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L’Adagio in Badalucco

Badalucco_Blick

Als wir zum ersten Mal durch das Dorf fuhren war gerade die Sonne hinter den Bergen verschwunden und alles wirkte wie ein trostloses, dunkles Tal. Als wir nach zwei Tagen das Dorf wieder verließen, hatten wir das Gefühl, einen kleinen, zauberhaften und unberührten Ort gefunden zu haben, der von nun an ganz tief in unserem Herz verankert ist. Und einen ganz großen Anteil daran hatte sicherlich Rosella, die Besitzerin des L‘Adagio, die uns ihr Dorf gezeigt hat!

 Badalucco_Titel

Badalucco
Das Dorf liegt in einem Tal, direkt am Valle Argentina, in dem die Bewohner auch gerne baden, anstelle bis ans Meer zu fahren. Das Dorf stammt aus dem Mittelalter und besteht aus den typischen Steinhäusern, die durch schmale, enge Gassen und kleinen Plätzen voneinander getrennt werden. Das Dorf wurde von Künstlern in eine Open-Air Gallery verwandelt, die eine kleinen Spaziergang ganz besonders machen. Wandmalereien und Töpferarbeiten sind an fast jedem Haus zu finden. Es ist ein wirklich kleines Dorf, aber es versprüht einen italienischen Charme, wie man ihn aus Filmen kennt. Fernab des klassischen Tourismus, inmitten von Geschichte, Tradition und La Dolce Vita.

 

L‘Adagio
Das Wellness-Hotel ist ein kleines aber feines Hotel, mit sechs Apartments und vier Hotelzimmern und wie auch schon das  Relais del Maro Mitglied von Green Pearls. Rosella selbst führt das Hotel, dass in der alten Mühle ihrer Familie gebaut wurde, ihre Tochter führt das kleine Spa. Das Hotel liegt auf der gegenüberliegenden Flugseite und jedes Zimmer hat diesen wunderschönen Blick auf das ganze Dorf – das Titelbild ist der Blick aus unserem Zimmer gewesen. Das L’Adagio ist wie ein sehr gehobenes Bed&Breakfast und alle Zimmer haben eine kleine Mini-Küche, in der sich die Gäste ein kleines Frühstück zubereiten können. Doch fußläufig ist die im Dorf beliebteste Bäckerei mit Café, in dem sich die Dorfbewohner treffen und in dem man vorzüglich frühstücken kann, während man den Dorfalltag beobachtet. Jedes Zimmer und jedes Apartment hat einen anderen Charakter und wurde mit viel Liebe von Rosella eingerichtet. Das kleine Spa verwendet nur natürlich Produkte aus der Region hat eine absolute Alleinstellung in der Umgebung. Besonders im Winter muss es wunderschön sein, wenn man sich nach der Sauna direkt draußen unter dem natürlichen Wasserfall abkühlen kann. 

 

ROI – Die Oliven-Mühle
Die große und bekannte Mühle auf der anderen Flußseite gehört seit Generationen der Familie von Rosellas Mann. Gemeinsam betreiben sie die Mühle und liefern weltweit. Wenn man möchte, dann gibt Rosella einem eine Führung und so haben auch wir unglaublich viel über die Produktion von Olivenöl erfahren. Und eine solche Führung gibt Rosella gerne jedem Gast, wenn er denn interessiert ist. Auf jeden Fall blicken beide Familien auf eine lange Tradition in der Olivenölproduktion zurück und Rosella gehen die Geschichten dazu so schnell nicht aus!
Zur Mühle gehört auch ein zauberhafter Shop, in dem wir uns natürlich ordentlich eingedeckt haben. Wir haben dort sogar so viel gekauft, dass wir am Ende mit einem zusätzlichen Koffer zurück nach Berlin gereist sind…

