The day that… Annika was born!
Anja ist 35 Jahre alt und war Flugbegleiterin auf einem Privatjet. Sie dachte, sie hatte den besten Job der Welt, bis sie zum ersten Mal Mutter wurde. Das sagt sie genau so. Und heute erzählt sie uns von dem Tag, als ihre Tochter zur Welt kam und von der rosaroten Welt in die sie eintauchte – obwohl es einen klitzekleinen Wermutstropfen gab…
Jetzt ist es fast ein Jahr her, unglaublich wie schnell die Zeit verfliegt, und trotzdem fühlt es sich immer noch wie gestern an… Gegen Ende meiner Schwangerschaft wurde ich oft gefragt, wie es mir denn ginge, ob ich denn nervös sei, oder aufgeregt. Meine Antwort war: Keine Ahnung. Denn, ich wusste ja nicht genau, was da auf uns zu kommen würde. Es war unser erstes Kind. Denn da wartet man auf etwas und man weiß ja eigentlich nicht auf was. Man weiß nicht wann, man weiß nicht wie, und wir wussten nicht einmal worauf. Ja, klar: auf ein Baby. Aber Mäderl oder Bub? Diese Überraschung stand uns noch bevor.
Ich weiß das mag etwas altmodisch wirken, aber wir haben für uns entschieden, dass es heut zu tage kaum noch Überraschungen gibt, und wir wollten uns dieser einfach nicht berauben lassen. Und nein, ich war wirklich nicht neugierig und wollte es ehrlich nicht wissen. Im Gegenteil: vor jeder Untersuchung habe ich meinem Gynäkologen wieder und wieder gesagt, dass er sich ja nicht verplappern darf.
Unser errechneter Geburtstermin war der 15. November 2014. Eigentlich war ich mir sicher, unser kleiner Knopf kommt früher. Aber nein, ich habe mich getäuscht, denn am 15. ist immer noch nichts passiert. War aber nicht schlimm, mir ging es ja gut. Die Schwangerschaft war total unaufregend, also weder die schönste Zeit in meinem Leben, noch qualvoll oder kompliziert. Es war wie immer, nur dass ich eben schwanger war. Ja, und dass ich nicht mehr arbeiten durfte, ab der 9. Woche war Schluss, denn fliegen geht nun mal nicht mit kleinem Knopf im Bauch.
Unaufregend sollte es wohl auch die nächsten Tage weitergehen. Es regte sich nämlich nichts, bis zum Abend des 20. November: Wir waren noch beim Bruder meines Mannes zum Essen eingeladen, da hatte ich schon so ein Ziehen im Bauch, heute weiß ich, dass das die ersten Wehen waren. Damals wusste ich das nicht. Ging, nachdem ich noch schnell eine Partie Muffins gebacken habe, ins Bett und habe eine sehr gute und entspannte Nacht verbracht. Am Morgen des 21. war das Ziehen aber nicht vorbei. Ich sagte zu meinem Schatz Markus: “Du, ich glaube heute werden wir Eltern!“
Da die Wehen noch sehr unregelmäßig und schwach waren, haben wir den Tag ganz gemütlich begonnen. Wir sind nach einem guten Frühstück sogar noch ins Shopping Outlet gefahren und haben unsere Ski zum Service gebracht. Natürlich haben wir immer wieder die Wehenpausen gestoppt. Aber die Wehen kamen immer noch in großen Abständen. Und da ich mir sicher war, dass das heute im Kreißsaal enden wird, hatte ich keine Lust mehr auf Kochen und wir sind noch zu unserer Lieblings-Pizzeria gefahren. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Da sitzt man da, über seiner Pizza, den Timer vom iPhone immer im Auge. Abstände noch immer groß genug, Wehen gut auszuhalten und mein einziger Gedanke war: “Das nächste Mal darf ich endlich wieder ein Tiramisu hier essen!!” (Das habe ich nämlich neben Sushi und Salami am meisten vermisst in meiner Schwangerschaft!)
