GASTBEITRAG: Tabuthema Fehlgeburt

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Ab wann ist man eigentlich eine echte Mama? War das überhaupt schon ein richtiges Leben? Und wie geht es jetzt weiter? Ich persönlich finde, man ist eine echte Mama sobald man den positiven Test in den Händen hält und die Verantwortung für dieses neue Leben übernimmt. Für mich war unser Baby nicht nur ein Zellhaufen. Spätestens als ich den Herzschlag sah, wurde mir bewusst, dass in mir ein richtiges Leben heranwächst und ich alles dafür geben werde.

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Ich hatte immer furchtbare Panik vor dem Tod. Zu sterben bevor ich jemals Kinder haben und meine Träume verwirklichen würde, machte mir besonders Angst. Das hat mich mit dem Alter von diversen Dingen abgehalten, die mir zu riskant und nervenaufreibend waren, obwohl ich es früher geliebt habe verrückte Sachen zu machen. Doch diese besondere Erfahrung hat mir schließlich vielerlei Ängste genommen. Ich lebe wieder! Ich habe weder Angst vor Spinnen, noch vorm Fallschirmspringen oder über meine Gefühle zu reden. Was soll denn jetzt noch Schlimmes passieren? Das Leben geht weiter. Mit neuem Mut und Zuversicht. 

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Schwanger werden. Das allein ist schon eine Kunst für sich. Wenn man nachliest, was alles zusammenkommen und passieren muss, damit dieses Wunder geschieht, ist das schon ziemlich überwältigend und faszinierend. Als wir uns dazu entschlossen hatten die Spirale ziehen und es darauf ankommen zu lassen ging es ganz schnell. Im folgenden Zyklus wurde ich schwanger. Welch‘ ein Wunder! Wo das doch meine größte Sorge im Leben war, nicht schwanger werden zu können.

Siehe da – war ja ganz einfach. So richtig klar war mir das dennoch erstmal nicht. Leben und Tod liegen nah beieinander, so sagt man doch. So geschah es. Am 25.04.2019 verstarb meine nun bald schon 99 jährige Oma im Altersheim. Mit ihr bin ich in unserem großen Familienhaus aufgewachsen, dementsprechend war die Trauer groß. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin bei der Frauenärztin und war nun in der 8. SSW. Ich ging alleine hin, ich hatte ja nicht geahnt, dass es ein so besonderer Tag werden würde. Die Frauenärztin zeigte mir über den Ultraschall unser kleines Baby. Das Herz schlug fest. Ich wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Mir liefen ein paar Tränen herunter. Meine Oma war am Tag zuvor gestorben und mein Traum, dass sie ihr Urenkel noch in den Armen halten würde, würde nicht mehr wahr werden. Somit war die Freude erstmal nicht so riesig. Völliges Gefühlschaos. Neben meiner sehr starken und dauerhaften Übelkeit musste ich mich nun auch noch rechtzeitig um eine Hebamme, Krankenhaus etc. kümmern. Doch eine weitere große Sorge war unsere Wohnsituation. Ich lebe mit meinem Freund in einer 1-Zimmer-Wohnung. Für uns beide reicht es, wir besitzen und brauchen nicht viel. Außer im Winter, da fehlt ein gemütliches Wohnzimmer und eine Badewanne. Also begann ich mich auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Kurze Zeit später habe ich unsere Traumwohnung gefunden. Wir waren beide direkt verliebt und irgendwie war ich mir auch ziemlich sicher, dass wir sie bekommen. Pustekuchen. Mein Geheule war groß.

