Für unser aktuelles Mummy Mag Paper mit dem Thema „Oh Baby, oh“ hatten wir eine kleine Titelstory geplant, die dann leider aus Platzgründen wegfallen musste, weil am Ende dann doch mal wieder so einiges anders kam als erwartet. Ich habe mich aber so sehr über die vielen und so interessanten „Ohs“ von euch gefreut, dass wir diese jetzt natürlich online bringen. Also lest hier eure Antworten, was euch und andere beim Mama-werden oder -sein überrascht hat. Wir haben euch gefragt:

Was war bei dir nach der Geburt des 1. (2., 3., ..) Kindes anders als erwartet?

Im Grunde habe ich ALLES anders erwartet: von der emotionalen Einstellung gegenüber dem Kind bis zum Schlafen usw. Eigentlich war es ein positiver Realitätsschock, wie sehr man ohne Kinder in seinem Leben mit sich selbst beschäftigt ist. Danach ist eigentlich alles auf einen anderen Fokus gerichtet.

Alle haben es mir prophezeit, doch ich konnte es nicht glauben: Man kommt zu nichts, wenn das Kind erstmal da ist. Kind Nummer eins war da. Und es stimmt! Als Nummer zwei im Anmarsch war, fragte ich mich wieder, warum es eigentlich heißt, man komme zu nüschts. Nummer zwei ist da. Und ich komme zu nüschts. Naja, obwohl, nichts ist es ja nicht. Ich fange viel an, nur beenden kann ich nichts.

Ich hätte niemals gedacht, dass es ohne familiäre Unterstützung so schwierig ist. Wie nervenaufreibend es sein kann, mit einem Kind alleine zu Hause zu sein. Dass es am Anfang unmöglich erscheint zu duschen, etwas zu essen (geschweige denn zu kochen) oder überhaupt auf die Toilette zu gehen.

Ich hätte nie gedacht, wie viele Entscheidungen man treffen muss. Zur Ausstattung. Essen. Erziehung. Und wie viel man sich informieren kann.

Wie riesengroß der Wunsch werden würde, einmal drei, vier Stunden Schlaf oder Ruhe zu finden – ohne die Verantwortung, jede Sekunde gebraucht zu werden.

Ganz einfach: Ich war überrascht davon, wie viel „Mutterpotenzial“ wider Erwarten in mir steckte. Es kam ganz automatisch, als hätte die Genetik einen Schalter umgelegt. Biologie ist schon etwas Tolles! Hormone auch.

Ich bin ohne Erwartungen in das Thema „Wie wird es nach der Geburt“ gegangen. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, was sich ändert und war einfach nur gänzlich erschlagen von der endlosen Liebe, die ich für unsere ersten Söhne (und alle weiteren Kinder) empfunden habe. Ich hätte niemals erwartet, dass Liebe so gewaltig sein kann. Und das heißt nicht, dass ich nicht auch von der Liebe zu meinem Mann völlig high war (und oft noch bin)…

Dass es so eine Müdigkeit gibt. Und es so endlos anstrengend wirken kann. Zwar geht am Ende alles wieder vorbei, denn es sind nur Phasen, aber noch nie hat mich etwas körperlich und psychisch so herausgefordert wie das Leben mit Kindern…

Ich wusste nicht, wie stolz man sein kann. Auf so viele kleine Dinge. Jeden Tag wieder.

Vor allem, dass die Selbstaufgabe im ersten Jahr mit dem ersten Kind so schwer fallen würde.

Unerwarteterweise verstehe ich jetzt auch die Eltern mit „Baby an Board“-Aufkleber. 😂😂😂

Dass das Stillen nicht unbedingt sofort klappen muss und am Anfang nicht ganz schmerzfrei ist. 😉

Nach der Geburt von Nr 1: Anders als erwartet war, dass nicht alles anders war. Ich war darauf vorbereitet, dass mein Leben aus den Fugen geraten wird, ich anders empfinde. Das war irgendwie nicht so. Alles war nur viel schöner und ich war neugierig, wie es weitergeht.

Nach Nr. 2: War ich auf Eifersuchtsdramen vorbereitet. Die fanden nicht statt. Nr. 1 war vom ersten Tag sehr verliebt in Nr. 2 und die beiden verbindet ein sehr enges Band. Da passt Nr 3 auch nicht mit rein. 😉 Was aber auch an seinem Charakter liegt. Mit dem zweiten waren wir eine richtige Familie, davor eher ein Paar mit Kind.

Bei Nr. 3 hatte ich gehofft, dass uns alles sehr leicht fällt. Weil wir schon so vieles kannten. Weit gefehlt! Er war und ist eine große Herausforderung: Essen, Schlafen, sein Temperament. Dafür ist er aber unser humorvollstes Baby. 🙂 Die Geburt war easy.

