Ein Vulkan ist nichts dagegen:
Wutanfälle bei Kleinkindern
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Vor kurzem gab uns Mama Coachin Imke Dohmen ein Interview, in dem sie uns zu ihrem Job und den Hürden der Mütter von heute offen Rede und Antwort stand. Heute erzählt sie uns etwas zur Wut bei Kleinkindern, woher diese Wut eigentlich kommt, was sie mit uns macht und wie wir besser mit ihr umgehen können.
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Hallo Wutanfall, schön, dich kennen zu lernen!
Ich werde nie vergessen, wie mich der erste Wutanfall meiner ersten Tochter damals überfallen hat. Sie war doch immer ein Sonnenschein, selten unzufrieden und schnell zu begeistern. Es war kurz nach ihrem ersten Geburtstag, als mich dann völlig unvermittelt der erste Wutanfall von ihr erwischte, und zwar so richtig. Sie schmiss sich auf den Boden und schrie, schimpfte (in ihrer Sprache) und weinte. Ich war so überrascht, dass ich zunächst gar nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Heute ist meine Tochter 7 Jahre alt und ihre Wutanfälle begleiten uns seitdem mal mehr, mal weniger häufig – aber wenn, dann immer laut, anstrengend und wie ein Vulkan. In all den Jahren habe ich mich unterschiedlich während dieser Wutanfälle verhalten, ich hab inzwischen alles Mögliche probiert: mal dagegen geschimpft oder geschrien, mal getröstet und gehalten, mal einfach nur dabei gestanden und gewartet. Manchmal ging es mir besser damit und manchmal nicht. Warum ist das so?
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Wut ist etwas,
was ich in meiner eigenen Kindheit
nicht erleben durfte –
weil ich ein Mädchen war.
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Wut ist etwas, was ich in meiner eigenen Kindheit nicht erleben durfte – „weil ich ein Mädchen war“. Daher ist das Thema Wut auch eins, das ich in meiner ganzen Ausbildung immer aufgesogen habe wie ein Schwamm. Ich finde es wirklich spannend zu schauen, was Wut eigentlich ist und warum wir irgendwie alle ein bisschen Angst oder zumindest Respekt davor haben.
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I bims, deine Wut!
Wut ist, bei näherer Betrachtung, ein Gefühl. Liebe beispielsweise ist auch ein Gefühl, wird aber mit offenen Armen empfangen und bejubelt, während Wut am Liebsten weg geschoben oder unter den Teppich gekehrt wird. Aber warum eigentlich, was macht Wut mit uns? Wenn wir es schaffen, einen gewissen Abstand und eine innere Beobachter-Rolle einzunehmen, ist es total spannend, mal genauer hinzusehen. Denn dann können wir die Energie der Wut auch als ein wertvolles Signal verstehen.
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Wut, Angst, Scham, diesen Gefühle begegnen wir, wenn Dinge anders laufen, als wir es uns vorgestellt hatten. Das passt zu uns Großen, aber auch zu unseren Kindern. Wenn wir einen Plan haben, eine Idee oder eine Vorstellung und auf einmal durchkreuzt jemand oder etwas unseren Weg, reagieren wir emotional: vielleicht erst mit Wut, dann mit Enttäuschung, Trauer oder Scham.
Ein Beispiel, um das zu verdeutlichen: Du hast die Idee, heute Abend mit deinem Mann einen Film anzuschauen, endlich mal wieder zu zweit auf der Couch, nur ihr beide. Ihr könntet es euch so richtig gemütlich machen, mit Chips und Vino und kuschligen Socken. Bei der Einschlafbegleitung bahnt es sich dann aber an: Dein Kind ist so unruhig, kann dich im Bett einfach nicht loslassen, erst ewig nicht einschlafen und wacht dann bei deiner kleinsten Bewegung wieder auf. Wenn du jetzt keine Handlungsalternative hattest und dich einzig auf den Abend mit deinem Mann fokussiert hast, reagierst du höchstwahrscheinlich mit Wut oder zumindest einer richtigen Enttäuschung. Du bist erwachsen und kannst dich wahrscheinlich selbst beherrschen, trotzdem spürst du diese Wut oder Traurigkeit über den verpassten Abend. Kennen wir doch alle, oder?
