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Eine unglückliche Mutter

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Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung besagt, dass sich das mentale Wohlbefinden von uns Müttern in den ersten sieben Jahren nach der Geburt eines Kindes verschlechtert. Ein Drittel aller Mütter ist betroffen. „Deutlich“ – durch mentalen Stress, sozialen Rückzug, Angstgefühle und depressiven Verstimmungen.

Nur 19% profitieren von einer substanziellen Verbesserung. Im Text Das Unwohlsein der modernen Mutter von Mareice Kaiser auf ZE.TT gibt es einen Absatz, in dem es heißt, Mütter hätten zum größten Teil die Strippen zu Hause in der Hand. Sie seien es, die an Dinge wie Nägel schneiden, Geburtstagsgeschenke, sichtbare und unsichtbare Aufgaben denken, die Haushalt und Kind betreffen. Und ja. Ist wohl bei vielen so. Leider.

Jetzt muss ich etwas ausholen. Meine Tochter ist inzwischen 11 Jahre alt. Kurz vor ihrem dritten Geburtstag habe ich mir eine Mutter-Kind-Kur an der Ostsee gegönnt. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahr vom Vater meiner Tochter getrennt und habe mit ihr alleine in einer Wohnung gewohnt. Ich dachte, es wäre mal eine gute Sache, wieder auf Spur zu kommen. Bis ich dort angekommen bin.

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Gestresste Mütter überall

Ich war verfassungstechnisch eigentlich schon mit allem durch, das Durchwinken des Kur-Antrags hat bei mir leider  überdurchschnittlich lange gedauert, ich hatte also längst genug Zeit, mich auch ohne Hilfe von Außen mit der neuen Lebenssituation zu arrangieren – soweit das eben irgendwie ging. Und naja, es geht ja irgendwie immer. Weil es muss.

Getroffen habe ich auf dieser Kur im „Anti-Stress-Seminar“ dann lauter gestresste Mütter, die tatsächlich allesamt allein daheim die Fäden in der Hand hatten – obwohl so ziemlich alle in einer mehr oder weniger funktionierenden Beziehung steckten. Die Fäden allein in der Hand, weil es eben kein anderer aus der Familie erledigen würde, die Wäsche waschen, die Küche aufräumen, einkaufen, gucken, wie viel Klopapier noch da ist. Allerdings auch mit einem gewissen Unterton: Weil es kein anderer so macht, wie ich das will.

Aufgaben delegieren? Fehlanzeige, weil der Mann und die Kinder im Haus räumen zwar auf, aber dann sind Kleinigkeiten wie Geschirrtücher plötzlich falsch herum aufgehängt, das Bad nur sauber statt sakrotangewachst und überhaupt: Die Kinder räumen ihr Zimmer ganz anders auf, als die Mutti das machen würde – und da läuft das mit dem delegieren eben nicht mehr so gut. Wir können ja auch nicht aus unserer Haut?!

Das war für mich das eigentliche Problem ihres Unglücks: Keine von den anwesenden Mamas hatte Vertrauen zum eigenen (Ehe)Mann oder gar ihren Kindern, dass sie auch nur irgendwas zuhause richtig machen könnten – ohne die Anleitung der Mutter. Keine wollte dahingehend etwas delegieren, weil die anderen im Haushalt sowieso nur alles falsch machen können. Stattdessen ließen sie sich auf die völlige Überforderung ein, das: Ich mach alles, weil keiner kann das so gut wie ich.

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Aber am Ende stehen sie alle da und sagen: Mich nervt, dass ich alles machen muss. Und nur nebenher: Ich nehme mich da nicht aus. Wie schon geschrieben: wer kommt schon aus seiner Haut…

 

Ich habe allerdings nach meiner Trennung schnell gelernt: Der Ex macht ganz viele Dinge mit unserem Kind anders als ich. Und einiges davon hat mich nicht begeistert. Fakt ist aber: Ihm ging es mit mir sicher genauso. Aber keiner von uns beiden hatte – zumindest sehe ich das so – das Recht dem anderen vorzuschreiben, wie es bei ihm zuhause zu laufen hat. Unser Kind war uns da weit voraus: Bei Papa läuft es so, bei Mama läuft das so. Wir, besonders ich, habe da länger gebraucht und nun ja, einiges dauert bis heute an – und jetzt sind fast 10 Jahre rum.

