Terrible Two
Oder wo die Erziehung beginnt!

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Puh, hier bewahrheitet sich wieder ein Klischee, von dem man immer wieder hört. Mit dem zweiten Geburtstag wird eine ganz neue Ära eingeleitet, die wir so noch gar nicht kannten. Klar haben unsere Kids sich auch vorher schon mal bockig auf den Boden geworfen oder Schreikämpfe bekommen (zum Glück bei uns sehr sehr selten), aber das war – wie so viele Mütter uns schon vorbereitet haben – noch gar nix. Wer also denkt, die Erziehung eines einjährigen Kindes sei anstrengend, dem sei gesagt, es hat noch gar nicht angefangen! Und auch ich sehe erst die Spitze des Eisberges… 

 

Man wächst mit den Aufgaben, oder?
Natürlich weiß ich von vielen Mummys mit größeren Kids, dass da noch viel mehr kommt. Schließlich sagt man nicht ohne Grund „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen“ und ich bin der festen Überzeugung, dass man mit seinen Aufgaben wächst. Ich bin aber auch verdammt froh, dass sich das langsam steigert. Hätte ich nämlich direkt einen Teenager in der Pubertät bekommen, wäre ich wahrscheinlich schreiend davongerannt. Jetzt habe ich schon mehr als zwei Jahre geschafft (rechnen wir die Schwangerschaft mit, sind es sogar schon fast drei Jahre!) und muss mir so langsam wirklich Gedanken machen, wie meine Erziehung aussehen soll. Zum Glück bin ich dabei nicht ganz alleine und habe einen Super-Daddy zuhause, mit dem ich mich austauschen kann, diskutieren und manchmal in gemeinsamer Ratlosigkeit verzweifeln…

Was ist der richtige Weg?
Diese Frage stellen sich außer uns natürlich alle Eltern von Zeit zu Zeit. Und ganz ehrlich: Wir haben absolut keine Ahnung. Ich hatte immer eine Vorstellung im Kopf, wie ich sein würde. Ich dachte ich würde in milder Strenge regieren. Doch Pustekuchen, das klappt irgendwie nicht. Ich habe Freundinnen, die niemals zuhause bei ihren Kindern laut werden würden. So bin ich nicht. Ich versuche in manchen Momenten sehr streng zu sein und mich, soweit es mir möglich ist, an meine eigene Regeln zu halten. Aber genau das ist gar nicht so einfach. Denn da sind wir wieder bei dem Thema Konsequenz gelandet, die einem mit steigendem Alter der Kinder irgendwie immer mehr abhanden kommt. Und vor allem ist das gar nicht so einfach, wenn nicht beide Elternteile immer am selben Strang ziehen… 

Bestrafung muss sein – oder lieber doch nicht?
Gestern haben wir wieder so eine alltägliche „Terrible Two“-Situation gehabt. Helene war nicht gut drauf und wollte mal wieder ihre Grenzen austesten. Leider ist das manchmal auch ein wenig gefährlich, denn bei ihr heißt das, dass sie einfach eine offene Holztreppe hinaufklettert. Wir haben es ihr zig fach erklärt. Wir haben mit ihr geübt. Und irgendwann haben wir nachgegeben, wenn sie uns verspricht, sich festzuhalten und immer nur rückwärts die Treppe runterzukommen. Das klappt dann im Großen und Ganzen auch ganz gut, nur wenn sie in dieser Stimmung ist, eben nicht mehr. Also werden wir sauer. Ich hebe den Finger und die Stimme. Ich sage ihr, dass sie das nicht mehr machen darf. Sie grinst mich an und rutscht eine weitere Stufe herunter. Vorwärts. Also warne ich sie (und ich kann meiner Meinung nach sehr scharf zischen), dass ich sie sonst sofort herunterhole. Und sie grinst nur wieder und turnt auf dem Treppenabsatz. Also packe ich sie und sage ihr, dass ich sehr sauer bin. Ihre Reaktion? Sie fängt an mich zu hauen. Sie ist sauer auf mich und will mir das ganz offensichtlich auch zeigen. Der Papa geht dazwischen und spricht ein ernstes Wort mit ihr. Ihre Reaktion? Sie haut ihn auch. Und jetzt die Frage: Wie sollen wir reagieren? 