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In der Welt unserer Kinder ist das ganz ähnlich. Schon im Kindergarten hatte dein Kind den Plan gefasst, heute mit dir ein Eis essen zu gehen und hat sich den ganzen Tag schon darauf gefreut. Das war sein Plan, seine Idee. Nun holst du es ab und hast aber ganz andere Pläne, der Einkauf muss noch erledigt werden, ihr habt ein Playdate ausgemacht oder es ist schlichtweg zu kalt für ein Eis. Die Frage deines Kindes, ob es gleich ein Eis gibt, verneinst du also prompt, denn Eis kommt in deinem eigenen Plan ja gar nicht vor. Und BÄÄÄHHHMMM, da ist sie wieder mit voller Gewalt: die kindliche Wut. Das Kind wirft sich auf den Boden und schreit und weint und schimpft, scheint in seiner – für dich völlig unverständlichen, denn schließlich geht es doch nur um ein Eis – Wut gefangen zu sein und ist überhaupt nicht mehr ansprechbar.
Was ist passiert? Du hast soeben seine Pläne durchkreuzt, die Wut kommt – wie bei dir an dem Abend, an dem du es nicht auf die Couch geschafft hast – unvermittelt in ihm hoch und es explodiert. Dein Kind ist aber noch nicht in der Lage, sich, wie du selber, zu beherrschen. Ihm fehlt es an der nötigen Reife im Gehirn und an Handlungsalternativen. Es kann nur über Emotionen, nicht über Sprache reagieren und wird davon meist selbst völlig überrascht.
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Hallo Wut, wo ist denn hier der Ausweg?
Wir Eltern sind häufig überfordert von solchen Wutanfällen, weil wir oft im Alltagsstress verpassen, genau hinzuschauen. Was passierte vor dem Wutanfall? Wie bin ich auf das Gesagte, auf die Wünsche und Ideen des Kindes eingegangen? Es geht gar nicht darum, dem Kind jeden Wunsch zu erfüllen, es geht aber darum, hinzuschauen, und zuzuhören. „Ich kann verstehen, dass du gerne ein Eis hättest, aber wir haben heute leider keine Zeit dafür. Das tut mir leid.“ Alleine mit diesem Satz geht zwar bestimmt die Traurigkeit über das verpasste Eis nicht verloren, aber zumindest die Wut und die Hilflosigkeit des Kindes. Du hast zugehört und Verständnis gezeigt, du hast empathisch reagiert und das Kind fühlt sich gehört.
Nun braucht es wahrscheinlich nur noch ein bisschen Trost, um die Traurigkeit auch noch zu verarbeiten, dann wird es dem Kind wieder besser gehen. Dir bestimmt auch, denn du brauchtest nicht dagegen anzuschreien oder zu schimpfen. Das spart euch beiden wertvolle Energie und Reserven.
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Es geht dabei gar nicht darum, negative Gefühle wegzuschieben . Es sollte vielmehr darum gehen, die Gefühle auf beiden Seiten ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben. Nichts anderes wünschen wir uns doch auch mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen, oder?
Liebe Imke, danke für den hilfreichen Einblick in die kindliche Psyche und die Tipps, wie wir uns verhalten können wenn uns der nächste Wutanfall trifft. Da darf man ja fast schon gespannt sein, wie wir ab jetzt da wieder rauskommen!
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Photocredits:
Titelbild: porchn_chin
Junge auf Wiese: Amarpreet25
Junge schwarz/weiß: PublicDomainPictures
Alle via Pixabay
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Welche Gedanken schießen euch durch den Kopf, wenn an der Supermarktkasse nebenan gerade ein filmreifer Wutanfall ausbricht und die Mama mit hängenden Schultern neben ihrem Nachwuchs steht? Ein Urteil über das Verurteilen.
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So sieht der Alltag mit Kindern nämlich wirklich aus, eine 24h-Achterbahn-der Gefühle. Wie viele Wutanfälle da jetzt noch zwischen passen, könnt ihr ja beim Lesen mal zählen.
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Die Terrible Twos, dem einen stehen sie noch bevor, der anderen hängen sie noch ordentlich nach. Ein ehrlicher, herzlicher und Überaus amüsanter Artikel zum Gefühlsleben einer Zweijährigen und deren Mama.
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Für unsere Serie “The Day that…” freuen wir uns über jede Mummy unter Euch, die einen Gastbeitrag schreiben und ihre Erlebnisse und Eindrücke bei der Geburt ihres Kindes mit uns teilen möchte – Bei Interesse schreibt uns eine Nachricht an: info@mummy-mag.de.
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