Sommerzeit = Urlaubszeit. Das klingt nach einer simplen Gleichung, ist es aber nicht. In vielen Fällen können eben NICHT alle Familienmitglieder zur gleichen Zeit frei nehmen. Oder es gibt nur einen Elternteil, der die Brötchen backt. Oder es gibt überhaupt nur einen Elternteil. Sollen deshalb alle zuhause bleiben, sofern die finanziellen Mittel vorhanden? Nö, meint Julia K. Eismann (39), Marketingleitung und Momo-of-two. Wenn der Göttergatte keine Zeit findet, packt sie kurzerhand alle Koffer, bis auf seinen! Heute erzählt Julia, was es bedeutet alleine mit den Kids unterwegs zu sein und was ihr dabei schon alles untergekommen ist…

Wir sind eine klassische Familie mit Mutter, Vater und zwei (demnächst drei) Kindern. Da fährt man normalerweise so in den Urlaub, dass man Familienzeit hat, damit alle gemeinsam an einem anderen Ort entspannen können. Bei uns ist das nicht ganz so. Wir fahren gern als Familie, aber das ist nicht immer möglich. Der Gatte fokussiert das Geschäft und ich die Familie. Die Mädchen und ich sind sehr abenteuerlustig und immer für einen Ausflug zu haben. So lange wir noch nicht an Ferien gebunden sind, nutzen wir gern die Gelegenheiten für Ausflüge, die sich so bieten. Und wir verreisen ohne den Herrn Papa. Was ich zunächst für normal hielt, scheint doch eher unüblich zu sein, wenn ein Papa in der Familie vorhanden ist. Wir genießen es vor allem, dass wir hin und wieder eine Auszeit haben, die als Familie in der Spontanität gar nicht möglich gewesen wäre.

Wir fahren gern als Familie, aber das ist nicht immer möglich. Der Gatte fokussiert das Geschäft und ich die Familie.

Unsere erste und bisher weiteste Reise zu dritt war mit dem Flugzeug nach Kroatien. Meine Eltern sind dort sehr oft und so auch damals. Sie riefen an und schwärmten vom herrlichen Wetter und davon, dass ja die Nachbar-Ferienwohnung frei sei. Die Aussicht auf Regen zuhause und die Möglichkeit, günstige Flüge zu buchen führten zu einer spontanen Entscheidung abends am Familientisch: Wir haben nicht lange überlegt, sondern sind zwei Tage später losgeflogen.

Kroatien – Die erste Reise ohne den Papa


Rund um die Anreise zum Flughafen habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht, hauptsächlich jedoch wegen der unberechenbaren Autobahnsituation. Die Sorgen hätte ich mit Partner im Gepäck auch gehabt. Ab dem Parkhaus war alles gut: Wir waren natürlich im Endeffekt etwas zu früh. Zeit, einmal ein und aus zu atmen und anzukommen. In aller Regel bin ich nämlich lieber entspannt und gehe davon aus, dass schon alles gut werden wird, solange wir zusammen sind, Ruhe bewahren und genug Nahrung im Picknick-Korb ist.

Die Große mit ihren damals 3 und die Kleine im Alter von 3 Monaten gleichzeitig mit dem Gepäck durch den Flughafen zu manövrieren erwies sich als leicht. Ich hatte die Kleine in der Trage, die Koffer in den Händen und die Große lief mit ihrem Trolley tatsächlich dorthin wo sie sollte. Die bevorstehende Reise war auch für sie ein aufregendes Abenteuer.

Gepäck-Kontrolle: Wie ein Profi packte die Große das ipad aus dem Trolley aufs Band und hinterher wieder ein. Die Kleine musste ich nur kurz aus der Trage nehmen und zeigen und habe sie dann wieder hinein genommen.  Und von da an konnte ja gar nichts mehr schief gehen: Nochmal mit allen die Örtlichkeiten aufsuchen – ja, ich nehme sie in dem Fall beide mit in die Kabine. Die Kleine war ja eh im Babybjörn. Alle Mamas von kleinen Kletten wissen: Man kann so sehr wohl auf die Toilette gehen… 

