Mummy Mag Kolumne Großfamilien

Von Großfamilien, Festtagsstress und Krankenhäusern…

Kolumne Großfamilien

Jedes Jahr freut man sich auf Weihnachten: Die Familie kommt zusammen, es gibt tagelang gutes Essen und man kann sich mal so richtig vom Alltagsstress erholen. So zumindest die Theorie, denn mit Kindern, so haben wir gelernt, läuft meistens alles irgendwie ein bisschen aus dem Ruder und nix ist so, wie man es eigentlich geplant hatte…

Auch in diesem Jahr war das bei uns so. Obwohl es das zweite Weihnachtsfest mit Kind war (ein klein wenig Übung hatten wir also schon), bin ich mit dem Irrglauben ins Schwabenland gefahren, dass es dieses Jahr bestimmt ganz schön und entspannt werden würde. Schön war es auch, aber auch wahnsinnig anstrengend. Denn soviel sei gesagt, mein Freund kommt aus einer Großfamilie, einer echten Großfamilie. Und so sehr ich diese Tatsache und diese große, kunterbunte Familie auch liebe, so sehr überfordert es mich auch jedes Mal nach kurzer Zeit. Denn ich komme aus einer sehr kleinen Familie. Zumindest übersteigt die Personenzahl bei Familienfesten bei uns keine 15 Personen – und da rede ich auch schon von einem großen Fest. Bei meinem Freund hingegen verdreifacht sich die Zahl gerne mal… Hinzu kommt dann die Tatsache, dass das Supergirl zwar vor Höhen, dem Meer und vor Tieren keinerlei Angst hat, sie aber Menschen gegenüber eher skeptisch ist – Menschenmassen überfordern sie also komplett. Und so wurden aus den entspannten Feiertagen mit viel Freizeit für die Mama schnell sehr anstrengende Tage mit einer kleinen Klette…

Und gerade als Helene endlich etwas weniger anhänglich wurde, gab es einen kleinen Unfall auf dem Glatteis und mein Freund stürzte mit Kind auf dem Arm. Also naja, er rutsche aus, tat sich auch ordentlich weh und beide bekamen einen riesigen Schrecken. Wenn man aber den erstaunlichen Buschfunk einer großen Familie kennt, dann weiß man, dass aus einem Sturz kurzerhand ein „schwerer Sturz“ oder gar ein „gefährlicher Sturz“ wird. Und im Schoße seiner Familie konnte der sonst so starke Papa sich endlich mal richtig gehen lassen. Auch als der Arzt und der Osteopath (selbstverständlich sind alle wichtigen Berufe in der Großfamilie vertreten, dass man diese auch an Feiertagen zuhause konsultieren kann) versicherten, dass nichts schlimmes passiert sei, nur etwas weh tut, konnte der Pflicht sich jetzt erst einmal zu schonen nichts anhaben. Und so durfte der Papa sich mal ganz von seinen Vaterpflichten befreien lassen, früh schlafen gehen und natürlich auch durchschlafen. Die Arbeit mit dem Kind und das nächtliche Aufstehen blieb also wieder einmal an mir hängen – obwohl der Urlaub doch eigentlich für mich gedacht war. Schließlich hatte ich die letzten Wochen neben dem Launch vom Mummy-Mag Paper und zwei Fotoproduktionen zuhause eine Quarantäne-station und musste ein krankes Kind versorgen. Ich war also bedient… Jetzt muss ich natürlich noch einmal erwähnen, dass ich nicht ganz so eine schlechte Freundin und Mutter bin. Ich liebe Mann und Kind und will, dass es beiden gut geht. Aber sind wir mal ehrlich, es gibt Momente, da möchte man halt einfach nur schreien. Das geht aber natürlich nicht (besonders nicht, wenn es nicht die eigene Familie ist und das Kind nun mal das Kind, also macht man mit viel Kaffee weiter… 