Ab in dein Zimmer?
Ich bin der Meinung, dass wir solche Verhaltensweisen sofort unterbunden werden müssen und Helene muss JETZT lernen, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen. Aber das ist gar nicht so einfach. Wir haben sie in ihr Zimmer geschickt und gesagt, dass sie erst wieder herauskommen darf, wenn sie sich entschuldigt. (An dieser Stelle sollte ich doch erwähnen, dass sie die Tür natürlich auch selber aufmachen kann und sich auch schon wunderbar entschuldigen kann, wenn sie möchte.) Und was passiert? Sie bekommt einen riesigen Heulkrampf. Sie weint, schreit, schluchzt und ruft nach Mama und Papa. Und wir? Wir stehen eine Minute vor der Tür. Ratlos, ob wir jetzt das richtige machen, oder es total falsch ist. Also werden wir weich und nehmen sie in den Arm. Wir beruhigen sie und erklären ihr noch mal in Ruhe, dass sie das nicht mehr darf. Wir erreichen unser Ziel, wissen aber nicht, ob wir den richtigen Weg gewählt haben. Wir wissen, dass sie wunderbar Theater machen kann, aber es bleiben Zweifel.  

Und wieder auf das Bauchgefühl hören!
Doch machmal hat auch das eigene Bauchgefühl keine klare Antwort. Wir fischen irgendwie im Trüben, auch wenn wir immer dachten, dass wir eine klare Linie fahren würden. Doch es lässt sich leicht sagen, dass man das „soundso“ machen wird, wenn man nicht gerade in dieser Situation ist. Und ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich meine alten Ratschläge, die ich oftmals leichtfertig zum besten gegeben habe hinterfrage. Nicht, dass ich jetzt komplett anderer Meinung bin, aber wenn man selbst in der Situation steckt, ist es einfach sehr viel schwieriger. Schließlich sind wir alle keine Experten, sondern experimentieren sozusagen am lebenden Objekt. Das Experiment nennt sich Erziehung und die Objekte bedeuten uns nun mal die Welt. Und das macht es halt kompliziert.

Alles Karma!
Ich beruhige mich oftmals mit der Erinnerung, wie mich meine Eltern erzogen haben. Meine Mutter hat natürlich sehr viel mehr vom Alltag gewuppt als mein Vater, auch wenn dieser sehr stark an meiner Erziehung beteiligt war. Meine Mutter wurde gerne mal lauter, aber ich wusste immer, dass ich da noch eine ganze Menge Spielraum hatte und habe sie oft bis aufs Blut gereizt. Mein Vater dagegen war etwas drastischer, wenn wir es mal so nennen wollen. Bei Tobsuchtsanfällen nahm er gerne mal ein Glas Wasser und hat es mir über den Kopf geschüttet, um mich „abzukühlen“, wie er es nannte. Oder er hat mich auf den Arm genommen, in mein Zimmer gebracht mit den Worten, dass ich erst wieder rauskommen darf, wenn ich mich beruhigt habe. Auf meine wüsten Beschimpfungen hat er mit umso lauterem Lachen reagiert. Ob meine Eltern das so alles richtig gemacht haben? Keine Ahnung. Ich bin ja schon ganz ok gelungen glaube ich. Also zumindest in den Augen meiner Eltern. Und wahrscheinlich ist eh alles nur Karma und Helene ist nur so frech, weil ich es selbst als Kind auch war…

So liebe Mummys, was sind denn eure Erziehungstipps? Gibt es bei Euch Bestrafungen wie „Ab in die Ecke!“ und setzt ihr diese auch um? Werdet ihr auch mal lauter oder redet ihr Euch lieber den Mund fusselig? Es gibt natürlich niemals den einen richtigen Weg, deshalb frage ich Euch: Was ist euer Weg in Sachen Erziehung?

