„Seit meiner Schwangerschaft bin ich großer Fan eurer Internetseite und natürlich auch eures Auftritts bei Instagram. Ganz besonders liebe ich die The day that…Kolumne.“ mit diesen Worten erreichte uns die Email von Sarah Maria mit einer außergewöhnlichen Geburtsgeschichte, einer natürlichen Geburt aus Beckenendlage (das Baby kommt mit dem Popo zuerst), die nicht nur Mut macht, sondern auch zeigt, wozu unser Körper fähig ist…

Ein Jahr ist es jetzt her, dass ich weinend auf einem Kreissaalbett lag, hin- und hergerissen zwischen Erschöpfung, vollkommenem Glück und Sehnsucht, meine kleine (wirklich mini) Tochter auf der Brust liegen hatte und mich nach meiner Mutter gesehnt habe. Schon in den ersten Wochen danach wurde mir schnell bewusst, dass die Erinnerungen an die Geburt meiner Tochter unfassbar schnell verblassen. Und das ist schade! Also habe ich angefangen in den nächtlichen Stillphasen, einhändig in mein Handy zu tippen, um so viel es geht davon festzuhalten. Auch wenn die Erinnerungslücken immer größer wurden und ich mir irgendwann nicht mehr sicher über die genaue Reihenfolge der Ereignisse war und wie sich das alles so anfühlte, weiß ich nach wie vor eins ganz genau: Es war toll! Es war toll und ich möchte es aufschreiben um Mut zu machen, Neugierde zu befriedigen und um mich zu erinnern. Denn dieser Erlebnis ist es wert, nichts zu vergessen und immer, immer wieder nachzulesen wie das so war, der Tag an dem Amelie Theresa geboren wurde ♥️ 

„Och nö, echt jetzt?“ war Maximilians Antwort darauf. Wir hatten gerade noch besprochen wie die kommende Woche aussieht, wann er arbeiten geht, wie ich ihn im Falle des Falles dann am schnellsten erreiche, was ich für Termine habe und wann wir gemeinsam zur Kontrolluntersuchung fahren. Tja der Plan rann mir gerade die Schenkel runter. Ziemlich schnell bin ich vom Sofa aufgesprungen. Maximilian brachte ein Handtuch, da stellte ich mich drauf und so stand ich dann noch ne Weile. Es hörte einfach nicht auf, aus mir herauszulaufen. Da stand ich nun, in der Mitte vom Wohnzimmer, schälte mich aus der nassen Jeans und fing an zu lachen. Die Vorfreude kam, ich war unfassbar glücklich Maximilian an meiner Seite zu haben und mit ihm gemeinsam, über diese doch irgendwie komische Situation zu lachen.

Während Maximilian super aufgeregt durch die Wohnung hüpfte, versuchte ich einen klaren Kopf zu bewahren. Ich wollte sicher gehen, dass ich an alles gedacht habe, alles dabei habe was ich (vermeintlich) brauche. Normalerweise kann man sich nach einem Blasensprung ja noch ein bisschen Zeit lassen bis man ins Krankenhaus oder wohin auch immer fährt. Aufgrund der Beckenendlage unserer Tochter sollten wir uns allerdings direkt auf den Weg machen. Da ich noch keine Wehen hatte, war die Autofahrt ziemlich entspannt und wir scherzten und waren beide einfach ziemlich gespannt. Im Krankenhaus angekommen begrüßte uns eine gut gelaunte Hebamme. Der Kreissaal war super ruhig und die Atmosphäre ebenso. Ich und das Baby wurden durchgecheckt, alles war gut. Es gab bereits ein Zimmer mit zwei Betten für uns, da zogen wir ein und legten uns „schlafen“. Maximilian hat tatsächlich auch keine 2 Minuten gebraucht um einzuschlafen. Der kann einfach immer und überall schlafen! Ich lag natürlich wach… und dann fing ich an es zu spüren. Wehen. Da waren sie. Nach ca. einer Stunde war ich mir relativ sicher, dass das starke Ziehen im unteren Bauch wirklich Wehen sind, weckte Maximilian und wir statteten der Hebamme einen erneuten Besuch ab.

Der Hebamme, wie auch mir, war klar, dass es mir schwer fallen würde jetzt noch mal zu schlafen. Also ging es ab in die Badewanne! Da saß ich dann von 02:00 bis 04:00 drin. Und es tat so gut! Am Anfang konnte ich mich nochmal richtig entspannen. Nach ca. einer halben Stunde merkte ich, dass ich langsam aber sicher in eine dynamischere Wehenphase kam. Maximilian lag neben der Badewanne auf einer Matte und schlief. Bei jeder Wehe tippte ich ihn an, er wachte auf, gab mir seine Hand und wir atmeteten zusammen die Wehe „weg“. Danach ist er immer wieder eingeschlafen (erstaunlich wie das funktioniert hat!). Als ich um 04:00 aus der Badewanne raus bin hatte ich alle 5 Minuten Wehen, die etwa 45 Sekunden anhielten. Es ging also richtig los!  Mein Muttermund war allerdings erst 1 cm offen, da lagen also noch 9 cm Arbeit vor mir…

