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Männer und Frauen gehen unterschiedlich mit dem Thema Geld um. Ich frage mich schon lange, was dahinter steht: ein unumstößliches Naturgesetz oder doch nur wieder diese Geschlechterstereotype?
Was mir in letzter Zeit in verschiedenen Gesprächen unter Frauen immer wieder begegnet, ist das Thema Geld. Nun bin ich eine ausgesprochene Expertin in finanziellen Angelegenheiten – nicht! Absolut nicht! Ich persönlich kann überhaupt nicht mit Geld umgehen. Obwohl, das stimmt so auch nicht. Irgendwie kann ich schon mit Geld umgehen: Ich kann es ausgeben, für notwendige und für schöne Dinge. Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen „notwendig“ und „schön“ gibt es nicht, allerdings gelegentliche Diskussionen darüber mit meinem Mann. Für euch ist wichtig zu wissen, dass ihr keine Ratschläge von mir in Sachen Geld annehmen solltet. Das könnte euch in den finanziellen Ruin treiben. Und falls ihr jetzt weiterlesen wollt und doch die ein oder andere Idee interessant findet, dann muss euch klar sein: Ich übernehme keine Haftung. Fragt lieber vorher nochmal einen richtigen Geldexperten, wenn ihr einen kennt. Und wenn ihr keinen kennt, dann sucht euch einen! Neulich war ich auf einer Party und wurde Zeugin einer Unterhaltung zwischen Frauen um die 40 Jahre, die einer Single-Mom Ratschläge für das Online-Dating gegeben haben. Es herrschte zu meinem großen Erschrecken absolute Einigkeit darüber, dass eine Frau, insbesondere wenn sie Mutter ist oder werden will, sich dringend einen Mann suchen müsse, der ihr finanzielle Sicherheit gebe. Es fiel sogar das Wort „Versorger“! Alle Frauen in der Runde sind berufstätig und bestreiten ihren Lebensunterhalt selbst bzw. haben es jahrelang getan, bevor sie sich einen solchen Versorger-Mann geangelt haben – es war bestimmt Liebe auf den ersten Blick (ins Portemonnaie).

Verdient euer eigenes Geld, und bleibt wirtschaftlich unabhängig.

Leider ist ein Großteil der Armut älterer Frauen darauf zurückzuführen, dass ihre Versorger-Männer sie nach vielen Jahren Ehe für eine andere, jüngere Frau vor die Tür gesetzt haben und es keinen Anspruch auf unbefristete Unterhaltszahlungen an die Frau mehr gibt. Daher mein erster Tipp: Liebe Frauen, sucht euch einen Mann, um mit ihm Spaß zu haben, um ihn auf alle erdenkliche Art zu lieben, um mit ihm viele kleine Kinder zu machen oder zu reisen oder ein Haus zu bauen usw. – aber sucht euch keinen Mann, um finanziell versorgt zu sein. Verdient euer eigenes Geld, und bleibt wirtschaftlich unabhängig. In finanziell engen Phasen teilt das Risiko möglichst gleich auf, redet darüber und sucht euch einen Geldexperten.
Meinen ersten Geldexperten hatte ich bereits mit Anfang 20 – abgesehen von meiner Kontoeröffnung, da waren noch meine Eltern dabei. Ich hatte die Idee, eine finanzielle Absicherung für meinen Sohn für den Fall meines unerwarteten Ablebens zu schaffen. Damals war ich Studentin mit BaföG und ich schloss meine erste Lebensversicherung ab mit einer unglaublich niedrigen Rate von 10 Euro monatlich. Das ist im Nachhinein total niedlich, aber mein erster Geldexperte hat sich richtig ins Zeug gelegt und dank Dynamik habe ich inzwischen schon ein bisschen was zusammen.