Camilla ist ein kleiner Tausendsassa und bearbeitet gerne viele Baustellen zur selben Zeit. Sie bloggt seit über neun Jahren hat nach der Geburt ihrer Tochter auch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Idee für das MUMMY MAG kam ihr natürlich während der Schwangerschaft, als ihr auffiel, dass es zu dieser Zeit in Deutschland keine Seite gibt, die all ihre Interessen abdeckte. Und genau das hat sie sich zur Aufgabe gemacht und das MUMMY MAG gegründet. Außerdem das MUMMY MAG Paper und in diesem Jahr kommt noch die erste Webserie #mummytalks dazu. Und weil das alles eine ganze Menge Arbeit ist, hat sie das beste Team der Welt zur Unterstützung!

24 Comments

  • VM

    Da meine Tochter „erst“ 1.5 Jahre alt ist, nehme ich diesen Post mal als Warnung 😉 Aber ich habe in den letzten Monaten gelernt, dass mein Bauchgefühl schon meistens sehr verlässlich ist. Trotzdem glaube ich, dass Konsequenz ebenso wichtig ist… Aber was sag ich hier??? So hättest du ja vor ein paar Monaten auch gesprochen :-/

  • Aus Mutterliebe

    Cooler Artikel – spricht mir aus der Seele. Meine Tochter ist 3, stecken da also auch mittendrin.
    Hab mal von „statt Strafe Konsequenzen ziehen“ gehört und versuchen das so gut es geht umzusetzen. Also zB: Kind tappst TV an, hört nicht auf (mich), macht weiter. Ich kündige an, 1x noch und es darf nicht mehr TV sehen. Also in der Sache konsequent bleiben, sodass es für das Kind nachvollziehbar ist – und eben nicht den Nachtisch streichen, weil es mit der Sache nichts zu tun hat.
    Fahren bislang ganz gut damit, auch wenn ich oft nicht schnell weiß, was die Konsequenz aus der Sache sein könnte.
    Und oft, bei diversen Trotzanfällen,
    wo es keinen Anfang und kein Ende gibt, schicke ich sie ins Zimmer bis sie sich beruhigt hat. Dann warte ich auch davor und hoffe, dass sie sich schnell beruhigt, weil ich mich frage ob das jetzt so eine gute Idee war…

  • Saskia

    Hallo,
    Ich habe gehofft in dem Artikel die Lösung für meine Probleme zu finden. Meine Tochter ist vor 1 Woche 2 geworden und hat genau jetzt damit begonnen ab und an einfach unausstehlich zu werden. Sie brüllt, sie haut, sie reizt mich bis aufs Blut und meist in Situationen in denen ich Stress habe. Ich werden auch laut, was mir dann wieder leid tut, aber sie scheint meine Strenge (die ich Immer versucht habe an den Tag zu legen) zu ignorieren. Sie haut sich dann meist noch den Kopf am Boden an und ein paar Minuten später ist es so als wäre nichts gewesen. Meine Mutter war ähnlich wie deine und genau deshalb versuche ich klare Regeln zu haben (lustigerweise macht meine Mama das als Oma jetzt auch) , denn ich wußte oft nicht wonach ich mich richten kann und hab deshalb immer die Grenzen ausgetestet. Ich denke ich kann nur an meiner Gelassenheit arbeiten um konsequent, aber entspannt auf die Situationen zu reagieren. Bestrafen will ich eigentlich nicht.

  • Ava

    Mein Kind ist fast drei und ich kenne die Situationen, die oben beschrieben sind nur zu gut. Meine Erfahrung: Hart durchgreifen bringt gar nichts – auch wenn ich mich manchmal unglaublich zusammen nehmen muss und mein Kind in meiner Fantasie packe und schüttle. In Situationen, in denen er ganz deutlich einfach gegen mich arbeitet – das Anziehen ist gerade unser großes Thema – setze ich mich inzwischen einfach hin und sage immer wieder: „Ich möchte Dich gern anziehen. Ich warte hier bis Du kommst.“ Und irgendwann kommt er („Mama, jetzt bin ich gekommt“). Würde ich ihn mir einfach packen und ihn anziehen, würde er schreien und ich würde ihn anmotzen. Oder er würde mich hauen, was mich so wahnsinnig machen würde, dass ich wütend aus dem Zimmer gehen würde (während er mir schreiend hinterher rennt). Von Bestrafungen halte ich gar nichts. Hinter all dem, was ein kleines Kind macht steht nie eine böse Absicht, sondern es geht viel mehr darum, dass es nicht versteht, wo ein Spiel aufhört und/oder dass manche Sachen einfach gemacht werden müssen (Zähne putzen, Anziehen, Schlafen, Essen etc.). Auch von großer Konsequenz halte ich wenig. Denn: Ein Kind ist kein Hund und muss Dinge nicht nur lernen, sondern wirklich verstehen. Also: Geduld, Geduld, Geduld und ganz viel reden!

