Hausbau mit Kind: Aus alt mach neu am Rand von Hamburg

Patricia ist Grundschullehrerin und lebte mit ihrer Familie mitten im schönen und beliebten Hamburger Szeneviertel Eimsbüttel, als sie sich entschied, raus aus der Stadt und in den Speckgürtel nach Halstenbek zu ziehen. Und während ich das hier tippe, bin ich ganz aufgeregt und kann es kaum erwarten, euch mit in ihre stylisches Zuhause zu nehmen. Denn Patricia hat ein so ausgesprochen gutes und stilsicheres Händchen fürs Schöne – ganz gleich, ob es sich dabei um ihr wunderschönes Heim oder ihren Musikgeschmack handelt (Habt ihr bei Instagram letztes Jahr die Aktion #musikistzumteilenda mitbekommen? Sie war eine der beiden Initiatorinnen). Jedenfalls freute ich mich wie verrückt über ihre Zusage auf unsere Interview-Anfrage und jetzt geht es auch endlich los:

Liebe Patricia, letztes Jahr seid ihr aus dem muckeligen Eimsbüttel (in Fachkreisen auch gerne mal Eimsbullerbü genannt,) in ein Reihenhäuschen im Hamburger Umland gezogen. Wie kam’s dazu?

Wir haben Hamburg und vor allem unser Viertel Hoheluft/ Eimsbüttel geliebt. Aber mit zwei kleinen Kindern war es mir an einer 4spurigen Straße einfach zu wild. Es war laut, sobald man aus der Haustür trat, man zerrte das Kind zu sich, weil die Radfahrer die Straße runter donnerten und ich brüllte permanent „Stop“, aus Angst unser Großer fährt auf die Straße oder ein Auto sieht ihn beim rechts abbiegen nicht. Ich war in der Zeit (kurz nach der Geburt unseres zweiten Sohnes) extrem angespannt. Zudem bekamen wir die Nachricht, dass die Stadt das Grundstück, auf dem unser Schrebergarten lag, an Beiersdorf verkauft hat. Die fußläufige Kombination aus Wohnung und Schrebergarten war super. Aber die Sorge diesen, Ruhepol zu verlieren, ließ uns in Richtung Umzug denken. Dabei stand der Kauf eines Hauses gar nicht im Vordergrund, aber die hohen Mietpreise brachten uns dem Gedanken näher. So ließen wir uns beraten, hatten eine Summe, mit der wir suchen konnten und schauten uns um. Dabei wurde dann deutlich, das jeder das sucht, was wir suchten, und das auch schon teilweise seit Jahren: Viel Raum mit Garten, für wenig Geld und am liebsten in Eimsbüttel/Lokstedt.

Da war die Suche dann ja bestimmt auch ein Klacks! Hattet ihr denn zunächst was in der Richtung besichtigt? Wann habt ihr beschlossen, euer Suchgebiet auszudehnen?

Es gab wenig Angebote und die teils zu „Mondpreisen“. Aber es gab immer wen, der es zahlte. Damit waren wir und unsere finanziellen Möglichkeiten raus. Ich fand das wirklich sehr schwierig, denn ich wollte zum einen nicht aus unserem Umfeld raus und zum anderen dieses Gefühl, dass man mit zwei guten Gehältern so etwas nicht stemmen kann. Somit schauten wir nach anderen Stadtteilen. Aber auch die sind nicht günstig, jedenfalls die, die wir wollten. Die Stadtteile, in die alle wollen. Naja und irgendwie wuchs dann die Idee, dass es vielleicht weniger Hamburg ist, sondern mehr der Wunsch nach Ruhe und einem Ort, den wir uns schön machen. Also das Randgebiet: näher zu unseren Freunden als manch Hamburger Stadtteil, nahe zu meiner Arbeit, gute S-Bahn Anbindung und alles was man eben so braucht. Und Ruhe. Ich bereue die Entscheidung mit Halstenbek nicht. Wir wohnen jetzt seit einem Jahr hier und ich fühle mich wohl. Wir haben ein wunderschönes Reihenhaus, einen kleinen Garten und super Nachbarn. Wohl das Wichtigste, wenn man in einem Reihenhaus wohnt!

Stimmt, einen Kleinkrieg am Gartenzaun braucht echt niemand. Hattet ihr euch denn die unmittelbare Umgebung auch genauer angesehen, seid ihr mit den Nachbarn vorher ins Gespräch gekommen und habt geschaut, ob das passen könnte? Oder seid ihr auf gut Glück eingezogen?

Nein, das war reines Glück. Wir wussten von den Verkäufern, dass der direkte Nachbar ein älterer Mann ist. Der wurde uns auch schon bei der dritten Besichtigung, als es fast unter Dach und Fach war, vorgestellt. Von den anderen Nachbarn wussten wir lediglich, dass da einige mit Kindern wohnen. Aktuell ist es eine sehr gemischte Nachbarschaft, von Jung bis Alt. Aber man merkt auch deutlich den Generationswechsel.

