Ein Ami in Schweden
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Drei Wochen Schweden. Drei Wochen Airstream. Ein Traum von einer Reise für die, die gerne campen, aber doch ein bißchen Luxus möchten. Unabhängig sein. Autark. All das. Unser Träumchen, mit Höhen und Tiefen – aufgeschrieben von meinem (Dani) Mann.
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Eine Rotte Wildschweine könnte im feinen Sandstrand von Löderup nach köstlichen Würmern, Wurzeln oder was auch immer gesucht haben. Die aus Danis Sicht fast perfekte Stellfläche auf dem Campingplatz ist zerpflügt, von meinem Nervenkostüm ganz zu schweigen. Tiefe Furchen und aufgeschobene Mini-Sanddünen lassen erahnen, was hier in den letzten 15 Minuten geschehen ist. Irgendwie weigert sich das knapp 14 Meter lange Gespann von Wohnwagen und VW-Pickup rückwärts in die gewünschte Parkposition zu gelangen. Sohn und Frau flankieren mein Rangier-Manöver und geben wild gestikulierend Abstands- und Richtungshinweise, welche aber für mich nur schwer zu deuten sind.
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Die Tatsache, dass sich beim Fahren der im Rückspiegel sichtbare Bereich verschiebt, wird von beiden Lotsen konsequent ignoriert – sehen sie doch Auto und Anhänger zu jeder Zeit. Der feiste Typ gegenüber im Camper mit Recklinghausener Kennzeichen hat mittlerweile seine Frau und eine Tasse Kaffee geholt. Hier wird etwas geboten. Immerhin stehen wir zu guter Letzt Dank Offroad-Modus des starken V6 und der voll aufgedrehten Klimaanlage, die mein Schweißverlust auf gefühlt drei Liter beschränkt. Was meinte Armin so schön, als er uns den 2,8 Tonne schweren amerikanischen Traum auf dem Gelände des ROKA-Werks übergeben hat: Niemals aus der Ruhe bringen lassen. Der hat gut reden, immerhin baut seine Firma seit Jahren diese Eyecatcher für deutsche Straßen um und natürlich fährt auch er standesgemäß und vor allem regelmäßig damit aus dem Alltag rein in die Natur. So war auch der leicht hippieske Campingplatz in Löderup sein Tipp.
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Eingeparkt und an Wasser und Strom angeschlossen wird unser mobiles Heim dann bereits durch die ersten neugierigen Camper begutachtet. Den Airstream kennen Sie als fahrende Burgerbude oder aus der Serie „Greys Anatomy“. Aber in echt hatte noch keiner das Vergnügen. So kommen wir auch sofort ins Gespräch und zeigen wie die alten Hasen und auch ein bisschen stolz die rollende Hütte aus glänzendem Metall allen Interessierten.
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Den Airstream kann man sich leider nicht zum herumfahren mieten, die Kosten dafür wären immens.
Kaufbar ist ein Airstream in Deutschland in den verschiedensten Größen im Roka-Werk bei Merseberg ab 65T zu erwerben. Auch erhältlich: Gebrauchtfahrzeuge. Oder ihr mietet euch einen Airstream, der auf einem festen Stellplatz zu haben ist, z.B. in Italien oder Frankreich.
Mehr Infos findet ihr auf der Seite von airstream-germany.de.
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Im Prinzip war das unsere Feuertaufe, denn die Standplätze auf dem Weg von Deutschland über Dänemark nach Schweden waren alle mit festem Untergrund und mit der verbauten Rangierhilfe des Airstream 684 schnell und ohne Probleme einzurichten. Und bis auf eine vermeintliche Abkürzung, die über die Zeit immer enger und kurviger wurde, gab es selbst für mich als Anhänger-Novizen keine Probleme mit den doch stattlichen Maßen des silbernen Flagschiffs. Überhaupt fahren sich die Straßen und Schweden durch die vorgegebenen Höchstgeschwindigkeiten und dem geringen Verkehrsaufkommen für Wohnwagen und -mobile selbst für absolute Neulinge total entspannt. Auch die Fährverbindungen sind kein Problem, vorwärts rein und vorwärts auch wieder raus.
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Auch wenn alle sagen, selbst in den Ferien braucht man keine Reservierung auf den Campingplätzen, wir haben da andere Erfahrungen gemacht. Glücklicherweise hatte ich die meisten unserer Ziele bereits im Vorfeld gebucht. Und da die Kosten für die Stellplätze wirklich überschaubar sind, sprengen kleine, spontane Planänderungen auch nicht sofort die Urlaubskasse. Und auch die Lebensmittelpreise sind für Selbstversorger okay. Und wenn man schon mit einem rollenden Eigenheim unterwegs ist, lassen sich sogar die eine oder andere Kiste Wein aus Deutschland mitbringen. Der schmeckt in der schwedischen Natur gleich doppelt so gut.
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Egal was ihr kauft, ihr braucht eine Kreditkarte. Ob der Toilettenbesuch oder die obligatorische Zimtschnecke am Camping-Kiosk. Und damit das Budget nicht strapaziert wird, unbedingt eine Karte ohne Auslandsgebühr anschaffen. Die sonst anfallenden Mini-Gebühren summieren sich sonst am Ende schmerzlich. Bargeld haben wir in den gut drei Wochen kein einziges Mal benutzt.
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Unsere Route startet in Deutschland. Von dort über Dänemark rüber nach Schweden: Achtung, es ist nicht ganz billig, über die Brücken zu fahren – am besten Tickets online kaufen, gleich für hin und zurück, so könnt ihr etwas Geld sparen.
