Schlaf und Eltern sein?
Das passt nicht zusammen!
Immer häufiger lese ich zur Zeit in diversen Facebookgruppen von jungen Müttern, dass sie auf der Suche nach Tipps sind, wie ihre Babys mehr Schlaf bekommen. Und auch von all meinen Freundinnen und Bekannten, die noch keine Kinder haben, ist die größte Befürchtung von vielen der anstehende Schlafentzug. Und was soll ich sagen? Nach zwei Kindern, die nicht nur schlecht, sondern auch wenig schlafen: Kinder und Schlaf gehören definitiv nicht zusammen! Das ist einfach so. Aber hey, es wird auch wieder besser!
„Schläft Oskar eigentlich durch?“
Die Frage habe ich tatsächlich zum ersten Mal gestellt bekommen, als der kleine Monsieur gerade mal drei Monate frisch war. Meine Reaktion? Ich habe laut angefangen zu lachen. Wirklich, aus tiefsten Herzen. Und nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte, legte ich eine ernste Miene auf und antwortete „Nein. Leider nicht.“ Damit war für mich die Angelegenheit erledigt. Als ich das damals bei Helene gefragt wurde, war ich eher geschockt. Und gleichzeitig hatte ich mich ständig gefragt, ob es irgendwie an mir liegen würde. Also las ich viel, holte mir gute Ratschläge von anderen Eltern und unseren Erziehern und teste auch mal ein Schlafprogramm. Das ganze hatte ich in einigen Kolumnen auch dokumentiert (z.B. „Vom Schlafchaos und schleichender Inkonsequenz„, „Nein verdammt, mein Kind schläft nicht durch! Na und?“ oder „Nein, kein Kind muss Schlafen lernen!„). Und nach einiger Zeit hatte ich dann auch die Sicherheit als Mutter gewonnen, meine ganz eigenen Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Egal, was andere sagen würden, egal was ich gelesen habe. Es war mir irgendwann egal, dass es Kinder gibt, die mit fünf Monaten bereits durchschlafen, dass Babys und Kleinkinder in ihrem eigenen Bett alleine einschlafen. Dass ich anscheinend eine Mutter war, die ihr Kind nicht schreien lassen konnte, auch wenn ich wusste, dass es nur Wut war. Und dass ich doch die Mutter bin, die es ganz toll findet, gemeinsam mit ihrem Mann UND den Kindern in einem Bett zu schlafen!
Das Familienbett – meine Liebe!
Dass ich das mal schreiben würde, hätte ich vor einigen Jahren nicht gedacht. Aber es ist so, wir lieben es. Oder sagen wir mal so: Wir haben es lieben gelernt. Es fing damit an, dass wir Helene mit knapp zwei Jahren wieder zu uns ins Bett holten. Vorher schlief sie (mehr schlecht als recht) in ihrem eigenen Zimmer. Einen Großteil der Nächte verbrachten wir allerdings damit, immer wieder zu ihr zu laufen und sie zu beruhigen, zu streicheln oder uns einfach neben ihr Bett auf eine Matratze (eine kleine Kindermatratze) zu legen. Unfassbar, wir dachten damals wirklich, es wäre besser, wenn unser Kind im eigenen Bett schlafen würde. Dabei war es doch so klar, dass sie das nicht wollte. Zumindest nicht alleine. Lasst mich an dieser Stelle einschieben: Ich glaube ganz und gar nicht, dass es den einen richtigen Weg gibt, dass Kinder alle die gleichen Bedürfnisse haben und sicherlich gibt es auch Kinder (ich kenne sogar welche), die früh und easy in ihren Betten alleine geschlafen haben. Aber grundsätzlich denke ich, dass ein Großteil der Babys und Kinder einfach lieber bei ihren Eltern sein möchten. Und schauen wir mal über unseren eigenen (westlichen) Tellerrand, dann sieht man Gesellschaften, in denen es wirklich üblich ist, dass Kinder mit bei ihren Eltern schlafen. In vielen Kulturen versteht man überhaupt nicht, warum wir überhaupt auf die Idee kommen, getrennt von unseren Kindern schlafen zu wollen. Ich habe mit Menschen aus Pakistan, Sri Lanka, Indien, Afrika, Japan, China, Italien und vielen anderen Ländern darüber gesprochen – fast alle erzählten mir, dass bei ihnen die Kinder in den ersten Jahren immer bei ihren Eltern schlafen. Und irgendwie erschloss sich mir der Gedanke immer mehr: Warum sollen wir unseren Kinder anerziehen, alleine zu schlafen? Ohne uns zu sein, wenn sie aber genau das nicht wollen? Klar, jetzt können wir auch weiter diskutieren, über das Thema Kita und Fremdbetreuung, aber ich möchte hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, also bleibe ich beim Schlafthema. Und so haben wir für uns – mit einigen Umwegen – den einzig richtigen Weg gefunden: das Familienbett.