An die nächsten Stunden kann ich mich jetzt schon nicht mehr zu 100% erinnern. Ich hörte auch gegen morgens auf, ständig auf die Uhr zu schauen. Die Wehen kamen ja sowieso in regelmäßigen Abständen. Ich probierte verschiedene Positionen aus um den Schmerz einigermaßen auszuhalten. Um 07:00 war Schichtwechsel bei den Hebammen. Von der „neuen“ Hebamme wurde ich dann wieder untersucht und der Muttermund war 3-4 cm geöffnet. Ein bisschen weiter aber irgendwie noch nicht so wie wir uns das erhofft hatten. Mit der Zeit spürte ich, dass der Schmerz sich veränderte. Ich hatte bei jeder Wehe nicht nur ein starkes Ziehen im Bereich des Schambeins, sondern es zog auch ziemlich im unteren Rücken. Mein „Bandscheibenvorfall“ von vor 6 Jahren sagte Hallo. Nachdem ich in der ganzen Schwangerschaft super damit zurecht gekommen bin und nur zu Beginn Probleme mit dem Rücken hatte, blieb ich leider doch nicht verschont. Diese Schmerzen im Rücken, übertrafen den eigentlichen Wehenschmerz und machten mich ziemlich schnell, ziemlich wahnsinnig. Zwischen ca. 09.00 und 12:00 hatte ich das Gefühl es nicht mehr lange auszuhalten. Die Hebamme saß ganze 2 Stunden hinter mir, massierte mir den unteren Rücken, während Maximilian vor mir saß und mich so gut es ging unterstützte. Vor Schmerzen musste ich mich übergeben und ich hatte das Gefühl, dass ich zeitweise wieder aus meinem Rhythmus gekommen bin. Ewig lang war mein Muttermund 9 cm geöffnet und der letzte Zentimeter wollte einfach nicht nachgeben. Die Hebamme war langsam etwas unruhig und sprach mit uns darüber, mit einem Wehenmittel etwas nachzuhelfen. Mir war aber zu dem Zeitpunkt bewusst, dass ich noch intensivere und häufigere Wehen nur mit einer PDA aushalten könnte und das wollte ich vermeiden.

Nachdem ich mich ein drittes Mal sehr stark übergeben musste, vielen dann auch die Herztöne der Kleinen ziemlich in den Keller. Die Oberärztin kam, checkte mich und wir vereinbarten mit der Hebamme, dass wir dem Muttermund noch eine halbe Stunde Zeit geben würden. Und sie da, er öffnete sich komplett, ich bekam den Drang aktiv mit zu pressen, was ich dann auch tat und auf einmal war selbst die Hebamme überrascht und schickte mich runter vom Geburtshocker. Durch die Beckenendlage, war ich bei der Wahl der Geburtsposition leider etwas eingeschränkt und musste für die letzte Phase aufs Bett. Auch kamen für die Phase die Oberärztin, die diensthabende Stationsärztin und Hebammenschülerin dazu. Vor der Tür stand wohl ein Anästhesieteam für den Fall der Fälle. Es wurde also ganz schön voll bei uns! Zum Glück hat mich das so gar nicht gestört. Von der Oberärztin war ich sowieso ein riesen Fan, die Schülerin war einfach nur super süß und die diensthabende Ärztin habe ich kaum war genommen.

Und dann ging alles ziemlich schnell. Ich fühlte mich auf einmal wieder wohl in meiner Haut, die Rückenschmerzen waren weg, ich konnte aktiv mitarbeiten und es dauerte nicht lange, da strahlte mich ein total erschöpfter Maximilian an und sagte mir er kann den Po unsere Tochter sehen! Ganz vorsichtig fasste ich mir zwischen die Beine und ja, da war unsere Tochter. Ein paar Wehen später war ihr Körper komplett geboren und die entscheidende Phase kam, in dem so schnell wie möglich auch der Kopf folgen musste. Und dann tat ich es – ich habe so laut geschrien, wie noch nie in meinem Leben. Mir war bewusst, dass es jetzt schnell gehen muss und ich hätte wohl auch alles in Kauf genommen. Und so habe ich es geschafft und unsere Tochter war auf der Welt.

 

Danke liebe Sarah für so viel echtes Leben!
Mehr über Studentin Sarah und Amelie Theresa erfahrt ihr auf Instagram @lifeisgoodbabyblog oder auf ihrem Blog.

Allen, die sich mehr Realität im Netz wünschen und nach diesem Beitrag auch an Geburtsverletzungen denken, denen legen wir unser MUMMY MAG Paper zum Thema Nestbau und die erste Zeit nach der Geburt ans Herz. Hier entlang…