Auf gute Elternschaft!
Der Deutschen liebster Grund für Zoff – der Nachbar. Wird man stolzer Besitzer eines Eigenheims, ist größte Sorgfalt geboten, sich mit allen links und rechts oder oben und unten einigermaßen gut zu verstehen. Im Idealfall findet man dabei Freunde (fürs Leben) und verbringt die Freizeit sogar gerne miteinander. In dem Moment wo man ein eigenes Kind hat und dieses in die Kita geht, fühlt es sich mit den Eltern der Kita-Gruppe ähnlich an.
Man möchte sich selber von der besten Seite zeigen. Die erste Begegnung fühlt sich an wie der erste Schultag nach den großen Sommerferien. Und nach ersten Gesprächen, bilden sich Sympathien und man versucht Stück für Stück mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Was instinktiv passiert, stellt sich schneller als einem lieb ist, als lebensnotwendig heraus… Im Zuge der ersten Krankheitswellen, Brückentage und Fortbildungsurlaube der Kita-Erzieher treffen Eltern die Kita-Streikwellen mit voller Wucht.
Bei all den Herausforderungen denen sich berufstätige Eltern täglich ausgesetzt sehen, stellen Kita-Streiks eine mittlere Katastrophe dar. Wer nämlich nicht vor hat (oder im übrigen vielleicht auch nicht kann) seinen gesamten Jahresurlaub für die Streiktage aufzubrauchen, muss sich ganz, ganz schnell einen Plan B überlegen. Wobei Plan B eigentlich Plan A ist, denn Eltern brauchen auch mal Urlaub und Urlaub ist nicht gleich das Baby daheim zu sitten.
Nun verhält es sich nicht so, dass jeder Arbeitgeber einen hauseigenen Kindergarten bietet wie z.B. der deutsche Bundestag mit seiner Betriebskindertagesstätte oder große Unternehmen wie Universal. Es ist auch nicht normal, dass Arbeitgeber temporäre Kinderbetreuung für die Zeiten des Streiks anbieten wie es zum Beispiel die Hamburger Agentur Grabartz&Partner bietet. Wer dann weder Eltern noch Geschwister in der Stadt hat bzw. diese auch noch berufstätig sind, kann darauf auch nicht setzen. Na und gute Freunde arbeiten in der Regel genau zu den Zeiten, zu denen man selber auch arbeitet – diese Option fällt somit auch weg.
Geteiltes Leid ist Halbes Leid
Was also tun, wenn das Kind versorgt werden muss? Genau, Leid teilen und Problem halbieren. Denn mindestens die Eltern aus der Kitagruppe stehen vor den gleichen Problemen wie man selbst.
Nun ist auch klar, dass man nicht 15 Einjährige versorgen und bekochen, mit ihnen spazieren gehen und sie übereinander gestapelt zum Mittagsschlaf legen kann. Aber wer bis hierhin geschafft hat, andere betroffene Eltern zu Vertrauenspersonen des eigenen Kindes zu machen, kann durchaus riskieren, die Kinder im Wechsel zu sitten.
Ich habe es gewagt und es hat wunderbar geklappt.
Mein Kind hat sich von seiner allerbesten Seite gezeigt (kann kaum erwarten diese Seite auch mal eines Tages kennenzulernen) und brav gespielt, Mittag gegessen und Mittagsschlaf gemacht. Beim nächsten Mal bin ich dann dran und freue mich darauf, üben zu können wie der Alltag mit zwei Zwergen ist. Noch mehr freue ich mich aber darüber, wenn dieser leidige Kitastreik endlich, endlich ein Ende findet. Denn aktuell geht er in die dritte Woche am Stück und noch sind nichtmal alle Stimmen für eine Petition zusammen, obwohl drei Mal mehr Eltern betroffen sind.
Wer sich noch nicht beteiligt hat, sich aber informieren und engagieren möchte, kann das hier tun: #ElternfürErzieherInnen – Hohe Qualifikation und hohe Motivation in der frühkindlichen Bildung!
Noch mehr Informationen gibt es hier bei BEVki.
Bilder privat und von Facebook
Michele Decho
Oft ist die rettende Hilfe so nah, man muss einfach danach fragen.