Gründen in der Elternzeit
Wie das Label Srisu entstand
Srisu, das sind Srisuda Friederichs (l.), Susann Mussehl (r.), ganz viel feine Baumwolle, ambitionierte Ideen und ein bisschen sind es auch ihre Kids. Denn für diese und mit deren Hilfe setzen die beiden Macher-Mamas ihre Idee von perfekter Unisex Mode für Kinder um. Wir sind während der Berlin Press Days auf Srisu aufmerksam geworden. Und weil wir von Müttern mit tollen Ideen – übrigens auch ein prima Xmas Geschenk so ein Strickjäckchen – nicht genug bekommen können, haben wir Susann mal ein paar Fragen gestellt…
Liebe Susann, 98 Euro für nen Babyjacke – sei sie noch so herzig – ist nicht gerade wenig. Wie kommen eure Preise zustande?
Das sind mehrere Faktoren: Zum Einen entsteht der Preis durch den Einsatz von hochwertigen Baumwollgarnen, die in Italien hergestellt werden und durch die Entscheidung in Berlin zu produzieren. Unsere Kleidung wird von Hand gestrickt, was jedes Teil zu einem Unikat macht. Bei uns wird mit Herz und nachhaltig produziert. Unseren Produzenten kennen wir seit Jahren persönlich und wir unterstützen und wertschätzen seine Arbeit, in dem wir ihn angemessen vergüten.
Wir haben uns bewusst dazu entschlossen, vorerst nur über unseren eigenen Onlineshop zu verkaufen, um überhaupt diese Preise zu ermöglichen. Würden wir sie über einen Händler vertreiben, müsste man noch einmal ein Vielfaches draufschlagen.
Zum anderen wollen wir nachhaltige und ethisch korrekt produzierte Kleidung anbieten, die für alle erschwinglich ist. Dabei geht es unserer Meinung nach nicht darum, sich die ganze Kollektion leisten zu können oder einen Pulli gleich in 3 Farben zu kaufen, sondern ein Lieblingsteil zu finden, was man den Kindern gern anzieht, pflegt und im besten Fall weiter vererbt. Wenn wir der Wegwerfgesellschaft etwas entgegen treten können und ein neues Bewusstsein schaffen, haben wir schon sehr viel erreicht.
Was unterscheidet euch von Herstellern wie selana.com?
Ich bin einer großer Fan dieser Schweizer Firma. Sie verarbeiten natürliche Materialien und produzieren zudem in der Schweiz, ausserdem waren sie eine der Ersten, die aus altbackener Strickmode etwas Modernes gemacht haben. Bei Selana handelt es sich aber um Maschinenstrick, in höherer Auflage. Wir lassen von Hand stricken und können so jedes kleine Detail mit dem Produzenten absprechen. Selana ist vor allem für Babys und Kleinkinder geeignet, durch den eher süßen Charakter. Süße Babymode gibt es inzwischen aber reichlich. Für unsere Jungs dagegen findet man kaum schöne Strickware, die nicht nach Omis Lieblingswinterpulli aussieht. Eher Sweatshirts mit wilden Prints oder Cars drauf. Deswegen geht unsere Kleidung bis Größe 116, also bis 6 Jahre. Bei jedem Teil, das wir entwerfen, befragen wir auch unsere Kids, ob sie es gern anziehen würden. Wenn dann noch mindestens einer von uns sagt, dass er es auch gern für sich in groß hätte, wissen wir, dass es das richtige ist.
Was war das erste Kleidungsstück, das du deinem Sohn gekauft hast?
Damals war ich noch auf der Suche nach schönen und günstigen Sachen für Jungs, denn als ich mit Emil (4) schwanger war, war ich gerade 23 und in unserer Haushaltskasse war nicht wirklich viel Geld. Dennoch sollte es etwas besonderes sein. Den Zahn musste ich mir aber sehr schnell ziehen lassen. Schön, günstig und ohne Plastik gibt es nicht. Es wurde dann ein Set von Selana, was ich auch mit ins Krankenhaus genommen habe. Ich weiß noch wie Max mich angeschaut hat, als ich ihm die Jacke und die passende Hose präsentiert habe. So viel Geld dafür ausgeben? Bist du verrückt? Inzwischen hat sich seine Einstellung dazu natürlich geändert und die Investition hat sich doppelt gelohnt, denn Levi (1) hat es vererbt bekommen und es sah an ihm noch genauso schön aus.
Susanns Jungs Emil (4) und Levi (1) in Srisu, das es für Babys, aber auch für Kids bis 6 Jahre gibt.
Was war die größte Herausforderung bei der Gründung von Srisu?
Das war wohl vor allem die Tatsache, dass wir beide mit unseren Jobs und unseren Babys eigentlich schon 24h beschäftigt waren und jetzt einen Weg finden mussten, extra Zeit für unsere Idee zu schaffen. Im Klartext bedeutete das nächtliche Arbeitsstunden vor dem Laptop und während des Stillens per Whats App Ergebnisse austauschen oder Fragen klären. Dabei immer den Fokus zu behalten und nicht zu sagen ich bin jetzt zu müde und kann nichtmehr ist die größte Herausforderung. Auch ohne meinen Mann wäre die Umsetzung überhaupt nicht möglich gewesen, da wir kaum Startkapital hatten. Er ist Grafikdesigner und hat uns die komplette Seite gebaut, dazu das ganze Corporate Design erstellt und sitzt auch dann noch vor dem Laptop wenn ich schon wieder im Schlafzimmer verschwunden bin, um Levi zu stillen. Immer Zeit zu finden und Kids und Jobs nicht zu vernachlässigen ist definitiv die größte Herausforderung.
Was würdest du anderen Müttern raten, die sich mit einem Gründungsgedanken Tragen?
Man sollte sich vor allem darüber im Klaren sein, dass man allein für ein ganzes Unternehmen zuständig ist, so klein es auch sein mag. Man ist Marketingleitung, Buchhaltung, Pressleitung, Designer, etc. in einem. Und zusätzlich eben noch Mama. Da liegt es auf der Hand, dass man auch abseits der Kita die Kids mal für ein paar Stunden abgeben muss, zumindest wenn man zusätzlich noch einen Vollzeitjob zu stemmen hat. Ohne Oma, Opa oder Freunde, die einem den Rücken frei halten, geht es nicht. Wichtig ist auch die Absprache mit dem Partner. Auch auf ihn werden einige Veränderungen zukommen, muss sich vielleicht mehr im Haushalt einbringen oder die Abendroutinen mit den Kindern übernehmen. Wenn dann noch beide gestresst sind, kann es schnell mal Knallen. Also immer ehrlich bleiben, zugeben was einen grade am meisten belastet und zusammen nach Alternativen suchen.
Danke, liebe Susann für deine ehrlichen Worte. Wir sind ganz hin und weg von den zeitlosen Designs eurer Kindermode. Auf bald <3
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