Am Zielflughafen in Split waren meine beiden immer noch artig wie man es sich wünscht. Wir steigen aus mit Handgepäck, die Kleine immer noch im Babybjörn. Im Flieger zum Anschnallen musste sie raus, hat aber im wesentlichen weiter geschlafen. Auch Starten und Landen hat sie nicht wirklich beeindruckt, die Milchflasche hat den Druckausgleich erledigt und mehr war es nicht. Also nach dem Abschnallen wieder hinein in die Trage und los geht’s. Hauptsache, Mama ist da, alles andere ist ihr egal. Am Eingang zum Flughafengebäude sind wir jedoch direkt herausgewunken und an der Schlange zur Passkontrolle vorbeigelassen worden. Die Kroaten haben einfach ein Händchen für Familien, das ist schön zu erleben. Am Gepäckband habe ich jemanden angesprochen, mir meinen Koffer und die Kinderwagentasche zu reichen. Konkret nach Hilfe zu fragen, ist einer meiner besten Learnings. Es ist für denjenigen ein Handgriff mehr, der nicht schadet und ist mir noch nie abschlägig beantwortet worden.

Am Ausgang aus dem Sicherheitsbereich warteten schon meine Eltern und es gab ein Riesenhallo. Schnell ins Auto und ab zur Ferienwohnung. Apropos Auto: Hat schon jemand in meiner Geschichte den MaxiCosi vermisst? Der passt bequem noch in die riesige Travelbag vom Bugaboo und reist dann per Sperrgepäck gratis mit. Übrigens geht die gleiche Konstruktion auch mit dem Folgesitz. Autositze über die Autovermietungen zu leihen ist keine gute Idee, da möchte man seine Kinder lieber nicht hineinsetzen.

Ab jetzt waren die Erwachsenen wieder in der Überzahl und ich konnte mich auch manchmal zurücklehnen. Wir hatten eine wunderbare Woche in der Sonne, die Damen haben es genossen nochmal raus zu kommen und es hat sich allemal gelohnt, einfach zu starten.

 

Norderney für Fortgeschrittene

Im vergangenen Sommer hatten wir spontan das Angebot, für 4 Tage nach Norderney zu fahren. Meine Damen, gut 1 Jahr und grad 4 geworden, schliefen schon, als ich den Anruf bekam. Ein Blick in den Kalender und schon war es zugesagt. Ich habe die Freiheit, im Home Office zu arbeiten und tue das bevorzugt abends, wenn die Kinder schlafen. Wo ich jeweils meinen Rechner aufklappe, fragt zum Glück niemand. Also nutzte ich den Abend, um ganz viel zu arbeiten und packte erst am nächsten Vormittag den Koffer und dieses Mal auch die Business-Tasche.

Auch hier gab es etwas Aufregendes: Ich habe tatsächlich noch niemals am Steuer gesessen, um auf eine Fähre zu fahren. Aber ich war mir sicher, dass die Menschen, die dort stehen und die Autos einweisen, wissen, was sie tun. Und dass sie bestimmt schon anderen Leuten mit ihrem ersten Mal geholfen hätten. So war es auch: Einfach ausatmen und machen hat mich auch hier zuverlässig ans Ziel gebracht, alles gut.

Fast alles. Das geliebte Kuscheltier der Kleinen hat die Anreise nicht geschafft. Zum Glück ist es „nur“ im Kindergarten der Großen verloren gegangen, so dass wir sicher sein konnten, dass es immerhin leicht zu retten ist. Sie hat es mit Fassung getragen und das zweitliebste Kuscheltier aus dem Gepäck geholt. Der nicht mitgereiste Papa hat den Kuschel am nächsten Morgen aus dem Kindergarten abgeholt. Kuschel und Kind konnten also per Facetime kommunizieren und bei unserer Rückkehr wurde eine sehr herzliche Wiedervereinigung gefeiert.

Es ist mir wichtig, den Kindern das Reisen und das Weltentdecken genauso nahe zu bringen wie die Fähigkeit, spontanen Chancen und Veränderungen offen zu begegnen.

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Alleine mit Kindern unterwegs zu sein,
bedeutet:

 

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Wir haben ein paar wunderbare Tage im Mädchenrhythmus gelebt. Auf der Insel hatten wir eine Ferienwohnung. Eigentlich haben wir auch nichts anders gemacht als wir es zu viert auch getan hätten – nur dass wir eben zu dritt waren. Richtig schön war es, die Insel zu entdecken, Pause zu machen wo es schön war und ganz in unserem Tempo und Rhythmus zu sein. Ein bisschen Strand, ein bisschen Stadt, ein bisschen Spielplatz, leckeres Essen im Restaurant und simples Essen in der Wohnung, gekrönt von einem Sundowner-Eis am Strand der Milchbar, abends müde Kinder und Entspannungszeit für Mama. Ich habe tatsächlich viel gelesen in diesen Tagen und auch ein paar Sachen gearbeitet. Aber konsequent nachdem die Kinder im Bett waren. Das Handy hab ich tagsüber tatsächlich nur für eingehende Anrufe und ganz selten für eine Maps-Anfrage genutzt.