Seit einem Jahr zu viert im Bett!
Solange wir zu dritt waren, war das noch relativ easy. Also in einem Bett. Doch bereits in der Schwangerschaft hatte ich mir so einige Gedanken gemacht, wie wir das machen sollten. Ich dachte wieder über ein Beistelltet, getrenntes Schlafen (jeder mit einem Kind) und diverse andere Möglichkeiten nach. Am Ende entscheiden wir uns aber für die am nächsten liegende Lösung: Wir haben unser Familienbett einfach erweitert. Wir haben einfach eine weitere 1,00 x 2,00 m Matratze von muun bestellt und neben unsere große Matratze gelegt. Das hat uns a) die langwierige Suche nach dem perfekten Bettgestell vorerst erspart (zumindest bis wir irgendwann wieder weniger Platz benötigen) und b) war es einfach der Weg, der uns wohl den meisten Schlaf beschert hat. Also wenn man bedenkt, dass wir bei drei Stunden am Stück quasi eine Party feiern. Lach. Aber das wäre anders auch nicht anders. Das haben wir so akzeptiert. So lassen sich die Kids zumindest relativ easy beruhigen und man kann sie auch wunderbar kuscheln. Das ist doch nämlich das schönste überhaupt – wenn sich die Kleinen kuscheln lassen, ohne sich dagegen zu wehren oder aus den Armen zu winden, weil sie eigentlich was ganz anderes im Sinn haben, als die Liebesattacken von Mama oder Papa zu erwidern.
„Holt sie doch einfach zu Euch ins Bett!“
Ganz im Ernst, ich hätte nie gedacht, jemals zum Verfechter des Familienbettes zu werden, aber es macht so viele Dinge sehr viel einfacher. Und es ist mein erster Tipp, bei allen Eltern, die am Schlafrythmus ihrer Kleinen verzweifeln. Gut, hier muss man natürlich ganz klar differenzieren zwischen dem Schlafverhalten der Kids und dem Empfinden der Eltern. Zum Beispiel gab es kürzlich auf Facebook eine Mutter, die dringend nach Rat suchte, weil ihre 5-Monate alte Tochter alle 3,5 Stunden wach wird, um gestillt zu werden und sie völlig erschöpft sei. Die Reaktionen der meisten anderen Mütter? Fast alle waren sich einig, dass 3,5 Stunden eine fantastischer Rhythmus sei und sie auf jeden Fall dankbar sein sollte. Puh, in solchen Momenten bin ich auch selbst immer dankbar, denn das zeigt mal wieder, dass auch ich nicht alleine bin. Aber: Die Mutter, die den Hilferuf los wurde, war (wie sie selbst feststellte) verwöhnt vom ersten Kind, dass im Prinzip von Beginn an durchschlief. Dieses Phänomen begegnet mir übrigens auch immer häufiger: Eltern, deren erstes Kind, oder sogar die ersten beiden Kinder super geschlafen haben und plötzlich verzweifeln, weil das neue Baby überhaupt keinen Schlafrythmus hat. Dabei machen sie doch gar nichts anders als zuvor. Aber genau das stärkt immer wieder meine persönliche These: Jedes Kind ist anders! Es gibt die, die quasi von Beginn an super schlafen, und dann gibt es die, die ganz schlecht schlafen. Klar kann man mit Schlafprogrammen dem Kind Dinge anerziehen – aber ganz ehrlich, überlegt doch mal was eventuell an Bindung und Grundvertrauen auf der Strecke bleibt, wenn das Kind einfach nicht ohne Mama oder Papa schlafen möchte, man es aber dazu erzieht? Jetzt bitte nicht denken, dass ich jede Mama verurteile die das macht, denn das muss jede Mutter für sich wissen. Und ich denke auch, dass man oft genau spürt, was der jeweils richtige Weg ist und welche Bedürfnisse das Kind hat. Ich kann nur von meiner persönlichen Erfahrung sprechen und die sagt, dass meine Kinder sehr viel Nähe und Geborgenheit brauchen – auch Nachts.
