Warum sich Freundschaften verändern
wenn man Kinder bekommt

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Es ist eine verflixte Krux, aber auch eine Tatsache: Freundschaften verändern sich. Insbesondere, wenn man Kinder bekommt. Klar, wir hoffen alle, dass es nicht so kommt, aber das ist unsinnig, denn das ist ein ganz natürlicher Prozess. Schließlich verändert sich mit einem Kind auch das komplette Leben, der Fokus und der Alltag. Man schwimmt zeitweise vielleicht nicht mehr auf derselben Welle, aber bedeutet das auch, dass Freundschaften auseinandergehen?

Nein, mit Schwarzmalerei hat das überhaupt nichts zu tun, es ist einfach eine Erfahrung, die sicherlich viele von uns schon gemacht haben. Auch ohne Kinder verändern sich Freundschaften mit der Zeit. Mal schwimmt man mehr auf einer Welle, mal weniger. Mal verbringt man mehr Zeit miteinander, mal weniger.

Neulich hat mir ein alter Freund erzählt, dass er und seine Freundin in ein richtig tiefes Loch gefallen seien, als ihre besten Freunde ihnen eröffneten, dass sie schwanger sind. Gerade waren sie noch gemeinsam im Urlaub, haben an den Wochenende viele spontane Trips gemacht, haben viel Wein getrunken und nächtelang durchgequatscht. Und nun? alles vorbei! Das ist natürlich nicht ganz wahr, aber irgendwie schon. Natürlich bleiben sie die besten Freunde, aber zum Ausgehen und für Spontantrips werden sie eher selten zur Verfügung stehen. Und ähnlich geht es mir mit einigen Freundinnen, die (noch) keine Kinder haben und weit davon entfernt sind. Ich liebe sie weiterhin, aber vieles haben wir nicht mehr gemein. Sie jetten um die Welt, arbeiten, wenn ich frei habe und haben frei, wenn ich eingebunden bin. Selbst zu telefonieren gleicht manchmal einer logistischen Meisterleistung. Sich verabreden scheint  schier unmöglich…

Die Mama: „Nein, tut mir leid. Das ist mir zu spät! Ich muss morgen wieder früh raus..“

Die Freundin: „Ok, dann komme ich Donnerstag nach der Arbeit abends, um das Baby zu sehen!“

Die Mama: „Ich muss absagen, das Kind ist krank!“

Die Freundin: „Lasst uns doch um 12 Uhr am Samstag zum Frühstück treffen!“ 

Die Mama: „Ich muss absagen, die letzte Nacht war der Horror!“

Die Freundin: „Das ist mir zu früh – da wollte ich noch zum Yoga und danach in die Sauna!“

Die Mama: „Lass uns doch auf einem Spielplatz mit einem Kaffee treffen!“

Alles nicht so einfach oder? Selbst meine besten Freundinnen sehe ich gefühlt nur alle Jubeljahre, auch wenn sie alle nicht wirklich weit weg wohnen. Aber ganz ehrlich, wir haben alle wahnsinnig viel zu tun – und je älter wir werden, desto schlimmer wird es. Leider ist es nun mal auch so, dass dabei die ein oder andere Freundschaft auf der Strecke bleibt. Mir wurde auch von vielen Mummys erzählt, dass sie sich komplett erstritten haben mit Freundinnen, seitdem sie ein Kind haben. Das liegt weniger am Kind, mehr an der Veränderung, die man selbst erlebt. Man sieht Dinge anders als vorher, man ist oft so sehr mit sich beschäftigt, dass man zeitweise kein offenes Ohr mehr für die Probleme der Freundin hat. Oftmals kommen sie einem auch unnötig und klein vor, im Gegensatz zu dem, was man selbst erlebt. Das ist nicht unbedingt fair, aber passiert. Und Freundinnen ohne Kinder haben manchmal auch nicht genug Verständnis für die junge Mama, was allerdings meistens einfach auf Unwissenheit zurückzuführen ist. Klar, wie soll man auch wissen, wie sich das Leben und die Anstrengung verändert, wenn man es selbst nicht kennt?