Badalucco_ROI

Food – Das Pilzrestaurant
Als wir ankamen, sagte uns Rosellas Tochter, dass ihre Mutter leider nicht da sei, aber für uns ein Restaurant reserviert hatte, in das wir am Abend gehen sollen. Leicht überfordert von so viel Fürsorge, fuhren wir also die Straße entlang, bis zu dem überdimensional großen Pilz am Straßenrand. Wir fuhren über die kleine Brücke auf die andere Uferseite des Flusses und wurden direkt von einem Kellner herangewunken. Weil es so heiß war, wurden wir direkt auf die Terrasse geführt und waren ein wenig geschockt. Neon-Beleuchtung, gruselige Akustik und Plastikplanen an den Seiten. Wortlos stellte uns ein anderer Kellner eine Wasserflasche und eine Flasche Wein auf den Tisch und kam kurz darauf mit der ersten Vorspeise wieder. Wir hatten zwar nichts bestellt, aber wir erkannten recht schnell, dass es (wieder einmal) ein Menü geben sollte. Rosellas Tochter hatte uns ja schon vorbereitet, dass es ein Mushroom-Restaurant sei, aber dass tatsächlich jeder Gang aus Pilzen zubereitet wurde, hatten wir nicht erwartet. Also gab es frittierten Pilz, Carpacio mit Pilz, Pilz-Salat, Pilz-Tartar und und und. Nach der siebten Vorspeise wussten wir nicht mehr, ob wir lachen oder weinen sollten. Wir waren Pappsatt, nein mehr als das, wir hatten uns der Völlerei ergeben und konnten keinen Bissen mehr runterkriegen. Weil jedes einzelne Gericht so unbeschreiblich köstlich war, hatten wir tatsächlich auch jede Vorspeise komplett aufgegessen. Als uns der Kellner dann mit Händen und Füßen (und sehr gebrochenem Englisch erklärte, dass es jetzt ein Pilzrisotto und anschließend die Hauptspeise geben würde, resignierten wir. Die Situation war so unglaublich schräg und lustig, dass wir aus dem Lachen nicht mehr aufhören konnten. Wir hatten hemmungslos geschlemmt, dazu semi-guten Wein getrunken und es nicht mal bis zur Hautpspeise geschafft, die wir dann schweren Herzens ausfallen ließen. Der Kellner überredete uns dann aber noch zu einem Nachtisch. Naja, vielmehr ließ er uns keine Wahl. Tiramisu, dass uns in einem riesigen Nachtopf mit Toilettenpapier gereicht wurde. Der Humor in Badalucco – wir fanden es herrlich. Der erste Schock über das nicht unbedingt ansprechende Ambiente hatte sich mittlerweile zu einer umgebremsten Begeisterung  gewandelt. Am nächsten Tag erzählte uns Rosella, dass sehr sehr viele Franzosen an den Wochenenden nach Badalucco kommen würden, nur um genau diesem Restaurant zu essen. Das Menü hätte sich seit 30 Jahren nicht verändert und der Pilz, der in allen Speisen verwendet wurde, sei ein spezieller aus dieser Region. Wenn wir das nächste Mal kommen, sollten wir aber unbedingt einen Blick in das Restaurant werfen, denn das solle wohl unglaublich urig und gemütlich sein. 

Vine – Banca del Vino
Eine wunderschöne kleine Aperitivo Weinbar mit Blick auf die Dorfkirche liegt direkt im Herzen von Badalucco. Unsere wunderbare Gastgeberin Rosella hat uns diesen Geheimtipp verraten und ist kurzerhand gemeinsam mit uns dorthin gegangen. Inmitten der engen Gassen und der Kunst die man an fast jedem Haus findet  erwartete uns eine ausgezeichnete Auswahl an italienischen handerlesenen Weinen der Slow Food Kooperative. Tobias und David sind die Besitzer der Banca del Vino. Tobias kommt aus Deutschland und David aus London. Sie haben sich vor drei Jahren auf einer Reise nach Ligurien in den verschlafenen Ort verliebt und zogen kurzerhand von London nach Italien. Wir waren fast ein wenig neidisch auf dieses tolle Lebenskonzept. Zudem sind die beiden absolute Foodies und bieten Ihren Gästen ausschließlich lokale Produkte zum „Apero“. Der Ziegenkäse und das frische Brot der Bäuerin aus dem Nachbardorf war ein Traum. David erzählt mit so viel Leidenschaft, wie er die Lebensmittel auswählt das einem das Herz dahinschmilzt… Das ist ein Teil des Slow Food Konzepts der Bar. Sie ist ein Ableger der berühmten Slow Food Universität in Piemont. Ausschließlich ausgewählte Bars dürfen diesen Namen tragen, welche die Kriterien des Slow Food Movements erfüllen.  Wir waren absolut begeistert und wären gerne länger dort geblieben um den leckeren Wein zu trinken und noch ein wenig länger mit den beiden Inhabern zu reden.

Mein Fazit?
Das Dorf und auch Rosella sind ganz fest in meinem Herzen verankert. Badalucco ist für mich innerhalb von zwei Tagen ein ganz besonderer Ort geworden. Das liegt vielleicht auch daran, dass wir dieses Tal am ersten Abend völlig unterschätzt haben und es sich am Ende als wahrer Schatz erwiesen hat. Doch wahrscheinlich hätten wir den ohne unsere wunderbare und so unglaublich herzenswarme, humorvolle Gastgeberin nicht entdeckt. Mit dem L’Adagio hat sie für Badalucco einen neuen Weg für den Tourismus gefunden, der zu der Authentizität und dem ruhigen Tempo dort ganz wunderbar passt. Wer also auf der Suche nach etwas Entschleunigung sucht, der ist dort genau richtig. Und für alle die, die mit den Kindern unterwegs ist: Rosella liebt es die Kinder mit in ihren Garten zu nehmen und mit ihnen Kirschen, Aprikosen oder Tomaten zu pflücken, während die Eltern sich vielleicht mal ein klein wenig Ruhe gönnen…

Camilla ist ein kleiner Tausendsassa und bearbeitet gerne viele Baustellen zur selben Zeit. Sie bloggt seit über neun Jahren hat nach der Geburt ihrer Tochter auch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Idee für das MUMMY MAG kam ihr natürlich während der Schwangerschaft, als ihr auffiel, dass es zu dieser Zeit in Deutschland keine Seite gibt, die all ihre Interessen abdeckte. Und genau das hat sie sich zur Aufgabe gemacht und das MUMMY MAG gegründet. Außerdem das MUMMY MAG Paper und in diesem Jahr kommt noch die erste Webserie #mummytalks dazu. Und weil das alles eine ganze Menge Arbeit ist, hat sie das beste Team der Welt zur Unterstützung!

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