
Erschöpft im Familienalltag
Was passiert, wenn Eltern dauerhaft überlastet sind? Wie erkennt man Warnsignale und wo gibt es Hilfe? Wir haben mit einer Expertin von HelloBetter über das Thema Eltern-Burnout gesprochen.
Ist Parental Burnout bzw. Eltern-Burnout eine offizielle Diagnose?
Nein, Eltern-Burnout ist keine offizielle Diagnose. Auch Burnout ist keine klassifizierte psychische Erkrankung, sondern fällt offiziell unter die Kategorie „Zusatzdiagnosen”.
Burnout wird per Definition als Erschöpfungszustand im beruflichen Kontext verstanden. Viele Fachleute sind sich jedoch einig, dass es sich bei Burnout nicht zwangsläufig um eine Erwerbstätigkeit im engeren Sinne handeln muss. Auch Personen, die Care-Arbeit leisten, insbesondere Eltern, können ein Burnout entwickeln. Das ist auch bei genauerer Betrachtung sinnvoll. Schließlich bestehen viele Ähnlichkeiten zwischen einer Care-Arbeit und sozialen und pflegerischen Berufen – genau jenen Berufsgruppen, die häufig von Burnout betroffen sind.
Wie äußert sich ein Eltern-Burnout?
Eltern-Burnout bezeichnet einen Zustand der anhaltenden Erschöpfung und Überlastung in der Elternrolle.
Viele Eltern erleben gelegentlich Momente, in denen sie sich müde und energielos fühlen. Bei einem Eltern-Burnout handelt es sich jedoch nicht um einzelne Augenblicke oder Tage, sondern um einen dauerhaften Erschöpfungszustand. Dies kann mit dem Gefühl der Überforderung einhergehen und dem Gefühl, den Erwartungen und Anforderungen des Elternseins nicht gerecht werden zu können. Um die eigenen inneren Akkus zu schonen, ziehen sich viele Eltern als Folge körperlich oder auch emotional von ihren Kindern zurück – es kann sogar ein Gefühl der Entfremdung entstehen. Dieser Rückzug ist dabei oft der Versuch, Energie zu sparen und die eigenen Kräfte zu schonen. Auch die Realität und die Vorstellung davon, wie man eigentlich als Eltern sein wollte, können plötzlich weit auseinanderklaffen. Mit diesem Kontrast, der Erschöpfung und Überforderung gehen dann oft Selbstzweifel, Scham- und Schuldgefühle einher.
Wie viele Eltern sind in Deutschland schätzungsweise betroffen?
Dadurch, dass es sich bei Eltern-Burnout nicht um eine offizielle Diagnose handelt und es damit auch keine klaren Diagnosekriterien gibt, ist eine Schätzung schwierig.
Es gibt in den letzten Jahren jedoch vermehrt Forschung zum Thema Eltern-Burnout. So entwickelte die belgische Psychologin Dr. Isabelle Roskam gemeinsam mit ihren Kolleg:innen eine Methode zur Messung des Burnouts bei Eltern, das sogenannte Parental Burnout Assessment. Eine Studie, die dieses Instrument nutzte, geht davon aus, dass die Prävalenz von Eltern-Burnout in Deutschland bei 1-2% liegt.
Überlastung, erhöhter Stress, Erschöpfung und Energielosigkeit sind unter Eltern aber deutlich häufiger. Einer repräsentativen Umfrage zufolge fühlt sich etwa jedes vierte Elternteil in Deutschland (28% der Mütter und 21% der Väter) sehr oder extrem erschöpft und energielos.

Woran liegt es, dass dieses Syndrom vor allem in westlichen Gesellschaften verbreitet ist?
