Roses Revolution
Ein Appell zu mehr Sensibilität im Kreißsaal

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Roses Revolution – in sozialen Netzwerken kurz #rosesrev – ist eine weltweite Aktion gegen Gewalt und Respektlosigkeit unter der Geburt bzw. in der Geburtshilfe. Betroffene Eltern können am Roses Revolution Day ein Zeichen setzen und eine rosa Rose an dem Ort niederlegen, an dem sie Gewalt während der Geburt, in der Schwangerschaft oder im Wochenbett erlebten. In diesem Jahr ist der Tag am 25. November.

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Im Namen der Rose

Im letzten Jahr bin ich rein zufällig auf die „Roses Revolution“ aufmerksam geworden und musste erstmal verstehen, worum es bei dem weltweiten Jahrestag eigentlich geht. Geburten sind jedesmal Grenzerfahrungen, weibliche Körper wachsen über sich hinaus, öffnen sich, zerbersten, schieben – verhältnismäßig – einen ‘Riesen’ durch ihren Geburtskanal und hinaus in die Welt. Danach kommen die Kraft und der Geist zurück und das Glück findet sich in Form eines zerknautschten Neugeborenen auf Mamas Arm. So die Idealvorstellung, aber in der Realität sieht es manches Mal eben auch anders aus. In den Stunden nach einer Geburt brauchen Mama und Baby erstmal Ruhe. Beide brauchen Zeit einander kennenzulernen, Grundbedürfnisse zu stillen, im wahrsten Sinne des Wortes Zeit zu „stillen“, das erste Mal wieder aufzustehen, sich zu duschen, den eigenen Körper als Mutter zu erfahren – das alles ist so viel Neues, dass es einfach auch einige Zeit brauchen wird, um die Ereignisse rund um eine Geburt herum verarbeiten zu können. Nach der Geburt meiner ersten Tochter habe ich noch 6 Monate nach ihrer Geburt Momente gehabt, in denen ich dachte, ich schnappe über vor Verwunderung. Ich konnte immer wieder nicht begreifen, wie verrückt unsere weiblichen Körper doch sind, einen kleinen Menschen in sich heranwachsen zu lassen und dann auf diese Art auf die Welt zu bringen.

Wir fünf bei Mummy Mag haben unsere mittlerweile 12 Kinder auf sehr unterschiedliche Weisen zur Welt gebracht. Wir alle hatten für die Geburten unterschiedliche Krankenhäuser mit unterschiedlichen Hebammen gewählt und haben so sehr vielfältige Erfahrungen sammeln und austauschen können. Sowieso ist jede Geburt einzigartig und die verschiedenen Situationen in denen wir unseren Kindern das Leben geschenkt haben, hätten wir uns manches Mal vielleicht “besser” gewünscht, aber wussten auch darum, dass es in unseren Situationen nicht anders gegangen wäre. Dank dem Mummy Mag, dank unserer Serie „The day that…“, Dank unseren engen Beziehungen zu Hebammen wie Sissi Rasche, Kareen Dannhauer oder Maria Ehrenstraßer, wissen wir etwas mehr darüber, wie Schwangerschaften und Geburten verlaufen können. Und Sissi Rasche sagt ganz klar “Wenn man als Hebamme einen schlechten Tag hat, sollte man besser zu Hause bleiben, denn die Gebärende braucht ihre Hebamme(n) zu 100 Prozent.

Der Hebammenberuf ist wie viele andere Berufe im Bereich der Pflege und medizinischen Versorgung nicht optimal vergütet. Hinzu kommen schwierige, äußere Umstände wie z.B. die Überbelegung in Kreißsäalen, Schichtbetrieb mit Akkord-Arbeit (zumindest in den Städten und dort wo Krankenhäuser im Ländlichen ihren Kreißsaal schließen), Krankenhaus-Vorgaben um Kreißsäale nur so kurz wie möglich je Gebärender zu belegen (dann sind Interventionen vorgegeben) und so schnell wie möglich frei zu machen, für die nächste Schwangere. Kein schönes Bild, weder für die Frauen, die ein Kind zur Welt bringen, noch für die Frauen, die dabei helfen.

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Wenn unter diesen Umständen Geburten ganz anders verlaufen, durch körperliche Verunglimpfungen, Geburtsverletzungen, aber auch wenn die Art und Weise der (mangelhaften) Kommunikation, die Aufklärung fehlt, der Ton sehr rau und die Gebärende sich schlicht nicht gut und sicher aufgehoben fühlt, dann ruft der Roses Revolution Day dazu auf, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen, dass Hebammen signalisieren soll, das äußere Umstände oder miese Laune-Tage nicht darüber bestimmen dürfen, ob eine Frau körperliche und/oder sehlische Blessuren erleidet und zusammen mit ihrem Bündel Glück mit nach Hause nimmt.

