Seit gut fünf Monaten sind wir nun zu viert. Eine turbulente Zeit irgendwie. Und gleichzeitig auch nicht, weil wir irgendwie mehr angekommen sind. Als hätten wir noch auf diese eine, vierte Person gewartet, ohne es zu wissen…

Ok, das soll jetzt nicht allzu cheezy sein, aber es ist tatsächlich so, dieses zweite Kind ist so cool, ich kann es nur allen Eltern ans Herz legen, noch einmal ins kalte Wasser zu springen. Klar, das Ganze ist natürlich ein klein  wenig komplexer als mein kleines, von Hormonen weich gespühltes Gehirn es hier und jetzt umschreibt, aber ich liebe unser Familienleben einfach noch einmal so viel mehr – auch wenn ich mir das hätte nicht vorstellen können.

Die Zeit verfliegt!

Zuallererst einmal muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, die Uhr würde noch schneller ticken als zuvor. Wo genau sind eigentlich die letzten 5 Monate hin? Ich weiß es nicht. Sie sind tatsächlich verflogen. Der kleine Oskar war doch gerade erst noch im Bauch – und ist jetzt schon ein so großer Wonneproppen, der lacht, kuschelt, gluckst und seit ein paar Tagen auch Brei isst. Die Tage rennen an mir vorbei und ich würde gerne mal kurz innehalten, die Zeit anhalten und die kleinen Momente konservieren, die so schnell vergehen. Es scheint mir, als würde jedes Kind den Tag um einige Stunden verkürzen, aber das liegt wohl eher daran, dass einen der Alltag noch einmal so viel fester im Griff hat und man einfach so viel mehr hinter allem hinterher rennen muss und trotzdem das Gefühl hat, nichts zu schaffen. Verrückt irgendwie.

Vom Schlaf habe ich mich verabschiedet!

Ganz ehrlich, ich war fest davon überzeugt, dass es nicht schlimmer werden kann als damals mit Helene. Doch was soll ich sagen, es kommt ja immer anders als man denkt und in Sachen Schlaf habe ich eine ganz andere Hemisphäre erreicht, als die, die ich bisher kannte. Teilweise schlafe ich im Prinzip überhaupt nicht. Ich döse kurz ein, bis wieder irgendwas ist. Oft meldet er sich im Halbe-Stunden-Takt. Er will zwar nicht immer trinken – wobei mich das wirklich nicht so stören würde, weil ich da getrost weiterschlafen kann – sondern ihn plagen seine Koliken. Und das bedeutet mindestens 4 bis 8 Mal pro Nacht aufstehen, Bäuerchen machen oder im schlimmsten Fall eine Stunde durch die Wohnung tragen. Eine wirklich gute Nacht für mich bedeutet, dass ich zweimal etwa 1-2 Stunden am Stück schlafen kann und nicht aufstehen muss. Gab es auch schon. Gerade leider nicht so. Das macht mich Nachts fertig, aber ist nicht zu ändern. Also heißt mein neues Motto “Augen zu und durch”. Zum Glück ist Oskar die süsseste Knutschkugel auf der Welt und lacht mich sogar an, wenn sein Bauch wehtut. Da ist man also selbst ohne Schlaf irgendwie happy. Auch wieder verrückt, aber wahr.

Übrigens, mein (neuer) ultimativer Tipp: Niemals auf die Uhr schauen und bloß nicht mitzählen. Und wenn es ganz schlimm war, dem Papa morgens das Kind in den Arm drücken und nochmal ein oder zwei Stunden hinlegen. Bewirkt wahre Wunder!

Chaos oder straffe Organisation?

Naja, wenn man mich so fragt, ich versuche es mit der straffen Organisation und den Militärbefehlen, aber wenn ich ehrlich bin, herrscht hier doch etwas mehr Chaos als vorher. Meistens weil ich mir zu viel vornehme und dann aber ständig was vergesse, was mich völlig aus der Bahn wirft. Wenn ich losgehe, muss in der Regel mindestens noch einmal wieder hoch, weil ich etwas vergessen habe (und ich rede hier nicht von unwichtigen Dingen, sondern meinem Geld, dem Autoschlüssel oder derartigen Sachen). Zum Glück geht endlich der Fahrstuhl, sonst würde ich wohl das Haus nur noch ganz selten verlassen…

Und wie ich so bin?

Ich habe das Gefühl, sehr viel sanfter zu sein. Das kann natürlich daran liegen, dass ich noch völlig weichgespült bin von all den Hormonen in mir, aber ich hatte noch nie so viel Liebe in mir. Als hätte dieses zweite Kind einfach nur all das, was schon war, um ein Vielfaches potenziert. Wahnsinn. Und ich? Ich scheine all das, was ich damals bei Helene im ersten Jahr durchlaufen bin, auf der absoluten Überholspur erlebt zu haben. Quasi in Lichtgeschwindigkeit. Na gut, ich bin ja nun auch schon vier Jahre Mutter, das Meiste haut mich jetzt nicht um (von dem schlimmen Milcheinschuss und den Nachwehen mal abgesehen). Aber ich glaube tatsächlich, dass ich Oskar im ersten Jahr eine bessere Mutter bin, als ich es Helene war. So furchtbar es sich anhört, aber ich verschwende keine Zeit mehr mit Unsicherheiten, damit mich zu fragen, wie ich es am besten mache, sondern kann mich einfach auf die Kids konzentrieren. Ich weiß einfach mittlerweile was für eine Mutter ich bin und sein will, höre konsequent auf mein Bauchgefühl und auf meine Kids. Ich bin viel mehr bei mir angekommen, bin viel mehr Mutter, als ich dachte es jemals zu sein und liebe es. Jede Sekunde. Das ist der pure Wahnsinn. Und auch wenn ich im Prinzip ständig hinter allem hinterher renne, auch mal frustriert, müde, angestrengt oder genervt bin, so muss ich tatsächlich nur einen Blick auf Oskar oder Helene werfen und fange mich ziemlich schnell wieder. Hätte ich bei Helene damals nur all das gewusst, was ich heute weiß, es wäre so viel entspannter gewesen. Aber das geht natürlich nicht, schließlich war es genau diese Zeit, die mich zu der Mutter gemacht hat, die ich heute bin.

Jetzt würde ich nur am liebsten noch wissen, wie sich das dann so mit Kind 3.0 oder sogar 4.0 anfühlt, aber mein Freund ist der festen Überzeugung, dass ich das nicht mehr herausfinden werde. Zumindest nicht mit ihm… Naja, ich bleib mal entspannt und sage, wir werden mal sehen!

 

Die unglaublich tollen Bilder hat natürlich wieder meine liebe Freundin und Oskars Patentante Lisa gemacht! Danke Lischen, ich liebe Dich!