Eigentlich gehört an diese Headline noch die Ergänzung „Keine Ahnung“, denn so wirklich geplant war es nicht. Es ist halt einfach passiert. Und jetzt habe ich es auch verkraftet, oh weh. Ich kann jetzt also ganz offiziell verkünden: Ich habe Oskar abgestillt. Nein stimmt nicht. Viel mehr hat er sich ja abgestillt. Was Janine – sie versucht Quinn abzustillen seit er 11 Monate alt war – nahezu ungläubig feiert, ist jedoch für mich der Abschied einer sehr schönen und wichtigen Zeit. Es fällt mir gar nicht so leicht, mich damit abzufinden…

Frei von Vorurteilen

Ich weiß, es ist das absolute Traumszenario, wenn sich das Baby ganz einfach von alleine nicht mehr für die Brust und deren Inhalt interessiert. Ich höre entweder die Geschichten, dass Frauen recht früh aufgehört haben zu stillen, oft weil es mit Stress oder Stillschwierigkeiten verbunden war, oder aber die Frauen, die es einfach nicht schaffen, abzustillen. Aktuell ist letzteres sogar die Mehrzahl der Frauen und ich habe in den letzten Wochen sogar vermehrt gehört, dass Frauen ihre Kinder auch noch mit über drei Jahren gestillt haben. Was mich tatsächlich vor einigen Jahren ein wenig verstört hätte, sehe ich heute in einem komplett anderen Licht. Nicht dass ich persönlich denke, man sollte Babys möglichst lange stillen, sondern vielmehr, weil ich es einfach wichtig finde, dass jede Frau ihren ganz persönlichen Weg geht. Ich habe oft gehört „Das Kind wollte sich einfach nicht abstillen lassen, ich habe alles versucht!“ ist meine Reaktion meistens „‚Du, ich glaube hättest Du es wirklich gewollt, hätte es auch geklappt. Aber es ist total ok, dass es nicht so ist. Es geht doch nur darum, dass es gut ist, solange es für Dich auch gut ist“. Vorurteile gegenüber nicht-stillenden oder Langzeit stillenden Müttern, überlese ich heute tatsächlich nur noch. Ich habe aus meiner eigenen Erfahrung, meinen eigenen Vorurteilen und den Urteilen andern mir gegenüber gelernt. Ganz ehrlich, ich gebe einen Dreck auf all die dogmatischen Meinungen anderer Menschen. Und ich wünsche mir, dass ihr das genauso handhabt. Schließlich steckt keiner von uns in der Situation der anderen und keine von uns weiß wirklich, ob der Weg den wir jeweils gehen, auch wirklich richtig ist. Wir lernen und wachsen an unseren Entscheidungen und Fehlern. Viel mehr ist es am Ende doch nicht, oder?

Was mir das Stillen bedeutet hat?

Mit Oskar hat mir das Stillen wahnsinnig viel bedeutet. Nachdem es bei Helene ja nicht ganz so gut geklappt hat, war dies einer meiner beiden großen Wünsche für das zweite Kind. Nachdem es mit der spontanen Geburt wieder nicht so lief wie erhofft, war ich umso glücklicher, dass das Stillen wirklich kein Problem war. Natürlich ist hier zu unterscheiden, wie man mit dem Stillen an sich umgeht, bzw. was für einen eventuell zu einer Geduldsprobe wird. Im Grunde war das Stillen ganz ähnlich dem von Helene damals, denn nicht nur die Geburt verlief an sich ganz ähnlich, auch im Trinken hatten beide ganz ähnliche Charaktere: Beide waren häufige, gierige, Luftschluckende und speiende Kinder. Den größten Unterschied habe wohl ich gemacht – und natürlich eine Hebamme, die bei allen Fragen an meiner Seite war (Danke Sissi!!). Und wenn ich heute die Zeit mit Helene rückwirkend um um einiges an Erfahrung reicher betrachte, dann denke ich, hätte das Stillen mit der richtigen Stillberatung auch besser geklappt. Leider wusste ich das damals nicht – vielleicht ist es mir deshalb heute so besonders wichtig, darüber aufzuklären und andere Mütter zu Supporten. Und vielleicht, weil ich der vertanen Still-Zeit mit Helene noch nachtrauere, ist es mir jetzt so schwer gefallen, mich vom Stillen zu verabschieden. Es war einfach eine so schöne Zeit!

Nicht jede Frau kann Stillen!