Die globale Bewegung gegen Gewalt in der Geburtshilfe hat zusammen mit dem Motherhood e.V. Postkarten entworfen, auf die Betroffene, Partner und Zeugen ihre Erlebnisse in Worte fassen und direkt an verantwortliche Institutionen schicken können, falls sie den Ort der Respektlosigkeit und Gewalt am 25.11. nicht noch einmal aufsuchen können oder möchten. Ob Geburtsberichte angefügt werden oder nicht, ob anonym oder namentlich, ob mit oder ohne Bitte um ein Gespräch, bleibt dabei jedem selbst überlassen. Interessierte, Betroffene, Hebammen, Doulas, Geburtsbegleiterinnen, Stillberaterinnen und anderes Fachpersonal können mithelfen, gemeinsam einen Schritt gegen Respektlosigkeit und Gewalt in der Geburtshilfe zu unternehmen.

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Seit der Tag in 2014 in Deutschland etabliert wurde, wachsen die Zahlen der Teilnehmenden Jahr um Jahr. Sissi Rasche glaubt auch nicht, dass sich daran etwas ändern wird, solange nicht grundsätzlich mehr für den Erhalt und Schutz des Hebammenberufs getan wird. Gleichwohl ist sie aber auch der Auffassung, dass dieser Tag durch Hebammen nicht als Bedrohung oder persönlicher Angriff aufgefasst werden darf, denn genau diese Reaktion hat sie in der Vergangenheit schon persönlich erlebt. Viel mehr markiert diese Aktion eine Chance, die eigene Arbeit mit Gebärenden zu hinterfragen: Habe ich den richtigen Ton getroffen? Konnte ich der Gebärenden ihre Ängste nehmen? Habe ich sie genügend abgeholt, bei dem was wir gemeinsam durchgestanden haben? Gehe ich sensibel genug vor? Lasse ich den Druck der auf meiner Arbeit lastet draußen vor der Tür, wenn ich bei einer Geburt bin?

Ohne dafür konkrete Fakten zu kennen, kann ich mir gut vorstellen, dass es einen großen Unterschied macht, ob die Hebamme eine Beleghebamme ist oder in einer Klinik angestellt ist. Die Beleghebamme hat i.d.R. vor der Geburt schon Zeit, die werdende Mutter kennenzulernen, Zeit sich aufeinander einzustellen und Vertrauen aufzubauen. Nach der Geburt kümmert sie sich um die Nachsorge und als Mutter hat man Zeit die Geburt zu verarbeiten und mit der vertrauten Hebamme darüber zu sprechen. Im Vergleich dazu, trifft man seine Klinikhebamme vielleicht nur einmal im Leben, für diesen einen, wichtig(st)en Moment, kennt vielleicht maximal ihren Vornamen und hat keine Chance im Nachgang zu besprechen, wie man sich besser aufgehoben gefühlt hätte. Das Klinik-Umfeld ermöglicht es Hebammen, sich hinter dem System zu verstecken. Fluch und Segen zugleich.

Wie jede Hebamme mit den Rosen vor ihrem Kreißsaal umgeht, bleibt völlig ihr überlassen. Wenn wir uns aber etwas wünschen dürfen: Eltern, die häufiger den Mut haben STOP zu sagen, wenn sie mehr Aufklärung brauchen. Hebammen und Geburtshelfer die weiter und lauter faire Arbeitsbedingungen verlangen. Dazu gehören ausreichend Kollegen, gute Dienstpläne, faire Bezahlung und die Möglichkeit für Mediation, um die eigene Arbeit zu reflektieren und sich dazu regelmäßig austauschen zu können.

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Wer seine Rosenniederlegung mit einem Foto dokumentieren möchte, kann dieses (auf Wunsch anonym) auf der Facebookseite von Roses Revolution Deutschland posten.

Auf der Facebookseite findet ihr aber zum Beispiel auch Informationen zu professionellen Begleitungen und Gesprächsräumen in den einzelnen Bundesländern, sofern ihr weitere Hilfe wünscht.

Noch viel mehr Informationen, z.Bsp. weitere Hintergrundinformationen zum Aktionstag seit Einführung in Deutschland, zu Initiatoren und Unterstützern findet ihr auf der Website von Gerechte-Geburt.de

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Bildquelle: Roses Revolution Deutschland
Aufmacherbild: pixabay.com

 

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Madeleine ist im Management einer internationalen Digitalagentur und leitet ein Geschäftsfeld in Berlin. Sie schafft es, das alles immer ziemlich leicht aussehen zu lassen, obwohl wir alle wissen, wie viel Arbeit dahinter steckt wenn man Job und Familie unter einen Hut bekommen will. Als Mutter ist sie eher der pragmatische Typ und hört am liebsten auf ihren Bauch und ihren Humor. Sie brennt für die Themen Gleichstellung, Arbeitszeitmodelle für Eltern, die Rettung des Hebammen-Berufs und natürlich ihre Familie. Chapeau!

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