Lasst die Kinder entscheiden!
Was ich am Ende damit sagen möchte: Lasst doch einfach die Kinder entscheiden, was der richtige Weg ist. Wir sollten grundsätzlich eh wieder viel mehr drauf achten, was unsere Kinder brauchen und weniger, was für uns gut ist. Die letzten Jahre, sehr viele Gespräche, Interviews und Erfahrungen haben mich gelehrt, dass wir irgendwie oft viel zu Ichbezogene Entscheidung treffen, um dem Bild der perfekten Mütter gerecht zu werden. Klar, Paar sein als Eltern ist eine Herausforderung und mit steigender Kinderzahl wird das definitiv nicht leichter. Aber ganz ehrlich, Sex kann man überall haben (!!!), und ein paar Durststrecken in Sachen Coupletime kann man auch mal überstehen. Das kommt wieder. Und im Grunde geht es doch auch nur um ein, zwei, drei Jahre, in denen sich mal mit seinen eigenen Bedürfnissen zurücknimmt. Also auf lange Sicht nur ein recht kurzer Zeitraum…
Schlaf und Eltern sein? Das passt nicht zusammen!
Am Ende ist es doch wohl so, dass Eltern sich von jeglichen Schlafvorstellungen verabschieden sollten. Erst ist es der fehlende Rhythmus, dann sind es die Zähne, dann der erste harte Kitawinter, Schnupfen, Husten, Fieber. Irgendwann schlafen Eltern nicht, weil sie die halbe Nacht drauf warten, dass der Nachwuchs wohlbehalten nach Hause kommt. All das war bei unseren Eltern so, ist bei uns so und wird auch bei unseren Kindern so sein. Und im Grunde scheint es auch nur ein wirkliches Thema zu Beginn des Mutterseins zu sein. In verspreche Euch, innerhalb der ersten ein, zwei Jahre schließt ihr euren Frieden damit. Selbst wenn an Durchschlafen nicht mal zu denken ist und es weiterhin weh tut. Und je schneller man den Gedanken an entspannten Schlaf aufgibt, desto mehr kann man den (wenigen) Schlaf auch genießen. Aktuell sind unsere Nächte leider eine absolute Katastrophe. Jede Stunde reißt uns ein Kind aus dem Schlaf, weil Pipi, schlecht geträumt, irgendwas tut weh, unruhig, braucht eine Milch oder die Zähne schmerzen. Irgendwas ist halt immer. Aber hey, nach dem ersten Kaffee und einer Dusche am Morgen ist alles nur noch halb so schlimm. Und dann gibt es ja noch das Mantra aller Eltern: „ES IST ALLES NUR EINE PHASE!“ Ommmm…
In diesem Sinne, habt eine geruhsame Nacht! 😉
Fotos: Lisa Dietermann & Corinna Keiser
POST COMMENT