Kolumne: Ach, endlich Weihnachten

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Ich hatte für 2018 eine ganz Bullerbü-artige Vorstellung von Weihnachten. Schließlich ist ein neues Familienmitglied am Start und all meine Hormone schalten auf Lichterketten, Glitzer und Weihnachtskekse. Harmonie im Vollgasmodus. Aber irgendwie…

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Backen mit Baby ist noch gar nicht möglich (warum hat mir das keiner gesagt?). Die können nämlich noch gar nichts. Und die fast 12jährige? Die hat einen sehr straffen Zeitplan, der aus Freunde besuchen oder Fortnite spielen besteht. Aber schon gar nicht Plätzchen backen, zumindest nicht zu lang. „Nächstes Jahr, Mama.“ So siehts aus. Da steh ich also, mit dem Baby vor dem Bauch gebunden in der Küche, fuchtle mit Gerätschaften herum und keiner will mitmachen. Weil: alle im Stress. Der eine muss lernen, der andere arbeiten. Das Baby quengeln. Oder schlafen. Oder gestillt werden.

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Mama, wo ist der Baum?

Einen Baum? Haben wir auch noch nicht. Klar, meine Tochter hat zwar keine Zeit zum Backen, zum nörgeln aber schon: Wie, wir haben noch keinen Baum? Und als ich ihr sagte: Wir schmücken den halt erst am 24.12, kein Thema (sei froh, dass ich euch am 31.11 noch 48 Adventskalenderpäckchen gepackt habe!), schaut sie mich an, als wäre ich völlig verrückt, wie ERST AN WEIHNACHTEN? Dabei haben wir das bei mir zu Hause immer so gemacht. Der Baum schimmelte einen Monat auf dem Balkon im Netz vor sich hin, wurde am 24. ENDLICH reingeholt und ich, ich wurde rausgeworfen. Weil: Baum schmücken erledigt das Christkind, also hau ab.

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Mir war allerdings recht bald klar, dass das meine Mutter und ihr Freund gemacht haben müssen – von wegen Christkind, denn jedes Jahr wurde durch die verschlossene Glastür von zwei Schatten über folgende Themen gestritten:
– Korrekter Baumstandort im Wohnzimmer
– Korrekte Standhaftigkeit des Baums im Wohnzimmer
– Wohin mit der Krippe, auf dass die Katzen vielleicht dieses Jahr nicht Jesuskind spielen.
– die Farbe der Weihnachtskugeln (jedes Jahr sind es überraschend wieder die gleichen, dabei waren es doch aber letztes Jahr andere…)
– wo steht welche Figur in der Krippe
– welche Kugeln wo am Baum aufgehängt werden
– und klar: Früher war mehr Lametta

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Aus dem Wohnzimmer schallten also Sätze wie „ne, nicht so, der steht schief“ oder „das sieht scheiße aus so“ und „nein, ganz sicher kommt die nicht dahin“ oder Schimpfwörter, die ich nicht verstanden habe.

Was machen also die extra für Weihnachten eingefahrene Oma und ich? Richtig: Wir gehen als Protestanten in die nächstgelegene katholische Kirche. Nicht um zu stänkern natürlich, sondern nur der Lichter und der Lieder wegen – ich war außerdem Fußfaul, die Oma nicht mehr so gut zu Fuß. Immerhin: Dort wurde nicht gestritten.

Und danach gab es dann im Kreise der Familie Würstel und Kartoffelsalat – erst an den nächsten Tagen wurde gefressen was das Zeug hält….und Geschenke gab es am Weihnachtsabend auch erst, wenn alle aufgegessen hatten (was bei Würschtel und Kartoffelsalat ja wohl nicht so lange zu dauern hat!). Was haben sich die Erwachsenen über mich amüsiert, als ich mich am Stuhl festkrallte und fast PLATZEN musste, weil ICH MUSS DOCH JETZT ENDLICH DIE GESCHENKE AUSPACKEN!

weihnachten dani

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Dann starb meine Oma im November, ich war 14 und für meine Mutter und mich ist Weihnachten erstmal gestorben – es war ein trauriges erstes Jahr ohne Plätzchen und ohne Glitzer. Dunkel, viele kennen das, weil das gerade in der Weihnachtszeit immer ordentlich reinhaut. Der Glitzer kam dann bei mir tatsächlich erst wieder mit dem ersten Kind. Lichter, Baum, Kugeln und Wärme. Da war es wieder, das schöne Weihnachtsgefühl.

Und heute? Jedes Jahr wird im großen Kreis meiner Schwiegerfamilie gefeiert. Mit Gänsen und Klößen und seltsamen Bräuchen (nur die Kinder dürfen die Haut von der Gans essen – da habe ich Einzelkind gleich beim ersten Weihnachten interveniert, ich habe eben ein Faible mich direkt beliebt zu machen. Aber immerhin: heute kriegen alle anderen Erwachsenen und die Kinder Gänsehaut. ;))

Ich hätte mir dieses Jahr ein ganz kleines ruhiges Weihnachten gewünscht, aber wir haben natürlich eine recht große Familie und jeder will jeden sehen. Und auch wenn es für alle immer irgendwie Stress bedeutet (viele Menschen auf einem Haufen, Familie auf einem Haufen), es ist halt die einzige Zeit im Jahr, in der wirklich mal alle beisammen sind und in der gemeinsam die Dunkelheit da draussen vertrieben wird. Abgesehen von den Kindern, die sind schon weg, weil: die hocken um den Baum herum und warten auf den Startschuss zum Geschenke auspacken.

In diesem Sinne: Wir wünschen euch ein besinnliches, ruhiges, entspanntes und glitzerndes, warmes Fest mit viel Liebe, wenig Stress und tollen Geschenken! 

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Dani schreibt seit 2007 ihr Familienreiseblogbutterflyfish und lebt mit ihrer Familie als ehemalige Fränkin in Berlin. Sie arbeitet zudem als freie Redakteurin, Grafikerin und Fotografin und war mal Informatikerin – weil eine Sache ist ja viel zu langweilig. Am liebsten fährt sie mit dem Auto und ihrer Familie durch und über die Berge oder wandert rauf und schläft auf ner Hütte. Mit im Gepäck: jede Menge Reise- und Technikideen - und immer und immer: Kinderkram! Inzwischen auch nen eigenen Kindermodeladen in Köpenick, den halben meter