Studien weisen darauf hin, dass Eltern aus eher individualistischen (typischerweise westlichen) Ländern eine höhere Rate von Eltern-Burnout aufweisen. Das kann mehrere Gründe haben. Besonders in westlichen Ländern erleben viele Eltern vermehrte Erwartungen, die sich teilweise auch widersprechen. Eine häufig erlebte Erwartung ist, dass Eltern ihre Kinder bedürfnisorientiert erziehen und ihre eigenen Bedürfnisse hinten an stellen sollten. Gleichzeitig sollen sie aber auch Zeit für sich selbst, für persönliche und berufliche Weiterentwicklung und die Paarbeziehung haben. Sie sollten ihre Kinder gezielt fördern – aber bitte ohne sie zu überfordern. Stets geduldig, liebevoll und gelassen sein. Das kann Druck erzeugen. Und genau dieser hohe Leistungsdruck, Perfektionismus und Stress können ein Eltern-Burnout begünstigen. Auch eine geringere familiäre Unterstützung kann ein Grund für die höheren Eltern-Burnout-Raten in westlichen Ländern sein.
Was sind die Gründe für Eltern-Burnout? (Stress, Erwartungshaltung, gesellschaftliche Strukturen usw.)
Ein Burnout kann dort entstehen, wo chronischer Stress vorliegt – sprich, wo dauerhafte Belastung nicht mehr ausreichend verarbeitet werden kann und Erholungspausen fehlen. Und genau das beschreibt den Alltag von Eltern oft gut. Elternsein kann Energie kosten und hat weder Krankheitstage noch Ferien.
Hinzu kommt, dass viele Familien nicht nur mit den alltäglichen Aufgaben zu schaffen haben, sondern es zusätzlich besondere belastende Umstände geben kann. Zum einen können das Dinge sein, die das Kind betreffen – beispielsweise Erkrankungen oder Schwierigkeiten in der Schule. Zum anderen können auch auf Seiten der Eltern erschwerende Umstände herrschen, wie etwa alleinerziehend zu sein, finanzielle Engpässe oder selbst an einer Erkrankung zu leiden. Auch Geschwisterrivalitäten oder Streit in der Beziehung können die Gefahr eines Eltern-Burnouts erhöhen.
Haben sich die Umstände, die so ein Syndrom hervorrufen, in den letzten Jahren (Jahrzehnten) verändert bzw. haben Sie das Gefühl, dass die Zahlen der Eltern, die „nicht mehr können“ gestiegen ist?
Was aus Sicht vieler Eltern gestiegen ist, sind die Erwartungen, die an Eltern gestellt werden. Immer Ruhe bewahren, ausgewogen kochen, stets Ordnung halten und dabei noch die eigene Karriere vorantreiben. In immer mehr Familien gehen beide Eltern einer Erwerbstätigkeit nach, gleichzeitig wohnen weniger Menschen in der Nähe ihrer Familie und haben dadurch auch weniger familiäre Unterstützung, z. B. in der Kinderbetreuung. All das sind Umstände, die Belastungen und Stress und damit letztendlich auch das Risiko für ein Eltern-Burnout erhöhen können.
Ist das Burnout der Eltern ein neues Phänomen oder wurde es damals schlicht nicht als Krankheit bzw. Störung erkannt?
Burnout ist bis heute keine klassifizierte psychische Erkrankung und wurde lange Zeit als Phänomen im Arbeitskontext – als „Manager-Krankheit” – verstanden. Dabei wissen viele Eltern nur zu gut, dass die sogenannte Care-Arbeit (also das Kümmern und Großziehen der Kinder) oft mindestens genauso kräftezehrend, körperlich und emotional anstrengend ist wie jeder Bürojob. Mittlerweile sind sich viele Expert:innen einig, dass Burnout auch Eltern betreffen kann – aber das war nicht immer so.
Sind Alleinerziehende stärker betroffen / gefährdet?
Ja. Besonders häufig entwickeln Elternteile ein Burnout, die die Hauptlast der Care-Arbeit leisten. Und genau das ist bei Alleinerziehenden in der Regel der Fall.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen ökonomischen Status und Gefährdung oder kann es sozusagen „jede*n treffen“?
Generell kann Burnout alle Eltern betreffen. Ein direkter Zusammenhang zwischen ökonomischem Status und dem Risiko eines Eltern-Burnouts konnte bisher nicht gezeigt werden.
