Poesie auf Leinwand
Der kleine Prinz im Kino
Wir waren im Kino. Das erste mal mit allen drei Jungs. Eigentlich fand ich das bisher zu früh. Denn ich habe einfach damit gerechnet, dass einer der Kleinen (beide 3 Jahre) während eines langen Kinofilms Angst bekommt oder aus einem anderen Grund aus dem großen dunklen Saal fliehen möchte. Die Bredouille in die ich dann gerate, wenn die anderen beiden bleiben möchten und ich mich nicht zerteilen kann war dann in der Krönung meiner Vorstellung eine Diskussion bis hin zu Theater im Kinosaal unter vielen zahlenden Gästen um uns…
Am 10. Dezember fand die Premiere von „Der kleinen Prinz“ in den deutschen Kinos statt. Wir durften schon etwas früher Mark Osborne’s Trickverfilmung des hochpoetischen Klassikers von Antoine Saint-Exupéry sehen, die so nah am Original stattfindet und dabei wahnsinnig zeitgemäß ist. Das erste mal Kino sollte also für zwei meiner Kinder ein 3D-Film sein. Kino-mit-Brille ist jetzt also die Annahme zu Hause.
Den Satz „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ kennt wahrscheinlich jeder. Aber was ist mit der Geschichte dahinter. Wer erinnert sich? Vielleicht haben viele, wie ich, das Buch erst in der Pubertät gelesen. Also genau an der Schwelle des Erwachsenwerdens, welches einem in der schönen Lektüre so schrecklich erscheint. Äußerlichkeiten sind darin Weltmaßstab, zwischenmenschliche Werte treten in den Hintergrund. Dem kleinen Prinzen hingegen geht es um die Dinge, die man „nicht sieht“, wie Phantasie und wahre Gefühle. Er ist dabei Stellvertreter aller Kinder. Doch kaum ein Mensch kann sich diese Werte beim Heranwachsen in unserer Konsumgesellschaft erhalten.
Im Mittelpunkt der Verfilmung steht ein kleines Mädchen, deren Geschichte, dem Film einen wundervollen Rahmen gibt und die ganze Poesie zum Leben erweckt. Dieses Mädchen lebt allein bei seiner Mutter und erlebt dort zwar viel Fürsorge, aber wenig Zuwendung und Herzlichkeit in ihrer sicherlich trotzdem vorhandenen Liebe. Denn der Mutter geht es ausschließlich um den Erfolg der einzigen Tochter, die sie nach einem strengen Lernprotokoll erzieht. Darin bleibt leider keinerlei Spielraum für kindliche Aktivitäten wie Müßiggang, Träumerei oder gar Freundschaften. Klar, dass dieses äußerst pflichtbewusste Mädchen ein trauriges Leben führt, auch wenn es nicht ahnt, was es verpasst. Doch dann stolpert sie ins Leben des alten Piloten im Nachbarshaus und die Geschichte mit ihr und der des kleinen Prinzen beginnen ineinanderzugreifen. Was dann in etwa passiert dürfte relativ klar sein, wenn man sich an die Geschichte erinnert. Erzählt wird das ganze auf sehr berührende sowie fesselnde Art und Weise und auch die wunderschöne Sprache des Urhebers kommt dabei nicht zu kurz.
Leider wollte ein Sohn trotzdem das Kino verlassen. Aber ich hatte vorgesorgt und Verstärkung mitgenommen. So konnten drei von zwei trotzdem in den Genuss der kompletten Geschichte kommen und das kann ich auch nur jedem empfehlen. Nur eben nicht JEDEM Dreijährigen. Aber da kennt sicherlich jeder seine Kinder am besten, um das einzuschätzen.
Foto: Warner Bros. Szene aus „Der kleine Prinz“
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