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Auf dem Foto oben war ich in meiner dunkelsten Phase. Getrennt, krank, überarbeitet und überfordert mit allem und sehr einsam.

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Verantwortung kostet Energie

Ja, das tut sie. Sehr sogar. Wenn Männer viel arbeiten und man irgendwie doch Alleinerziehend in einer Beziehung steckt. Oder wirklich allein mit Kind lebt.

Nicht, dass hier jemand denkt, mir scheint pausenlos die Sonne aus dem Arsch, bin ich doch gerade schwanger und heiraten werde ich im nächsten Jahr auch noch.

Es gab – und gibt – Tage, an denen denke ich: Das ist alles zu viel, das schaffe ich nicht. Und scheiße, es gab eine Zeit, da war ich nicht nur allein und so was wie eine Single Mom, sondern auch unglaublich einsam.
Meine Tochter war eine zeitlang morgens die Erste in der Kita und abends um 18 Uhr die Letzte, die abgeholt wurde. Abendessen hatte ich zu dieser Zeit noch nicht eingekauft und im Kühlschrank war auch nichts drin. Außerdem war ich mir häufig nicht sicher, ob meine EC-Karte heute funktionieren würde – oder ob das Konto schon wieder leer war.

Vielleicht kennt die ein oder andere das: Einkauf wird gescannt, Karte durchgezogen, Karte geht nicht, aber genug Bargeld ist nicht im Geldbeutel – hinter dir eine Schlange…der eigene Kopf sehr rot, rot, rot.

In der Woche, in der meine Tochter nicht bei mir war, habe ich einfach so wenig wie möglich (oder woanders – also nicht im Restaurant, sondern wenn möglich bei Freunden oder Bekannten) gegessen (geschnorrt), das war für mich billiger. Und ja, das hat mich fertig gemacht. Keine Kohle, Leben von der Hand in den Mund trotz 40 Stundenwoche. Um das zu ändern habe ich eine Weile gebraucht, ich musste ja alte Strukturen durchbrechen. Aber vorher hat mich erstmal eine Nierenbeckenentzündung für drei Wochen flach gelegt (und 10 Kilo gekostet).

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Deswegen kann einfach nur raten – wenn es geht: Vertraut anderen Menschen in eurem Umfeld! Lasst euch helfen – das ist keine Schwäche! Und viele Väter würden bestimmt mehr zuhause machen, wenn sie dürften (auch wenn eine Studie sagt, dass sie glücklicher sind, wenn sie arbeiten – besonders mit Kind zuhause…).

Aber sie werden von Müttern häufig nach dem Motto „einmal dumm angestellt reicht fürs ganze Leben“ behandelt und von gewissen Dingen ausgeschlossen. Deko oder Einladungen zum Geburtstag? Dafür bist du doch viel zu unkreativ! Kind von der Kita abholen? Du vergisst bestimmt den Fahrradhelm. Wäsche waschen und aufhängen? Du nimmst das falsche Waschmittel und ausserdem hängst du die Wäsche „falsch“ auf. Schuhe kaufen? Oh nein, lieber nicht! Klamotten aussuchen? HAHAHAHA!

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Lasst es euch bitte besser gehen

Wir sind nicht nur Mütter – wir sind auch Eltern. Zu fast allen Kindern gibt es einen Vater. Nehmt sie in die Pflicht, vielleicht werdet ihr sogar erstaunt sein, wie gern sie mal richtig Papa sein wollen. Mein Ex kümmert sich jede zweite Woche (wir leben das 50/50 Modell) ganz ohne mich ums Kind und macht das in manchen Dingen viel besser als ich – zumindest anders und mindestens genau so gut. Und klar, die Klamotten, die er aussucht, waren nie mein Fall – aber das hat sich bei unserer fast 12jährigen sowieso so gut wie erledigt.