Wie erkennen Eltern, dass sie in ein Burnout rutschen und was können sie dagegen tun? Kündigen ist ja keine Option.
Genau, Eltern können sich von der Kinderbetreuung nicht krankmelden oder als Eltern kündigen. Die inneren Akkus sind also quasi permanent beansprucht. Genau deshalb ist es so wichtig, sich im Alltag immer wieder Momente zu schaffen, in denen jedes Elternteil die eigene innere Batterie aufladen kann. In manchen Familien kann das bedeuten, einen festen Nachmittag zu bestimmen, an dem man nicht für die Kinderbetreuung zuständig ist (wirklich gar nicht). Es muss aber auch gar nicht ein ganzer Nachmittag oder Abend sein. Manchmal helfen auch bereits 30 – 60 Minuten Auszeit, in denen man die Zimmertür schließen oder die Wohnung verlassen kann, um wieder etwas Energie zu tanken. Ob man dann in dieser Zeit eine Entspannungsübung, ein Nickerchen oder einen Abstecher in die sozialen Medien macht, ist nicht wichtig. Es gilt: Auszeit ohne Reue und ohne vermeintlich produktiv sein zu müssen. Alles, was die inneren Akkus gerade auflädt – oder zumindest nicht weiter entlädt – ist erlaubt.
Für alleinerziehende Eltern kann es natürlich besonders schwierig sein, diese Auszeiten umzusetzen. Ein Netzwerk aus Freund:innen, Familie oder anderen Alleinerziehenden, die bei Bedarf einspringen können, kann hier helfen. Aber nicht nur für Alleinerziehende ist an der Weisheit „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf” etwas dran. Die Unterstützung von Familie, Freund:innen oder Nachbar:innen kann enorm entlasten und einem Eltern-Burnout vorbeugen. Und auch, wenn Oma, Opa, Tante oder Onkel nicht in unmittelbarer Nähe wohnen, ist es für Eltern oft möglich, das eigene Netzwerk oder „Dorf” zu erweitern. Durch Fahrgemeinschaften, geteilte Einkaufslisten, Playdates am Wochenende oder Babysitten am Abend können befreundete Familien Synergien schaffen und sich so gegenseitig immer wieder kurze Zeit zum Aufladen ermöglichen.
Solche Tipps haben aber natürlich auch ihre Grenzen. Wenn Eltern sich sehr erschöpft und ausgebrannt fühlen und merken, dass ihre eigenen Bewältigungsstrategien nicht mehr ausreichen, ist es wichtig, sich Hilfe von Expert:innen zu suchen. Professionelle Hilfe und Beratung bieten z. B. Familienzentren und Erziehungsberatungsstellen an. Auch die Hausarztpraxis kann eine erste Anlaufstelle sein, um zu entscheiden, ob zum Beispiel eine Eltern-Kind-Kur oder Psychotherapie in Frage kommen könnte.

Haben eher Eltern von kleinen Kindern Parental Burnout?
Ja, Eltern von kleineren Kindern erleben häufiger ein Eltern-Burnout. Dies erscheint auch insofern naheliegend, da Kinder besonders in den ersten Lebensjahren rund um die Uhr betreut werden müssen, es oft an Zeit, Schlaf und Energie fehlt. Generell kann ein Eltern-Burnout aber auch Eltern ältere Kinder treffen. Während sich bei Eltern kleinerer Kinder oft eine körperliche Erschöpfung zeigt, kann gerade bei älteren Kindern oder Teenagern auch eine emotionale Erschöpfung im Vordergrund stehen.
Welche Folgen kann ein unbehandelter P.B.O. haben?
Wenn ein Burnout unbehandelt bleibt und Stress, Erschöpfung und Überforderung anhalten, sinkt nicht nur die Lebensqualität, sondern auch das Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen steigt. So können sich zum Beispiel depressive Erkrankungen, Schlaf- oder Angststörungen entwickeln.