  • Julia

    Hi, meine Tochter wird in ein paar Wochen 2 Jahre alt. Bei uns hat sich dieses beschriebene Verhalten schon früher gezeigt. Es ist für mich sehr schwer damit umzugehen wenn ich streng mit ihr rede und sage sie soll das nicht machen, dann lacht sie mich aus und macht es erst recht. Meine derzeitige Taktik in solchen Situationen wo sie mich auslacht oder ignoriert nehme ich sie und stelle sie woanders ab (zbsp. wenn sie alleine auf die Treppe will, das Licht unentwegt aus und ein schaltet, in der Küche Dinge aus den Laden räumt die sie nicht soll, wenn sie unbedingt ein „Keksi“ möchte usw.) meistens protestiert sie dann aber ich lasse sie mit ihrem Frust alleine (ich finde ja das Kinder eine gewisse Frustrationstoleranz erlernen sollten) … denn würde ich auf sie einreden, würde sie auf mich hin hauen. Dann steht sie alleine da wie bestellt und nicht abgeholt und schreit oder weint … Das tut im Herzen weh aber sie kommt unter einer Minute angelaufen und will getröstet werden … das ist dann der Zeitpunkt wo ich einlenke und ihr in Ruhe erkläre warum sie das nicht machen soll … das klappt im Moment so einiger Maßen. Mal sehen wie lange noch

  • Nora

    Das es schwierig ist, mit der Einhaltung von Regeln ist ja klar… In dem Fall mit der Treppe hilft (wie so oft) vielleicht ein Perspektivenwechsel. Helene möchte es vielleicht einfach schaffen. Evtl weckt diese Treppe ihren Ehrgeiz, es zu schaffen vorwärts runter zu kommen. So wie ihr es ja auch macht. Und evtl kann sie es ja auch. Wenn ihr sie lasst. Klar ist das schwierig, weil ihr natürlich nicht wollt dass sie sich verletzt. Ist sie die Treppe denn schonmal runter gefallen? Weiß sie, warum ihr euch sorgt? Wenn nicht, dann hat sie ja auch selbst nie erfahren, wovor ihr euch fürchtet, wenn sie die Treppe im Vorwärtsgang runter rutscht. Kleinkinder in dem Alter bei „schlechtem“ Verhalten wegzuschicken (ins Zimmer oder so) gleicht aber einem Liebesentzug. Für die kleinen wirkt es dann so, als würden Mama und Papa sie „verlassen“ wenn sie sich nicht an die (oft nicht nachvollziehbaren Regeln) halten. Wichtig wäre es, zu vermitteln, dass ihr sie auch lieb habt, wenn sie in euren Augen Blödsinn macht und sich „falsch“ verhält. Sonst schadet es der Beziehung zwischen euch. Und ihrem Vertrauen in euch und eure bedingungslose Liebe. Schlagen, treten etc… Das ist ja alles ganz normal, du hast es ja auch als Ausdruck ihrer Wut verstanden. Klar ist es wichtig da die eigenen Grenzen zu vermitteln, aber genauso wichtig ist, ihr zu helfen ihre Wut oder andere Gefühle zu verbalisieren. Und die Aggression irgendwie umzuleiten. Sie in ein Kissen boxen lassen oder so. Und ihr sagen, dass du das verstehen kannst, dass sie wütend ist. Oder dass du das wahrnimmst auf jeden Fall. Ohne sie für ihre Gefühle zu bestrafen, in dem sie alleine gelassen wird in ihrem Zimmer. Die logische Konsequenz daraus wäre nämlich, dass sie lernt ihre Gefühle zu unterdrücken, damit sie nicht mehr alleine sein muss. Aber ich verstehe euch voll und ganz. Das Alter hat definitiv seine Tücken und es braucht Nerven wie Drahtseile und ne Menge innerer Beherrschung in ganz vielen Situationen. Und wisst ihr was, es wird noch heftiger 😉 alles Liebe!

