Desirée Walter lebt mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn in einer Doppelhaushälfte. Die andere Hälfte bewohnen ihre Eltern. Gemeinsam haben sie das Haus gekauft und saniert. Uns erzählt sie, wie überraschend leicht alles ablief und vor allem wie schnell es damit gehen kann. Ich kann es immer noch nicht glauben.

Liebe Desirée, wir freuen uns sehr, dass du deine Hausbaugeschichte mit uns teilen magst! Erzähl doch mal wer ihr seid denn und wo ihr wohnt?

Hej Saskia, ich freue mich über Eure Anfrage. Wir wohnen in der schönen Waldstadt Iserlohn am Rande des Sauerlandes, ganz in der Nähe von Dortmund. Für Eishockey-Fans sind vielleicht die Iserlohn Roosters ein Begriff, auf die ist man hier besonders stolz 😉 Wir, das sind mein Mann Lukas und mein 20 monatiger Sohn Moritz und ich. Lukas ist derzeit noch an der Uni und schreibt gerade in den letzten Zügen an seiner Dissertation und ich bin Social Media Managerin bei einem Onlineshop für Gastronomiebedarf.

Seit letztem Jahr wohnt ihr in eurem neuen Eigenheim bzw. ihr habt eine Bestandsimmobilie gekauft und saniert. Wie kam es denn dazu? Und wie lange dauerte es von Vertragsunterzeichnung bis Einzug?

Das ging ziemlich schnell und ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass alles so flott geht. Im Herbst 2018 haben wir uns das erste Mal mit einem unabhängigen Finanz- und Immobilienberater getroffen und über unsere Wünsche, Vorstellungen und Finanzen gesprochen. Mit einem ungefähren Preisrahmen sind wir dann losmarschiert und haben uns auf dem Immobilienmarkt umgesehen. Für mich ist eine Immobilie eine gute Altersvorsorge in der ich mich verwirklichen kann. Wir hatten ein paar wenige Besichtigungen, bevor wir uns Ende 2018 das erste Mal unser jetziges Haus angesehen haben. Mit mehr Glück als wir dachten, waren wir gleich die ersten, die es angefragt haben und aus Erfahrungen von Freunden und auf Empfehlung unseres Berater wussten wir, dass wir nicht lange zögern durften, wenn uns eine Immobilie zusagt. Zwei Tage vor Weihnachten haben wir also all unsere Unterlagen bei der Bank eingereicht und gehofft, dass wir schnell eine Rückmeldung bekommen. Die kam prompt Anfang Januar 2019 mit einer Zusage. Wir konnten unser Glück kaum fassen und schon gar nicht, dass der Notartermin schon im selben Monat stattfinden sollte. Nach der Unterzeichnung haben wir unsere Wohnung gekündigt und angefangen nach Handwerkern zu suchen, die unsere Ideen gemeinsam mit uns umsetzen. Auf die Angebote habe ich zu dem Zeitpunkt oft mehr als einen Monat gewartet und hatte da erste Zweifel, ob wir wie geplant im Mai einziehen können. Weil wir noch einen gebuchten Urlaub anstehen hatten, haben wir die Schlüsselübergabe auf April gelegt. Unser Zeitplan war straff, aber mit den gefundenen Handwerkern und einer grandiosen Unterstützung der Familie haben wir es tatsächlich geschafft. Im Juni sind wir eingezogen. Der erste fertige Raum, war der Weinkeller 😅 gefolgt vom Kinderzimmer. Am Anfang sind wir natürlich noch auf eine halbe Baustelle gezogen, das war gar nicht so einfach mit Kleinkind. Unser Ziel war es, bis Weihnachten fertig zu sein. Und tatsächlich, im Oktober, also nach nur sechs Monaten waren wir „fertig“. Es sah nicht mehr nach Baustelle aus. Ganz fertig traue ich mich selten zu sagen, Hausbesitzer wissen: Fertig ist man nie 😉

Wow, das hört sich super an. Dann ging bei euch ja alles wirklich mega schnell. Die meisten suchen ja allein schon jahrelang.. Wolltet ihr immer eine Bestandsimmobilie oder hattet ihr auch einen Neubau in Erwägung gezogen?

Anfangs haben wir auch einen Neubau in Erwägung gezogen. Die Besonderheit bei uns: Meine Eltern haben Ihre Immobilie verkauft und sind mit uns in das Haus gezogen. Wir dachten zu Anfang, dass ein Neubau in diesem Fall allen Wünschen am gerechtesten wird. Je mehr wir uns mit diesem Gedanken beschäftig haben, ist uns aber klar geworden, dass es eine Bestandsimmobilie werden soll, die wir nach unserem Geschmack so umbauen, wie wir sie brauchen. Bestandsimmobilien haben einen gewissen Charme und diesen wollten wir für uns nutzen und ihm unseren eigenen Stempel aufsetzen. Unsere Anforderungen waren gar nicht so einfach. Wir wollten genug Garten, aber nicht zu viel, zwei abgeschlossene Wohnungen, beide Wohneinheiten sollten einen Gartenzugang bzw. Terrasse haben, auch auf die Quadratmeter kam es an. Meine Eltern wollten sich zwar verkleinern, aber nicht zu klein werden, auch wir hatten eine bestimmte Grenze im Kopf, die nicht unterschritten werden sollte. Die meisten Häuser mit einer Einliegerwohnung kamen für uns nicht in Frage.