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  Obwohl ich früh geheiratet habe und mein Mann schon ein paar Jahre älter ist, waren wir in finanziellen Dingen immer unabhängig voneinander und hatten klare Absprachen. Jeder verdient eigenes Geld, hat ein eigenes Konto, und gemeinsame Anschaffungen werden – je nach Möglichkeit – aufgeteilt. Wir rechnen nicht alles gegeneinander auf; manchmal gibt es auch so pauschale Deals, wie „Du bezahlst den nächsten Urlaub und ich das Material für das neue Gästebad.“ Als er schon in Vollzeit gearbeitet hat, war ich noch Studentin mit BaföG und Nebenjob – da war sein Mietanteil höher. Dafür wird er irgendwann in Rente gehen und ich dann noch in Vollzeit arbeiten. Dann verschiebt sich das und gleicht sich wieder aus – außer natürlich, ich verlasse ihn vorher für einen anderen, jüngeren Mann. Habe ich aber nicht vor 😉  
Vor zehn Jahren haben wir uns ein Haus gekauft. Das war eine der besten finanziellen Entscheidungen, die wir bisher getroffen haben. Ein Drittel des Kaufpreises steuerte mein Schwiegervater bei, als vorgezogenes Erbe – dafür ersparte er sich den Umzug in ein Pflegeheim und lebte noch einige Jahre bei uns. Die monatlichen Belastungen des Kredits sind zwar etwas höher als die vorherige Miete, doch wir schaffen einen Gegenwert. Hinzu kamen weitere Kosten für Renovierung und energetische Sanierung, aber auf lange Sicht haben wir auch davon finanzielle Vorteile durch sinkende Nebenkosten und die Wertsteigerung der Immobilie. Eine Freundin von mir hat sich gerade von ihrem langjährigen Freund trennen lassen – er ist ihr mit der Trennung zuvorgekommen. Jetzt möchte sie ausziehen und sucht eine neue Wohnung. Wir unterhielten uns über den angespannten Wohnungsmarkt und die unverschämt hohen Mieten. Dann sagte sie: „Ich hab auch überlegt, ob ich mir nicht einfach eine Wohnung kaufe.“ Sie habe genug Geld gespart, sie arbeitete unbefristet in Vollzeit und sei finanziell unabhängig – sie bräuchte keinen Mann, um sich Eigentum anzuschaffen, und später könne sie ja vermieten oder weiter verkaufen. Ich habe meine Freundin in diesem Moment bewundert und gefeiert. Was bitte hindert immer noch so viele Frauen daran, einfach souverän mit Geld umzugehen?Ja, genau! Sparen, investieren, ausgeben – wie ihr wollt, denn es ist euer Geld. Es gibt eine einfache und frustrierende Antwort: viele haben leider einfach zu wenig davon.
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Das Problem ist allseits bekannt: In Deutschland erhalten Frauen im Durchschnitt 21 % weniger Geld als Männer, bemessen am durchschnittlichen Bruttoeinkommen. Das hat verschiedene Gründe: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Berufen, sie haben öfter Brüche in ihrer beruflichen Laufbahn durch längere Elternzeiten. Zudem ist es leider auch immer noch in vielen Branchen so, dass Frauen, selbst bei gleicher Tätigkeit, bei gleicher Arbeitszeit und gleicher Berufserfahrung, weniger Geld verdienen. Das ist eine Sauerei, und ich sehe da viele Akteure in der Pflicht, um diese Ungerechtigkeit abzubauen: Die Politik könnte mit der Abschaffung des Ehegattensplitting und der Einrichtung verbindlicher Frauenquoten anfangen. Kommunen könnten eine bedarfsorientierte Kinderbetreuung umsetzen, damit berufstätige Mütter (einige Väter trifft es auch) arbeiten gehen können, wie es der Job verlangt, und nicht, wie es die Öffnungszeiten der Kita ermöglichen. Arbeitgeber sollten gleiche Löhne zahlen und dies transparent machen. Sie sollten das Risiko eines schwangerschaftsbedingten Ausfalls des qualifizierten Personals nicht auf die jungen Frauen abwälzen (direkt und indirekt – oder nach welchen Kriterien wurde der neue Abteilungsleiter ausgewählt?).
Ich finde aber auch, dass wir Frauen selbst etwas dafür tun können und müssen, um diese Benachteiligungen abzubauen. Setzt euch ein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, fangt in eurer Partnerschaft damit an. Wie kann es sein, dass Männer, wenn sie Väter werden, genauso viele Stunden arbeiten können, wie vorher – die Frauen aber nicht? Wie kann es sein, dass Frauen jahrelang Elternzeit nehmen und Männer nur ein paar Monate, wenn überhaupt? Ich kann nachvollziehen, dass Frauen gern die Zeit mit ihrem Baby genießen wollen und sich auch freiwillig für ein Jahr in die Hausfrau-und-Mutter-Rolle begeben, wenn sie sowieso zu Hause sind. Es ist ein unglaublicher Luxus, dass wir in Deutschland dabei finanziell derart unterstützt werden (durch Elterngeld). Aber gar nicht verstehen kann ich die Beschwerden der jungen Mütter in Elternzeit, dass sie nicht mehr so viel Geld haben wie vorher. Äh, ja, denke ich dann, vorher hast du auch gearbeitet, und jetzt bist du zuhause.
