SCHULE
Ready or not?!
Direkt starten oder doch noch warten
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Bei uns stehen diese Tage alle Gespräche auf Einschulung. Immer und immer wieder drehen sich die Unterhaltungen der Kids um die Reihenfolge der Geburtstage, den Schulanfang, davor und danach Urlaub und Ferien und dann endlich jeden Tag in die Schule gehen und lernen, wonach es die kleinen Racker so dürstet. Gott sei Dank ist mit der Anpassung der Stichtagsregelung und mit der Einwilligung des Amtsarztes im Rahmen einer Schuleingangsuntersuchung geklärt, dass unsere Kids ab August in die Schule gehen. Aber wie sieht das eigentlich aus, wenn man sich mit alledem nicht so sicher ist?
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Eigentlich ist unsere Schuleingangsuntersuchung hier in Berlin erst irgendwann im Frühling oder Sommer. Bei der U9 wurde uns direkt angekündigt, dass mit dem geburtenstarken Jahrgang 2013 der Andrang eben entsprechend groß ist. Unsere U9 fand zugegebenermaßen auch erst auf den letzten Poeng statt, dort wurden aber ein Teil der Aufgaben die der Amtsarzt vornimmt, auch schon durchgeführt. Das ist aber nicht überall so und wenn der Geburtstermin nur 1-2 Monate später im Jahr liegt, fragen sich viele Eltern “Und nun? Schulen wir unser Kind ein oder stellen wir es um ein Jahr zurück?”
Wie kann man diese Entscheidung am besten fällen?
Auf wen sollte man hören? Bzw. wen sollte man zu Rate ziehen?
Was tun, wenn der Amtsarzt das GO gibt, man selber aber denkt “nee, besser noch ein Jahr Kita”? In unserem Freundeskreis stehen einige Eltern vor der Frage und unklar ist, wer diese eigentlich beantworten kann. Die U9 (Untersuchung zum 5ten Lebensjahr)? Die Kita? Der Amtsarzt? Der Stichtag? Das Kind? Das Kind!
Zu schauen, wie es dem Kind geht ist ja immer eine gute Idee.
Wir haben noch jemand anderen gefragt, eine echte Expertin, denn sie ist Grundschullehrerin von Erst- und Zweitklässlern in Berlin und hat uns tolle Antworten auf unsere Fragen gegeben:
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Viele Eltern haben die Sorge, ob ihr Kind bereit für die Schule ist. Das kann ich total gut verstehen! Aber wenn man sich als Eltern fragt, warum man dieses Misstrauen und diese “Angst” gegenüber Schulen hat, schießt einem häufig die eigene Schulzeit in den Kopf. Und schon denkt man: Mein armes Kind, mit 25 anderen Kindern in einer Klasse! Was, wenn mein Kind etwas nicht versteht, wenn mein Kind keine Freunde findet, mein Kind es nicht rechtzeitig auf die Toilette schafft?
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Ich empfehle dann allen: Schaut euch die Schulen von heute an. Es hat sich so viel getan! Die Grundschulen aus unserer Erinnerung gibt es nicht mehr! Die meisten Grundschulen (mir ist klar, dass ich nicht für ALLE sprechen kann, leider!) sind toll ausgestattet: höhenverstellbare Stühle, Schränke voller Lernspiele, Kuschelecken, Morgenkreis, Hausschuhpflicht – alles um es den Kindern so schön wie möglich zu machen und den Übergang Kita-Schule so sanft wie möglich zu gestalten.
Ich hatte seit meiner Arbeit als Grundschullehrerin bereits viele Kinder, die zurückgestellt wurden, aber auch viele “August/September-Kinder”, sprich Kinder, die direkt um den Stichtag herum geboren wurden.
Aktuell leite ich eine 1. Klasse mit nur einem zurückgestellten Kind. Das ist eine absolute Ausnahme! In meiner letzten Klasse waren es mehr als 50% und bei der Verteilung der Kinder auf die Klassen hatten wir einen riesigen Lostopf mit Kindern, die vom Schularzt in irgendeiner Form eine Schwierigkeit attestiert bekommen hatten. Bereits nach den ersten Tagen wussten wir Lehrer, welche Kinder wirklich Schwierigkeiten haben werden und welche eher nicht. Meine damalige Klasse war sehr leistungsstark, viele von ihnen konnten schon bei Schuleintritt lesen und schreiben. Meine jetzige Klasse ist leistungsschwacher, aber dafür ist die Schere nicht so groß. Jedes Kind wird in seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten dort abgeholt, wo es steht! Dies sollte für alle Klassen in jeder Schule gelten!
