Und ab geht die Fashionpost
Mexico-Liebe mit Santa Lupita

Jorge_Acevedo_Santa_Lupita

Jorge Acevedo ist ein guter Freund, Camilla kennt ihn schon seit ein paar Jahren. Vor knapp 11 Monaten hat er mit seinem Label “Santa Lupita“, nicht nur seine, sondern auch unsere Fashion-Träume wahr gemacht…

Lieber Jorge, Dein Label heißt “Santa Lupita” – wo kommt der Name her und was bedeutet er?
LUPITA ist der Kosename für Guadalupe, der üblichste Name in Mexiko. Man hat das Gefühl, in Mexiko heißt jede zweite Frau so. Für den Label wollte ich einen Namen mit hohem Identifikationswert, sowohl mit Mexiko als auch mit der Frau allgemein. Lupita kombiniert genau beides, klingt außerdem niedlich und ist zudem leicht zu merken, zu schreiben und zu nennen. Santa bedeutet „heilig“ auf Spanisch. Das gibt dem ganzen eine zusätzliche Reinheit, die die soziale Aufgabe hinter SANTA LUPITA widerspiegelt.

Erzähl uns die Geschichte – wann und wie bist Du zu der Idee gekommen?
Ich reise unheimlich gerne und obwohl ich vom Beruf her Ökonom bin, interessierte ich mich schon immer für Mode. Zudem wollte ich beruflich mit meiner Heimat Mexiko stärker verbunden sein und eine Aufgabe haben, die dazu beiträgt, das Leben von anderen Menschen positiv zu beeinflussen. Ende 2013 kündigte ich meinen Job als Geschäftsstratege in einem Transportkonzern und begann eine einjährige Reise um die Welt. Mexiko war eine relevante Station davon. Dort habe ich die Menschen getroffen, die diese aufwendige Stickerei- und Webtradition fortführen. Ich habe nicht nur ihre Arbeit schätzen gelernt, sondern auch erfahren, dass diese Kunst langsam verschwindet. Ich sah also die Möglichkeit, diese Menschen zu unterstützen, in dem ich Ihnen Zugang zum europäischen Markt verschaffe und Ihnen eine Beschäftigung ermögliche, die mit ihrem traditionellem Familienleben vereinbar ist. Darüber hinaus sah ich in ihrer Bekleidung einen bunten, fröhlichen und außergewöhnlichen Style, den man in Europa so kaum kennt. Ich dachte sofort an modebewusste, kosmopolitische und liberale Menschen, die von der heutigen Massenproduktion in der Bekleidungsindustrie aber auch vom Dritte Welt Laden-Image der Ethno-Mode gelangweilt sind. Santa Lupita kommt genau zum richtigen Zeitpunkt: mexikanische Muster sind total angesagt, ich glaube aber, dass das nicht nur eine Mode ist, sondern ein Style, der zum regulären Sommerrepertoir jedes modebewussten Menschen werden kann, egal ob auch Ibiza, in Tulum, L.A., Südfrankreich oder Berlin. 

Wie wichtig ist Dir der Bezug zu Deiner Heimat?
Ich bin in Mexiko geboren und habe dort die ersten 19 Jahre meines Lebens verbracht. Meine Familie wohnt heute zum größten Teil noch dort. Ich habe das Land bereist (und das tue ich heute noch) und habe mich in seine Vielfalt und in die Freundlichkeit seiner Menschen verliebt. Mexiko hat mich mehr als jedes andere Land geprägt und hat mich zu dem Menschen gemacht, den ich heute bin. Ich wollte Mexiko etwas zurückgeben und das in Zeiten, wo man leider eher negative Nachrichten über das Land hört (Stichwort „Drogenkrieg“). Ich finde, dass Mexiko eine der schönsten, vielfältigsten und aufwendigsten Bekleidungstraditionen auf der Welt hat. Ich möchte Menschen in Europa und sonst woanders diese andere Seite von Mexiko zeigen. Die Möglichkeit Menschen in meiner Heimat gute Entwicklungschancen anzubieten, motiviert mich zusätzlich.