Welche Risiken bestehen für die Familie und ggf. die Beziehung?
Ein unbehandeltes Eltern-Burnout kann sich natürlich auch negativ auf die ganze Familie auswirken. Überforderung und Stress können zum Beispiel zu vermehrten (Paar-) Konflikten führen. Eine kürzere Zündschnur, Gereiztheit oder Energielosigkeit können das Familienleben belasten. Genau deshalb ist eine frühzeitige Behandlung bzw. frühzeitige Prävention so wichtig. Nur wenn es den Eltern selbst gut geht, können sie auch für andere da sein. Es ist wie im Flugzeug: „Im Notfall sollten Eltern sich zuerst die Sauerstoffmaske aufziehen, bevor sie ihren Kindern helfen.“ Wer auf sich selbst und seine Bedürfnisse achtet, hilft letztlich nicht nur sich selbst, sondern auch der ganzen Familie.
Steigt mit der Anzahl der Kinder das Risiko für einen P.B.O.?
Ja, mit mehreren Kindern steigt das Risiko für ein Eltern-Burnout.
Sind eher Frauen oder eher Männer gefährdet, einen Eltern-Burnout zu bekommen?
Das Risiko eines Eltern-Burnout ist bei Frauen höher. Ein Grund hierfür kann sein, dass immer noch Mütter in vielen Fällen den Hauptteil der Care-Arbeit leisten und durch einen höheren Mental Load belastet sind.
Warum ist Stress so gefährlich für die (mentale) Gesundheit?
Nicht jede Art von Stress ist per se gesundheitsschädlich. Akuter – also kurz andauernder – Stress kann uns im Gegenteil sogar leistungsfähiger machen. Einen Einfluss haben dabei unsere Stresshormone Kortisol und Adrenalin. Sie sorgen dafür, dass unser Körper eine extra Portion Energie bereitstellt und für Widerstandsfähigkeit, Energie und Konzentration. Jedoch nur für kurze Zeit – langfristig bewirken sie genau das Gegenteil: Sie schwächen unsere Gesundheit. Wenn der Stresshormonspiegel dauerhaft erhöht ist, kann das Risiko für verschiedene Erkrankungen wie Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes oder Magen-Darm-Beschwerden steigen und das Immunsystem geschwächt werden. Auch für viele psychische Erkrankungen wie Burnout, Depressionen, Schlafstörungen oder Angsterkrankungen ist dauerhaft erhöhter Stress ein Risikofaktor.
Wie kann HelloBetter bzw. eine Online-Therapie bei Burnout helfen?
Das Online-Therapieprogramm HelloBetter Stress und Burnout, das auf der kognitiven Verhaltenstherapie beruht, bietet wirksame kostenfreie Soforthilfe bei Burnout. In acht abwechslungsreichen und interaktiven Kurseinheiten können Eltern, aber auch alle anderen Burnout-Betroffenen, bewährte Stressbewältigungsstrategien erlernen. Dazu gehört zum Beispiel, wieder mehr für Erholung und kraftgebende Aktivitäten zu sorgen, Herausforderungen systematisch anzugehen oder einen hilfreichen Umgang mit Gefühlen zu erlernen. Eine ausgebildete Psychologin oder ein ausgebildeter Psychologe aus dem HelloBetter Team gibt nach jeder Einheit ein schriftliches Feedback und steht auch zwischen den Einheiten als Ansprechperson zur Verfügung.
Warum bietet sich vor allem diese Art der Therapie für Familien bzw. Eltern an?
Für viele Eltern hat der Tag standardmäßig zu wenig Stunden, um überhaupt alle To-Dos und Termine zu koordinieren und abzuarbeiten. Eine fester Termin in der Woche für eine klassische Psychotherapie ist deshalb für viele Eltern schwierig zu realisieren. Hinzu kommen volle Wartelisten und – je nach Region – lange Fahrtwege in eine psychotherapeutische Praxis. Genau hier bieten die psychologischen Online-Therapieprogramme von HelloBetter viele Vorteile. Sie lassen sich flexibel in den Alltag integrieren und sind von keiner Tageszeit, keinem festen Termin oder Ort abhängig. Eltern können das Online-Therapieprogramm ganz einfach auf dem Laptop, Tablet oder Smartphone in ihrem eigenen Tempo durchlaufen.