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In Klasse 1 und 2 wird dies, meiner Meinung nach, besonders gelebt, weil es das System auch zulässt. Keine lästigen Noten, keine Zeugnisse, kein Wettbewerb. Jedes Kind kann seine Interessen und Neigungen vertiefen und lernt so, wie es das am besten kann. Ich habe Schüler die arbeiten am allerliebsten in Arbeitsheften, gemäß dem Motto “Ich will was schaffen!” wird geackert und geackert, am liebsten allein und zum Schluss werden dann ganz stolz die fertigen Seiten gezählt. Andere Kinder lernen am besten, wenn sie das Material in der Hand haben, es hin und her bewegen können, gemeinsam mit anderen Kindern. Wieder andere Kinder benötigen nach einer erledigten Aufgabe eine Auszeit und dürfen eine Runde um den Fußballplatz rennen. Wie das alles in einer Klasse gleichzeitig geht? Differenzierter Unterricht! Dieser wird bereits seit sehr langer Zeit an Unis gelehrt und in Schulen unterrichtet. D.h. ich habe zu jedem Thema immer mindestens zwei bis drei unterschiedliche Angebote, die sich bzgl. ihrer Schwierigkeit, ihres Lernzugangs, ihres Umfangs oder ihrer Methodik unterscheiden. Das ist ein immenser Arbeitsaufwand und erfordert immer einen guten Überblick über die Stärken und Schwächen von jedem Kind. Umso mehr Zurücksteller in einer Klasse sind, die meist schon überdurchschnittliche Kompetenzen mit in die 1. Klasse bringen, desto größer wird die Schere zwischen ihnen und den regulär Eingeschulten. Dies versuchen wir in der Klasse natürlich auch immer mit differenziertem Unterricht aufzufangen, aber ein gewisser Wettbewerb, Neid sowie Frustration machen sich leider häufig und schneller unter den Kindern breit.
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Erstklässler auf dem Weg zur Schule
Bildquelle: Pexels.com
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Ganz ehrlich – ich hatte aber noch nie einen Erstklässler, bei dem ich dachte: er oder sie hätten noch ein Jahr Zeit in der Kita gebraucht. Die meisten kommen mit Neugier und Interesse zur Schule, das ist schon mal die halbe Miete! Auch wenn morgens noch ein paar Tage die Tränen kullern, auch wenn es mal nicht rechtzeitig auf die Toilette geschafft wurde oder der Schal verloren gegangen ist – Wir Lehrer sind da!
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Und wir sind Pädagogen, denen Eltern und Kinder genauso vertrauen können wie den Erziehern aus der Kita.
Aber an erster Stelle sollte man seinem Kind vertrauen und es stärken. Liebe Eltern, habt Vertrauen: Euer Kind lernt ganz schnell, sich in der Schule zurecht zu finden, sich Hilfe zu suchen, wenn es ein Problem oder gar einen Streit gibt!
Sollten Eltern und Pädagogen merken, dass ein Kind gravierende Schwierigkeiten hat, ist das Verweilen in Klasse 2 möglich. In jahrgangsgemischten Klassen ist dieser Schritt für die Kinder sanfter, da Kinder dann schon die Hälfte der Klasse und die Klassenleitung kennen. In Jahrgangs-homogenen Klassen ist der Schritt für die Kinder meist ein wenig größer, da eine neue Klasse und eine neue Klassenleitung damit einhergeht. Trotzdem ist es eine Möglichkeit und in diesem Fall immer eine große Chance und jede Schule hat bestimmte Konzepte, die diese Übergänge leichter gestalten. Für das Kind ist es dann auch mal möglich, zu den Leistungsstarken zu gehören, der Druck und das Tempo werden entschleunigt.
Die-KEINE-Checkliste-für-besorgte-Eltern
Wir geben den Eltern bei der ersten Elternversammlung immer gerne mit, dass ein Kind nicht bereits lesen, schreiben und rechnen können muss. Viel wichtiger sind Dinge wie:
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Kann mein Kind sich alleine anziehen?
Kann mein Kind sich die Schuhe binden?
Kann mein Kind schneiden und kleben?
Hat mein Kind Interesse an Büchern und Sprache?
Kann mein Kind einer Geschichte aufmerksam zuhören und sie dann auch grob wiedergeben?
Kann mein Kind sich konzentriert 15 Min in eine Beschäftigung vertiefen (Lego bauen, Ausmalen, Sticker kleben, etc.)?
Kann mein Kind einen Ball werfen und fangen?
Kann mein Kind Treppensteigen und rückwärts wieder herunter gehen?
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Dies sind meiner Meinung nach Kompetenzen, die die Kinder bei Schuleintritt mitbringen sollten. Wobei anzumerken ist, dass das jetzt keine Liste zum Abhaken sein soll oder Eltern anhand dessen in Panik verfallen.
Ich arbeite an einer Ganztagsschule. Ein tolles Konzept, gerade für arbeitende Eltern. Alle Kinder sind bis 16 Uhr in der Schule. Umso älter die Kinder werden desto mehr Unterricht findet auch am Nachmittag statt, ansonsten haben die Kinder Freizeit und werden von Erzieher*Innnen betreut. Dieses Konzept empfinde ich gerade für die Schulanfangsphase als sehr gelungen. Jede Klasse hat eine/n festen Erzieher*In, die gemeinsam mit der/m Klassenlehrer*In das Klassenteam bildet. Das ist toll! Die Erzieher sind viele Stunden mit im Unterricht, können viele Alltagsprobleme der Kinder auffangen. Sie leisten tolle und wertvolle Arbeit! Und die Kinder spüren vom ersten Tag an eine starke Gemeinschaft!