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  Viele Frauen bleiben dennoch viel länger zuhause, als es Elterngeld gibt. Ja, die passende Kinderbetreuung fehlt oft, doch es fehlt auch oft an der Bereitschaft der Mütter, ihre Kinder wegzugeben und sich ihren egoistischen Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung im Job hinzugeben, noch etwas zum Haushaltsgeld zur eigenen Verfügung hinzuzuverdienen (für sündhaft teure Schuhe und Taschen) und obendrein noch ihren Ehemann zu blamieren, dem dann womöglich nachgesagt wird, dass er sich nicht ausreichend um seine Familie kümmern könne (so eine Versorger-Lusche!). Ich selbst habe immer studiert bzw. gearbeitet, und ich bin Mutter von zwei wunderbaren Kindern. Ich kenne diese Vorurteile gegenüber berufstätigen Müttern. „Ach, du arbeitest, wie viel denn?“ Diese Frage habe ich lange nicht verstanden und war oft irritiert, denn beim Smalltalk spreche ich ungern über mein Gehalt … Gemeint war aber, wie viele Stunden ich arbeiten würde – die Vorstellung einer berufstätigen Mutter in Vollzeit schien absurd. Und meine Antwort („Ich habe ‘ne 60-Stunden-Woche.“) sorgte für ungläubige Gesichter. Fragt mal Männer, die Väter sind, wie oft sie schon danach gefragt wurden, wie viele Stunden sie arbeiten. Wahrscheinlich noch nie. Ähnlich irritierend finde ich Fragen zu meiner Haushaltsführung, wie ich das wohl alles schaffen und ob mein Mann mich unterstützen würde, ob ich ihm auch eine Einkaufsliste schreiben und er mir auch mal einen Termin mit den Kindern abnehmen würde, wie Zahnarzt oder Elternsprechtag. Wenn ich meinem Mann davon erzähle, dann fällt ihm vor Lachen fast die Tasse aus der Hand, die er gerade abwäscht. Wie kann es nur sein, dass ich mich als emanzipierte Frau, berufstätige Mutter und gleichberechtigt in meiner Ehe überall und immer wie eine Exotin fühle? Warum muss ich mir anhören, dass ich meinen armen Söhnen Schreckliches antue, weil ich angeblich feministische Sprüche mache, wenn ich die Missstände anspreche?
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A propos, meine Söhne: es sind Jungs, zukünftige Männer. Sie sind 12 und 15 Jahre alt und damit in einer Phase der persönlichen Entwicklung, in der sie sich der gängigen Stereotype bedienen und sich daran abarbeiten. Nicht selten versuchen sie, mich mit Vorurteilen à la „Typisch Frau“ zu provozieren … Frauen können nicht rechnen, Frauen können nicht mit Geld umgehen, Frauen geben das ganze Geld für Deko und Schuhe aus usw. Ergo kann auch ich nicht rechnen und mit Geld umgehen, weil ich als ihre Mutter zwangsläufig eine Frau bin. Meine Antwort darauf ist dann gern: Es stimmt, ich kann nicht mit Geld umgehen, aber wisst ihr was? Es ist mein Geld, mit dem ich nicht umgehen kann – und mit meinem Geld kann ich ja wohl machen, was ich will. Und wenn ich ein Gewächshaus oder ein Kleid brauche, dann hilft mir die Kreditkarte oder mein Dispo. Als ich neulich mit meinen Mädels darüber sprach, dass ich gerade wieder im Minus bin, sagte die eine: „Oh, mein Mann würde mir aber was erzählen, wenn ich an den Dispo gehe. Da hätte ich aber richtig Ärger zuhause.“ Da fehlten mir glatt die Worte.
Es ist noch ein langer Weg zur Gleichberechtigung, aber liebe Frauen, bitte geht ihn doch nicht rückwärts!

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