Mein jetziger Mann wäre die perfekte Hausfrau – nein, ist – weil auch er acht Jahre allein mit Kind in einem Haushalt gelebt hat – und dabei übrigens Vollzeit gearbeitet hat. Tut er heute auch. Aber den Hauptanteil der Kocherei übernimmt immer noch er. Trotz Schichtdienst. Und aktuell, wo ich also ungelenk und müde und sehr schwanger auf dem Sofa herumliege: Er macht ALLES!

Und ja, ich erwische mich bei Punkten wie oben, dass ich denke: Aber ich kann das doch besser und gleichzeitig anfange, aufzurechnen. Was eigentlich Blödsinn ist. Und allein diese Erkenntnis hilft einem, langfristig zumindest im Haushalt weniger kaputt zu gehen.

Wir sind Eltern. In vielen Fällen nicht nur Mutter, auch wenn die Zahl der Alleinerziehenden wächst und ich gar nicht weiß, wie viele Frauen eben auch mit Mann mehr alleine sind als zu Zweit.
Aber: wir sind zwei Erwachsene in diesem Haushalt, die sich gegenseitig Arbeit abnehmen können. Wenn der eine zum Beispiel keine Lust hat, die scheiß Wäsche abzuhängen, dann macht es eben der andere – egal ob die Handtücher dann falsch gerollt sind. Das war mein Lernprozess. Hart. Aber ey: Egal.

Die ein oder andere mag mir jetzt den Vogel zeigen und rufen: Ey Alte, so einfach ist das nicht. Und ja, denn jeder Mensch und jede Familie ist individuell. Es gibt sicher Situationen, da ist das nicht so einfach – hatte ich auch – und wer lässt schon gern Dinge los, die er „schon immer so gemacht hat“. Ich nicht. Aber ich habe es gelernt. Manche Dinge auf dem harten Weg. Aber im Nachhinein kann ich nur sagen: Zum Glück, denn heute ist es für mich einfacher. Ich delegiere und sag: Mach du mal bitte, ich brauche Hilfe – fast ganz ohne schlechtes Gewissen.

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Hilfe für überforderte Mütter (und Väter!)

Wenn wirklich gar nichts mehr geht, weder vor- noch rückwärts: Bitte lasst euch helfen. Zum Beispiel an dafür vorhergesehenen Stellen!

Erste Anlaufstelle: Das Jugendamt. Klingt nicht prickelnd, aber das Jugendamt ist für alle Lebenslagen gut vernetzt und kennt in der jeweiligen Stadt weitere Anlaufstellen für jegliche Familienproblematik.

Für alleinerziehende Mütter und Väter ist neben dem Jugendamt auch der VAMV eine Anlaufstelle. Hier werden Eltern in allen Situationen beraten und im Zweifel an Stellen weitergeleitet, die auf bestimmte Fälle spezialisiert sind.

Das Elterntelefon der Nummer gegen Kummer könnt ihr anonym anrufen und euch auch dort erst einmal telefonisch beraten lassen. Manchmal hilft es schon, einfach mal zu reden.

Auch die Caritas bietet Beratung für Familien an. Egal ob per Mail, Telefon oder vor Ort.

Beim BKE erhalten Eltern und Jugendliche Familienberatung.

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Dani schreibt seit 2007 ihr Familienreiseblogbutterflyfish und lebt mit ihrer Familie als ehemalige Fränkin in Berlin. Sie arbeitet zudem als freie Redakteurin, Grafikerin und Fotografin und war mal Informatikerin – weil eine Sache ist ja viel zu langweilig. Am liebsten fährt sie mit dem Auto und ihrer Familie durch und über die Berge oder wandert rauf und schläft auf ner Hütte. Mit im Gepäck: jede Menge Reise- und Technikideen - und immer und immer: Kinderkram! Inzwischen auch nen eigenen Kindermodeladen in Köpenick, den halben meter

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