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Unsere Interviewpartnerin möchte gerne anonym bleiben, ist aber selber Mama von 2 kleinen Kindern und bei all ihrer Erfahrung, ist ihre persönliche Meinung auch davon geprägt „Was wäre, wenn das mein Kind wäre?”.
Aus ihrer Sicht kennen sich die Kitas bzw. die Erzieher zum Zeitpunkt der Einschätzung zur ‘Einschulung oder Rückstellung‘ aus pädagogischer Sicht am besten mit dem Kind aus. Die sog. “Bezugserzieher*Innen” haben die Pflicht, eine konkrete Empfehlung zu schreiben. Sie kennen die Kinder nach den Eltern i.d.R. am besten (oft geben sich Kinder in der Kita in bestimmten Situationen ganz anders als im Beisein von Mama und Papa), sind ausreichend geschult, bereiten die Kinder nach dem Berliner Bildungsprogramm auf die Schule vor und übernehmen Teile dessen, was früher die Vorschule geleistet hat.
Seid ihr als Eltern unsicher oder unschlüssig, sprecht ihr am besten eure/n Bezugserzieher*In an und stimmt euch aktiv dazu ab, welche Empfehlung es gibt und welche Schritte sich daraus ergeben.
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2 Erstklässlerinnen beim Schreiben lernen
Bildquelle: Pexels.com
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Vielen, Vielen Dank für das tolle Mut-Mach-Gespräch.
Mir hat es große Freude gemacht, diese einfühlsamen Erfahrungen zu lesen und ich habe jetzt noch weniger Sorge, dass sich mein oder andere Kinder sich in der Schule nicht wohl fühlen werden. Und, dass aufsteigende Panik nicht hilft, sondern Eltern bei Bedenken gezielt auf pädagogische Betreuer zugehen sollten und explizit um deren Expertise bitten sollten. Fordert ein, was ihr für eure Entscheidung benötigt.
Danke an L. A.
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Einschulungsalter je nach Bundesländer in Deutschland
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Bundesland | Alter mindestens | Stichtag |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 5J 11M** | 30. September |
Bayern | 5J 11M** | 30. September |
Berlin | 5J 11M** (5J 5M**) | 30. September 31. März (auf Antrag) |
Brandenburg | 5J 11M** | 30. September |
Bremen | 6J 1M* | 30. Juni |
Hamburg | 6J 2M** | 30. Juni |
Hessen | 6J 1M* | 30. Juni |
Mecklenburg-Vorpommern | 6J 2M** | 30. Juni |
Niedersachsen | 5J 10M* | 30. September |
Nordrhein-Westfalen | 5J 10M* | 30. September |
Rheinland-Pfalz | 5J 11M* | 31. August |
Saarland | 6J 1M* | 30. Juni |
Sachsen | 6J 1M* | 30. Juni |
Sachsen-Anhalt | 6J 1M* | 30. Juni |
Schleswig-Holstein | 6J 2M** | 30. Juni |
Thüringen | 6J * | 1. August |
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Quelle: Wikipedia
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Meist liegt das Einschulalter in Deutschland je nach Bundesland zwischen 5 und 7 Jahren. Im Regelfall muss ein Kind, das bis zu einem besonderen Stichtag (je nach Bundesland zwischen dem 30. Juni und dem 30. September) eines Kalenderjahres das sechste Lebensjahr vollendet hat, zum nächstmöglichen Datum in die Schule gehen. Es steht dann unter der Schulpflicht. In den meisten Bundesländern und in vielen europäischen Ländern werden die Kinder in der Schuleingangsuntersuchung vor ihrer Einschulung ärztlich untersucht.
Die Tabellenübersicht berücksichtigt, dass das Ende der Sommerferien in den Ländern unterschiedlich ist. Das genannte minimale Einschulungsalter errechnet sich unter der Annahme, dass die Einschulung am 1. August* bzw. am 1. September** erfolgt.
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Das passt noch zum Thema SCHULE
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Last Minute Schultüte
Der weiße Hai
Zu einem besonderen Anlass wie der Einschulung, wollte Saskia unbedingt eine schöne Schultüte für ihren Sohn selber machen. Das Ergebnis hat sie uns HIER als DIY verraten.
KLICK
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Hilfe, ich habe ein Schulkind!
Warum ging das alles so schnell?
Bei uns im Team werden diesen Sommer mindestens 5 Minis eingeschult und Camilla hat nachgeforscht, warum wir uns so elend mit dem Gedanken fühlen? Und welche Tipps es gegen den Herzschmerz gibt.
KLICK
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Bildrechte: Aufmacherbild ist von privat,
weitere Bilder sind von Pexels
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Mehr zum Thema Schulkind und unserer Schulwoche findet ihr hier: KLICK
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