Happy Family

Dann waren die Feiertage geschafft, Mann und Kind waren innerhalb von zwei Tagen wieder vollständig hergestellt und gut gelaunt und wir fuhren mit Danilos Eltern aufs Land, um da den Jahreswechsel zu verschlafen. Verschlafen? Ganz genau, nach kurzem Überlegen war für uns klar, das Einzige was wir derzeit brauchen ist Schlaf. Und von erzwungener Sylvester-Feierei halten wir auch nicht viel. Es sei denn wir können das Kind abgeben und den kompletten ersten Januar verkatert im Bett verbringen. 
Es war vereinbart, dass wir nur zu dritt Sylvester verbringen und einfach mal zur Ruhe kommen. Doch wenn man eine Großfamilie hat, dann wird einem da ganz schnell ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn natürlich meldet sich spontan noch einmal ein Teil der Familie an, um gemeinsam zu feiern. Glücklicherweise schafften wir es, alle Kinder um acht Uhr ins Bett zu bewegen, die dann auch tatsächlich das Feuerwerk verschliefen. So kamen wir wenigstens in dieser Nacht zu etwas mehr Schlaf. Denn ab dem Folgetag war für uns Schluß damit. Denn so turbulent wie das letzte Jahr endete, so starte auch das Neue: in meinem Fall im Krankenhaus. Denn da lag ich die folgenden zwei Tage und Nächte mit einer Serie an Migräneanfällen, die mich an meine Schmerzgrenzen führte. (An dieser Stelle entschuldige ich mich bei allen Menschen, die Migräne haben und die ich in früheren Jahren nicht so ganz ernst genommen hatte – es ist die absolute Hölle!) 

Foto 5

Dann endlich einigermaßen wiederhergestellt lag das nächste Hindernis vor uns. Wir mussten schließlich wieder nach Hause. Doch das Wochenende war voller Unwetter und Schneestürmen, sodass wir mit versperrten Straßen (wegen umgefallenen Bäumen), Schneeflocken die so groß waren wie Tischtennisbälle, verschneiten und extrem glatten Straßen, und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h zu kämpfen hatten. Nach fünf Stunden Nachfahrt gaben wir auf und suchten uns ein schickes Hotel (hatte ich erwähnt dass ich an dem Tag erst aus dem Krankenhaus entlassen wurde und noch völlig erledigt war?), denn wir wollten wenigstens in einem richtig bequemem Bett liegen! Nach kurzer Nacht, dafür aber ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter und Helene erwies sich erstmals auch tagsüber als echtes Reisekind. Denn sie saß drei Stunden lang ohne zu meckern in ihrem Autositz, erzählte Geschichten und schaute sich ihre Bücher an…

Und genau das beschreibt auch mein Fazit von unserem kleinen großen Feiertagstrip: irgendwie fügt sich dann doch immer alles. Die Zeiten, in denen man alles schön planen kann, sind längst vorbei und viele Dinge sind einfach wahnsinnig anstrengend geworden. Doch dann überraschen einen ganz neue Situationen und Lebensabschnitte und geben all der Anstrengung plötzlich einen Sinn, dass es sich wieder einmal gelohnt hat. Für Helene war es wohl ein riesiges großes Abenteuer, auf dem sie unglaublich viel gelernt hat. Sie hat Schnee kennengelernt und die Angst davor verloren – ja, unser Kind kann sogar mit dem Schlitten umkippen und seelenruhig weiterschlafen -, sie hat Pferde und Hunde gestreichelt, sie kann jede Treppe meisterhaft laufen und sie hat sie viele Wörter gelernt, dass man sich schon fast ein bissl mit ihr unterhalten kann. Ihr liebsten zwei Wörter sind aktuell „Alleine!“ und „Anziehen!“, was die Mama natürlich riesig freut. Und sie hat wieder Zeit mit ihrer Schwabenfamilie verbracht. Die schwäbischen Großeltern wurden sogar in den inneren Kreis aufgenommen, zu dem wirklich nur sehr wenige Personen gehören. Und ich habe wieder ein bisschen mehr Gelassenheit gelernt, von der ich aber noch einiges mehr gebrauchen kann. Alles in allem war es eine extrem anstrengende Zeit, aber ich würde es unbedingt genauso wieder haben wollen. Allerdings ohne Migräne und Krankenhaus…

Foto 2

Camilla ist ein kleiner Tausendsassa und bearbeitet gerne viele Baustellen zur selben Zeit. Sie bloggt seit über neun Jahren hat nach der Geburt ihrer Tochter auch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Idee für das MUMMY MAG kam ihr natürlich während der Schwangerschaft, als ihr auffiel, dass es zu dieser Zeit in Deutschland keine Seite gibt, die all ihre Interessen abdeckte. Und genau das hat sie sich zur Aufgabe gemacht und das MUMMY MAG gegründet. Außerdem das MUMMY MAG Paper und in diesem Jahr kommt noch die erste Webserie #mummytalks dazu. Und weil das alles eine ganze Menge Arbeit ist, hat sie das beste Team der Welt zur Unterstützung!

