The Day that … Ella was born!
Käthe hat ihr erstes Baby zu Hause zur Welt gebracht. Völlig unbeeindruckt von all dem was Müttern heute in der Schwangerschaft von Gefahren unter der Geburt berichtet wird, hat Sie sich dank einer wundervollen Fabel für eine Hausgeburt entschieden und Tochter Ella daheim das Licht der Welt geschenkt. Uns hat Käthe an Ihrer Geburtsgeschichte teilhaben lassen… und an der wundervollen Tierfabel von Magdalene Weiß. Lest unbedingt selbst die Moral der Geschichte.
Die Intensität des Schmerzes, den man sich vorher nicht vorstellen kann. Das Gefühl, wenn man sein Kind endlich in den Armen hält.
Auf der Suche nach einer Hebamme, die mich bei meiner Entbindung begleiten sollte, traf ich auf Sandra, die Hausgeburtshebamme ist und mich seit meiner 12. SSW betreute. Den Weg bis zur Geburt kann man sich im Vorhinein ein wenig gemütlicher gestalten oder sich auf gewisse Sachen vorbereiten.
Und so habe ich die letzten Tage vor der Geburt meiner Tochter Ella damit verbracht mir eine Playlist zusammenzustellen, die Wohnung gemütlich zu gestalten und den Pool aufzustellen, in dem ich sie gebären wollte.
Nervös war ich überhaupt nicht. Da sie mein erstes Kind ist, konnte ich mir auch nur im Groben vorstellen, was da auf mich zukommt. Gehetzt traf es wohl eher. Mir war es extrem wichtig, noch jede kleinste Ecke aufs penibelste aufzuräumen. Sogar den Besteckkasten. Den Werkzeugschrank. Den Balkon. Den Nachtschrank. Einfach alles. Ich hätte wahrscheinlich auch noch meine Nadeldose sortiert, denn mittlerweile war ich sieben Tage über dem Termin und hatte absolut keine Lust mehr. Ich habe im sitzen geschlafen und konnte mich nicht mehr richtig bewegen. 23 Kg waren es jetzt mehr auf der Waage.
Am 16.03 bin ich endlich aufgewacht und empfand ein vages Gefühl von Unterleibsschmerzen. Komisch, nach so langer Zeit ohne Periode. An diesem Tag hatte ich sowieso einen Termin bei Sandra, um meine Wehen anzuschieben.
Dementsprechend erfreut war sie dann, als ich ihr im reinkommen von meinem Miniziepen erzählte. Das wär ja schon mal eine gute Grundlage zum starten. Dann gab es ein bisschen wehenfördernde Akupunktur, Nachtkerzenöl für den Unterleib und Nelkenöl für den Bauch. „Dann würden sie uns nicht mehr entwischen und treiben die Wehen schön an!“
Also wurde gepiekst, gerieben und getastet und mehr und mehr merkte ich wie mir immer wärmer wurde und mein Bauch in regelmässigen Abständen hart und das Ziehen immer stärker, vor allem länger wurde. So saß ich dann im Bus nach Hause. Wir sollten uns wieder melden, wenn es richtig losgeht. Wir wüssten schon wann.
Zu Hause angekommen ging es dann richtig los. Mit reden war dann nicht mehr viel. Die Wehen wurden gleichmässig stärker, länger, immer heftiger.
Gegen 18h kam Sandra nochmal vorbei um die Lage zu checken. Das Resultat: Sie fährt nochmal nach Hause und versucht ein paar Stunden zu schlafen, denn wir könnten eine lange Nacht vor uns haben. Gegen zehn, elf kommt sie dann nochmal wieder.
Mittlerweile verging die Zeit fast gar nicht mehr. Fünf Minuten waren jetzt ein Paket aus zwei langen Wehen und nur zwei kurzen Pausen. Also noch sehr viele Wehen, bis Sandra wiederkommen sollte.
Norman hat den Pool allmählich mit Wasser befüllt, war ansonsten auch sehr zurückhaltend und machte irgendetwas, ausser mir auf die Nerven zu gehen. Ab und zu bekam ich etwas zu trinken hingestellt, irgendwie immer zum richtigen Zeitpunkt und irgendwann kam Sandra endlich. Das war so schön, dadurch hatte ich das Gefühl, dass es bald vorbei sein sollte.
Muttermund offen. Prima. Ab in den Pool. 22 Uhr.