Welche Therapieangebote finden Eltern bei HelloBetter und welche Therapieform hat sich bei etwa Burnout als erfolgreich erwiesen?
HelloBetter bietet Online-Therapieprogramme für unterschiedliche psychische Beschwerden an. Neben HelloBetter Stress und Burnout gibt es Online-Therapieprogramme bei Panikattacken, Schlafstörungen, chronischen Schmerzen, Vaginismus und Dyspareunie sowie depressiven Beschwerden bei Diabetes.
Kognitiv-behaviorale Programme weisen die höchste Wirksamkeit zur Stressbewältigung auf. Alle Online-Therapieprogramme von HelloBetter basieren auf der kognitiven Verhaltenstherapie.
Übernimmt die Krankenkasse die Therapie? Denn vor allem finanzielle Belastung spielen bei einem Burnout ja oft eine Rolle.
Die als Digitale Gesundheitsanwendungen (kurz DiGA) zugelassenen Online-Therapieprogramme von HelloBetter können sich Betroffene kostenfrei von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen verordnen lassen. Alle gesetzlichen und viele private Krankenkassen tragen damit 100% der Kosten.
Hier sind noch einige psychologische Hilfsdienste, die du in Anspruch nehmen kannst, wenn es dir oder jemandem in deinem Umfeld schlecht geht – anonym, kostenlos und professionell:
Telefonseelsorge
Tel.: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222
Rund um die Uhr erreichbar, anonym & kostenlos
Auch als Chat & E-Mail-Beratung verfügbar
Nummer gegen Kummer
Für Kinder & Jugendliche: 116 111
Für Eltern: 0800 111 0 550
Mo–Sa, verschiedene Zeiten
Krisendienst Psychiatrie (regional unterschiedlich)
Viele Bundesländer haben einen eigenen Krisendienst, z. B. in Berlin
Tel.: 0800 655 3000
24/7 erreichbar
Depressionshilfe – Info-Telefon der Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Tel.: 0800 33 44 533
Mo, Di, Do: 13–17 Uhr
Sucht & Drogen Hotline
Tel.: 01806 313031
Rund um die Uhr, anonym
Eine Liste sämtlicher Krisentelefone findest du hier
Wie ist der Ablauf einer Therapie bei HelloBetter und worin unterscheidet sie sich zu einer Therapie bei einereinem Psych. Psychotherapeutin oder Psycholog*in?
Der erste Schritt ist, sich von Ärzt:innen oder Psychotherapeut:innen ein Rezept für eine Digitale Gesundheitsanwendung von HelloBetter ausstellen zu lassen. Das Rezept kann im Anschluss direkt bei der eigenen Krankenkasse oder über den HelloBetter Rezeptservice eingereicht werden (dann übernehmen wir die weitere Kommunikation mit der Krankenkasse). Als nächstes erhalten die Teilnehmenden von ihrer Krankenkasse einen Freischaltcode, mit dem sie direkt über Laptop, Smartphone oder Tablet in das Therapieprogramm starten können.
Jedes Online-Therapieprogramm von HelloBetter besteht aus mehreren Einheiten, die die Teilnehmenden selbstständig in ihrem Tempo durchlaufen. Mithilfe von Videos, Audios, Texten und interaktiven Übungen werden in den Einheiten wirksame Strategien der kognitiven Verhaltenstherapie vermittelt. Nach jeder Einheit erhalten die Teilnehmenden von der psychologischen Begleitung ein schriftliches Feedback und können sich auch bei Fragen jederzeit zwischen den Einheiten an diese Ansprechperson wenden.