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Unsere Fahrten zwischen den einzelnen Stellplätzen haben wir so gewählt, dass die Fahrzeit am Stück keine vier Stunden überschreitet. Um mal wieder Armin von Airstream zu zitieren: „ Der Weg ist das Ziel“. Längere Etappen werden bei uns immer mit vorher gesuchten Points of Interests unterbrochen. In Schweden bietet sich da z. B. sehr gut der Besuch eines Elch-Parks an (wo ich einen hervorragenden Elch-Burger gegessen habe. In freier Wildbahn gejagt, kein bekanntes Gesicht, so die nette Dame am Tresen.)
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Mit dieser Einteilung vergehen die gut 340 Kilometer von Schwedens Ostseeküste hoch zum großen Vättern-See wie im Flug (Habe ich schon erwähnt, dass die Außenhaut des Wohnwagens aus Flugzeug-Aluminium besteht?). Wir sind noch so früh am Platz, dass die Kinder und ich noch sofort unser mitgebrachtes Kanu aufpumpen und in See stechen.
Sowohl beim Paddeln, als auch beim Aufblasen und Tragen des Boots stellt sich ein leichtes Ungleichgewicht in der Arbeitsteilung ein. Böse Zungen behaupten auch, es hätte auch ein Ungleichgewicht im Boot zu meinen Ungunsten gegeben. Glücklicherweise entwickeln die Kinder, vor allem unser großer Sohn Spaß am Paddeln, so dass im Laufe des Urlaubs die beiden Leichtmatrosen auch immer öfter alleine rausfahren.
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Vor allem in Hafsten Ressort in Uddevalla an der schwedischen Westküste macht uns das Paddeln durch die Schärengärten Spaß. Hinter jeder kleinen Insel bieten sich neue Eindrücke und das ruhige Wasser sorgt dafür, dass auch wir Untrainierten immer wieder das Boot zu Wasser lassen.
Wer zum Paddeln keine Lust hat, sollte sich mit einer kostengünstigen Fährverbindung auf eine der Schäreninsel übersetzen lassen. Wir sind mit der Fähre von Saltholmen aus nach Styrsö-Bratten übergesetzt und von dort zwei Stunden am Wasser entlang bis nach Donsö getrödelt. Auf der Insel kann man sich auch mit lustigen motorisierten Rikschas fahren lassen oder die sogar ausleihen. Da wir aber direkt von Donsö wieder zurück wollten, haben wir die Strecke gemütlich zu Fuß absolviert. Und selbst Dani, die einen mittlerweile stattlichen Kugelbauch mit unserer ungeborenen Tochter vor sich hergeschoben hat, war mit der Streckenführung nicht überfordert. Ein bisschen Proviant mitzunehmen kann nicht schaden. Es gibt zwar das eine oder andere Restaurant auf den Inseln, allerdings sind die Öffnungszeiten nicht ganz so ausgedehnt wie auf dem Festland.
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Auf dem Festland haben wir übrigens hervorragend gespeist. Konkret im Bord27 in Göteborg. Eine unaufdringliche, aber dennoch sehr aufmerksame Chefin sorgt für zufriedene Gesichter und das bei durchaus speziellen Gerichten. Immerhin hat sie eine Schwangere, einen verfressenen Teenager, eine in Sachen Essen durchaus wählerische 11-jährige und mich satt und glücklich gemacht. Und vertraut ihr auch in Sachen Wein, das macht wirklich Spaß. Selbst der alkoholfreie Sekt für meine liebe Frau war selten gut. Eine ganz klare Empfehlung meinerseits (aber Achtung: Kein Geheimtipp, daher besser vorher reservieren).
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Etwas preiswerter lässt es sich frühstücken. Checkt einfach mal ein paar Cafés im Stadtteil Haga oder im Studentenviertel rund um die Uni. Und egal wo ihr einkehrt: Immer nach dem Schild mit der Aufschrift Påtår ingår gucken. Dort steht irgendwo in der Nähe eine Kaffeekanne, die eure Tasse beliebig oft mit dem schwarzen Aufgussgetränk auffüllt. Einfach unschlagbar zur süßen Kanelbulle.
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Der Sommer 2018 in Schweden, ich habe ihn hell, warm und mit einigen gemeisterten Herausforderungen erlebt. Für meinen Geschmack noch nicht wild genug. Dafür müssen wir wiederkommen und nördlich von Stockholm durchs Land ziehen. Erst dort wird wohl der Kontrast zwischen den Annehmlichkeiten eines gut ausgestatteten Wohnwagens und der robusten Natur spürbar werden. Jenseits von vollen Campingplätzen und tollen Städten. Aber der Kompromiss hat für uns so gut funktioniert und dient als Erfahrungs-Basis für weitere Schweden-Trips, zu Wasser und auf dem Land. Und dann dabei Idas Sommarvisa auf den Lippen.
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MissHappy
Sehr amüsant! Als Camper weiß ich genau wovon du sprichst:)
“Die Tatsache, dass sich beim Fahren der im Rückspiegel sichtbare Bereich verschiebt, wird von beiden Lotsen konsequent ignoriert – sehen sie doch Auto und Anhänger zu jeder Zeit. Der feiste Typ gegenüber im Camper mit Recklinghausener Kennzeichen hat mittlerweile seine Frau und eine Tasse Kaffee geholt.”
Ich stehe auch immer falsch:(