Was möchtest Du für die Frauen/Menschen in Mexiko verbessern?
Die meisten Menschen, die für Santa Lupita entwerfen und produzieren sind Frauen. Wir haben keine zentrale Produktionsanlage, was uns besonders macht, denn jedes einzelne Teil von Santa Lupita wird bei einer Frau zu Hause oder alternativ in einem kleinen Kooperativen-Atelier bestickt oder gewebt. Dadurch unterstützen wir die Frauen nicht nur finanziell, sondern ermöglichen Ihnen ein Work-Life-Balance. Diese Frauen leben in sehr traditionellen Verhältnissen und haben meistens auch mehrere Kinder, um die sie sich tagsüber kümmern. Santa Lupita macht es möglich, dass diese Frauen sich unternehmerisch entwickeln, ihren Familien ein besseres Leben anbieten, sich aber weiterhin um traditionelle Aufgaben kümmern können. 

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Waren von Anfang an auch Kinderkleider geplant? 
Kinder war der Anfang und so entstand die Idee. Nun konzentrieren wir uns stark auf Frauenbekleidung, erweitern Richtung Männer und denken über eine zukünftige Einrichtungslinie nach. Ein Schritt nach dem anderen. Uns ist wichtig, dass wir ein Konzept schaffen, wo die Familie und das Teilen von Tradition  im Mittelpunkt steht. 

Hast Du selbst schon mal ab Webstuhl gesessen?
Ja, und erst dann habe ich begriffen wie komplex die ganze Sache ist. Nicht nur das Weben an sich ist kompliziert, sondern auch der Aufbau des Webstuhls/-Gürtels. Ja nachdem welche Farben verwendet und welche Muster gewoben werden, müssen die Fäden und das Gerät angepasst werden. Die Arbeit bedarf hohe Konzentration, Aufmerksamkeit und Geduld. Das schöne an der Sache ist, dass die Frauen das als ein Hobby betrachten und daher wahnsinnig viel Mühe und Liebe in die Arbeit stecken. Dadurch gelingt es ihnen diese prunkvollen Teile zu entwerfen. Das Weben und Besticken ist körperlich anstrengende, daher wird diese Aufgabe nur für ein paar Stunden am Tag ausgeübt. 

Wie sieht die Zukunft von Santa Lupita aus? Was erwartet uns noch?
Die Designs von Santa Lupita basieren stark auf traditionellen Muster und Farben. Unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, diese Muster und Schnitte an europäische Größen und Formen anzupassen. Wir wollen aber langfristig am Trend bleiben und haben daher vor in Zukunft mit jungen europäischen Designern zu arbeiten, die uns dabei unterstützen, die perfekte Mischung zwischen mexikanischer Tradition und Farbe und europäischer Mode-Avantgarde zu finden. Wie bereits erwähnt, wollen wir nicht nur im Bereich Mode bleiben, sondern auch irgendwann Farbe und Stimmung in die europäischen Wohn- und Schlafzimmer bringen.

Wirst Du weiterhin Pop-ups machen oder wird es auch irgendwann einmal eine “Santa Lupita”-Boutique geben?
Erstmals möchten wir die Marke weiter durch kurzfristige Pop Ups pushen, um so einen möglichst breiten Bekanntheitsgrad zu erreichen. Unser Online Shop wurde im Sommer gelaunched. Dieser wird unseren zweiten Vetriebsstandbein darstellen. An dritter Stelle möchten wir in auserwählte Boutiques rein, die unser Image repräsentieren. Ein eigener Laden ist erstmals nicht geplant. Wir müssen zuerst die Mengen erreichen, die dafür notwendig sind. Daran arbeiten wir hart, damit wir mehr Menschen in Mexiko von unserem Konzept überzeugen können und so in Zukunft eine größere Menge produzieren können.

Lieben Dank Jorge, dass Du Dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Wie Du weißt, wir sind Deine größten Fans und lieben jedes einzelne Teil – nicht ohne Grund trägt Sarah auf unserem aktuellen Mummy Mag Paper Cover eines der außergewöhnlichen Folklore-Kleider. Wir drücken Dir die Daumen, dass die ganze Welt bald so über Dich und Dein Label denkt!

Camilla ist ein kleiner Tausendsassa und bearbeitet gerne viele Baustellen zur selben Zeit. Sie bloggt seit über neun Jahren hat nach der Geburt ihrer Tochter auch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Idee für das MUMMY MAG kam ihr natürlich während der Schwangerschaft, als ihr auffiel, dass es zu dieser Zeit in Deutschland keine Seite gibt, die all ihre Interessen abdeckte. Und genau das hat sie sich zur Aufgabe gemacht und das MUMMY MAG gegründet. Außerdem das MUMMY MAG Paper und in diesem Jahr kommt noch die erste Webserie #mummytalks dazu. Und weil das alles eine ganze Menge Arbeit ist, hat sie das beste Team der Welt zur Unterstützung!

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