  • Anja

    bei uns ist das zweite Lebensjahr sehr ruhig verlaufen.aber seit dem Kindergarten ist jetzt Radau. wir haben die gleichen Situationen, auf Verbote wird mit Lachen reagiert, wiederholte Neins ignoriert. Ich glaube, es gibt da nicht DIE Lösung. ich reagiere auch mit Auszeiten und das hilft auch (beim großen nicht mehr). Bei manchen Situationen versuche ich die Gefahr abzuschätzen, vor die ich ihn eigentlich schützen will. wenn er nicht hören will, muss er es eben selber probieren und aus Fehlern lernen. Oder ich nehme ihn weg und er bekommt eine Auszeit auf der Bank. Mittlerweile versuche ich wirklich zu überlegen, wie wichtig mir die Situation ist. muss ich mich durchsetzen? ich habe noch einen Großen und kann meine Kräfte nicht allein auf den Kleinen richten. da MUSS ich auch mal nachgeben. Aber ich kann nur empfehlen, jetzt schon in den wichtigsten Dingen konsequent zu bleiben. es wird immer wieder solche Phasen geben, egal ob 3, 4 oder fast 6 Jahre.

  • Katharina

    Ich verstehe immer nicht so ganz, warum man den Kindern in diesem Alter mit Strenge begegnen wollen sollte.

    Ich erlebe meinen Sohn nicht als Agent Provocateur. Es geht ihm nicht darum, mich oder wen auch immer zu reizen. Ich nehme ihn erher als kleinen Menschen war, der sich erfahren und ausprobieren möchte, ohne damit irgendeine Absicht gegen meine Person zu verfolgen.

    Ich glaube diesem Ansatz folgend deshalb auch eher, dass es gegenüber einem wutschnaubenden Kind darum geht, ihm zu zeigen, dass es gewisse Grenzen gibt und man davon auch nicht abweichen will, aber dass man trotzdem für das Kind da ist und es nicht weniger gern hat, nur weil es gerade wütend ist. Ich lasse meinem Kind also den Raum für seine Gefühle und stehe ihm währenddessen bei.

    Dementsprechend finde ich unvorstellbar, meinen Sohn auf die „stille Treppe“ zu setzen oder ihn gar in sein Zimmer zu schicken, bis er sich beruhigt hat. Ich habe den Eindruck, dass es in diesen Situationen viel wichtiger ist, dem Kind Nähe anzubieten. Und das mache ich dann auch. Ich breite meine Arme aus und sag‘ meinem Sohn „komm mal her, ich will dir erklären, warum ich dies oder das gerade nicht will“. Für uns funktioniert das gut. Mein Sohn beruhigt sich sehr schnell, fühlt sich verstanden und kann dann meine gesteckten Grenzen auch akzeptieren. Genauso wie er gelernt hat, seine Grenzen klar zu machen und die respektiere ich dann auch.

    Nun ist mein Sohn inzwischen schon drei Jahre alt. Da funktioniert die Kommunikation auf einem ganz anderen Level. Aber ich verfahre von Anfang an so mit ihm und habe darauf vertraut, dass es sich zum Guten wenden wird und das hat es auch. Strafen und Loben halte ich für kein gutes Konzept. Aber das ist noch einmal eine ganz andere Geschichte.

