Grundschule ist nicht gleich Grundschule

Vielleicht geht es euch wie mir: das Kind kommt bald in die Schule und ich frage mich durchaus, ob die klassische Grundschule das ist, was ich für mein Kind möchte oder ob es vielleicht bessere, individuellere Einrichtungen gibt, die das Potential der Kids optimal und individuell fördern und besser auf ihre Bedürfnisse eingehen können. Viele Eltern sind heute unzufrieden – das liegt sicher auch an Social Media und den Medien, es gibt keine Filter mehr. Große Klassen, keine Individuelle Förderung, marode Gebäude und fehlende Lehrkräfte sind die Hauptargumente. Die Medien tun ihr übriges. Worauf Eltern bei der Wahl achten können oder einfach ein kleiner Überblick.

Öffentliche Grundschule mit offenem Ganztag


In Berlin ist der offene Ganztag die Regel. In einer voll gebundenen Ganztagsschule sind alle Schülerinnen und Schüler dazu verpflichtet, mindestens an vier Wochentagen an Unterricht und außerschulischen Angeboten teilzunehmen.
Öffentliche Grundschulen sind kostenlos, was Bildung für alle zugänglich macht. Bei einem offenen Ganztag haben die Kids die Möglichkeit, direkt nach dem Unterricht zu gehen oder auch weitere Angebote an der Schule anzunehmen – wenn es denn Angebote gibt. Die Schülerpopulation ist hier diverser und füllt ein breites soziales Umfeld. Nachteilig ist, dass die Grundschulklassen oftmals viel zu groß sind und es so kaum bis keine individuelle Förderung geben kann. Kinder, die „nicht funktionieren“ fallen hier eher durchs Raster oder negativ auf.
Ein weiteres Angebot sind auch Gemeinschaftsschulen, hier besteht die Möglichkeit von Klasse 1 bis 10/13 zusammen zur Schule zu gehen, sonst entsprechen sie wie oben dem offenen oder gebundenen Ganztag.

Private Grundschulen

Klar, kann man machen. Eine Vielzahl von Privatschulen hat sich von herkömmlichen Bildungsmodellen gelöst und bevorzugt stattdessen reformpädagogische Methoden.
Sie heben sich mit Reformpädagogik, bilingualen Klassen oder Intensivförderung ab oder fördern verstärkt bestimmte Bildungszweige wie Sport oder Mehrsprachigkeit. Wieder andere Schulen legen besonderen Wert auf eine individuellere und oft persönlichere Betreuung der Schüler. Dazu gehören beispielsweise ein niedrigerer Betreuungsschlüssel und projektbasiertes Lernen in kleinen Gruppen. Die größte Gruppe unter den Privatschulen in Deutschland bilden konfessionelle Schulen der christlichen Kirche. Die Schulen verfügen meist über eine bessere Ausstattung als staatliche Grundschulen und können kleinere Klassenstärken bieten. Einige private Schulen bieten spezialisierte Programme oder Lehrmethoden an, die den Bedürfnissen und Interessen der Schüler besser entsprechen können und mehr auf das einzelne Kind eingehen können. Und: Private Schulen haben oft weniger bürokratische Hindernisse und können flexibler sein bei der Einführung innovativer Lehrmethoden und Curriculum-Änderungen.

Auch hier spürt man vielerorts den Lehrermangel. Die Schülerinnen und Schüler kommen meist alle aus der gleichen Schicht, schwimmen also alle in ihrer eigenen Suppe und es fehlt Homogenität und Diversität, was zu einem begrenzten sozialen Umfeld führen kann, und die Fähigkeit der Schüler beeinträchtigen könnte, verschiedene Perspektiven kennenzulernen. Private Schulen könnten höhere akademische und verhaltensbezogene Erwartungen an die Schüler haben, was zu einem erhöhten Druck und Stress führen kann

Schulen mit speziellen Angeboten (z.B.: Montessori, Waldorf oder ähnlichem)

