“Mama, ich mache Pipiiiiii”
Eine kleine Anekdote…
Es sind angenehme 27 Grad auf Mallorca, die Sonne scheint, es weht eine sanfte Brise. Am Pool unseres Hotels herrscht angenehme Stille, die Leute sonnen sich, dösen oder kühlen sich kurz im Pool ab. Auch ich liege gerade das erste Mal seitdem ich auf Mallorca bin (11 Tage) in der Sonne und schließe die Augen. Es ist herrlich kurz einmal zu genießen, nichts zu tun. Plötzlich wird die Stille jäh unterbrochen, weil ein kleines Kind von der anderen Seite des Pools schreit “Mamaaaaaaa, ich mache Pipi!”…
Und wirklich, sie steht direkt gegenüber, am Rande des Pools, breitbeinig, hält sich den Bauch und pullert genüsslich durch den Badeanzug auf den Boden. Die anderen Gäste schauen teils entsetzt, teils amüsiert. Meine Mutter reagiert am schnellsten und düst zu Helene, um wenigstens irgendetwas zu tun. Sie schnappt sich Helene, “Helene! Das macht man nicht! Du musst doch sagen, wenn Du Pipi musst!” Ich muss mir das Lachen verkneifen. Ich schiele zu meinem Vater, der mit einem breiten Grinsen auf der Liege sitzt und scheinbar seine Freude hat. Trocken kommentiert er das Ganze mit den Worten “Dafür ist schließlich das viele Chlor im Wasser!”. Meine Mutter schnappt sich Helene und schleppt sie unter die Dusche. Und ich? Ich habe mich immer noch nicht bewegt. Hach ist das herrlich, wenn man Urlaub mit den Großeltern macht.
Doch so wirklich Urlaub ist das leider nicht. Die vergangenen elf Tage habe ich diverse Shootings organisiert und war quasi unter Dauerbeschuss. Keine Ruhepause, keine Momente für mich. Und dabei bin ich schon völlig k.o. auf Mallorca angekommen. Aus dem Grund haben Helene und ich noch fünf Tage drangehängt und sind zu meinen Eltern gefahren, die nicht weit von uns Urlaub machen. Ich habe das erste Mal in meinem Leben Halbpension gebucht, damit ich wirklich nichts tun zu müssen. Doch gestartet bin ich in diese fünf Tage mit einem Virus, der mich für knapp 24 Stunden außer Gefecht gesetzt hat. Und wieder, welch ein Glück, meine Eltern übernehmen Helene. Ohne wenn und aber. Ich weiß, es geht ihr super, aber mir nicht. Ich kotze oder versuche zu schlafen.
Nach kappt 24 Stunden ist der ganze Spuk vorbei. Ich liege am Pool, genieße die Sonne – in der ersten Woche auf Mallorca hat es sehr viel geregnet, sogar Tischtennis-große Hagelkörner hat es gegeben, aber ich hatte eh keine wirklichen Pausen. Da kann mich also so ein kleiner Pipi-Zwischenfall nicht aus der Ruhe bringen. Ich denke an die Kolumne, die Madeleine kürzlich geschrieben hat – über das Auge des Tornados der hoffentlich bald kommenden Windelfreiheit. Uns geht es genauso. Nach einer relativ guten Phase, mit recht wenigen Unfällen sind wir aktuell wieder bei komplett Windel angekommen. Im Urlaub natürlich nicht. Schließlich wollen wir baden. Und wie mein Vater schon sagt, dass bisschen Baby-Pipi ist bei all dem Chlor eh nicht störend. Trotzdem mache ich mir Gedanken, denn nach dem Sommer geht es nach oben zu den großen Kindern. Da wäre es schon schön, wenn mein Kind windelfrei wäre. Aber ist das wirklich so wichtig? Eigentlich nicht. Im Grunde bin ich tiefenentspannt, sehe keinen Grund Pipitraining mit Helene zu absolvieren, schließlich wird sie ja erst drei Jahre alt. Und auch wenn andere Kinder in dem Alter auch Nachts keine Windel mehr brauchen (ernsthaft, ich kenne welche, deren Eltern das voller Stolz erzählen!) sehe ich keine Notwendigkeit. Helene hat gerade so viele andere Dinge, die sie stark beschäftigen, da möchte ich ihr nicht auch noch das Windelthema aufdrücken. Meiner Erfahrung nach, lösen sich all diese Dinge eh ganz von alleine.
Momentan bekommen viele Freunde von Helene ein Geschwisterchen, das scheint sie sehr zu beschäftigen. Sie sagt auch immer wieder, dass sie ein Baby haben will – eine Schwester! Und machmal erzählt sie auch, dass sie bald ein Baby zuhause hat. “Das ist in Mamas Bauch!” – Ihr könnt Euch vorstellen, wie meine Mutter darauf reagiert hat… Als hätte ich nicht schon genug Stress… Puh…
Doch aus irgendeinem Grund bin ich auch Stolz auf mein Kind. Und auf mich. Stolz darauf, dass sie so unbeschwert vor sich hingluckst, dass sie ist, wie sie nun mal ist. Sie ist ein schüchternes Mädchen, doch hier im Hotel scheint sie all ihre Schüchternheit abgelegt zu haben. Sie hat einen erstaunlichen Mut entwickelt und genießt die Aufmerksamkeit, die sie gerade bekommt. Und ich bin stolz auf mich, weil ich es irgendwie schaffe, dieses kleine Mädchen groß zu ziehen. Ich finde es klasse, dass sie an den Rand vom Pool pinkelt und ihren Triumph in die Welt hinausschreit. Ich bin glücklich, dass mein Kind scheinbar gerade glücklich ist und bin unendlich dankbar, dass ich diesen Moment mit ihr habe. Mein Mutterherz hüpft, als sie zu mir kommt, auf meine Liege klettert, sich auf meinen Bauch setzt, breit grinst und… “Mamaaaaa, ich mache wieder Pipiiiiiiii!”…
***Happy Summertime!***
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Camilla ist Gründerin und Herz von MUMMY MAG. Sie ist Bloggerin der ersten Stunde, doch während ihrer Schwangerschaft 2013 fehlte ihr ein Online-Magazin, dass sie mit all ihren Interessen abholt. Und weil sie dafür Verstärkung brauchte, hat sie sich die tollsten Frauen ins Team geholt. Sie selbst schreibt natürlich immer noch, ständig und über alles – aber am allerliebsten natürlich Kolumnen! Und HIER könnt Ihr noch mehr von Camilla lesen!
2 Comments
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Andrea
Ich glaub in ein paar Jahren findet das deine Tochter richtig übel.. so viel persönliches würde ich nicht publizieren. Schon gar nicht so intimes, auch wenn es im Moment Kleinkind-Stuff ist.
LG Andrea
Desirée
Einfach herrlich ! Danke für den wunderbaren Artikel, es macht Spaß diese zu lesen und einfach zu lachen:)!