Ich selbst habe immer versucht den Spagat irgendwie hinzubekommen. Ich nehme mir immer Zeit für meine Mädels, versuche sie alleine zu treffen und mich weitgehend auf dem Laufenden zu halten. Ich versuche so gut es geht für sie da zu sein, wenn es ihnen schlecht geht und mache ihnen keine Vorwürfe, wenn auch sie sich lange nicht melden. Passiert mir schließlich auch andauernd. Natürlich gibt es Momente, da bin ich auch mal genervt. Beispielsweise wenn wir versuchen uns in einer Mädelsgruppe zu treffen und es Terminschwierigkeiten gibt. Komischerweise sind die aber meistens bei den Freundinnen, die keine Kinder haben, weil sie hier ein Date haben, da eine Yoga-Stunde oder Party. Dann denke ich mir jedes Mal, dass ich das total doof finde, schließlich müssen wir Mamas nicht nur uns und unsere Pläne koordinieren, sondern für einen freien Abend den Mann oder sogar ein Babysitter organisieren. Aber ich versuche es mir zu verkneifen. Einfach, weil es meine Sicht auf die Dinge ist und ich nicht weiß, wie kompliziert ich vielleicht wäre, hätte ich keine Familie und ständig viel mehr Pläne!? 

Auf der anderen Seite spreche ich auch oft mit Kinderlosen-Freundinnen darüber, wie sie das ganze Empfinden. Meine liebe Freundin Lisa, eine der kinderliebsten Menschen auf der Welt, hatte ich vor 2,5 Jahren auch mal gebeten, einen Gastbeitrag darüber zu schreiben. Einfach, weil es wichtig ist, dass wir darüber sprechen. Nur so können Freundschaften lange Zeit bestehen bleiben. Und ich versuche weiterhin, mir regelmäßig Zeit für meine Nicht-Eltern-Freunde zu nehmen – und zwar ohne Kind im Schlepptau. Aber genauso werden wir weiterhin zu uns nach Hause einladen, einfach, weil es für uns so am einfachsten ist! 

Wie ist es denn bei Euch? Sind bei Euch Freundschaften auseinandergegangen, schwieriger geworden, oder vielleicht noch enger? Wie schafft Ihr die Balance zwischen Familie und Freunde? 

Camilla ist ein kleiner Tausendsassa und bearbeitet gerne viele Baustellen zur selben Zeit. Sie bloggt seit über neun Jahren hat nach der Geburt ihrer Tochter auch ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Idee für das MUMMY MAG kam ihr natürlich während der Schwangerschaft, als ihr auffiel, dass es zu dieser Zeit in Deutschland keine Seite gibt, die all ihre Interessen abdeckte. Und genau das hat sie sich zur Aufgabe gemacht und das MUMMY MAG gegründet. Außerdem das MUMMY MAG Paper und in diesem Jahr kommt noch die erste Webserie #mummytalks dazu. Und weil das alles eine ganze Menge Arbeit ist, hat sie das beste Team der Welt zur Unterstützung!

11 Comments

  • zizzl

    Erst vor Kurzem habe ich selbst dazu einen Blogeintrag geschrieben.
    Bei mir ist es ähnlich. Ich versuche mich so oft es geht zu melden, aber irgendwann bleibt mir da die Lust auch weg, wenn da kaum Reaktionen kommen oder mal von selbst die Idee sich zu melden…
    Bei mir ist es leider auch so, dass ich nicht so oft die Möglichkeit habe mal wegzugehen, da mein Mauseherz jede Nacht wach wird und meistens nach mir verlangt, das ist schon sehr Kräftezehrend, wenn man nichtmal abends eine Auszeit nehmen kann. Ab und zu geht es aber doch. Und dann ist es selbst mit den Freunden, die man lange nicht gesehen hat, als wäre es nie anders gewesen.

  • Nina Fischer

    Sehr interessanter Beitrag! Und die Erfahrungen kann ich ganz genau teilen, Du hast es wirklich sehr gut getroffen mit „Alles vorbei … nein … doch, irgendwie schon! Auch wenn man es vielleicht zunächst nicht wahr haben möchte, so ändert sich doch enorm viel, wenn der Nachwuchs im Spiel ist. Aber so ist das Leben! Vielleicht sitzt man in ein paar Jahren dann wieder so gemütlich zusammen wie früher, wenn die Kleinkindzeit passèe ist. Mummy Mag ist einfach lesenswert, mach weiter so!

    LG und ein schönes Wochenende,
    Nina F.