Tipps:

  • Die vielen kleinen organisatorischen Herausforderungen finden wir gar nicht so dramatisch. Seit ich Kinderwagen fahre, nutze ich Behinderten-WCs. Da passt der Kinderwagen mit rein. Und meistens ist dort frei. Es ist für mich nie eine Option gewesen, Kind und Wagen „draußen“ stehen zu lassen und mich außer Sichtweite zu begeben. Und wenn sich fremde Finger meinen Kindern nähern, geht das meistens ganz schlecht für die entsprechende Person aus. Aber ehrlich: Das ist ein Phänomen, das wenig mit Urlaub zu tun hat, das machen Leute überall und es geht einfach niemals.
  • Meine Beobachtung: Ja, es gibt die Leute, die beobachten und die Augenbrauen hochziehen. Aber es kann ja nicht darum gehen, es den anderen recht zu machen. Wenn man tatsächlich kommuniziert, bricht man das oft und es geht gut aus. Positivbeispiel: Manchmal brauche ich tatsächlich Hilfe bei was auch immer. Dann frage ich einfach. Es ist mir noch nie passiert, dann enttäuscht zu werden. Die meisten sind sehr hilfsbereit und wenn man klar kommuniziert, was man braucht, ist es auch für alle einfach.
  • Was für uns super funktioniert: Natürlich ist die Große auch nicht immer in Laune zum Laufen. Wir nehmen ihren Roller mit. Der ist klein zusammenklappbar und sie kann super damit umgehen. So können wir auch mal Strecken machen, ohne dass es Genörgel gibt, sie bekommt die Freiheit, sich auszutoben und Tempo zu machen. Und wenn es blöd wird, klappe ich das Gefährt mit einem Griff ein und hänge es an den Kinderwagen. Fertig. Dann erstmal ein Eis und eine Pause.
  • Den Takt geben die Kinder vor, wohin es geht, entscheiden wir gemeinsam. So gestalten wir wunderbare Tage in der Sonne, mischen Sightseeing mit Spielplatz-Spaß und entdecken die besten Sachen meistens ungeplant am Wegesrand. Ich mag es, die Orte zu entdecken und mich im Wortsinn satt zu sehen. Fragen zu stellen und dann herauszufinden, was die Geschichten sind, die ein Ort hat. Und was ich auch großartig finde: Wege gehen, die nicht in der Karte stehen und so die vielen kleinen Überraschungen zu entdecken, die sich abseits der Hauptstraßen befinden.

Dadurch, dass wir so viel unterwegs sind und sie so viel kennen lernen, sind sie nicht so leicht zu verunsichern und wissen genau, wie die Dinge funktionieren. Für mich ist das ein wesentliches Ziel auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Natürlich haben sie bis dahin noch lange Zeit. Aber es schadet ja auch nicht, sich den Spaß des Reisens schon jetzt zu gönnen und die kindliche Neugier schon früh zu füttern.

Ich möchte allen, die zögern, Mut machen. Es ist wirklich eine wunderbare Erfahrung, mit den Kindern unterwegs zu sein…. Wenn man sich erstmal getraut hat zu starten, ist das schwierigste geschafft. Natürlich gibt es anstrengende Momente, z.B. wenn gerade etwas anderes wichtiger ist, als mit Mama mitzukommen oder sie einfach nicht schlafen wollen… aber die gibt es ja zuhause auch! Außerdem geht es mir nicht um den perfekten Urlaub, sondern um Spaß unterwegs, den haben wir definitiv!

Mehr über Julia:

Julia K. Eismann ist 39 Jahre alt, Mama von zwei bezaubernden Mädchen (2 und fast 5) und Leiterin des Corporate Marketings bei Deutschlands führendem Anbieter für Abo-Commerce und Beauty-Überraschungsboxen, wie der InStyle-Box und der Barbara-Box . Die Familie wohnt ländlich – Fernweh-Attacken kommen gelegentlich vor. Außerdem schreibt Julia an einem Roman und ist unter vereinbarkeit.de auf dem Weg, die notwendige Debatte zur Jonglage von Familie und Beruf mitzugestalten.

Titelbild: Ake Hawkes via unsplash.com

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