Und welche Rolle spielte bei eurer Entscheidung die Kita- und Schulsituation? Dein Großer ist jetzt gerade in die erste Klasse gekommen, herzlichen Glückwunsch nochmal! Habt ihr die Schule vorher schon auf dem Schirm gehabt? Und die Kita, habt ihr die nach eurem Umzug gewechselt?

Als wir die Entscheidung trafen, war der Große noch in der Kita und der Kleine gerade ein paar Monate alt. Ich hoffte, dass wir schon irgendwie Plätze für die Kita in Schleswig Holstein bekommen würden, da ich ab Sommer dann auch wieder arbeiten wollte/musste.
Im Nachhinein hatten wir einfach sehr viel Glück. Wir bekamen 4 Monate vor Umzug einen Kita Platz und dann ab Sommer einen Krippenplatz. Pendeln kam für uns logistisch nicht in Frage, obwohl wir mit unserer alten Kita sehr glücklich waren. Für uns war es auch kein Grund, trotz der wesentlich höheren Kita Kosten, nicht nach Schleswig Holstein zu ziehen. Am Ende ist es ein kurzer Zeitraum, im Vergleich zu den Kaufpreisen in Hamburg.

Bevor ich meinen Jüngsten bekam, habe ich jahrelang an einer Grundschule in Halstenbek gearbeitet. Es ist eine wirklich tolle Grundschule und so war klar, dass wenn wir hier wohnen meine Kinder dort zur Schule gehen sollen. Da ich mittlerweile an einer anderen Grundschule arbeite, gibt es da auch keine Mutter/Kind Konflikte.

Da hat sich ja echt einiges glücklich gefügt! Hört sich an, als sei alles wie am Schnürchen gelaufen, oder?

Ja, beim Kauf hatten wir auch Glück. Wir waren die ersten, die das Haus sahen. Wir hatten gleich ein gutes Gefühl und die Verkäufer mit uns auch. Beim Umbau hatten wir in der Planung Unterstützung eines befreundeten Architekten. Er hat im Grunde die ganze Planung übernommen, uns beraten und Entwürfe gemacht. Jede Entscheidung/Auswahl, die wir getroffen haben, würde ich so auch wieder treffen. Ich liebe unser Haus.

Das klingt echt traumhaft! Gibt es auch was, das so richtig schief gegangen ist oder das du im Nachhinein gerne anders gelöst hättest?

Während des Umbaus ging allerdings einiges schief. Zum Beispiel wurden uns falsche Türzargen eingebaut, was erst einen Tag vorm Einzug auffiel. Da die Zargen verputzt wurden, hätte der Austausch einen riesigen Aufwand und wieder drei Gewerke im Haus bedeutet. Also einigten wir uns mit dem Tischler. Nun haben wir keine flächenbündigen Türen, aber ich kann mit unseren sehr gut leben. Ständig mussten neue Entscheidungen getroffen und Kompromisse eingegangen werden. Das habe ich im Vorfeld absolut unterschätzt. Da wir nach einigem Hin und Her mit einem Bauleiter doch den Umbau allein begleitet haben, bleibt sowas als ganz Unerfahrene wohl nicht aus. Vor allem, weil wir das ganze Haus auf den Kopf gestellt haben.

Wow, ein richtiges Mammut-Projekt, oder? Erzähl mal, was musste denn überhaupt alles gemacht werden?

Gute Frage! ? Gemacht werden „musste“ gar nix. Wir hätten auch so einziehen können. Die Küche war sehr alt, aber sonst war alles gepflegt und instand gehalten. Aber leider entsprach das alles nicht meiner Vorstellung. Schon bei der Besichtigung bin ich durchs Haus gegangen und dachte: Teppich raus, Türen weiß, Klingen austauschen, Tapete runter und Putz, Bäder neu und neue Fliesen, Treppe weiß und Geländer auch usw. Wichtig war, das Elektrik, Dach und Heizungsanlage in Ordnung waren. Das sind sehr teure Posten und die hätten unser Budget gesprengt. Aber es stimmte einfach das Gefühl bei dem Haus. Es ist Ende der 70er gebaut und ich mag den Stil der Häuser sehr.

Ja, das verstehe ich gut! Wie gut, dass ihr den Zuschlag bekommen habt – auch wenn ihr das Haus als erstes besichtigen konntet, heißt das ja nicht automatisch, dass man es bekommt. Umso schwerer, wenn man es eigentlich schon fast eingerichtet hat. Aber das hat ja geklappt. Wie ging es denn dann wieder?