Dann hatten Bestandsimmobilien für euch vor allem ästhetische Vorteile? Wie habt ihr die Sanierungskosten denn kalkuliert? Viele fürchten ja, dass dabei die Kosten am Anfang und zum Zeitpunkt des Kaufs noch schwer einzuschätzen sind. Hattet ihr also alle Kosten bereits korrekt eingerechnet, und wenn ja wie genau habt ihr das zu dem Zeitpunkt gemacht?

Ja, wir haben uns hauptsächlich aus ästhetischen Gründen für eine Bestandsimmobilie entschieden. Das ist in der Tat für absolute Neulinge auf diesem Gebiet schwer zu kalkulieren. Wir waren in diesem Fall schlicht auf die Hilfe von unserem Finanz- und Immobilienberater angewiesen. Mit den ersten Angeboten, die wir uns eingeholt haben, hat man dann auch langsam ein Gefühl bekommen und angefangen zu priorisieren. Was ist uns JETZT wichtig, was können wir im nächsten Jahr anschaffen? Waren Fragen, die uns zu dieser Zeit besonders beschäftigt haben. Natürlich musste man auch ein paar Wünsche von seiner Liste streichen und Kompromisse eingehen. Ich habe zum Beispiel von einer freistehenden Badewanne geträumt, die es dann nicht geworden ist, weil sie einfach unseren Rahmen für das Badezimmer gesprengt hätte. Stattdessen haben wir eine Keilförmige große Badewanne genommen, das war ein annehmbarer Kompromiss, den ich zu einer Standardwanne eingehen konnte. Das ist natürlich nur ein Beispiel von vielen. Ich würde sagen, es ist alles so, wie wir es uns erträumt und vorgestellt haben und dennoch haben wir gelernt, dass manchmal eine große Spanne zwischen Vorhaben und Träumen liegen. Mein Tipp: Einen gewissen Puffer für unerwartete Anschaffungen einkalkulieren. Das haben wir glücklicherweise gemacht, dennoch traf uns die Nachricht, dass wir die bestehende Fußbodenheizung erneuern müssen wie ein Schlag. Da stand man auf einmal mit Mehrkosten von über 10.000 EUR mit denen wir nicht gerechnet haben. Letztendlich hat alles super gepasst, ohne dass wir auf viel verzichten mussten, das lag aber sicher auch an Erfahrungswerten von Profis, auf die wir zurückgegriffen haben.

Wieviel Prozent-Puffer sollte man denn bei seinem Kredit, den man ja in der Regel dafür aufnehmen muss, einkalkulieren?

Das ist ganz individuell zu betrachten. Man sollte sich vorher eine genau Liste erstellen mit den Dingen, die zu renovieren bzw. sanieren sind. damit kann man dann die Berechnungen anstellen. Unser Haus war in einem sonst sehr guten Zustand, die Fassade und auch der Garten war in einem tadellosen Zustand. Wir haben unser Bad und den gesamten Wohn-Essbereich saniert und Schönheitskorrekturen, wie Parkettabschleifen, Decken abhängen und Verputzarbeiten in den Schlafräumen vorgenommen. Im diesem Jahr steht noch der Austausch der Haustür an. Dafür haben wir ca. 15% des Kaufpreises einkalkuliert.

Das freut mich, dass das Haus in einem so guten Zustand war. Dann war es sicherlich kein Leerstand und kurz zuvor noch bewohnt? Wie wichtig war euch die Dämmung und Heizung, ein Faktor der bei Neubauten meist besser abschneidet und künftig an Relevanz gewinnt und vor allem in der Sanierung wie die Elektrik ja sehr teuer werden kann.

Genau, das Haus war vorher noch bewohnt. Die Dämmung und Heizung war uns natürlich wichtig. Wir sind daher auch mit einem Fachmann durchs Haus gegangen. Wir haben aber auch beschlossen, die Fenster und Haustür zu erneuern, da diese nicht mehr dem aktuellen Standard entsprechen. Das ist nochmal ein großer Kostenpunkt, der in diesem Jahr auf uns zu kommt. 

Vorher-Nachher Küche

Ist beim Umbau irgendwas so richtig schief gegangen außer, dass die Erneuerung der Fussbodenheizung nicht einkalkuliert war und habt ihr auch Dinge selber gemacht? 

