The day that…
Paul was born
Sie lebt als Deutsche in Paris, verliebt sich in einen Franzosen, bekommt einen Jungen – von dessen Geburt ihr im Folgenden lesen könnt – dann ein Mädchen. Diese offenherzige Geschichte zeigt, dass in Frankreich manches anders läuft und auch im Leben von Thilda, Mommy in Paris, nicht immer alles perfekt ist…
Es begann mit meiner rauchenden französischen Schwiegermutter. Wir waren Freitagabend (ich war 38SS+4T) mitten in Paris Pizza essen (im O’scia im 2. Arrondissement). Eine der leckersten Pizzas, die man finden kann und dann haben die dort auch noch so ein total verbotenes Nutella Dessert, das wir natürlich auch noch nehmen mussten. Auf der Rückfahrt – ich war natürlich völlig am Platzen und fühlte mich auch dementsprechend – bemerkte meine Schwiegermutter, dass sie keine Zigaretten mehr hat !!! Und in Frankreich kann man die ja glaub nicht überall kaufen. Mein Mann, versuchte also noch Umwege zu fahren, um an ein Tobacco Geschäft ranzukommen. In Paris und besonders auf der Champs-Elysées gibt es aber total viel Kopfsteinpflaster, also ratterten wir mit übervollem Bauch und quasi am Platzen durch Paris und ich bekam bald einen Zuviel.
Zigaretten fanden wir keine und sind irgendwann dann zum Glück auch wieder heil zu Hause angekommen. Am nächsten Morgen hatte mein Mann noch einen total leckeren Brunch gebucht, den wir auch noch voll ausschöpften.
Sonntagmorgen (38SS+6T) wachte ich um 6 Uhr auf, um auf die Toilette zu gehen und da hatte ich einen kleinen Zweifel, ob ich nicht Fruchtwasser verliere. Diesen Zweifel hatte ich schon über einen Tag, aber dachte wirklich die ganze Zeit, dass dies nicht der Fall ist, sonst wäre ich ja ins Krankenhaus gefahren, aber da ich wieder ins Schwanken geriet, wollte ich kein Risiko eingehen und weckte meinen Mann heulend “ICH GLAUBE WIR MÜSSEN INS KRANKENHAUS FAHREN”.
Ich hatte mich irgendwie noch auf 2 Wochen relaxen eingestellt und dachte ich kann mich noch mental auf alles vorbereiten. Ja, ihr sagt zurecht, warum 2 Wochen? Die Franzosen, wahrscheinlich als einziges Land auf der Welt, zählen 41 Schwangerschaftswochen und nicht 40, weil sie sagen, die Babies kommen sowieso nie pünktlich. Also irgendwie stellte ich mich auf meinen Französischen Termin ein und nicht auf meinen Deutschen.
Wir fuhren ins Krankenhaus und dort stellten sie tatsächlich fest, dass es einen super kleinen Haarriss (Kopfsteinpflaster auf der Champs Elysée) geben muss und dass ich deswegen nicht mehr nach Hause gehen darf. Ich bekam dann ab sofort alle 8 Std Antibiotikum, sodass keine Bakterien zum Baby hoch wandern können. Sie stellten außerdem bei meiner Ankunft fest, dass ich schon Wehen habe und bei 1 cm angekommen war und ich dachte, wow das wird ja ein Klacks werden und ich brauche keine PDA, wenn ich den ersten cm noch nicht einmal mitbekommen habe (das war natürlich völlig zu früh gefreut).
Nach einigen Stunden, so gegen Sonntagmittag, fingen dann die Wehen an weh zu tun, aber ich konnte sie bis abends noch ganz gut aushalten. Nachmittags war meine Fruchtblase dann auch richtig geplatzt. Aber leider war ich weiterhin nur bei einem cm :/. Ich denke leider auch, dass es an der Sonntagabend Schicht lag, warum sie nicht ein bisschen nachgeholfen haben und meinten “Ich soll doch versuchen zu schlafen und wenn sich morgen früh weiterhin nicht so viel tut, dann wird eingeleitet”. Die Nacht über hatte ich aber leider so alle 8 Min schlimme Wehen und es war nicht an Schlafen zu denken. Um 7 Uhr weckte ich wieder meinen Mann und sagte, er muss mit den Schwestern sprechen, sie müssen mir unbedingt jetzt was geben, ich halte es nicht mehr aus. Es kam dann mal eine Schwester – ich war IMMERNOCH bei einem cm – und sie meinte vor dem Schichtwechsel um 8 Uhr passiert nichts. Um 9 Uhr wurde mir dann endlich etwas Faden-ähnliches unten rein gemacht (!!) und das sollte die Sache beschleunigen.
Ich hatte inzwischen wirklich kaum noch auszuhaltende Wehen, ich war mich fast am Übergeben und die PDA wollten sie mir erst geben, wenn ich bei 3-4 cm bin. Um 14 Uhr am Montag konnte ich nicht mehr und sagte, mir ist es egal, ich brauche die PDA. Und was stellte sich da heraus, ich war auf einmal bei 3 cm, juhuuu, also waren alle “glücklich” und ich bekam die PDA.
Mein Mann musste aus dem Kreissaal, als ich die PDA bekam und als er wieder reindurfte merkte ich, dass mir schwarz vor Augen wird, mein Mann sah aber auch in diesem Moment die ganzen Maschinen um mich herum und auch der Herzschlag vom Baby ging wohl gerade in den Keller. Ich weiß nicht mehr, ob ich Englisch oder Deutsch sprach, denn auf Französisch weiß ich sicherlich nicht, wie man sagt, dass man ohnmächtig wird, aber die Schwestern reagierten echt klasse und super flott und so schnell konnte man gar nicht schauen. Kurz bevor alles schwarz wurde, hatten sie mir was gespritzt und dann wurde wieder alles klar vor Augen.
Dann war alles ruhig und ich sagte meinem Mann, der auch schon seit dem vorherigen Tag ab morgens an meiner Seite war, dass er doch schnell nach Hause gehen soll, er kann ja duschen etc. und wenn etwas ist, dann ist er ja in 15 min wieder da. Er ging dann erst einmal nach Hause.
Da die Geburt aber schon sehr lange dauerte, wurde unser kleiner Paul etwas müde und mit jeder Wehe, war der Herzschlag auch nicht mehr so optimal. Einmal machten sich die Schwestern wohl so arg Sorgen, dass sie meinen Mann anriefen, er solle doch SOFORT im Kreissaal erscheinen. Ihm sagten sie nicht, warum und wieso und der Arme halbrasiert und mit offenem Hemd raste mit seinem Roller wieder zum Krankenhaus zurück.
Ich stand wohl kurz vorm Kaiserschnitt, aber die Ärztin entschied, dass wir das auch so hinbekommen. Als es dann zur Push-Phase kam, die ich als sehr kurz empfand, höchstens 10 min, hieß es dann auf einmal, dass sein Herz jetzt so müde ist, dass er beim nächsten Push draußen sein muss, sonst muss die Ärztin nachhelfen. Er war leider nicht beim nächsten Push draußen und so kam die Ärztin und nahm die Forceps (=Zangen) und so wurde unser kleiner Paul – nach 36 Stunden – Montag Abend um 19.34 Uhr mit genau 39 SS mit 3350 gr und 49,5 cm geboren. Der arme Kleine hatte von den Zangen lauter rote Striemen am Kopf. Ihm ging es aber sehr gut und nach drei Nächten im Krankenhaus fuhren wir zu dritt nach Hause.
Danke dir, liebe Thilda, dass du die Geburt von Paul mit uns teilst. Wir freuen uns auf mehr!
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