Als der Kauf dann unter Dach und Fach war, sind wir mit unserem befreundeten Architekten durchs Haus, der uns noch weitere Anstöße gab. Zum Beispiel entschieden wir uns für eine Bodenheizung. Dafür musste aber das Parkett im Wohnraum raus. Das war zwar bitter, aber ich bereue die Entscheidung für die Bodenheizung nicht. Dadurch haben wir keine Heizkörper und mehr Stellfläche. Auch im Obergeschoss, in unseren „Mini-Räumen“, ist das absolut vorteilhaft.
Das zog dann die Idee von neuen großflächigen Fenstern mitsich. Im Wohnraum entschieden wir uns für eine riesige Schiebetür, die unseren Wohnraum nun auf die Terrasse erweitert und war mit Abstand die beste Entscheidung. Es war aber auch die Entscheidung, bei der wir im Vorfeld sehr viel Unverständnis erfuhren. Die Kunststofffenster waren nicht sehr alt und dreifach verglast. Wir entschieden uns für Holz-Alu-Fenster, die nicht günstig waren, aber einfach viel wohnlicher sind. Da die vor den Fenstern montierten Heizkörper nun wegfielen und vorher dort eine geschlossene Front war, haben wir nun auch Bodentiefe Fenster, was die Räume größer und heller macht. Wir haben also das maximal mögliche an Fensterfront rausgeholt.

Ach, dann ging es ja doch noch richtig „an die Substanz“? Heizung, Fenster, habt ihr noch etwas neu gemacht?

Ja, auch in der Küche haben wir uns ausgetobt. Wir haben die Wand rausreißen lassen und nun eine offene, großzügigere Küche. Die Küchenzeile zieht sich nun bis in den Wohnraum rein. Bei den Böden entschieden wir uns für Naturstein und Stäbchenparkett. Die Bäder modernisierten wir, allerdings fliesten wir nur das Nötigste und strichen den Rest mit der „modern Emulsion“ von Farrow & Ball. Die Wände wurden neu verputzt und gestrichen und zum Schluss kamen auch noch neue Türen.

Da ist ja doch einiges passiert. Habt ihr direkt alles mit einem Rutsch gemacht oder habt ihr noch etwas auf der Liste?

Da ist noch was übrig: Für den Dachboden (neu dämmen und neuer Boden usw.) und für die Treppe war damals dann weder Zeit noch Geld da. Das sind die Projekte, die jetzt erst umgesetzt werden (also die Treppe) oder irgendwann in naher Zukunft.

Wow, danke für das ausführliche und total spannende Interview. Magst du vielleicht zum Schluss noch ein paar Tipps verraten, die du deinen Freunden geben würdest, wenn die jetzt ein Haus kaufen wollten?

Uns hat es sehr viel geholfen, uns mit Freunden auszutauschen, die schon gekauft und umgebaut hatten. Sie haben uns vorher viele Tipps gegeben und auch ehrliche Einschätzungen bzw. Bedenken geäußert. Natürlich ist so eine realistische Sicht oft etwas unbequem, leider war das was man will nicht gleich das, was man kann. Grad über das Finanzielle wird ja immer mit vorgehaltener Hand gesprochen. Aber da ist es besonders wichtig sich auszutauschen. Vor allem um ein Gefühl zu bekommen, was realistisch ist. Ich hatte beispielsweise keine Vorstellung, was es kostet einen Boden zu verlegen. Ich habe also Angebote eingeholt und mehrere Freunde gefragt, wie die es gemacht haben und was sie gezahlt haben, um ein Bild davon zu bekommen. Dabei stellte sich dann raus, dass manche Angebote viel zu überteuert waren. Sich mit Erfahrungen auszutauschen war also mit das wichtigste während des gesamten Umbaus!

Liebe Patricia, danke schön, dass wir bei euch mal luschern und und ein Bild von eurem schönen Zuhause machen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie von Herzen alles Gute!

Wer mehr von Patricia sehen möchte, findet sie unter @_trish__ bei Instagram.

Photo credits: Alle Bilder wurden uns von Patricia zur Verfügung gestellt.

Judith wollte als echte Berliner Göre eigentlich niemals weg aus der Hauptstadt. Jetzt lebt sie seit mehr als zehn Jahren und inzwischen mit Mann, zwei Söhnen und zwei verrückten Katern am Stadtrand von Hamburg und fühlt sich in ihrem Bungalow pudelwohl. Mit dem Herz am rechten Fleck versucht sie, den Kopf nicht zu verlieren und dabei wieder mehr auf ihren Bauch zu hören. So gern wie mit Worten jongliert sie mit Themen. Sie brennt dafür, Mamas dazu zu bringen, sich wieder besser um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern und nicht im alltäglichen Familienwahnsinn unterzugehen. Und als wär das alleine noch nicht genug, hat sie sich auch das Thema Nachhaltigkeit noch auf ihre Fahne geschrieben. Judith schreibt außerdem noch auf judetta.de.

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