Izzy wird drei
Tausend Tage Mamaglück
Während bei Neugeborenen Alter in Wochen angegeben wird und bei Schwangeren zu Wochen auch noch Tage addiert werden, reiht sich ein Dreijähriges Kind in die Alterslogik der „Großen“ ein und ist einfach nur noch drei. Das hinter dieser kleinen Zahl so viel Wundersames passiert, lässt sich kaum in Worte fassen. In Tage fassen schon, es sind 1.095 Tage die ich heute Mutter bin. Verrückt.
Seit dem Tag im Winter 2012 mit dem Wissen schwanger zu sein, habe ich viel darüber nachgedacht, wie sich das anfühlt eine Mutter zu sein. Ich habe mich viel an meine Mutter erinnert, an meine schöne behütete Kindheit und habe gespürt, wie sehr sich alle um mich herum auf unser Baby freuen. Ich habe noch mehr verstanden, wieviel Kraft man aus seiner Familie tanken kann und manchmal schlichtweg auch muss.
Als Izzy dann geboren wurde, waren all meine Vorstellungen vom „Muttersein“ zweitrangig, mein Bauch hat instinktiv entschieden. Es war Liebe auf den ersten Blick und den zweiten und die ganze lange erste Nacht die ich um 22:05 Uhr entbunden hatte und das erste Mal schlief, als die Sonne wieder aufging. Seitdem ist kein Tag mehr wie früher. Und früher existiert auch kaum noch, denn ich muss mich so sehr anstrengen, zu erinnern wie mein Leben ohne Kind war. Das ist eine merkwürdige Feststellung, über die andere Mamas und ich immer wieder gerne sinnieren und lachen. Als hätte jemand an unseren Hinterköpfen den Reset-Knopf gedrückt.
Merkwürdig ist auch, wie lange manche Paare darüber sinnieren ob ein Kind sie bereichern könnte oder nicht. Kinder bereichern (ich weiß, niemand braucht kluge Ratschläge in Sachen Kinder kriegen oder Kinder haben – hrhrhr)! Mein Kind ist noch jeden Tag ein kleines Wunder für mich. Nicht nur weil sie unglaublich witzig sein kann oder zickig, ungeduldig, kuschelig, clever, hilflos, verwundert, albern, quengelig, besserwisserisch, abenteuerlustig, ängstlich, frech oder zärtlich, meine Tochter zeigt mir so viele Facetten des menschlichen Seins und macht mich zu einem geduldigeren, besseren Menschen.
Mir scheint, mit drei Jahren Elternschaft hat man sich so richtig an alles “Neue” gewöhnt. Man ist nicht nur in den Alltag zu dritt eingespielt, die ersten Unsicherheiten sind verschwunden, man kennt sich richtig gut und aus einem jahrelang konditionierten Ich ist ein Wir geworden. Viele Paare fühlen sich jetzt schon bereit, für das nächste Bündel Glück – statistisch betrachtet sogar die meisten Paare, mit mehr als einem Kind. Mir geht es manchmal genauso und ich denke daran, wie schön es wäre wieder ein Baby zu bekommen, aber andererseits ist ein Dreijähriges Kind immer noch eine ganze Weile ein kleiner Mensch, der mehr versteht, aber deswegen noch lange nicht alles kann. Und dessen Selbstbewusstsein sich immer noch aufbaut, vor allem durch Fürsorge und Verständnis, Interesse, Rücksicht, gemeinsames Spielen und vor allem Zeit die man gemeinsam miteinander verbringt.
Bekommen Freunde in meinem Umfeld ein Baby, wünsche ich ihnen am meisten, dass sie eine wundervolle Zeit beim gemeinsamen Kennenlernen haben. Dass man sich überhaupt Zeit nimmt, sich plus eins einzurichten, zu beschnuppern und sich gerne auch eine Weile schön einigelt. Richtige Family Quality Time.
So haben wir das gemacht und es war eine unbeschreiblich schöne Zeit, die leider viel zu schnell vergangen ist. Mit dem ersten Lebensjahr kamen dann all die Glückwünsche zu den ersten Schritten, dem ersten Wort (oder Gebrabbel), das große Thema “schläft dein Kind schon durch” und bei mir der Schritt zurück in den Job und für Izzy in die Kita. Mit dem zweiten Jahr wurden wir beglückwünscht zu den “Terrible Two”, zu Wutausbrüchen und Schreianfällen, immer da wo man es absolut nicht gebrauchen kann (z.B. im Supermarkt, beim Kinderarzt, auf der Verkehrsinsel, vor dem Mittagsschlaf, nach dem Mittagsschlaf und so weiter und so weiter.). Unrechtsbewusstsein oder Scham waren bei meinem zweijährigen Kind noch absolute Fehlanzeige. Die ersten Gäste schnitten auf dem 2. Geburtstag dann auch schon das “trocken werden” an, aber mit etwas Geschick konnte ich das mit Blick Richtung Kuchen und dem Hinweis “wir essen doch noch” umgehen. Jetzt beim dritten Geburtstag fällt mir auf, kaum jemand hat noch Ratschläge für den Umgang mit dem Nachwuchs aber alle (und ich meine auch alle) fragen uns ständig wo jetzt Kind zwei bleibe. Als könne man es bestellen und es würde aus der Geburtstagstorte springen, hat es doch mit dem Geburtstag von Izzy gar nichts zu tun.
Ich merke wie sehr ich die Zweisamkeit mit ihr bzw. unsere Dreisamkeit immer noch suche und brauche. Es ist unglaublich schön einfach nur in den Tag hinein zu leben und Izzy entscheiden zu lassen was sie tun oder lassen möchte. Das Leben wird ihr noch so viele Entscheidungen abringen, Tage an denen sie am liebsten im Bett bleiben möchte oder Tage die vielleicht einfach nicht enden wollen. Jetzt im hier und heute will ich die rosa Wolke sein auf der sie schweben kann. Am liebsten für immer.
Lila Wolken gibt es hier.
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