Bis zum Abend habe ich es mir zuhause gemütlich gemacht, die meiste Zeit davon in der Badewanne mit einem Buch. Mein Mann musste auch noch einmal weg, da waren wir bei 10 Minuten-Abständen. Ich war aber total entspannt und habe ihm gesagt, im Notfall treffen wir uns eben im Krankenhaus. Tasche war ja gepackt und ich immer noch sehr gut drauf. In der Badewanne war es ja auch sehr angenehm. Und das Buch war gut. Wer weiß wann ich das nächste Mal dazu käme in Ruhe ein Buch zu lesen. Um 18 Uhr, da war ich bei 7 Minuten angelangt, habe ich mal meine Hebamme des Vertrauens angerufen und habe sie kurz über die Vorkommnisse und die Ist-Situation informiert. Anna-Lisa (so heißt meine großartige Hebamme) war ohnehin auf Standby (Juhuuuu!) und hat gemeint, ich könne jederzeit kommen, wenn ich das möchte. Aber irgendwie wollte ich noch nicht. Mir ging es gut zuhause und ich habe mit ihr vereinbart, dass wir einfach in Kontakt bleiben und bin zurück in meine Badewanne. Lesen.
Ich muss dazu sagen, dass ich mich für eine Entbindung in einem privaten Krankenhaus entschieden habe. Dort ist es üblich, dass man die Hebamme im Dienst (in meinem glücklichen Fall auch die gleiche Hebamme die mich in der Schwangerschaft betreut hat) kontaktiert, und auch seinen eigenen Arzt mitbringt.
Um 21:15 Uhr kamen die Wehen dann in 5-Minuten-Abständen, und mir wurde klar, es wurde langsam Zeit ins Spital zu fahren. Markus war mittlerweile auch wieder zuhause eingetroffen. Mit der Hebamme haben wir ausgemacht, dass wir uns eine halbe Stunde darauf vor dem Kreißsaal treffen. Ich habe mir meinen Mann und die Kliniktasche (die schon 5 Wochen gepackt im Schlafzimmer stand) geschnappt und wir sind los gedüst. An die Autofahrt kann ich mich nicht mehr erinnern.
Als wir im Krankenhaus angekommen sind, war noch alles dunkel, denn wir waren vor der Hebamme da. Zugegeben ein komisches, ein bisschen spookiges Gefühl, allein durch die dunklen Gänge zu spazieren. Irgendwie wirkte es sehr verlassen. Kurz nach uns traf allerdings schon Anna-Lisa ein. Bei der Erstuntersuchung hat alles wunderbar gepasst, es sollte aber trotz dem 4-Minuten-Abtand noch ein bisschen dauern. Der Muttermund war erst 1,5 Zentimeter offen und drum durften mein Schatz, die Kliniktasche und ich mal in unser Familienzimmer ‘einchecken’ Die Wehen kamen jetzt oft und auch stärker, aber trotzdem irgendwie nicht so schlimm wie ich es erwartet habe. Ich war immer noch gut gelaunt und habe mich so gefreut den kleinen Knopf im Bauch bald kennenzulernen.
Bis Mitternacht haben wir es uns im Zimmer “gemütlich” gemacht. Sofern man Geburtstermin und Gemütlichkeit in Zusammenhang bringen kann? Gut, langsam war ich aufgeregt. Und mein Mann, ja der war glaube ich auch sehr aufgeregt.
Bei der nächsten Untersuchung sah die Situation schon ganz anders aus. Muttermund war innerhalb von 1,5 Stunden auf 10 Zentimeter aufgegangen. (da hat sich Yoga und Akupunktur wirklich ausgezahlt!) Das war quasi ideal und hat mich und Anna-Lisa gleichermaßen erfreut. Oh, mein Schatz, der war auch immer noch da und hat mich sehr lieb unterstützt, ganz ruhig und defensiv, aber genau richtig für mich. Anna-Lisa fragte, ob wir uns schon für einen Namen entschieden haben, den hatten wir bis dahin nämlich noch nicht preisgegeben. „Wenn es ein Mäderl wird, Annika und bei einem Buben, ja da schauen wir dann mal“ (ich habe gefühlt, dass das nicht nötig sein wird…)
Ich habe mir vor dem Geburtstermin eigentlich gar nie überlegt “wie” ich gebären wolle, ich habe mir immer gedacht, dass ich das dann schon merken werde, was richtig ist. Da ich schon fast den ganzen Tag in der Badewanne verbracht habe, wollte ich da auch wieder hinein. Zumindest zum Entspannen. Da bin ich dann auch gar nicht mehr rausgekommen. Ich empfand es als sehr angenehm, alles fühlte sich so weich an. Man konnte sich auch gut abstützen, hatte die Schwerkraft als Unterstützung, und außerdem gibt es noch das große verknotete Leintuch von der Decke, an dem man sich immer so gut festhalten konnte, wenn mittlerweile alle – gefühlten – 2 Minuten eine Wehe daher rauschte.