Zwischen den Wehen wurden die Herztöne von Ella kontrolliert, die da total unbeeindruckt auf dem Weg Richtung Ausgang war. Viel zu langsam. Zwischen zwölf und eins kam die zweite Hebamme. Auch prima, das bedeutet, es ist ganz bald vorbei.
Allerdings konnte Ella im Pool nicht so gut rutschen und oberhalb des Wassers war mir jetzt schon sehr kalt. Also musste ich gegen 2 Uhr ins Bett und in Seitenlage im Trockenen weitermachen. Links. Rechts. Links. Rechts.
Endlich war sie da. Um 4:04 Uhr mit 55 cm, 37,5 cm Kopfumfang und 4120 Gramm.
Dann lagen wir fast eine Woche im Bett und haben uns kennengelernt.
Was mir wichtig ist
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass ich Ella zu Hause auf die Welt gebracht habe und bin froh, dass Sandra und ich uns gleich so sympathisch waren, dass ich mich für eine Hausgeburt entschieden habe.
So verlief alles nach Ella´s und meiner Geschwindigkeit, in angenehmer Atmosphäre. Bei solchen Schmerzen möchte ich nicht das Gefühl bekommen von Ärzten in einem bestimmten Zeitplan abgefertigt zu werden. Das man so schnell wie möglich von diesen Schmerzen als werdende Mutter erlöst werden möchte, ist ja wohl klar.
Leider wird momentan alles dafür getan, den Hebammen kein Auskommen in Ihrem so wertvollen Beruf zu ermöglichen und uns das Privileg genommen, zuhause gebähren zu können.
Noch eine kleine Geschichte aus meinem Geburtsvorbereitungskurs:
Das Katzen-Experiment
Nach der Katzen-Fabel von Magdalene Weiß
Katzen gelten als gute Gebärerinnen. Und alle, die Katzen kennen, wissen, daß Katzen zum Gebären Ungestörtheit und Ruhe brauchen. Und oft ist das erste Bild, das bei dem Gedanken an eine Katzengeburt vor dem inneren Auge entsteht, daher das von einem Schuhkarton, kuschelig ausgepolstert, der in einer versteckten, dunklen Ecke steht, vielleicht in einem Kleiderschrank.
Denn alle, die Katzen kennen, wissen, daß bei einer Katze, die man beim Gebären stört, die Kontraktionen aufhören. Oder daß es sein kann, daß sie ihre Jungen nicht annimmt.
Und da Gedankenexperimente „Was hätte sich wie entwickelt, wenn …?“ zu Schlußfolgerungen führen können, möchte ich nun einfach dieser Frage nachgehen: Was hätte sich wie entwickelt, wenn sich von langer Zeit eine Gruppe von Wissenschaftlern dazu entschlossen hätte, das Gebärverhalten von Katzen zu erforschen?
Natürlich hätten die Katzengeburten zu Studienzwecken vom Schuhkarton im Kleiderschrank ins Labor verlegt werden müssen. Und um alles gut beobachten zu können, wäre das Labor selbstverständlich hell erleuchtet gewesen.
Auch wären die Katzen für eine genauste Überwachung mit vielen Kabeln an Monitore angeschlossen und für einen bequemen Handlungsspielraum auf erhöhte rundumzugängliche Tische gelegt worden. Für ein eventuelles Eingreifen hätten sie prophylaktisch einen venösen Zugang gelegt bekommen.
Den Katzen fremde Labortechniker wären Tag und Nacht ständig ein- und ausgegangen, um jeden Moment des Geburtsverlaufes genaustens zu dokumentieren.
Die Studie hätte bedenkliche Ergebnisse geliefert, wie alle, die Katzen kennen, wahrscheinlich schon vermutet haben. Es hätte sich gezeigt, dass Katzen häufig nur schlecht gebären können, die Geburtsarbeit überwiegend unkoordiniert verlief, die Geburten lange dauerten, manchmal mittendrin abbrachen und in Folge dessen auch die Herztöne der ungeborenen Kätzchen regelmäßig schlecht wurden, medizinische Interventionen oft notwendig waren.
Die Studie wäre daher bald mit veränderter Fragestellung weitergeführt worden. Die Wissenschaftler hätten nun wissen wollen, denn sie hätten ja wirklich nur die besten Absichten gehabt, mit welchen Medikamenten oder medizinischen Maßnahmen sich die Ergebnisse der Katzengeburten verbessern lassen könnten.