Und obwohl ich das Stillen aus tiefsten Herzen und voller Überzeugung verfechte, so weiß ich nun mal aus eigener Erfahrung auch, dass es nicht immer der einzige Weg ist. Mir schrieb zum Beispiel mal eine Frau vor Instagram, nachdem ich wieder einmal eines meiner geliebten Stillbilder geposted hatte, dass sie das ja schön finden würde, dass wir das Stillen so fördern, aber ob wir deshalb die Frauen, die nicht stillen würden, verurteilen würden? Sie war eine dieser Frauen,  bei denen es nicht geklappt hatte – und mir tat es sofort furchtbar leid, dass mein „Stillglück“ mit Oskar anderen Frauen ein nicht so gutes Gefühl gab. Deshalb ist es mir ein wirklich großen Anliegen, hier noch einmal ganz deutlich zu sagen: Stillen oder nicht zu Stillen macht einen weder zu einer besseren, noch schlechteren Mutter. Jede Frau entscheidet das für sich. Und wenn es nicht so recht klappt, ihr aber dranbleiben wollt, dann sucht Euch eine tolle Stillberatung (oftmals kann auch die eigene Hebamme helfen). Entscheidet ihr euch aber dagegen, dann ist auch das total ok. Ich habe immer gesagt, man kann auch mit Liebe die Flasche geben. Außerdem kann man natürlich so auch wunderbar den Daddy einbeziehen. Am Ende bestimmt nämlich nicht das Stillen die Beziehung zum Kind – auch wenn man das leider noch oft genug im www lesen kann… So ein Quatsch, kann ich nur sagen. Übrigens auch im Hinblick auf das Immunsystem. Das hat auch nur bedingt etwas mit dem Stillen zu tun. Oft genug lese ich noch, dass Stillen ja automatisch für ein besseres Immunsystem führt. Das ist so dargestellt einfach Unsinn. Lasst euch hier keine vereinfachten Zusammenhänge vorgaukeln, die im Grunde sehr viel komplexer sind.

Also: entspannt Euch einfach und macht so, wie es sich für Euch am besten anfühlt! Wie bei allen Dingen: es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es gibt einfach nur euren Weg. Und der ist halt nun nicht immer so, wie man ihn sich vielleicht vorgestellt hat…

Noch eine dritte Runde?

Ich werde im Prinzip ständig gefragt, ob ich noch ein drittes Kind haben möchte. Ich weiß, das ist gerade Trend. Und ehrlich gesagt, die ersten 8 Monate mit Oskar habe ich diese Frage auch völlig hormondurchtränkt mit einem vor lauter Glück besoffenen „JA“ beantwortet. Doch heute, ohne Hormone und kurz vor dem ersten Geburtstag von Oskar, muss ich sagen, dass ich mich eigentlich ziemlich glücklich und komplett fühle. Ich habe zwei gesunde Kinder, die ich abgöttisch liebe und sogar leiden kann (ok, fragt mich bei den ersten Anzeichen einer Pubertät noch einmal…). Aber solange wir nicht wieder Nächte haben, die wir zumindest als konstant OKAY bezeichnen kann, werde ich wohl nicht den Wunsch hegen, noch einmal bei Null anzufangen. Also, nein, ich denke es wird keine dritte Runde mehr geben. Nur wenn ich schöne runde Bäuche oder stillende Mamas sehe, könnte ich kurzzeitig noch mal schwach werden…

Und was waren noch mal die Tipps?

Tja, gute Frage. Nächste Frage. Nee ernsthaft, ich habe nicht wirklich viele Tipps. Im Grunde heißt es, Mahlzeiten ersetzen – und dann nicht jedes Mal hinterher noch stillen. Sondern im Zweifel noch eine zweite oder dritte Runde Essen anbieten. Aber wie gesagt, bei mir ging es so easy, weil Oskar (und auch Helene damals) den Nuckel und die Flasche ohne Protest akzeptiert hat. Ich glaube das hat es mir so leicht gemacht. Und dass Oskar ein wirklich guter Esser war, bzw. ist. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, ob er denn jetzt genug gegessen habe, ob er genug Wasser getrunken habe oder oder oder. Ich bin einfach mit ihm gegangen und der festen Überzeugung, dass ich es ganz schnell merke, sollte es nicht so sein. „Kinder holen sich was sie brauchen“ heißt es doch so schön. Und alles andere bekommt man ziemlich schnell mit. Wer aber mehr Tipps braucht, der sollte unbedingt einen Blick in den Abstill-Artikel von Janine reinlesen. Bei der klappt das Projekt „Weg von der Brust“ nämlich nicht so reibungslos und hat alle Tipps, die sie bekommen konnte, für euch zusammengefasst.

Und für alle, die noch stillen: Genießt es! Mir fehlt es jetzt schon….