Wie unterrichtet man Mathematik anhand von gesellschaftlich relevanten Problemstellungen?
Das Arbeiten in fächerübergreifenden Projekten und die ständige Bezugnahme auf unterschiedliche Lebensbereiche (Zeiten in Sportwettkämpfen, Geometrie in der Kunst wie Symmetrie und Perspektive, Aussagen auf Werbeplakaten u.v.a.) sind ebenso wesentlich, wie das „Warten können“, dass sich mathematische Fragestellungen aus beobachteten Phänomen und Ereignissen „zufällig ergeben“.
Im Schulvergleich, schneiden ihre Schüler mit diesen Lehrtechniken besser ab als die von „klassisch unterrichtenden“ Schulen? Und falls ja, warum wird diese Lehrform nicht an mehr Schulen umgesetzt?
Schulvergleiche messen in aller Regel nur Durchschnittsnoten. Alles andere, was in Schulen sonst an emotionalen, sozialen, kognitiven und kreativen Kompetenzen erworben wird entzieht sich solchen Vergleichen. Aber wenn man sich tatsächlich auf den Abiturdurchschnitt bezieht, dann lagen wir mit 1,9 im letzten Jahr tatsächlich ganz weit vorne. Lehrformen sind Ausdruck einer Schulkultur und diese erwächst aus Werten, denen ein Menschen- und Weltbild (meist unausgesprochen) zugrunde liegt. Es geht also nicht um „irgendeine andere Methode“ sondern tatsächlich um einen Paradigmenwechsel – und das ist bei einem System noch schwieriger als bei Einzelnen.
Wie leicht ist es für Schüler in Berlin an ihrer Schule angenommen zu werden? Was muss dafür erfüllt sein/ getan werden?
Wir haben leider nur 75 Plätze pro Jahr im Jahrgang 7 und geben den 50 Kindern der mit uns kooperierenden Grundschule die Chance sich zuerst bei uns vorzustellen. Da wir in der Regel auch Geschwisterkinder aufnehmen, bleiben oft nur wenige Plätze. Die einzige Bedingung für die Aufnahme ist, dass sich Kinder und Eltern bewusst für unsere Schule entscheiden und dies im Rahmen eines Aufnahmegesprächs auch überzeugend darstellen können.
Was meinen sie was gegen den aktuellen Schul- und Lehrermangel getan werden kann/soll/muss?
Es würde viel helfen, wenn die guten Beispiele von gelingender Schule mehr kommuniziert werden und von offiziellen Stellen als mögliches Modell für andere gefördert wird. Außerdem würde es den pädagogischen Elan vieler beflügeln, wenn man Vorgaben minimiert und Freiräume schafft. Zentrale Abschlussprüfungen haben vieles für sich, aber den Weg, wie man sich auf diese erfolgreich vorbereitet – und was man „nebenbei“ noch so für sein Leben mitnimmt – da sollten höchstens Leitlinien, aber keine detaillierten Kataloge vorgegeben sein.