The day that… Minou was born!

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Unsere heutige Gast-Mummy Anne erzählt mit sehr viel Offenheit und nicht wenig Humor über die Geburt ihrer ersten Tochter Minou, die vor vier Monaten auf die Welt kam. Wiederholung nicht ausgeschlossen, wie sie so schön schreibt…

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“Der Tag an dem Minou geboren wurde war der krasseste meines Lebens – so viel steht fest.

Nach Wochen voller Appetitlosigkeit (nur Frischkäsebrot und O-Saft gingen noch) konnte man ziemlich schnell auch sehen, dass da was in mir wächst. Der Geburtstermin wurde auf den 11. September gelegt, später noch einmal auf den 18. September 2015 korrigiert. Ich war mir zu tausend Prozent sicher, dass mein Baby vor dem 18. September zur Welt kommen würde. Warum weiß ich gar nicht, es war so ein Gefühl. 

Und das sollte mich mächtig täuschen. 

Ab Anfang August wurde ich regelmäßig gefragt, ob es denn nun soweit ist. Und ehrlich gesagt fühlte ich mich auch so, als würde mein Körper kein zusätzliches Gewicht mehr verkraften. Der extrem heiße Sommer, wir hatten teilweise 39 Grad, tat auch noch sein übriges. Hätte man mir die Füße grün gemalt, wäre ich als Shrek-Double durchgegangen. Der 18. September 2015 war ein Freitag, ich hatte alles vorbereitet, dachte mir: „Ok, dann möchte meine Kleine also eine ganz Pünktliche sein“. Ich wartete den ganzen Tag auf ein Ziehen im Rücken, Schmerzen oder den erhofften Blasensprung. Und es passierte, Trommelwirbel……..tadaa…….. Nichts. 

Ich musste nun alle zwei Tage zum CTG bei der Frauenärztin. Meinem Baby ging es bestens und ich wurde von Tag zu Tag frustrierter. Am 25. September, eine Woche nach dem errechneten Geburtstermin, schwollen meine Füße und Hände so sehr an, dass mich die Frauenärztin am Abend zur Kontrolle in der Klinik anmeldete. Ab dem Mittag merkte ich, dass irgendetwas anders war, keine starken Schmerzen, aber so ein unterschwelliges Ziehen. Die Kliniktasche, die bereits seit 3 Wochen bereit stand, mussten wir nicht extra einladen, als mein Mann und ich gegen 17 Uhr zuhause aufbrachen. Im Auto überkam mich so ein komisches Gefühl, ich wäre am liebsten wieder nach hause gefahren, nochmal baden, einen Film gucken, aufräumen, keine Ahnung. Lampenfieber glaub ich. 

In der Klinik angekommen wurde auch das Ziehen in meinem Rücken stärker. Eine sehr nette Schwester schloss mich an ein CTG an. Als sie 5 Minuten später zurück kam, schlug sie vor, demnächst mal den Kreißsaal aufzusuchen, immerhin hätte ich schon Wehen. Ehrlich gesagt kam das für uns etwas überraschend. Echt blöd, 7 Tage nach dem errechneten Geburtstermin und für mich schon sowieso mehr als überfällig und dennoch unerwartet. Auch meinem Mann konnte man plötzlich die Aufregung ansehen. So klingelten wir also kurz darauf am Kreißsaal und wurden von gut gelaunten Hebammen empfangen. Wir checkten im Vorwehenzimmer ein und unterhielten uns mit einer Ärztin und Hebamme Maria, die mir sehr sympathisch war, über den weiteren Verlauf. Da es mittlerweile 20 Uhr war, schlugen sie mir vor, ein leichtes Schlafmittel einzunehmen und die Wehen weiter zu beobachten. Mein Mann fuhr nach Hause, wo er einen Anschiss von meiner Mama erwartete, wie er mich nur alleine lassen konnte. Doch die Entscheidung war genau richtig. Wir schliefen, getrennt voneinander, ganz wunderbar. Ich dank Schlafpille,die jedoch in der Mitte der Nacht die Wehen nahezu verschwinden ließ. Er, weil er einfach nur fertig war. Am Morgen frühstückte ich und die Ärztin riet mir, angesichts dessen, dass nun bereits 41+1 erreicht war, dazu die Geburt einzuleiten. Ich schrieb meinem Mann eine SMS: „Lass dir Zeit, ich nehme gleich eine VIERTEL Tablette, die die Wehen anregen soll. Dauert bestimmt noch bis Montag“. Das war 8:00 Uhr. Dass er 9:30 Uhr wie Rotkäppchen mit Weidekörbchen bepackt (man sollte ja Proviant mitbringen), zur Tür hereinkam, erlebte ich nur noch in einer Art Trance. Um 10:00 Uhr war mein Muttermund 1 cm geöffnet, 11:00 Uhr wusste ich weder, ob ich sitzen, liegen oder stehen wollte, noch wie ich das überstehen soll. Als mir die Hebamme anbot, eine PDA zu bekommen, fühlte es sich an, wie ein Segen. Endlich hilft mir jemand! Die Minuten, bis der Anästhesist eintraf jedoch, vergingen wie Stunden. Es war der Punkt, an dem ich nicht so recht wusste, ob es angenehmer wäre, das Kind rauszupressen oder es lieber wieder weiter nach oben zu schieben. Ich ging auf die Toilette und dort ging mit einem „Blubb“ der Schleimpfropf ab. 

