nachvollziehen konnte. Wie heißt es so schön: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein – aber ey, Steine werfen ist so viel einfacher oder auch: ich bin ja wohl viel besser als alle anderen – auch wenn ich 4993859 andere Sklaven beschäftige. Von denen weiß ich ja nix. Mir also egal.
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Die Welt ist eine Bitch
Neulich schnaufte mein Mann ein wenig, als er den Schauspieler Lars Eidinger in der Pressekonferenz mit Tränen in den Augen sitzen sah, Schauspieler halt. Seine Tränen werden ihm nachfolgende aberkannt. Aber ich halte es durchaus für möglich, dass uns dieses ganze Geplätscher, das Geprassel und die Geschosse mit Meldungen, Bildern und Nachrichten heute mehr zusetzen als früher und durchaus finde ich, unsere Gesellschaft könnte weniger ätzend zueinander sein. Fängt schon bei meinem UPS-Boten an. Aus irgendeinem Grund hasst er mich, dabei sind wir gar nicht im Internet.
Viele denken ja, die Welt ist heute viel unsicherer und schlimmer als früher. Ist sie ja eigentlich gar nicht. Aber ey, ich fühl mich gerade so machtlos. Meinen Tag habe ich mir mit dem toten Kleinkind vor Lesbos versaut. Ich denke mir: hätte ichs doch nicht gelesen und erwische mich dabei, dass dann alles einfacher wäre. Ich kann es ja sowieso nicht ändern. Zumindest wüsste ich nicht wie. Ich habe kein Spendenkonto, dass ich für all die schlimmen Dinge in der Welt angelegt habe, die ich gern – mit Geld – verhindern möchte. So viel Geld habe ich gar nicht – und manches geht sowieso nicht mit Geld.
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Kann das weg oder ist das Kunst
Kurz darauf stoße ich auf die frische Aktion #Unhatewomen von Terre de Femmes, aber schon beim ersten Zitat aus einem … sie nennen es Hip Hop … Song ist mir schon wieder schlecht. Schlimmer noch, Spacken wie Fler raffen nicht mal, was sie da tun, stattdessen schüren sie weiter die Hetze, bedrohen andere Menschen.
Die Frage: die haben doch Mütter. Schwestern. Dieses ungläubige in der Stimme. Ungefähr so ähnlich gehts mir auch – oder: kann bitte einfach jemand aufhören, die über ihr Label zu verlegen? Und: Ey Spotify, wirklich jetzt? Das kann weg!
Fler hat sich inzwischen vom Internet auf die Straße begeben und einen Kameramann angegriffen, weil eine Reporterin ihn auf oben genannten Streit angesprochen hat (und bei der Sprachnachricht im Beitrag stellt es mir alle Haare auf.). Fler selbst äussert sich natürlich auch: er checkts halt null. Und er ist ja nicht der Einzige da draussen. Männer, die junge Mädchen auf ebay kleinanzeigen anschreiben und Fotos haben wollen (eigentlich suchen sie nur einen Job als Babysitter), andere Männer, die wohnungssuchende Frauen gern für Sex kostenlos bei sich wohnen lassen – ey, was bitte, ist denn da los?
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Mehr Bienchen und Sonnenschein bitte
Ich könnte an dieser Stelle noch ewig so weitermachen. Über hohle Inhalte schreiben, die die Konzentrationsfähigkeit unserer Kinder einschränken. Über Fakenews, denen kein Einhalt geboten wird, über die Verdummung, weil ja heute “alles gegoogelt” werden kann (so neulich erst im Elternabend auf dem Gymnasium meiner Tochter von einer Mutter kund getan!!!!). Über Kinder, die heute nicht mehr grüßen, weil ihnen keiner mehr sagt, dass so eine gewisse Höflichkeit schon gar nicht soooo übel wäre und ach, über so viel eben. Aber ich will ja eigentlich nicht meckern. Ich möchte gern was ändern. Und fange halt bei mir zuhause an. Klein ist ja vielleicht auch schon was.
Vielleicht ist es ja auch nur der traurige Berliner Winter, der gar kein Winter ist, sondern nur ein düsterer, feuchter Anus. Vielleicht würde vielen auch einfach ein Besuch im Münz-Mallorca (Solarium) helfen – wegen der Glückshormone. Oder alternativ einfach mal ein paar Wochen (MONATE!) Digital Detox. Meine acht Wochen ohne Insta waren herrlich und ich gebe zu, so richtig große Lust zurückzukommen habe ich immer noch nicht. Aber das ist ja das Schöne: Alles kann. Nichts muss. Aber ein bißchen Denken, ein bißchen Leben und Leben lassen, ich glaube, das schadet niemandem und würde unsere Welt so ein bißchen besser machen. Einfach mal den ersten Impuls runterschlucken. Und den zweiten auch.
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