Leider geht so ein großer Umbau nie ganz fehlerfrei von statten. Zum einen die Fußbodenheizung, die wir nicht eingeplant hatten und zum anderen wurden die Badezimmerfliesen falsch geliefert. Da diese aber eine sechswöchige Lieferzeit hatten, mussten wir uns von heute auf morgen eine andere aussuchen, da der Fliesenleger bereits mit den Vorarbeiten im Badezimmer begonnen hat und auch andere Aufträge einkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall hätten wir also nicht nur sechs Wochen auf die Fliesen warten müssen, sondern auch noch einmal auf den Handwerker. Das hört sich gar nicht so dramatisch an, wenn man sich aber einmal entschieden hat, ist das gar nicht so einfach. Wir haben auch viel selbstgemacht, ja! Zum Beispiel haben wir alles selbst rausgerissen, dabei haben wir mehrere tausend Euro gespart. Wir hatten auch das Glück auf Handwerker in der Familie zurückgreifen zu können, die auch Arbeiten übernommen haben. Auf das Gäste-WC bin ich besonders stolz, das war mein Projekt! Eine Neugastaltung hätte uns über 7.000€ gekostet. Ich habe versucht es günstiger selbst umzugestalten: Fliesenlack und selbstklebende Fliesen im Mosaik, eine neue Toilette und ein neues Waschbecken haben nur ingesamt 700€ gekostet.

Was würdest du sagen, war dein Trick, dass ihr so schnell an alle Handwerker gekommen seid?

Wir haben uns für eine Komplettlösung entschieden. Das war unser Vorteil! Badezimmer, Fußbodenheizung und Estrich kamen von einem örtlichen Anbieter. Über diese Handwerker haben wir auch die weiteren Verputzarbeiten im Haus machen lassen. Das war sehr praktisch. Die Handwerker haben sich die Zeit und Räume selbst eingeteilt, wie es passte. Auch der kleine Verzug der Fliesen war somit nicht schlimm, da die Handwerker indessen einen anderen Raum gemacht haben. Wir mussten also weniger koordinieren, als bei unterschiedlichen Handwerkern, die auf die Vorarbeiten des anderen angewiesen sind. Man hat uns im Voraus gesagt, dass es quasi unmöglich ist, dass alle Gewerke ineinander greifen. Bei uns hat das durch diese Lösung super geklappt. Zusätzlich fand ich es wichtig, dass ich vor Ort einen Ansprechpartner habe.

Wieviel habt ihr im Prozess kontrolliert?

Wir waren eigentlich jeden Tag selbst mit auf der Baustelle. So haben wir immer den direkten Überblick gehabt. Das hat bei uns natürlich auch nur so gut geklappt, da ich in der Zeit noch in Elternzeit war und wir viel Unterstützung der Familie hatten.

Habt ihr eigentlich vorher weit entfernt gewohnt? Spielten dann z.B. auch bei eurer Entscheidung für die Gegend die Kita- und Schulsituation eine Rolle?

Das Haus ist zufälligerweise in direkter Nähe von meinem Elternhaus. Ich wusste also, wie es um Kita und Schulen steht. Bei der Entscheidung hat dies auch eine große Rolle gespielt. Ich wollte für Moritz einen Schulweg möglichst ohne Bus oder Auto, das ist hier gegeben. Wir sind nicht weit entfernt von der Stadt, aber trotzdem nicht im Trubel. Unsere Straße ist zudem verkehrsberuhigt, auch das war uns mit Moritz wichtig. Da für meinen Mann in absehbarer Zeit das Ende seiner Dissertation ansteht und damit auch ein Jobwechsel, war uns die zentrale Anbindung ebenfalls wichtig, damit wir uns nicht mit einem Haus die Möglichkeit verbauen. Mein Arbeitsplatz ist nur 30 Minuten entfernt.

Zum Abschluss noch die Frage, nach deinen drei ultimativen Tipps für Hausbauer und/oder -sanierer?

1. Es wird auf jeden Fall eine anstrengende und nervenzehrende Zeit, haltet zusammen und freut Euch auf das Ergebnis!
2. Für uns war es auf jeden Fall der beste Weg, einen unabhängigen Berater zu kontaktieren. Der kann mit Euch errechnen, wie viel Eure Immobilie kosten darf und wie viel Ihr für eine Sanierung einkalkulieren müsst.
3. Holt Euch verschiedene Angebote ein, vergleicht und verhandelt! Das kostet zwar Zeit und Mühe, zahlt sich aber auf jeden Fall aus.
4. Traut Euch!

Liebe Desirée, vielen Dank für diesen Einblick. Wir wünschen euch weiterhin viel Freude an eurem neuen Zuhause. Hier kommen noch ein paar Vorher-Nacher-Eindrücke:

Vorher-Nachher Kinderzimmer

Vorher Nachher Flur

Vorher Nachher Gäste-WC

Bildquellen: Alle Bilder wurden uns von Desirée zur Verfügung gestellt.

 

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