Kurz darauf war ich wieder damit beschäftigt, mich auf das Atmen zu konzentrieren und wusste nicht, wie ich still halten könnte für die PDA, als mir die Belehrungen und Patienteninformationen eröffnet wurden. Das alles war mir in dem Moment so egal, er hätte mir auch einen Kreditvertrag hinlegen können. Ein Glück hatte ich das vorher – ich hatte ja genug Zeit während mich mein Baby warten ließ – schon einmal durchgelesen. Ich saß auf der Bettkante, wollte mich auf den Boden setzen und gleich darauf am liebsten aufstehen, mein Mann kniete sich vor mich, hielt mir die Hände und gab dem Anästhesisten ein Zeichen, als er merkte, dass die Wehe vorbei war. Seine Bemerkung „Aaaaalter, die Nadel ist soooooooooooo lang“ ließ darauf schließen, dass er auch völlig neben sich stand. In dem Moment war es mir egal, heute lachen wir drüber! Nachdem die PDA drin war, sollte ich mich hinlegen und etwa 10 Minuten später wirkte die Betäubung.Ich kann nicht beschreiben, welch eine Erleichterung ich empfunden habe. 

Die Wehen war noch zu spüren, aber im Gegensatz zu vorher waren sie mehr als erträglich. Noch besser war es, zu wissen, dass ich selbst später nochmal die Betäubung erhöhen könnte. 

Ich lag also in meinem Bett, nahm endlich richtig wahr, dass mein Mann da war und hörte plötzlich ein „Ploppen“. Kurz darauf wurde es sehr nass an meinen Beinen. Ich schaute meinen Mann an und sagte: “Ich glaub, das war die Fruchtblase, eingepullert habe ich jedenfalls nicht“. Die anschließende Untersuchung durch die Hebamme endete hektisch. „Muttermund vollständig, nehmen sie die Sachen, wir müssen schnell in den Kreißsaal“. Ich wurde etwas panisch und dachte, das Baby würde auf dem Flur aus mir herausfallen. Ich lief extra mit zusammengekniffenen Beinen – völlig übertrieben, schon klar. Aber das weiß man erst nachher.  

Es war also 12:30 Uhr als wir es uns im Kreißsaal gemütlich machten, ich war super drauf, die Wehen waren gut wegzuatmen und wir unterhielten uns sogar. Mein Mann erzählte mir, dass er unsere Eltern und Geschwister in einer WhatsApp-Gruppe auf dem Laufenden hielt und hoffte, dass wir es pünktlich zum Anpfiff der Bundesliga schafften. Spaß, haha. Die schlechte Nachricht überbrachte uns die Hebamme. Aufgrund des vollständigen Muttermundes bestand nun die Möglichkeit der erneuten PDA nicht mehr. Ich fühlte mich plötzlich verraten (von wem weiß ich gar nicht) und hatte panische Angst, dass die Schmerzen gleich wieder kommen würden. Und sie kamen. Nach nicht allzu langer Zeit. Und noch stärker als vorher. Hebamme Maria, die mich am Vorabend in Empfang genommen hatte, begann ihre Schicht und drückte mir ein Tuch, was an die Decke gehakt war, in die Hand und sagte, ich solle bei jeder Wehe daran ziehen und mich mit voller Kraft reinhängen. Diese Haken müssen echt was aushalten, ich entwickelte Kräfte und hätte wahrscheinlich voll beladene LKWs umherziehen können. Aber das half komischerweise, ich wusste, wenn die Wehe kommt, voll reinhängen und tiefe Töne dazu machen.  