Außerdem beinhaltet das Therapieprogramm ein Online-Tagebuch, regelmäßige Symptomchecks, einen Aktivitätenplaner und die sogenannte BetterBox, in der Teilnehmende bereits erlernte Strategien zum Üben wiederfinden.

Wo sind die Grenzen von Online-Therapie und wann sollte man sich stationäre Hilfe suchen?
Die Online-Therapieprogramme von HelloBetter sollten nicht bei akuter Suizidalität angewendet werden. In diesem Fall sollte eine ärztliche und/oder psychotherapeutische Einschätzung eingeholt und in Krisensituationen unmittelbar die Notfallnummer 112 kontaktiert werden. Je nach Therapieprogramm gibt es weitere sogenannte Kontraindikationen, die in einem ärztlichen oder psychotherapeutischen Gespräch immer individuell abgeklärt werden sollten.
Ein stationärer Aufenthalt kann, in ärztlicher oder psychotherapeutischer Absprache, z. B. bei sehr starken Beschwerden und Einschränkungen im Alltag sinnvoll sein. Ein Online-Therapieprogramm kann dann ggf. im Anschluss angewandt werden, um Rückfällen vorzubeugen oder die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken.
Wie verhindern Eltern, nach einer Therapie wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen? Bzw. würde sich dann nicht auch eine Systemische Therapie anbieten, damit alle Familienmitglieder auf einer Informationsebene stehen?
Sowohl in der Psychotherapie als auch in den Online-Therapieprogrammen von HelloBetter findet eine sogenannte Rückfallprophylaxe statt. Eine Rückfallprophylaxe unterstützt Betroffene darin, die erlernten Strategien langfristig in den Alltag zu implementieren, eigene Frühwarnzeichen zu kennen und sich einen Plan für schwierige Zeiten zu machen.
Woran kann ich als Freund*in erkennen, wenn es einem befreundeten Elternteil nicht gut geht und wie kann ich helfen?
Überforderung ist oft immer noch ein Tabuthema unter vielen Eltern. Dabei kann es bereits enorm entlasten, mit anderen über die eigene Erschöpfung, Gereiztheit, Ungeduld oder fehlende Erfüllung in der Elternrolle zu sprechen. Ein offenes und ehrliches Nachfragen kann hier helfen. Statt „Wie geht es den Kindern?” oder „Wie läuft die (Erwerbs-) Arbeit”, kann ein „Wie geht es DIR eigentlich gerade wirklich?” helfen. Auch das Sprechen über eigene Herausforderungen oder Gefühle kann Türen öffnen und dazu führen, dass sich Eltern dann vielleicht trauen, über ganz ähnliche Gefühle oder eigene Selbstzweifel zu sprechen.
Je nach eigenen Kapazitäten können Freund:innen helfen, indem sie für Entlastung sorgen. Das kann vielleicht bedeuten, den Wocheneinkauf oder an einem Abend das Kochen zu übernehmen oder das Kind an einem festen Tag von der Kita abzuholen. Auch das gemeinsame Recherchieren oder Aufzeigen von Hilfsangeboten kann unterstützen.
Abschließend: Wie hoch ist die therapeutische Erfolgsquote?
Studien zur Wirksamkeit von HelloBetter Stress und Burnout konnten zeigen, dass 61.4 % der Teilnehmenden nach Abschluss des Programms eine klinisch relevante Verbesserung der Stressbeanspruchung zeigten. Nach 6 Monaten waren es sogar 77.3 %. Fast 60% zeigten nach 6 Monaten keine Symptome mehr.
Liebe Annika, VIELEN DANK!
Annika Haffke
Annika Haffke ist Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei HelloBetter. Sie beschäftigt sich intensiv mit digitaler Gesundheitsförderung und ist Expertin für Stress, Burnout und psychische Gesundheit im Familienalltag.
HelloBetter
HelloBetter ist ein Anbieter digitaler Therapieprogramme für psychische Gesundheit. Die evidenzbasierten Online-Kurse basieren auf kognitiver Verhaltenstherapie und werden von vielen Krankenkassen übernommen.
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