Das war es also, darauf habe ich gewartet. Es lief wirklich gut. Positiv gepusht von Markus und der Hebamme, die mir immer wieder versicherten, dass ich einen guten Job mache. Gut, ehrlich gestanden, sah ich das etwas anders. Und ich habe auch eine plötzliche Eingebung gehabt, und mir wurde ganz plötzlich klar, warum es auf dieser Welt wohl so viele Einzelkinder gibt.
Als mein Gynäkologe angerufen wurde, so gegen 1 Uhr, war mir klar, wir näherten uns dem Ende. Zwanzig Minuten später war er da und die Geburt voll im Gange. Ich habe auf die große Uhr gesehen und mir gedacht, um 2 Uhr möchte ich aber bitte fertig sein und hab meinem kleinen Knopf im Bauch gesagt, es möge doch bitte ein bisschen mitmachen, ich wollte ja schließlich nicht ewig hier in der Badewanne liegen.
Um 10 vor 2 war es dann soweit. Nachdem die Fruchtblase (die nicht geplatzt ist) aufgestochen wurde, hat es vielleicht noch zehn Minuten und ein paar Presswehen gedauert, bis unser kleines Fräulein das Licht der Welt erblickte. Ich werde es niemals vergessen, als die Hebamme sagte: “Es ist eine Annika!” und es hat ein bisschen gedauert, bis Markus und ich es realisiert haben. Eine Annika. Ein Mädchen. Sie wurde mir auf meine Brust gelegt und ich war der glücklichste Mensch der Welt. Mein Baby. Mein kleines Wunder. Und wie sie roch. Ich habe noch nie etwas Schöneres gerochen. Und wie süß sie war, noch nie hab ich etwas Süßeres in meinen Armen gehalten. Wir waren überwältigt. Es war so schön. Ich wollte am liebsten gleich nochmal. Ja, es war ein wunderschönes Erlebnis, und es klingt kitschig, ich weiß schon, aber die Geburt meines kleinen Fräuleins war das Schönste, das mir je passiert ist. Ich bin so dankbar dafür! Und freue mich auf die nächste.
Einen kleinen Wehmutstropfen gab es dann schon noch: Leider wurde dieser schöne Moment ein bisschen getrübt, da sich meine Plazenta partout nicht lösen wollte. Es wurde alles versucht, mit Wehentropf und Co. Aber die war fest wie Beton. Darum musste ich leider mein kleines Wunder in die Obhut ihres Papa geben, und nochmal in den OP, für eine Currettage. Ich war allerdings so gut drauf, meine Hormone sind nur so übergegangen, daher hätte nichts mein absolutes Glück zerstören können. Ja, ich war schon ein bisschen traurig, Annika wegzugeben, aber ich wusste ja, dass sie am zweitbesten Platz der Welt war, bei ihrem Papa. Der allerdings war mehr besorgt als ich. Damit haben wir ja auch nicht gerechnet. Ich musste eine Vollnarkose bekommen, und die zwei mussten schon alleine aufs Zimmer. Aber nach einer Stunde war ich wieder bei meinen zwei Lieben. Der kleine Eingriff war schnell vergessen, denn: Ab nun war einfach alles perfek!
Überwältigend schön und ich hätte die ganz Welt umarmen können. Nun waren wir zu dritt. Eine richtige kleine Familie. Unfassbar. Da wartet man vierzig Wochen darauf, bereitet sich vor, denkt man weiß schon worauf man sich einlässt und dennoch, es ist anders. Vollkommen anders. Unvorstellbar schön. Wir waren bereit. Bereit für unser neues Abenteuer zu dritt.
Vielen Dank liebe Anja, dass Du Deine Geschichte mit uns teilst! Wir haben direkt auch schon wieder eine rosarote Brille auf 😉
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Für unsere Serie “The Day that…” freuen wir uns über jede Mummy unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und ihre Erlebnisse mit uns teilen möchte – Bei Interesse schreibt uns eine Nachricht an: info@mummy-mag.de
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