5 Comments

  • kiddo the kid

    Oha! Ich fühle mit. Unsere Feiertage waren auch so anstrengend, und wir mussten glatt zwei Familien besuchen, die jeweils mehrere hundert Kilometer auseinander leben. Argh. Dafür gab es bei uns kein Krankenhaus, sondern nur innerfamiliäres Lazarett, so dass sämtliche Weihnachtsfeiern wegen Grippe abgesagt werden mussten. Den Mann hatte es schlimmer erwischt, der durfte ausruhen und durchschlafen (zähneknirsch). Und im Schneechaos steckten wir auch fest – bloß sind wir nicht auf die gute Idee gekommen, einfach im Hotel zu schlafen. Hätten wir mal machen sollen. Merke ich mir für’s nächste Mal 🙂

  • Luli

    Das Migräne-Thema kenne ich leider sehr gut. Ausgelöst bei mir immer aus der Kombi Stess & zu wenig trinken ;-(

  • Camilla

    Ui, das hört sich auch nach anstrengenden Tage an… Das Hotel hat uns gerettet. Wir waren beide zu erledigt für’s Autofahren und wer weiß wie kurz die Nacht dann geworden wäre…

  • Camilla

    Auf jeden Fall ist viel Stress die Ursache gewesen – ob ich genug getrunken habe weiß ich nicht mehr, aber ich werde zukünftig drauf achten! Guter Tipp! Danke!

  • Isabel

    Camilla! Kein Scherz. Bei mir war es ähnlich.
    Weihnachten war die Hölle, gierige Kinder, knatschige Verwandte, Streit. Neujahr sollte auch unser Ruhemoment werden, wir wollten gemeinsam in Bayern reinschlafen. Aber nein! Mein Freund flog stattdessen zu seinem kranken Papa, ich verbrachte die Tage alleine eingeschneit mit Xaver. Irgendwie schön, weil wir mal wieder so richtig Team waren (und auch für ihn war das mit dem Schnee der HIT! Wobei, er behauptete steif und fest, es sei BUTTER!), aber auch Horror, weil ich keine Sekunde für mich hatte und weil ich (!) tagelang von grauenhafter Migrände geplagt wurde. Unmengen Ibuprofen und Magnesium haben mich so einigermaßen gerettet, ich musste funktionieren, meine Mutter war nicht da, das Kind brauchte mich ja! Habe ich irgendwie seit der Schwangerschaft diese Anfälle, inklusive tauber Hände, Sehfeldstörungen…. richtig angsteinflößend. Es sind wohl die Hormone plus Stress sagt der Arzt. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, mir Botox in den Nacken spritzen zu lassen, damit das aufhört!
    Dazu kam bei mir der Stress, was ich denn jetzt mit dem Kind alleine an Silvester machen sollte. Reinschlafen? Irgendwie traurig so ganz ohne Papa oder? Zum Glück lud mich spontan eine Freundin ein, bei ihr mitzufeiern. Vier Paare, fünf Kinder, ein tolles Fest in einem tollen Haus, alles total kinderfreundlich und alle Kinder (inkl. meinem!) haben sich benommen. Am 1. Januar löste sich dann auch langsam der Kopfschmerz (wie gut sich das anfühlt, dann plötzlich schmerzbefreit zu sein, oder?), meine Mutter kam zurück, entlastete mich etwas. Jetzt ist alles gut und JA! auch wieder ein bisschen organisierter. Für mich sind solche Phasen auch immer Kraftproben, die einen im Nachhinein total viel weiter bringen.
    Aber der Start ins Jahr war alles andere als erholsam, bin sowas von urlaubsreif!!!! Ich fühle also mit dir 🙂

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