The day that… Alani was born!
Gast-Mummy Judith List war nie gerne schwanger, wie sie selber sagt. Nicht beim ersten Kind, auch nicht beim zweiten. Sie selbst bloggt seit zwei Jahren, hat aber noch nie über die besonderen Tage in ihrem Leben geschrieben. Doch heute erzählt sie uns von dem Tag, als ihre Tochter Alani zur Welt kam…
Ich war nie gerne schwanger. Beim ersten Kind nicht und auch nicht beim zweiten. Obwohl ich zwei Bilderbuch-Schwangerschaften hatte. Schwanger sein, das lief für mich neun Monate lang einfach nebenbei mit. Eine lästige Notwendigkeit, um die wunderbarste Sache der Welt hervorzubringen: unsere Kinder.
Klar, ich habe mich unendlich gefreut und mit ausgeprägtem Nestbautrieb und im Hormonrausch Babyklamotten geshoppt, das Zimmer ausgestattet, über Babynamen sinniert, geheult als ich einen gefunden habe und von sexy Babybauchfotos geträumt, die ich aber nie machen ließ, weil ich mich wie ein Wal gefühlt habe. Ich mag mich bis heute noch nicht besonders gerne ansehen auf den Fotos von damals. Zwar war ich und habe bis kurz vor der Geburt Sport gemacht, trotzdem oder vielleicht gerade genau deshalb war die körperliche Einschränkung für mich nur schwer zu akzeptieren. Dieses „nicht mir gehören“ und nur wenig Einfluss nehmen zu können, empfand ich als furchtbar.
Als ich schwanger wurde, habe ich also normal weitergemacht. Sport, Jobs, Uni, Hausbau. Ich hatte immer das Gefühl, ich darf nicht weniger machen als sonst. Oder ich kann nicht. Schwangerschaft ist keine Krankheit, ein bisschen geht noch. Ich habe noch schnell sinnlose Seminararbeiten abgeschlossen und meine Tage bis zur letzten Sekunde mit Arbeit gefüllt. Es ist kaum jemandem aufgefallen, dass ich schwanger war, bis mein Bauch irgendwann doch zu groß für „etwas Fett angefressen“ wurde. Ich wollte meinen Körper zurück haben. Da eine Schwangerschaft aber sowieso gewissermaßen eine Einbahnstraße ist, war das Ende dann mit etwas Geduld auch noch abzuwarten.
ET. Heute kein Schlaf mehr …
Wie immer bin ich um 12 ins Bett gewackelt. Es war der Tag des Geburtstermins gewesen. An Schlaf war kaum zu denken, es ging mir zu viel durch den Kopf. Ich habe untertags noch das Gemüsebeet umgegraben und gedanklich geplant die Tomatenstöcke morgen einzusetzen. Kurz vor Eins. Nicht schon wieder auf die Toilette. Aufstehen, rauswackeln, zurück. Hoppla. Bett abtasten. Feucht. Ich hatte keine schwache Blase, also … „Schatz. Schläfst du schon? Kannst du mal den Krankentransport rufen? Ich will das Auto nicht versauen!“
Es ging alles schneller als erwartet. Oma anrufen zum Babysitten, Krankentransport verständigen, letzte Dinge in die Tasche werfen. Ich bin sogar noch in den Keller gegangen, um den Wäschetrockner auszuräumen. Ja, an dieser Stelle lache ich jetzt natürlich über mich selbst.
Ich bin noch nie Krankenwagen gefahren. Eine ganz neue Erfahrung. Krankentransporter sind wohl die am schlechtesten gefederten Fahrzeuge überhaupt. Ich wurde am Rücken liegend angeschnallt. Zur Sicherheit natürlich, ob das bequem ist mit hochschwangerem Bauch hat niemand gefragt. War es übrigens nicht, es war furchtbar. „Haben sie Wehen?“ „Nein, noch nicht.“ Gut, los ging es. Rumpeldibumpel über die Autobahn. In den beginnenden Wehen am Rücken auf einer Trage im ruckeligen Krankenwagen zu liegen ist nicht besonders entspannend. Aussteigen. „Jetzt Wehen?“ „Ja!“ „Wie oft?“ „Moment …. alle zwei Minuten“. Wow. 12 Minuten Autofahrt und so schnell so kurze Abstände. Das Kind legte ein ordentliches Tempo vor. Die Herren standen vor dem Krankenhaus, guckten verloren die Treppen an und wussten nicht so recht wohin mit mir. Wo der Aufzug ist, wussten sie offensichtlich ebenso nicht. „Die Tür da, dann gerade aus, im Keller rechts und noch mal rechts.“ Gut, dass sie mich mit hatten. Ich hielt die Daumen hoch.
So entspannt wie beim ersten Mal war es nicht. Kein Spazieren gehen durch die ruhigen Gänge, keine warme Wanne, keine Massagen und auch sonst nichts mehr. Muttermund (ich weiß nicht mehr wie viele Zentimeter) offen: Check. CTG noch einmal dranhängen: nicht Check. Wie kann dieses Baby bei solchen Wehen nur schlafen? Ich will und kann schon nicht mehr liegen und frage mich, wie Frauen am Rücken liegend gebären können. Das ist die unbequemste Position, die ich mir vorstellen kann. Die Hebamme steckt den Kopf durch die Tür und will wissen, ob ich einen Einlauf möchte. „Äh, keine Ahnung.“ Hebammen sind immer zu Scherzen aufgelegt: “Also wenn es ihnen egal ist, um mich brauchen sie sich keine Sorgen machen, ich hab schon viel gesehen!“ In der gleichen Sekunde hat sich die Frage erübrigt. „Ich glaube, wir brauchen so was nicht mehr …“
Fünf Presswehen später und einem lauthals nach hinten gebrüllten „Scheiße, tut das weh!“ ist unsere Tochter in die Welt gepurzelt. Wäre es meine erste Geburt gewesen, hätte mich das unglaubliche Tempo wohl erschlagen. Ich denke mittlerweile, wir brauchen manchmal eigentlich eine Geburt, die ein wenig länger dauert, um uns darauf einstellen zu können. Diesmal war die Nabelschnur lang genug und ich habe es, sofort mit Alani kuscheln zu können, bevor unsere direkte körperliche Verbindung durchtrennt wurde.
Im Mai diesen Jahres wird Alani zwei Jahre alt. Seither wurde viel gekuschelt. Nachts, tagsüber, im Bett, im Tragetuch. Kinder sind so verschieden. Ganz im Gegensatz zu ihrer Schwester brauchte sie immer schon sehr viel körperliche Nähe. Noch fühlen wir uns aber nicht ganz komplett. Seither stellt sich mir die Frage: schaffe ich das noch ein drittes Mal? Schafft es mein Rücken? Das alles, nicht nur die Geburt. Ich denke darüber nach und es ist eine schwere Entscheidung, da sie alleine bei mir liegt.
Liebe Judith, vielen Dank für Deine Geschichte. Wir glauben, Du schaffst das bestimmt noch ein drittes Mal 😉 Und wer mehr von Judith lesen möchte, der findet HIER ihren Blog!
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