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Karlotta Wilde ist Modedesignerin, aus Hamburg. Sie hat in München studiert, in Paris gearbeitet, jetzt wohnt sie in Berlin. Wie ausgerechnet ein Urlaub auf Barbados ihr Leben veränderte, davon wird euch die 30-Jährige in den nächsten Wochen – und Monaten – erzählen…

„Alter Schwede“, war mein erster Gedanke und ich glaube auch mein erster Satz nachdem ich, doch relativ überraschend, erfahren habe, dass ich schwanger bin.

Die Umstände hätten nicht besser sein können. Wir waren zu zweit im Urlaub, mein Freund hat mir tatsächlich 24 Stunden vorher einen Antrag gemacht und die Stimmung war bestens. Über das Thema Kinder haben wir sicher schon gesprochen und uns war klar dass wir beide welche wollen – und auch, dass das nicht mehr in so weiter Ferne liegt. Aber geplant hatten wir das zu diesem Zeitpunkt sicher nicht. Im Gegenteil: mir war eigentlich klar geworden, nachdem ich mich etwas länger mit dem Thema beschäftigt habe, dass ich doch gerne noch etwas Zeit alleine mit meinem Freund verbringen will.  

Ich bin selber nicht mal auf die Idee gekommen schwanger sein zu können. Meine Mutter, 7.500 km entfernt, antwortete auf meine etwas wehleidige Nachricht, mir sei seit zwei Tagen so unfassbar schlecht, mit: „Schwangeeeeeeer?????“ Jepp, schwangeeeeeer!!!! Zumindest den vier ordentlich aufgereihten, eindeutig positiven Tests nach zu urteilen, die vor mir aufgereiht im Badezimmer lagen. 

„Alter Schwede….“. Was heißt das jetzt für mich? Für meinen Freund? Für uns?
Weder habe ich vor Schock geweint, noch vor Glück gestrahlt. Ich war einfach nur völlig überwältigt und maßlos überfordert. Uns beide hat in dem Moment eine unglaubliche Freude gepaart mit Ängsten und Fragen übermannt. 
Mein Freund hat seine Nerven mit karibischen Rum beruhigt. Mich hingegen hat die plötzliche Übelkeit umgehauen und etwas narkotisiert. Da lag ich auf Barbados im Bett und mir schossen die wildesten Gedanken durch den Kopf. Ich bin seit fünf Jahren selbstständig, bin es gewohnt meinen Tag selbst zu strukturieren und liebe es! Ich bin doch viel zu egoistisch für ein Kind.

  1. Ich bin wahnsinnig gerne alleine und brauche viel Zeit für mich. Viel! Ich glaube, ich war noch nie länger als 3 Wochen am Stück mit jemandem auf engstem Raum zusammen. Ich hab noch nicht mal in einer WG gewohnt! Wie wird das mit Baby?
  2. Ich brauche mindestens (!) 8 Stunden Schlaf pro Nacht.  Die bekomme ich wahrscheinlich das nächste Mal… ja, wann?
  3. In unserem Freundeskreis gibt es noch gar keine Kinder. Gott, wir werden die krassesten Außenseiter sein!
  4. Keine spontanen Kurztrips, keine spontanen Lunch-Dates, keine ausartenden Abendessen. Nicht mehr nur für mich verantwortlich sein.

Und mein Freund? Ist er schon bereit dafür? Schaffen wir das??

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Jetzt bin ich im 5. Monat, überglücklich und voller Vorfreude. Aber die Ängste sind immer noch da. Manche gehen und neue kommen dazu, obwohl ich natürlich weiß, dass das schon andere vor uns geschafft haben und wir mit dem größten Geschenk der Welt belohnt werden. Aber es wird einfach eine riesige Veränderung, und vor der habe ich gehörigen Respekt.

Die Schwangerschaft ist nicht umsonst 9 Monate (oder 10? Ich kapiere diese Rechnung immer noch nicht). Mein Körper und mein Köpfchen werden sich langsam an alles Neue gewöhnen und ich werde hier ein bisschen über meine Erlebnisse und Gedanken berichten. Und bei jeder kleinen Panikattacke denke ich daran, wie mein Freund und ich uns auf Barbados gegenübersaßen, uns kopfschüttelnd und irgendwie grinsend angeschaut haben….wissend, dass wir zusammen ein Kind bekommen. Es war der intensivste und schönste Moment, den wir (bisher) je zu zweit hatten.

Foto: Christina Knapp Voith