Bald hätten sie über die Möglichkeiten hochentwickelter Geburtstechnologien veröffentlicht. Die Medien hätten diese Erkenntnisse gestreut. Und sehr schnell hätten alle, die ihre Katzen liebten, diese zur Geburt ins Labor gebracht, denn es hätte als der sicherste Platz gegolten.
Und diese Entwicklung wäre weiter voran geschritten. Das Labor wäre im Laufe der Jahre immer wieder erweitert worden. Immer mehr Zweigstellen, auch an anderen Orten, hätten eröffnet. Und überall wäre immer mehr Personal angestellt worden. Eine Interessengruppe hätte eine Kostenübernahme durch alle Tier-Krankenversicherungen erreicht. Denn schließlich hätte eine solche Geburtstechnologie auch finanziell ihren Preis.
Irgendwann wäre die erste Generation der Techniker alt geworden, in den Ruhestand gegangen. Und die zweite, dann die dritte, vierte Generation, nicht nur die der Techniker, sondern auch die der Katzenfreunde, hätte von Geburten im Schuhkarton immer weniger gewußt. Das Wissen, das alle, die Katzen kennen haben, dieses Wissen darum, was Katzen zum Gebären brauchen, wäre mit jeder Generation mehr und mehr verloren gegangen.
Währenddessen hätten die Wissenschaftler, sehr zufrieden mit sich selbst, jetzt das Ziel, die Art und Weise ihrer Labor-Geburtsmedizin noch weiter zu entwickeln. Denn schließlich hätten sie oft bei Komplikationen wie Geburtsstillstand oder schlechten Herztönen das Leben der Katzen und ihrer Kätzchen gerettet. Wie sie mit der immer weiter ansteigenden Rate der Schnittentbindungen hätten beweisen können.
So wäre es dazu gekommen, dass irgendwann der Wunsch nach einer Geburt im Schuhkarton, mit Verweis auf die Forschung, als eine gefährliche Idee gegolten hätte. Und nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch alle, die ihnen geglaubt hätten, wären schließlich absolut davon überzeugt gewesen, dass Katzen auf keinen Fall ohne Technologie gebären können.
Liebe Käthe, Deine Worte sind weise und fast müssen wir Tränen zurückhalten, weil uns die Fabel einen Spiegel vorhält. Nach einer Geburt vergisst man allzu leicht, wie wichtig Hebammen für all unsere Nachfolgerinnen sind und dass scheinbar immer noch nicht genug getan wird, um auf die Rettung dieses Berufs aufmerksam zu machen. Danke, dass du es hier nochmal in aller Deutlichkeit sagst.
Und passend zu deiner Fabel ist der Dokumentarfilm „Meine Narbe – Ein Schnitt ins Leben“ von Mirjam Unger absolut sehenswert.
Ihr habt auch eine Geburtsgeschichte, die Ihr mit uns teilen möchtet? Dann schreibt uns einfach eine Mail an info@mummy-mag.de! Wir freuen uns über jede einzelne Geschichte!
2 Comments
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Joseph
Hey Katja,
ich habe der Fabel keine Verteufelung der Schulmedizin entnehmen können. Meine Freundin und ich haben während des Geburtsvorbereitungskurses ähnliche Aufklärung erfahren und statistisch betrachtet, führen medikative Zugaben definitiv zu weiteren medikativen Zugaben. Erst ist es etwas gegen Schmerzen oder für Wehen, dann ist es die PDA, um das Gewebe zu lockern und dann spürst du gar nicht mehr was dein Körper will und braucht nen Kaiserschnitt. Die Fabel sagt doch nur: hey, denk mal nach was da mit deinem Körper passiert. Ob du darüber nachdenken willst, ist ja am Ende dir überlassen. Und ob du etwas von der Geburt spüren willst ist natürlich auch dir überlassen. Mir hat die Geschichte gefallen.
Danke Käthe. Bye Katja.
Katja
Hm, ich weiß nicht. Es ist toll, dass hier die Hausgeburt so gut geklappt hat, aber die Moral der Katzengeschichte auf Geburten bei Menschen zu übertragen, empfinde ich als schwierig. Sowohl die Müttersterblichkeit, als auch die Kindersterblichkeit war früher einfach höher, die Verteufelung der heutigen medizinischen Versorgung bei Geburten kann ich daher nicht so ganz nachvollziehen.