  • Camilla

    Danke liebe Nina! Und ich glaube auch, dass sich viele Freundschaften auch wieder in die selbe Richtung entwickeln können! Wuchtig ist, dass man nicht alles schwarz-weiß sieht! Oder?

  • Camilla

    Ja, das kommt mir bekannt vor! Es gibt einfach Zeiten, da hat man einfach sehr wenig Kraft für andere Dinge, als die Familie und den Alltag. Aber ich habe auch gemerkt, dass einem regelmäßige kleine Auszeiten mit Freundinnen unglaublich viel Kraft schenken können. Und wenn es nur ein Kaffee zu zweit ist 😉

  • Doris

    Das Leben ist ein Fluss und natürlich verändern sich Freundschaften mit der Zeit, aber wichtig ist doch, was am Ende übrig bleibt. Ich denke, man hat Lebensabschnittsfreundschaften, die je nach gemeinsamen Interessen intensiver oder distanzierter werden, aber das bedeutet nicht, dass man sich ganz aus den Augen verliert. Sollte das der Fall sein, dann waren es wohl auch keine wirklichen Freunde. Mit fünf KIndern sind mangels Zeit und Energie viele meiner sozialen Kontakte über viele Jahre auf Sparflamme gelaufen und werden erst jetzt wieder neu belebt.

  • MamiiOfMyFamily

    Während meiner ersten Schwangerschaft hatte ich immer wieder Ängste, keine Mamafreundinnen zu finden, da in meinem Freundeskreis noch niemand Kinder hatte und dies auch noch kein thema war! Mir war bewusst, dass sich mein neuer Lebensstil als Mama einfach komplett unterscheiden wird von dem davor! Zum Glück traf ich aber sehr schnell, auf nette Mamis, und es ergaben sich wunderschöne Freundschaften zwischen Mamis und Kindern! Viele meiner (alten) Freundinnen wandten sich schon während meiner Schwangerschaft von mir ab, aber ein wenige wirklich liebe Freundinnen blieben und sie zeigen mir bis Heute sehr viel Verständnis für mein neues Leben und sie lieben meine Kinder (vielleicht sogar mehr als mich)! Da ich seit 2013 dauernd schwanger, am stillen oder schwanger und am stillen bin (ich weiss, total verrückt, aber mein Mann und ich sind wohl verrückt genug für so ein wahnsinn),habe ich nicht mega viel Zeit für anderes als meine Kinder, aber diese wenigen mega lieben Freundinnen wissen, dass ich irgendwann zurück sein werde mit mehr Zeit und weniger Müdigkeit, und bis dahin sehen wir uns mit Kindern oder wie seit neustem zum Sport ohne Kinder!! Es ist nicht einfach, es braucht auf beiden Seiten viel Verständnis und Geduld, aber es ist möglich!! Ausserdem tut es mir so unendlich gut Freundinnen zu haben, welche nicht über Mami/Kinder Themen quatschen!!!

  • lina

    witzig, auch eine meiner mamafreundinnen sagt immer wieder, dass ausgerechnet sie mit kind diejenige ist, die immer für andere ohne kind zeit hat. einfach auch,weil sie will.
    bei mir ist das anders. ich empfinde das mamasein als überraschend kräfte zehrend und verabrede mich wenig oder nur dann,wenn der papa zeit zum babysitten hat. denn immer das kind mitbringen mag ich nicht.
    ich bin leider fast die einzige in meinem bekanntenkreis mit kind und werde dies wohl auch noch eine weile bleiben. schon in der schwangerschaft sind mir die vorher doch recht intensiven kontakte weggebrochen. ich bin eher in den mutterschutz gegangen und zack war ich raus. semester nicht mit den üblichen verdächtigen beendet- aus den augen aus dem sinn. und klar, jetzt wo ich abends/nachts nicht mehr stille kann ich getrost auch mal weg gehen- aber möchte ich das noch um 21 uhr,wenn die nächte unruhig sind und ich ab punkt 7 in der früh funktionieren muss? haben die andren ohne kind auch wirklich erst alle immer ab 20uhr zeit..ehrlich?!
    ich mache mich gerade frei davon mich ‚be/verurteilt‘ zu fühlen oder dies mit anderen zu tun, die eben kein kind haben. das ist sehr schwer aber notwendig, um nich völlig frustriert zu sein. ich lächel dann vor mich hin und sag mir, die werden schon wissen wie das ist, wenn denen erst mal selbst ne murmel wächst.
    und wenn die dann trotzdem immer noch kein verständnis für mich und meine sehnsucht nach stillen stunden auf der couch haben, na dann ist das band wohl von anfang an nicht eng genug geknüpft gewesen zwischen uns.