Beim zweiten Kind dachte ich eigentlich, dass es anstrengender wird. Weil man ja schon das andere Kind hat, aber ich fand es dann eigentlich ganz entspannt, weil ich mir nicht mehr so viele Sorgen gemacht habe, ob ich irgendwas falsch oder richtig mache. Ich habe einfach aus dem Bauch heraus und nach Intuition gehandelt. Irgendwie habe ich mich damit entspannter und lockerer gefühlt. Und obwohl das Geschwisterkind auch in einer schwierigeren Zeit geboren wurde, weil wir da schon in der Trennung waren, war es am Ende einfacher zu handhaben.

Beim ersten Kind ist nicht nur mein Bauch gewachsen, sondern auch die Liebe zu meinem Mann. Wir sind nun noch verbundener. Beim zweiten Kind wurde mir plötzlich bewusst, wie pflegeleicht mein erstes war und da lernte ich die Qualität eines guten Concealers zu schätzen.

Nach dem 1. Kind, (definitiv) dass ich nicht direkt wieder in meine alte Jeans gepasst habe. 

Nach dem 2. Kind, dass es mit zwei Kindern nicht 200% mehr Stress ist, sondern ich eher 100% entspannter bin, weil ich selbstbewusster und gelassener bin.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so viel erklären und rechtfertigen muss. Müsste ich vielleicht nicht jedes Mal, tue es aber trotzdem. Das kenne ich nicht von mir – besonders nicht gegenüber Fremden.

Was ich niemals erwartet hätte, sind die Schmerzen und körperlichen Einschnitte, die man nach der Geburt noch hat – seien es Narben oder das „Geschäft“ danach, der Milcheinschuss und die erste Mastitis etc. 

Das ganze Positive habe ich hingegen so erwartet. 😂

Ich hätte nie gedacht, dass man Tipps oder Ideen und Erfahrungen unter Müttern so vorsichtig verpacken muss. Weil jede anders ist. Völlig ok, aber ich finde es schwer, Fragen richtig zu formulieren, auch an mich selbst. Ein Beispiel: Meine zwei Geburten waren toll. Ich erzähle gern davon und habe das Gefühl, anderen damit Mut machen zu können. Weil es einfach toll laufen kann. In der nächsten Sekunde habe ich wieder Bedenken und rudere etwas zurück. Vielleicht hatte oder hat diejenige nicht so ein Glück. Dann habe ich das Gefühl, meine Geschichte wieder relativieren zu müssen. Um es stets allen Recht zu machen.

Die Prioritäten von meinem Partner und mir haben sich stark verändert. Auch die Ansicht darüber, wer mehr gestresst sein darf.

ALLES!

Ich habe nicht erwartet, dass ich böse auf ein Baby sein kann, weil ich so erschöpft bin. Oder dass dieses Gefühl einem Baby gegenüber überhaupt möglich ist.

Ich hatte Angst vor dieser Liebe. Ich war nicht vorbereitet, wie viel Angst ich um jemanden haben könnte.

Nach der Geburt meines 1. Kindes hatte ich nicht erwartet, körperlich so schwach zu sein, und das noch für Wochen. Ich war vor und während der Schwangerschaft sehr sportlich und dachte noch bis zum 2. Trimester, dass ich nach der Geburt wieder voll durchstarten könne. Dass mein Körper dazu nicht in der Lage war, vor allem nicht mein Unterkörper, stellte mich im Wochenbett zusätzlich vor einige seelische Herausforderungen. Heute, sieben Wochen nach der Geburt, freue ich mich dafür umso mehr auf meine erste richtige, vorsichtige Sporteinheit.

Alles war sehr viel einfacher, als ich es mir hätte vorstellen können. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich vielleicht auch schon viel früher ein Kind bekommen. Auf jeden Fall hatten wir nichts mit Schlafmangel oder Lebensumstellung zu tun. Das Einzige was wirklich noch schlimmer ist, als ich erwartet hatte, ist der erste Kitawinter und die Infekte. Das haben zwar alle schon gesagt, aber er ist noch viel, viel schlimmer.

Wenn ihr jetzt spontan denkt, „Ahhh, das ging mir genauso!“ oder „Nee, bei mir war das und das ganz anders..!“, dann schreibt mir doch, falls ihr Lust habt eine Mail an saskia@mummy-mag.de. Dann mache ich eine zweite Runde mit euren Kommentaren. Wie ihr seht veröffentlichen wir alles anonym und freuen uns, wenn wir ehrliche Antworten bekommen. Wir glauben nämlich, dass es alle Mamas untereinander unterstützt zu lesen, wie es den anderen geht…

Die Illustration komt von meiner lieben Freundin Mira Wiesinger.

Mehr zum MUMMY MAG PAPER Issue 11 mit dem Thema „Oh Baby, oh“ lest ihr hier: KLICK