  • Camilla

    ja, absolut! ankündigen und dann auch konsequent durchziehen. nur manchmal ärgere ich mich, weil bspw. gesagt habe „sonst gehen wir sofort nach hause“, obwohl ich das eigentlich gar nicht will… argh…

  • Camilla

    Nein, Bestrafen möchte ich auch nicht. Wir versuchen uns nicht reizen zu lassen und all die Geduld aufzubringen, die wir aufbringen können. Aber es gab schon ein, zwei Momente, da ist der Geduldsfaden gerissen und da haben wir sie aufs Zimmer geschickt. Wir haben das ganz schnell wieder aufgegeben, weil es nicht der Weg ist, den wir gehen möchten. Aber: Wir haben es angekündigt und mussten es dann auch durchziehen. Jetzt weiß sie mittlerweile, dass wir Dinge nicht einfach so sagen und sie hat sich dadurch etwas gefangen. Mittlerweile hilft aber auch sehr der Satz „Möchtest Du dass Mama schimpfen muss?“, dann hört sie meistens auf. Oder sie grinst wie ein kleiner Teufel, lacht und nickt. Dann mache ich eine kleine Verfolgungsjagd draus mit einer Kitzelattacke und danach ist meist der Stress vergessen…

  • Camilla

    Ja, Geduld ist sicherlich der Schlüssel.

  • Camilla

    Julia, ich bin total bei Dir. Mir den Mund fusselig erklären macht keinen Sinn. Das ignoriert sie einfach. Das ging eine Zeit lang, aber darüber sind wir längst hinaus. „Runterkommen“ ist einfach ein gutes Stichwort denke ich, denn machmal hilft das am besten. Die Kunst ist es wohl, es früh genug zu erkennen, bevor es eskaliert…

  • Camilla

    Haha, das habe ich mir gedacht. Argh…
    Und ja, natürlich fragen wir uns ständig ob es der richtige Weg ist. Wir unterscheiden da sehr stark zwischen Theater und echter Wut, wobei der Grad da sehr schmal ist. Zum Glück lernt man ja auch als Eltern verdammt schnell und haben an den Reaktionen von Helene schnell gemerkt, was nicht gut ist. Aber leider hilft da nur ausprobieren…

  • Camilla

    Ja, kleine Auszeiten finde ich auch gut. Ich versuche sie nur jetzt vorher einzusetzen, bevor es eskaliert und Helene ausflippt. Funktioniert aktuell auch super. Aber wie wir alle wissen, das wird auch wieder anders…

  • Camilla

    Liebe Katharina, von Zuckerbrot und Peitsche halte ich auch absolut nichts. Das mit dem Erklären ist wichtig, aber irgendwann muss ich als Mama ich mal eine klare Grenze ziehen oder?

  • kiddo the kid

    Das Kiddo ist 20 Monate alt und hat einen ziemlich präzisen eigenen Willen. Was mir in den letzten Wochen sehr oft weitergeholfen hat und wie gerufen kam, war die Artikelserie zum Thema „Kooperation“ drüben beim Wunschkindblog. Die Beiden schaffen es ziemlich toll, das ganze Nein-und-Wut-und-Trotz-Dings einleuchtend zu erklären.

    Die Umsetzung ist dann natürlich auch immer wieder Trial und Error, aber ich fühle mich einfach nicht mehr so total hilflos, wenn das Kind den Wutbürger macht.

    Hier der Link für alle, die es interessiert: https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2015/09/mein-kind-kooperiert-nicht-warum-kinder-scheinbar-nicht-kooperieren-wollen-teil-1-der-serie.html

  • Ilka

    Wenn ich mir meinen zweijährigen Terrorzwerg anschaue, denke ich manchmal: Wie einfach waren die ersten 24 Monate mit ihr! Und während sie mich mal wieder ignoriert und ich mal wieder schimpfe und fordere, dass sie dieses oder jenes aufhebt / läßt / holt /hinstellt, denke ich mir: „Du hörst dich an wie die Muddis, die du auf dem Spielplatz immer so ätzend findest.“ Dann gehe ich innerlich einen Schritt zurück und äußerlich auf meine Tochter zu und versuche, das „Problem“, was wir gerade haben, gemeinsam mit ihr zu lösen. Oder ich begleite sie einfach durch ihr „Trotz-Tal“ und erkläre ihr danach, wieso ich die Entscheidung so getroffen habe, wie ich sie getroffen habe. Und hoffe auf ihre Kooperation beim nächsten Mal. Klappt nicht immer, aber oft. Und für den Rest finden wir auch noch eine Lösung.

