Ups, das war wohl nix…
Ich liebe Weihnachten. Ich liebe es, meine Liebsten um mich zu habe und ich liebe den Moment der Bescherung. Nicht wenn ich meine Geschenke öffne, sondern wenn es die anderen tun und sich (hoffentlich) riesig über das freuen, was ich mir so gut und lange vorher überlegt habe. Denn das ist mein wahres Ich: Ich bin eigentlich eine Geschenke-Fee! Doch in diesem Jahr ging das leider ziemlich daneben…
Freudestrahlend sitzen wir bei meiner Familie unterm festlich geschmückten Weihnachtsbaum. Wir machen gerade die Bescherung und die Kinder haben bereits all ihre Geschenke bekommen. Helene sitzt in ihrem neuen Drehstuhl und freut sich einen Kullerkeks, während meine kleinen Neffen (eigentlich meine Cousins, aber vom Altersunterschied eher meine Neffen) bereits auf dem Weg nach oben an den Computer sind, um irgendein neues Computerspiel, das ihnen das Christkind gebracht hat, auszuprobieren. Voller Vorfreude übergebe ich meinem Freund endlich sein Geschenk. Ich habe ihn extra ein wenig warten lassen, um die Vorfreude noch zu steigern. Das Geschenk ist ein toller Siebdruck von Schee, den ich dort habe Rahmen lassen. Da mein Freund am 26. Dezember Geburtstag hat, bekommt er zu Weihnachten meist nur ein kleines Geschenk und den “Knaller” zwei Tage später. Trotzdem, das Bild, das ich ihm gekauft habe ist einfach wie für ihn gemacht. Es ist perfekt und ich freue mich schon seit Wochen auf den Moment, wenn er es endlich auspackt…
Nun ist es soweit, breit grinst er mich an und will mich schon küssen – aber ich sage: “Nein, erst Danke sagen, wenn Du es ausgepackt hat!” – Schließlich will ist eine doppelte Belohnung kassieren, weil er sich so freuen wird. Ich drehe mich um, weil Helene irgendetwas von mir möchte. Die Schokolade auspacken? Soso. Na gut, ist ja Weihnachten. Ich pelle ihr den kleinen Schoko-Nikolaus aus dem Silberpapier und gebe ihr das, was ihr Herz und insbesondere ihr Bauch gerade so begehrt. Sie strahlt mich an und wie immer geht mein Herz auf. Mist, wickelt die mich um den Finger. Egal, ist ja Weihnachten denke ich, als meine Mutter mich am Kleid zieht und sagt “Ich glaube der Danilo freut sich nicht so sehr über sein Geschenk!”. Ich drehe mich um. Tatsächlich, Danilo sitzt da, mit seinem Geschenk in der Hand und sieht irgendwie unglücklich aus. Nein, nicht unglücklich, eher irritiert. Ich schaue genauer hin. Irgendetwas stimmt mit dem Bild nicht. Es ist zwar der große schwarze Rahmen, aber wieso ist da noch eine Zellophanhülle drum? “Also Schatz,” beginnt er “der Rahmen ist ja wirklich schön, aber wolltest Du mir wirklich ein Bild von einem Baum schenken?” Ich erstarre. Nein, das kann nicht sein. Ich ahne schon was passiert ist, aber ich will es noch nicht ganz glauben. Tatsächlich, der Rahmen ist in einer Folie eingeschweißt, aber dass kann doch gar nicht sein, wenn die das Bild gerahmt haben!? Ich gehe einen Schritt auf Danilo, er dreht das Bild um und ich sehe… einen Baum. Es ist tatsächlich nur der Bilderrahmen mit einem gruseligen Hintergrundbild. Mehr nicht. Kein Geschenk. Ich weiß nicht so recht ob ich lachen oder weinen soll – und entscheide mich zu lachen. Zum Glück hat mein Freund Humor und findet es gar nicht schlimm. “Ich brauche doch gar nix”, sagt er immer wieder. “Ok, mit deinem super Geburtstagsgeschenk mache ich das doppelt und dreifach wieder gut!” ist meine Antwort.
Mein Liebster hat nämlich am 26. Dezember Geburtstag und nach seinem Geschenk habe ich monatelang gesucht. Trotzdem bestelle ich auf der Toilette zur Sicherheit noch mal das Bild bei Schee – nicht dass es das im Januar gar nicht mehr gibt…
Einen Tag später sitzen wir endlich im vollgepackten Auto auf der Autobahn. Gerade sind wir aus der Stadt raus und lachen noch einmal über der schief gegangen Weihnachtsgeschenk. Als hätte ich es geahnt, frage ich meinen Freund, ob er daran gedacht hat, sein Geburtstagsgeschenk ins Auto zu laden. “Warum sollte ich mein Geschenk ins Auto laden?” fragt er mich verdutzt. Mir entgleisen die Gesichtszüge. “Weil Du die Aufgabe hattest, das Auto zu packen!” entgegen ich, in der Annahme, dass er mich damit nur aufziehen will. Doch das macht er nicht, denn er hat tatsächlich die große Tüte mit dem Geschenk, die bei den Koffern stand, zurück in die Ecke gestellt. Mit der für mich völlig sinnlosen Begründung, dass die Geschenkeecke woanders war und er nur die Geschenke mitgenommen habe, die dort standen. Ich kann es nicht fassen. Ich werde kurz leicht hysterisch und verlange umzudrehen. Das würde allerdings bedeutet, dass wir insgesamt zwei Stunden länger als nötig im Auto sitzen würden – und der Weg nach Stuttgart ist nicht gerade kurz. Mist, das können wir Helene nicht antun. Also verdrücke ich zwei Tränchen und meine Freund muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass er in diesem Jahr einfach gar nix von mir bekommt. “Es gibt Schlimmeres!” sagt er – “Nein, für mich nicht!”, antworte ich noch etwas zickig. Doch das legt sich schnell und wenige Minuten später lachen wir schon wieder. “Bestimmt ist das die Retourkutsche für mein Wasserkaraffen-Geburtstagsgeschenk” sagt er. Nein, eigentlich nicht. Dafür schenke ich viel zu gerne. Aber im Grunde hat er recht, denn wenn ich an den Geburtstag zurückdenke, dann hat eine solche Retourkutsche auf jeden Fall verdient. Und er hat mit noch einer Sache recht: Wir brauchen beide keine Geschenke, denn wir haben längst alles was wir brauchen!
Gut, sein Geburtstagsgeschenk hat er Sonntagabend zurück in Berlin dann doch noch bekommen – dafür haben wir aber beschlossen im nächsten Jahr nicht uns gegenseitig, sondern lieber anderen eine Freude zu machen. Und zwar Menschen, die vielleicht gerade nicht so sehr vom Glück bedacht wurden, wie wir. Und wenn wir uns doch was schenken sollten, dann machen wir es einfach wie Nicola und überraschen uns zum Mini-Budget!
Aber eine Sache ist gewiss: dieses Weihnachtsfest werden wir nie vergessen – und bestimmt noch unseren Enkelkindern davon erzählen, wie der Opa mal ein Jahr gar nix von der Oma geschenkt bekommen hat…
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