MM_Nervenzusammenbruch

Ich habe ja schon viele Freundinnen mit Kindern und klar lässt man sich viel erzählen und berichten. Wenn es dann aber bei einem selbst soweit ist, ist man absolut nicht darauf vorbereitet. Das gilt natürlich für jede Lebenslage – auch für den ersten kleinen Nervenzusammenbruch…

Doch fangen wir mal von vorne an! Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der sich immer gerne auf alles vorbereitet und plant. Als wir einen Roadtrip durch Kalifornien gemacht haben, habe ich vorher schon für jede auch nur in Frage kommende Station Übernachtungsmöglichkeiten rausgesucht. Ich will ja vor Ort keine Zeit verlieren. Und so zieht sich das im Grunde durch mein Leben. Ich kann beispielsweise keinen spannenden Film sehen, wenn ich nicht weiß wie er ausgeht. „Schrecklich“ meinen sicherlich manche, aber ich bin nun mal nicht so unbedingt der Mensch, der Überraschungen mag. Das soll nicht heißen, dass ich nicht auch spontan Dinge mache. Das sogar sehr häufig. Aber wenn es um die Planung meiner eh schon sehr rar gesäten Zeit geht, dann bereite ich mich halt gerne vor!

Wie auch immer, jetzt habe ich weit ausgeholt um nun endlich auf meinen ersten kleinen Nervenzusammenbruch zu kommen! Denn den hatte ich Dienstagabend… Auch wenn ich von viele Seiten gehört habe, dass man kaum zum Duschen, Haare waschen oder Schminken kommt – all das schaffe ich jeden Tag ohne Probleme. Auch dass Mütter oft vergessen selbst zu essen und zu trinken habe ich für ein Gerücht gehalten. Bis Dienstag. Denn ich habe es tatsächlich geschafft bis um 21 Uhr nur einen Kaffee, ein halbes Glas Schorle und zwei Häppchen im Showroom von H&M zu mir zu nehmen. Und das ist selbst an einem nicht stressigen Tage eindeutig zu wenig!

Für mich ist das auch ganz klar die Erklärung, weshalb ich am Abend völlig am Ende war. Vielleicht aber auch, weil das kleine Supergirl gerade einfach wahnsinnig anstrengend ist. Sie will ununterbrochen Aufmerksamkeit, nörgle udn weint viel und treibt damit ihre Mutter einfach ein wenig in den Wahnsinn. Dann stand ich noch eine Dreiviertel Stunde lang im Stau (Feierabendverkehr), musste eine halbe Stunde einen Parkplatz suchen (Volkshochschule) und als ich vollgepackt und mit Kind auf dem Arm endlich im vierten Stock oben ankam (Altbau ohne Fahrstuhl) fiel mir auf, dass der Wohnungsschlüssel leider noch im Auto war. Mittlerweile hatte ich wahnsinnige Kopfschmerzen (dehydriert und unterzuckert) und wollte eigentlich nur noch die Decke über den Kopf ziehen. Achso, ich habe vergessen zu erwähnen, dass sowohl ich als auch das Supergirl mit einer kleinen Erkältung kämpfen… Also bin ich ohne Taschen, aber mit Kind wieder vier Stockwerke runter, zum Auto und wieder rauf. Und als ich endlich, endlich in der Wohnung angekommen war, das nörgelnde Kind ausgezogen und gewickelt hatte, fiel mir in der Küche angekommen auf, dass ich doofe Nuss das einzig wirklich wichtige vergessen hatte: Ich hatte vergessen neues Pre-Milch Pulver zu kaufen.

Anstelle darüber zu lachen (normalerweise meine Reaktion auf meine anhaltende Stilldemenz) und das hungrige und weinende Kind einfach schnell anzudocken (schließlich stille ich ja auch noch), bin ich bitterlich in Tränen ausgebrochen und habe heulend und unkontrolliert schluchzend meinen Freund in seinem Meeting angerufen und angefleht SOFORT mit Pre-Milch nach Hause zu kommen. Als er jedoch sagte, dass er schon noch ein wenig Zeit bräuchte, schließlich kann er sich noch nicht beamen, habe ich das mit einem Aufheuler und einem verzweifelten „Ich kann nicht mehr!“ aufgelegt und weitere zwei Minuten den Tränen freien Lauf gelassen. Das Ganze mit dem kleinen Supergirl auf dem Arm, die ganz verdutzt war, was denn da mit ihrer Mama los ist und sogar zu jammern vergessen hatte. Braves Kind sage ich da nur!

Nun ja, irgendwann kam für mich die Erleuchtung: ich habe ja Muttermilch eingefroren! Ja, ich bin auch jetzt noch nicht auf die Idee gekommen das Kind einfach zu stillen… (Ohne Worte) Also habe ich kurzerhand Muttermilch aufgetaut (nicht schonend in der Mikrowelle) und das Kind satt und vorerst ruhig gestellt. Die nächste Stunde (Mama mit kleinem hustenden Kind im Arm aufm Schaukelstuhl) überspringe ich mal. Denn als danach endlich der Papa vom Supergirl nach Hause kam und das falsche Milchpulver dabei hatte (wie gesagt, ich stille noch!) bin ich erneut in Tränen ausgebrochen und habe so geschluchzt, dass ich Helene auf meinem Arm aufgeweckt habe. Also nahm mir mein freund das Kind ab und ich bin mit furchtbaren Vorwürfen (an mich gerichtet, an meinen Freund, an die Welt) ins Schlafzimmer und habe mir zehn Minuten genommen, die ich auf dem Boden vor dem Bett einfach alles rausgelassen habe. Anschließend bin ich aufgestanden, habe theatralisch drei mal laut geschnäuzt, habe einen Liter Wasser getrunken und Sushi bestellt. 

Das Ende vom Lied war, dass ich völlig erschöpft um halb zehn im Bett lag. Uns als das Kind dann um halb zwölf nach ihrem Mitternachtssnack verlangte habe ich… na, wer kann es sich denken? Genau, ich habe sie gestillt!!! 

Nun ja, was hat mich dieser nervenaufreibende Tag gelehrt? Auch vermeidlich schreckliche Tage gehen vorbei und sicherlich hat mich diese Erfahrung konditioniert. Das nächste Mal heule ich dann vielleicht nur noch insgesamt zehn Minuten…