Thema Abtreibung
Wo bleibt die Selbstbestimmung?
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Diese Woche ging es in unserem WhatsApp-Chat um die Befüllung der Adventskalender für unsere Kids, gute Rezepte, um Plätzchen zu backen und am Ende der Woche dann um den Paukenschlag aus Hessen: das Urteil gegen die Ärztin Kristina Hänel zum Thema Abtreibung.
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Nachdem wir den Artikel von Bloggerin Nike Jane und ihrem ganz persönlichen Abtreibungs-Erlebnis schon vor einer Weile bei uns auf Facebook geteilt hatten, entflammte ein Austausch über unsere Einstellung und Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen.
Am Freitag ging das wieder los, allerdings im “ganzen Netz” und mit Sicherheit auch da wo keiner mitliest, nämlich bei euch zu Hause. Aber inwiefern dürfen sich eigentlich andere Menschen ungefragt in grundsätzliche Entscheidungen, das eigene Leben betreffend, einmischen?
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Der Blick über den Tellerrand
In der ganzen Debatte um Quoten und Gleichstellung geht es vor allem auch um eins: Selbstbestimmung! Was möchte ich selber für mich? Und habe ich die Möglichkeiten dazu? Das Urteil, welches diesen Freitag in Gießen getroffen wurde, hat mich ernsthaft schockiert. Zwar wurde es aufgrund der Tatsache gesprochen, dass die Anzeige der Ärztin zum Thema Abtreibung als Werbung ausgelegt wurde. Allerdings wurde das Urteil auch sofort von allen Seiten aufgegriffen, die eigene und teils steinzeitliche Meinung zum Thema Abtreibung kund zu tun. Bei der Debatte geht es schnell um die Rechte des ungeborenen Kindes und zweifelsohne gehören diese geschützt, ABER die Mutter dieses Kindes sollte sich imstande fühlen, Mutter dieses Kindes sein zu wollen. Und mir fehlt schlicht die reflektierte Betrachtung der mannigfaltigen Gründe, warum Frauen diese Entscheidung für sich und ihr ungeborenes Kind treffen. Es darf schlichtweg nicht so getan werden, als wäre das eine leichtfertige Entscheidung zwischen Coffee-to-go und Shopping auf der High Street.
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Verharmlosen?! Wie soll das gehen, wenn man ohne ärztliche Konsultation und Beratungsgespräch keine Abtreibung in Deutschland vornehmen kann? Diese Instanzen dienen doch der Aufklärung und Beratung und nicht dem “es auf die leichte Schulter nehmen.” Wo also bitte geht’s zur Petition?
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Frauen, die darüber nachdenken und entscheiden, eine Schwangerschaft abzutreiben, brauchen vertrauensvolle Beratung von Ärzten, die unvoreingenommen sind. Es gibt Frauen, die qualifizierte Nachsorge durch Hebammen benötigen, weil sie mit ihrer Entscheidung ein Leben lang auskommen müssen. Daher braucht es ein Netz aus Menschen mit Ahnung und Hilfsbereitschaft, nicht Leute mit erhobenen Zeigefinger oder vorwurfsvollen Blicken.
Janine kann dazu ergänzen
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“Ich bin katholisch aufgewachsen und liberal erzogen worden. Ausrichtungen, die selten Hand in Hand gehen. Formulierungen wie “Frucht” und “Leib” sind mir in selbigen übergegangen und sorgen heute noch für Gänsehaut. Ich habe das riesige Glück (statistisch gesehen endet fast jede dritte Schwangerschaft in einer Fehlgeburt) bisher nicht um den Verlust eines Embryos trauern zu müssen. Glück im doppelten Sinne: Denn ein von mir gewünschter Abbruch würde nicht nur an mir, sondern auch am Verhältnis zu meiner Familie rütteln.”
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Das Urteil aus Gießen ist fatal, weil es Frauen suggeriert, dass sie mit einer Abtreibung etwas Falsches tun. Sie tragen damit zu Unrecht ein Stigma mit sich rum, dass sie sogar dazu treibt, es ihren Eltern, Freunden oder ihrem Partner zu verschweigen anstelle sich den Menschen anzuvertrauen, die ihnen am wichtigsten sind. So kommt zu der einen Belastung direkt noch eine weitere hinzu. Das ist nicht richtig. Und das ist keine Selbstbestimmung, deswegen JA zur Änderung des Paragrafen 219a.
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Schon meine Baby-Tochter zeigt mir, dass Selbstbestimmung Teil unserer DNA ist. Es reicht ihr mit 5 Wochen nicht mehr, bei Hunger an Brust oder Flasche angedockt zu werden, sie stößt sich jetzt selber ab, schaut so lange umher wie sie will und dockt sich dann selber wieder an. Gleiches gilt für den Schnuller, sie entscheidet wann sie ihn will – nicht die Menschen um sie herum. Wenn wir also diesen Respekt schon unseren Kleinsten gewähren, gehört er doch unseren Großen genauso.
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Als großer Fan von Laura Sophie Dornheim, sie ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen und hielt dazu am Freitag eine kurze Rede auf dem Parteitag in Berlin, zitieren wir hier daraus auszugsweise:
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„… Wir Grünen sind nicht nur aus der Umwelt-, der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung entstanden sondern auch aus der aktiven, der lauten Frauenbewegung der 80iger Jahre.
Junge Frauen, Queers und LGBTIQs wählen uns nicht nur, weil sie auch in Sachen Umwelt und Asylpolitik tendenziell progressiver denken.
Sie wählen uns vor allem, weil wir für echte Gleichberechtigung stehen. Weil wir die Ehe für alle durchboxen und, wie Carolin Emcke am Abend danach auf der Parlamentsebene gesagt hat, weil wir eben auch für die Akzeptanz derer streiten, die statt ins Standesamt lieber in den Darkroom gehen.
Gestern wurde die Ärztin Kristina Hänel verurteilt, weil sie auf ihrer Website darüber informiert, dass sie Abtreibungen vornimmt.
Ich habe kaum Worte dafür, wie wütend mich diese Bevormundung von Frauen macht. Die Tatsache, dass ich eben auch hierzulande als Frau NICHT in jeder Situation selbst über meinen Körper bestimmen kann, sondern mich gängeln lassen muss um einen Eingriff durchzuführen, der immer noch im Strafgesetzbuch geregelt wird, ist himmelschreiend.
Und wenn ich mich für eine Schwangerschaft entscheide, sieht es kaum besser aus. Eine Hebamme zu finden, eine selbstbestimmte Geburt zu erleben ist reine Glückssache, weil diese Versorgung Geld kostet, und dieser patriachalen Gesellschaft das Wohl von Frauen immer noch nicht genug wert ist.
Feminismus ist grünes Kernthema!
Auf ich freue mich, dass wir aus diesen geplatzten Sondierungen mit einem etwas schärferen Profil rausgegangen sind.
Lasst es uns weiter schärfen, lasst uns offensiv für feministische, für queerfeministischen Positionen streiten!
Wer, wenn nicht wir?“
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Wer, wenn nicht wir! Wir ALLE!! #word
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