Ich hörte mich an wie ein tonnenschweres Mammut – mindestens! Erschreckte mich selbst nach dem ersten Röhren darüber, was so aus mir rauskam. Hätte ich Zeit gehabt, hätte ich mit Sicherheit zusammen mit meinem Mann drüber gelacht. Aber auch er stand nur mit großen Augen neben mir und sagte mir, wie toll ich das alles machte und wie stolz er auf mich ist. Es ist einfach ein so unbeschreibliches Glück, wenn man einen geliebten Menschen an der Seite hat, der einfach nur da ist und einem gut zuredet. Mit jeder Wehe merkte ich wie das Baby noch weiter nach unten drückte, doch so richtig sollte es nicht vorangehen. Meine Hebamme meinte, meine Blase wäre zu voll (kein Wunder, ständig wird man zum Trinken angeleitet) und würde an der entscheidenden Stelle kein Platz lassen, um das Baby weiter hinaus zu befördern. Sie fragte mich also allen Ernstes, ob ich auf Toilette gehen wollte. Ich dachte in dem Moment, mit meinem gesamten Körpergewicht an dem Tuch hängend und röhrend wie ein Mammut: „Will die mich jetzt verarschen?“. Nun ja, wir entschieden uns schließlich für einen Blasenkatheter. Mittlerweile waren 2 Stunden nach der Muttermundöffnung vergangen und langsam wurde unsere Hebamme etwas unruhig und rief die Ärztin an. 

Die Hebamme meinte: “So, entweder wir bringen das jetzt ganz schnell hinter uns oder wir müssen die Kleine am Ende noch holen“. Kaiserschnitt, was? Nein bloß nicht, jetzt nachdem wir schon so weit sind. Sie sagte, ich solle mich auf die Liege hocken, als würde ich im Wald pullern gehen. „Schöne Vorstellung, jetzt im Wald, schön spazieren. Nein, aber weiter“ Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich jetzt hocken könnte, ich wusste nicht einmal, wie ich mit meinem riesigen Bauch auf dieser Trage in die Position kommen sollte. Nun kam der große Auftritt meines Mannes. Er packte mich rechts unter dem Arm, Hebamme Maria packte links zu. Gemeinsam hoben sie mich in einer kurzen Wehenpause auf die Liege und Maria sagte: „Jetzt pressen und bei jeder Wehe nach hinten lehnen!“

Klare Ansagen, das war genau richtig für mich in dieser Situation. Und die Position war zwar anstrengend, aber fühlte sich für mich sehr richtig an, mehr Druck nach unten ging auch nicht. Nach der ersten Presswehe sagte Maria plötzlich, sie sehe die dunklen Haare schon, und fragte uns, ob wir schauen bzw. fühlen wollten. Kurzer Augenkontakt und wir beide waren uns einig, uns das zu ersparen. Allerdings beflügelte es mich so sehr, dass schon nach zwei weiteren Presswehen das kleine, warme Bündel Glück auf meiner Brust lag. Mein Mann umschloss uns beide gleich mit seinen Armen.

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Sofort schossen mir Tränen in die Augen, ich hatte es wirklich geschafft, sie hatte es geschafft, wir hatten es geschafft. Minou war plötzlich da und es fühlte sich an, als wäre es nie anders gewesen. 

Es war wie ein Adrenalinrausch, ein warmes Gefühl, was sich im Körper ausbreitet und von dem man denkt, es bringt das Herz zum Platzen. Doch das tut es nicht, es bleibt so, auch jetzt, 4 Monate nach der Geburt fühle ich Wärme in mir und mein Herz ist kurz vor dem Zerplatzen, wenn sie aufwacht und den neuen Tag mit dem vollkommensten Lächeln begrüßt oder vor Freude über ein „Hui“ ihres Papas gluckst. Das ist wohl diese Mutterliebe, die man zwar von der eigenen Mama bekommt, aber nie so richtig nachempfinden kann.

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Wir sind uns beide einig darüber, dass die Geburt unserer Tochter das Unbeschreiblichste war, was wir jemals gemeinsam erlebt haben und es war so, wie es passierte genau richtig für uns.

Wiederholung nicht ausgeschlossen.”

Fotocredits: Anke Wolten 

Vielen lieben Dank Anne für Deine Geschichte. Wir sind gespannt, wie schnell es eine Wiederholung gibt 😉

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Für unsere Serie “The Day that…” freuen wir uns über jede Mummy unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und ihre Erlebnisse mit uns teilen möchte – Bei Interesse schreibt uns eine Nachricht an: info@mummy-mag.de

Für unsere Serie “The Day that…” freuen wir uns über jede Mummy (und Daddy) unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und die Erlebnisse Ihrer Geburt mit uns teilen möchten. Werde Gast-Mummy! Bei Interesse schreib uns bitte eine Nachricht an: info@mummy-mag.de

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