  • Camilla

    Liebe Lina, erfahrungsgemäß kommt das Verständnis oft im Nachhinein. Aber natürlich ist da einfach jede Frau anders – und halt auch jedes Kind. Ich denke man muss sich da einfach in der Mitte treffen, wenn es einem wichtig ist. Und natürlich wird es auch einfacher für dich. Irgendwann. Und mit besseren Nächten und mehr Schlaf, kommt auch die Kraft für ein Abendessen um 20 Uhr wieder. Naja, irgendwann halt 😉 Aber ich weiß halt auch genau was Du meinst! Dafür findet man auch wieder neue Freundinnen, die in der selben Situation stecken – das gibt auch unheimlich viel Kraft!

  • Flo

    Du sprichst mir so sehr aus der Seele!
    Genauso geht es seit gut drei Jahren mit meiner besten Freundin. Sie, bereits zwei Kinder. Ich, seit kurzem erst mal verheiratet und von ihrem ersten Kind Taufpatin.
    Wir zicken uns oft an. Gab es früher nicht. Überhaupt nicht! Sie versteht nicht, warum ich auch mal nur Zeit mit ihr will.
    Sie gibt es allerdings nur im Dreierpack. Da gibt es kein ich mehr, sondern nur noch ein wir.
    Wenn ich sehe, wie sich andere Mütter eine Auszeit nehmen, eine Std im in Ruhe Kaffe zu trinken oder gleich ein ganzes Wochenende, dann denk ich mir immer nur, warum sie das nicht macht.
    Und sie bräuchte es. Ich kenne sie jetzt schon so lange, aber selbst ihr Mann würde ihr ab und an einfach frei geben, damit er wieder seine Frau hat und nicht nur eine Mutter. Sie will einfach nicht.
    Selbst zu meinem JGA konnte sie nur bis abends, weil ja dann eines der Kinder wach werden könnte… blablabla. Man gewöhnt sich an die vielen ‚Ausreden‘. Es macht mich aber jedesmal traurig. Oh will nicht immer nur zu ihr kommen. Und ich liebe ihre Kinder. Aber so ein paar Stunden allein, das wäre toll. Dann ist sie auch fast wie früher.
    Ich vermisse das sehr.
    Allerdings hab ich auch keine Ahnung, ob wir aus dieser Schleife wieder rauskommen. Zumindest stößt sie mich jetzt nicht mehr ganz so sehr von sich weg und erzählt auch mal wieder von sich aus was.
    Trotzdem fühlt man sich einfach nur hilflos.
    Vielleicht wird es ja mal wieder besser, wenn ich auch ein Kind erwarte…

  • Lin

    Hallo Flo, du hast ja kürzlich erst auf den Kommentar geantwortet 🙂
    Ich befinde mich gerade sozusagen in deiner Gegenposition (hört sich negativ an, soll es aber nicht sein).
    Ich bin seit April Mama, wohne 2h von meiner besten (kinder- und partnerlosen) Freundin entfernt und wir haben uns auf diese kurze Zeit irgendwie auseinandergelebt. Durchaus habe ich Lust, mal alleine Kaffee trinken zu gehen, aber für die meisten Vorschläge bin ich nun nicht mehr flexibel genug (da ich immer noch recht viel stille) oder einfach auch zu lustlos. Mich ärgert es, dass ich glaube, mich für jedes „Sorry, ich kann nicht“ rechtfertigen zu müssen. Und sind wir einmal in der 2h entfernten alten Heimat, genieße ich die Baby-ist-bei-der-Oma-Zeit so sehr, dass ich einfach mal nur was für mich machen möchte.
    Ich denke mir, „kommt Zeit, kommt Rat“. Einerseits verändern sich die Mütter und haben irgendwann wieder mehr Interesse für Aktivitäten von früher, andererseits verändern sich aber auch die kinderlosen Freundinnen.
    Eine gute und fundierte Freundschaft hält solche Veränderungen und „Tiefs“ aus! (Hoffe ich…)

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