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Der nächste Frauenarzttermin fand erst in der 13. SSW Woche statt. Eine Stunde vor dem Termin wurde ich leicht nervös. Ich schrieb das meinen Mädels und auch, dass es mich nicht wundern würde, wenn unser Baby nicht mehr lebt. Ich hatte es anscheinend irgendwie geahnt. Zu diesem Termin nahm ich das erste Mal meinen Freund mit. Ich hatte mich die Tage zuvor schon sehr darauf gefreut, dass er nun auch unser Kind und das kleine schlagende Herz sehen würde. Mit den neuen Ultraschallbildern wollten wir es dem Rest der Familie und Freunden verkünden. Als ich auf dem gynäkologischen Stuhl lag machte die Frauenärztin ein komisches Gesicht. Mein Freund, der hinter mir stand, streichelte mir über den Arm. Es sah nicht gut aus. Kein intaktes Herz zu sehen. Das Baby so klein wie in der 8. SSW und die Plazenta wucherte. Es war nun klar, dass unser Baby bereits in der 8. SSW, irgendwann nachdem ich das kleine Herzchen am 26.04.2019 flimmern sah, verstarb.

Danach ging alles ganz schnell und ich nahm mir genügend Zeit die Geschehnisse zu verarbeiten.

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Der histologische Befund sagte aus, dass ich an einer Partialmole litt. Hierbei wurde eine Eizelle von zwei Spermien befruchtet. Somit gab es die doppelte Menge an väterlichen Chromosomen und der Embryo hätte sich nie richtig entwickeln können. Die Natur hat entschieden und gehandelt und ich sehe es als Zeichen, dass wir noch nicht so weit waren. Ich bin mir aber absolut sicher, dass diese kleine Seele als Regenbogenkind zur richtigen Zeit wieder zu uns zurückkommt.

Ich bleibe stark und versuche mich auf all das Positive an dieser Situation zu fokussieren. Ich bin unglaublich dankbar für diese Erfahrung und überhaupt schwanger geworden zu sein. Und auch dafür, dass es keine ernsthafte Blasenmole war. Und natürlich für meinen tollen Freund, Freunde und Familie, die immer für mich da waren und sind.

Es verändert einen definitiv.

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Ich fühle mich stärker, mutiger und reifer als je zuvor. Dennoch ist es das Traurigste und gleichzeitig das Schönste, was mir je passiert ist. Aber leider auch das Normalste der Welt, der Natur.

Keine Frau sollte sich dafür schämen oder sich alleine gelassen fühlen. Offen darüber zu reden und damit umzugehen kann wirklich sehr helfen – es sollte kein Tabuthema mehr sein!

Ich möchte kein Mitleid.

Ich möchte nur Mut machen darüber sprechen zu können und dieses Thema nicht herunterspielen zu lassen. Danke.

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Melina ist 29 Jahre alt und lebt mit ihrem Freund zusammen in Berlin. Sie lassen jetzt erstmal Gras über die ganze Sache wachsen, aber es geht ihnen gut damit. Denn sie glauben daran, dass alles kommt, wie es kommen soll und es seine Gründe dafür gibt.
Das Tattoo bedeutet ihr sehr viel, da es ihre erste Schwangerschaft war und sie damit das Leben des Babys feiert, wie sie selbst sagst. Es ist das Datum an dem sie das erste und letzte Mal den Herzschlag pulsieren sah und somit für sie ein besonderes Ereignis.

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Saskia Hilgenberg hat mit ihren drei kleinen Orgelpfeifen die volle Ladung Jungspower zu Hause und weiß, was es heißt, auch mal an seine Grenzen zu stoßen. Sie trägt es mit Fassung und vor allem viel Liebe, denn die häusliche Si­sy­phus­ar­beit hat sowieso kein Ende. Doch auch wenn die Geburten ihrer drei Söhne ihr Leben auf den Kopf gestellt haben, blieb sie ihrer Leidenschaft für Fashion treu und lässt das Familienleben eher anekdotisch in ihren Beiträgen durchblitzen. Die Mitbegründerin des Mummy Mag arbeitet seit vielen Jahren frei als persönliche Stylistin, Fashionberaterin und Redakteurin. Muttersein ist für Saskia von jeher ein positiv besetztes Bild und das möchte sie auch mit dem Mummy Mag transportieren, um den Frauen in Deutschland Mut bei der inzwischen viel zu häufig gestellten Kinderfrage zu machen.

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