  • Camilla

    I love it „Ich begleite sie durch ich Trotz-Tal“ 😉

  • lila

    hallo
    Das ist ein wirklich heilkes Thema, vorallem wenn man sich im Praxistest befindet und nicht mehr ( wie früher ohne KInd), den Kopf über die ganzen Voll-Pfosten_Eltern auf der Straße zu schütteln kann. Mein Kind ist jetzt 2,5 und kurz nach seinem 2. Geburtstag ging es los. Wutanfälle, krampfhafte Autonomie, Schreiattacken. Einmal hat es sich in seine Wut so sehr reingesteigert, dass es den Kopf auf den Boden gehauen hat und eine Beule hatte. Puh, das waren keine so schönen Zeiten. Von Auszeiten halte ich nicht so viel, denn ich denke den Kleinen geht es in diesen Situationen, sehr viel dreckiger geht als den Großen (und mir ging es dabei schon extremst mies) vorallem wenn dann noch ein Liebesentzug, bzw ein Mama/Papa/Bezugsperson-hat-mich-nur-dann-lieb,-wenn-ich-mich-nach-deren-Wünschen-verhalte-und-nicht-so-wie-ich-bin.-Gefühl dazu kommt Ich denke Kinder brauchen immer und gerade in so schweren Zeiten immer nur bedingungslose Liebe.
    Bestrafung finde ich auch nicht gut.
    Ich mag das Prinzip „Wiedergutmachung statt Strafe“, aber bei 2 Jährigen?!?! haha, amüsante Vorstellung.
    Am meisten geholfen hat mir am Ende, einige wenige Gedanken:

    1.) Wie wichtig ist das jetzt?!
    Kind will unbedingt mitten auf der Straße Laufradfahren? Geht nicht.
    Kind möchte unbedingt eine Schublade ausräumen, länger wach bleiben, mit Wasser spritzen, etc. Geht. Nervt nur mich, wenn ich ganz ehrlich bin.

    2.) Entspann dich. Es geht alles vorbei. es ist nur eine Phase. Wirklich.
    Ich zumindestens kenne keinen 10jährigen, der sich noch die Treppe hochtragen lässt, keinen Tennie
    der jede Nacht in Mamas Bett kriecht und ich kenne vorallem in diesem reichen Land kein einiziges Kind, welches an einem gedecktem Tisch verhiungert ist oder auch nur ernsthafte Mangelerscheinungen bekommen hat.

    3.) Egal wie Nerven veschliengend so ein Wutanfall auch sein mag, egal wie gerädert ich mich fühle, dem Kind geht es in diesem Moment auch ganz und gar nicht gut.
    Es will und darf nicht, es versteht nicht alles und ist die ganze Zeit fremdbestimmt und hilflos. Was würde ich in so einem Moment machen? lächeln und nicken oder heulen und losbrüllen?

    4.) Irgendwie macht eigentlich alles was die Kinder so veranstalten (wollen)irgendeinen Sinn. Es liegt an den Großen den zu verstehen.

    Viel Kraft und gute Nerven wünsche ich euch allen und ganz am Rande: einen kleine Auszeit für die Großen wirkt wahre Wunder:)

  • Leni

    Strenge ist meiner Meinung nach spätestens dann nötig, wenn jemand anders leiden muss: Meine Tochter ist 20 Monate alt und schon eine ganze Weile in der Trotzphase. Wenn mein Großer (4) auf dem Klo sitzt, zwickt sie ihm immer richtig feste in die Beine, in anderen Situationen zieht sie ihm an den Haaren und ihre Reaktion auf sein Weinen und Schimpfen ist nur ein ganz freches Lachen, Wegrennen oder es nochmal machen. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass sie genau versteht, was ich sage und freundliches oder auch strenges Erklären bringt gar nichts. Wenn es also zu heftig wird erhebe ich schon mal die Stimme (ich schreie sie jetzt nicht total an oder so) und schimpfe richtig mit ihr. Dann weint sie kurz und will ihre Ruhe, bevor sie sich dann trösten lässt und ich ihr das Ganze nochmal freundlich erkläre. Dann ist sie auch meist bereit, sich zu entschuldigen. Ich bin auch kein Freund von Strafen und Wegschicken, das macht in dem Alter für mich auch gar keinen Sinn. Aber ganz ohne Strenge klappt es (bei uns) auch nicht!

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