Bei Schulen, die ihren Fokus auf ihre spezielle Stärke leben, liegt der Fokus meist auf dem individuellen Lernen und der Entwicklung des Kindes. Auf Waldorfschulen wird beispielsweise ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, es geht hier um die gesamte Entwicklung des, einschließlich kognitiver, künstlerischer, emotionaler und sozialer Aspekte. Es wird viel Wert auf künstlerische Ausdrucksformen wie Musik, Malerei, Theater und Handwerk gelegt, um die Kreativität und Fantasie der Schüler zu fördern und es gibt keine Noten. Meist eher ein stressfreies Lernumfeld. Kritiker bemängeln, dass der akademische Fokus in Waldorfschulen im Vergleich zur klassischen Schule möglicherweise weniger stark ist, was sich auf die Vorbereitung der Schüler auf standardisierte Tests und den Übergang zur Hochschulbildung negativ auswirken könnte.
Da der Lehrplan für alle Schüler gleich ist und sich an den Entwicklungsstufen orientiert, kann es schwierig sein, auf individuelle Lernbedürfnisse einzugehen. Nicht zu vergessen: die Kosten, Waldorfschulen sind meist privat und es kann zu hohen Schulgebühren kommen.

Montessori findet ihr heute nicht nur an Montessorischulen, einige Grundsätze werden auch in vielen anderen Schulen übernommen. Bei Montessori liegt der Fokus auf individuellem Lernen und der Entwicklung jedes Kindes und ist eher praxisorientiert. Kinder werden ermutigt, eigenständig zu denken und zu lernen. Allerdings kann es passieren, dass einige Schüler mit der relativ lockeren Struktur des Montessori-Unterrichts überfordert sind, insbesondere wenn sie klare Anweisungen und Struktur benötigen. Die Betonung von selbstbestimmtem Lernen kann dazu führen, dass Schüler weniger Erfahrung mit standardisierten Tests haben, was möglicherweise ihre Fähigkeit beeinträchtigt, sich auf solche Prüfungen vorzubereiten.
Für alle Schulen gilt, dass der pädagogische Ansatz möglicherweise nicht zu allen Kindern oder ihren Lernstilen passt. Ihr solltet ganz besonders diesen Satz im Hinterkopf behalten, denn wenn etwas schiefläuft, ist es nicht euer Kind, das „falsch“ ist oder „nicht funktioniert“.

Schule ist Ländersache

In unserem Land sind die Bundesländer für Inhalte, Lehrpläne und Personal verantwortlich. Gemeinsam mit den Schulleitungen werden Ziele festgelegt – bei 16 Bundesländern ist das ganz schön bunt und kann sich von Land zu Land stark unterscheiden.

Schwerpunkte, einzelne Fächer und auch diverse (Abschluss)Prüfungen unterscheiden sich stark. Mit der Rückkehr zu G9 gibt es jetzt auch in einigen Bundesländern längere und kürzere (G8) Schulzeiten, z.B. in Hamburg, Bremen und den ehemals ostdeutschen Ländern.
Etwas Einheitlichkeit bleibt: Alle Schulformen stützen sich auf die Bereiche Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II.
In Deutschland ist die Schulpflicht ein gesetzlich verankertes Recht. Sie ist in § 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik festgelegt. Jedes Kind und jeder Jugendliche müssen damit eine Schulbildung erhalten.

Eingeführt wurde das bereits im 19. Jahrhundert eingeführt und immer wieder reformiert und angepasst. Jedes Kind soll in Deutschland die Möglichkeit haben, gleiche Bildungschancen und eine solide Grundlage für die Zukunft zu erhalten – das war das Ziel der Schulpflicht.

Grundsätzlich gilt bei der Wahl einer anderen Schule, dass ihr und besonders euer Kind sich wohlfühlen sollte. Gerade in der Grundschule steht und fällt viel mit der richtigen Lehrerin oder dem richtigen Lehrer. Und auf Privatschulen kann es auch passieren, dass die Überzeugungen nicht mit euch übereinstimmen.

Dani schreibt seit 2007 ihr Familienreiseblogbutterflyfish und lebt mit ihrer Familie als ehemalige Fränkin in Berlin. Sie arbeitet zudem als freie Redakteurin, Grafikerin und Fotografin und war mal Informatikerin – weil eine Sache ist ja viel zu langweilig. Am liebsten fährt sie mit dem Auto und ihrer Familie durch und über die Berge oder wandert rauf und schläft auf ner Hütte. Mit im Gepäck: jede Menge Reise- und Technikideen - und immer und immer: Kinderkram! Inzwischen auch nen eigenen Kindermodeladen in Köpenick, den halben meter

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